Das Ulmer Münster und die Neger

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Von Deep Roots (post-AdS)

Als ich am 13. Juli 2010 im Zuge einer Reise durch Süddeutschland Ulm besuchte und den 161,5 Meter hohen Turm des ab 1377 erbauten Ulmer Münsters bestieg, kam mir angesichts der beeindruckenden bautechnischen, wirtschaftlichen, architektonischen, handwerklichen und organisatorischen Leistung, die hier von mittelalterlichen Deutschen mit diesem gewaltigen, komplexen Bauwerk hingestellt worden ist, ein Gedanke, aus dem die Grundidee zu diesem nun vorliegenden Artikel wurde.

Eine gängige weißenkritische Erklärung der Gutmenschen und Juden für die wirtschaftliche und zivilisatorische Kluft zwischen der europäischen Zivilisation und dem nichtweißen Rest der Welt, insbesondere gegenüber Afrika, ist ja die Behauptung, daß die Europäer sich ihren Vorsprung in unfairer Weise durch Ausbeutung nichtweißer Völker herausgeholt hätten, während jene nichtweißen Völker durch ebendiese Ausbeutung und durch die Fremdherrschaft der Weißen unten gehalten worden seien. Ohne europäische Kolonialherrschaft wären sie – auch die Afrikaner – laut dieser Argumentation bis heute auf einem ähnlichen Stand wie wir angelangt oder würden nicht weit hinter uns zurückliegen. Ihr Zivilisationspotential sei ähnlich hoch wie unseres, und mit ausreichend wirtschaftlicher Unterstützung und Bildungsförderungsmaßnahmen wie die Initiative One Laptop per Child von Nicholas Negroponte könnte selbst das hinterste Afrika zu unserem Lebensstandard aufschließen, weshalb wir ihnen diese Unterstützung schulden würden.

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Natürlich ist diese Vorstellung völliger Blödsinn, was allein schon eine Betrachtung historischer Fakten klarmacht. Zum Beispiel war Äthiopien nie unter europäischer Kolonialherrschaft (nur zwischen 1936 und 1941 von Italien besetzt), und doch ist dieses Land heute nicht besser dran als der Durchschnitt Schwarzafrikas. Ebenso der westafrikanische Staat Liberia, der seit seiner Gründung im Jahr 1821 auf eine durchgehende Unabhängigkeit zurückblicken kann. Auch Thailand ist nie unter europäische Kolonialherrschaft geraten, weil die Diplomaten des Königreichs Siam die europäischen Mächte, die dort Kolonialinteressen gehabt hätten, geschickt gegeneinander auszuspielen verstanden. Dennoch hat Thailand heute keinen merklichen Vorsprung gegenüber den anderen südostasiatischen Ländern. Jedoch ist Südostasien insgesamt heute sicherlich deutlich besser entwickelt und hat einen höheren durchschnittlichen Lebensstandard als Schwarzafrika. Es gibt also auch zwischen den verschiedenen nichtweißen Rassen Unterschiede in der Zivilisationsfähigkeit.

Zudem hat die großflächige europäische Kolonialherrschaft in Afrika und Asien meistenorts erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen, und auch in der Neuen Welt besaßen zunächst eine Weile lang nur Spanien und Portugal nennenswerte Kolonien, während viele europäische Länder niemals welche hatten.

In Westafrika begann der Kontakt mit den Europäern erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit den Entdeckungsfahrten portugiesischer, später auch englischer, französischer und niederländischer Seefahrer, die dort lange nur örtliche Niederlassungen als Stützpunkte für die Versorgung ihrer Schiffe und für den Handel mit den Einheimischen besaßen. Zu dieser Zeit waren Westafrika und die Sahelzone von afrikanischen Großreichen wie Mali, Ghana, Songhai, Mamprussi, Mossi, Dagomba und Ashanti beherrscht, die auf Sklavenhaltung beruhten und vom Handel mit Elfenbein, Hirse, Gold – und Sklaven lebten; von letzteren wurden viel mehr in den arabischen Raum verkauft als in die transatlantischen Kolonien der Europäer.

Im Senegal konnte Frankreich seinen Kolonialherrschaftsanspruch erst 1791 durchsetzen und bekam das Land auf der Berliner Afrika-Konferenz von 1884/85 zugesprochen, die die Grundlage für die Aufteilung Afrikas im folgenden Wettlauf um Kolonien bildete, während England das kleine Gambia bekam. In den Niger entsandte Frankreich erst Ende des 19. Jahrhunderts eine Militärexpedition, um eine sichere Verbindung zwischen seinen Kolonien Französisch-Westafrika und Französisch-Zentralafrika zu schaffen, und es konnte dort selbst im frühen 20. Jahrhundert nur eine minimale Kontrolle etablieren. In den Tschad drangen 1890 erstmals französische Truppen ein, die erst zehn Jahre später den arabischen Heerführer Rabeh Zobeir besiegen konnten, welcher aus dem Sudan in das Land eingefallen war, in dessen Norden der Widerstand gegen die französische Inbesitznahme bis 1930 andauerte. 1960 war der Tschad schon wieder unabhängig. In Guinea kam es erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts an der Küste zur Gründung erster französischer Niederlassungen. Im Landesinneren bestand ein von Samori Touré (1835 – 1900) gegründetes Reich, das außer weiten Teilen des heutigen Guinea auch Teile von Mali und der Côte d’Ivoire umfaßte und dessen Widerstand erst 1898 gebrochen wurde. 1904 wurde das Land der Kolonie Französisch-Westafrika angeschlossen, und 1958 erhielt es die Unabhängigkeit.

In Sierra Leone legten die ersten britischen Händler in der Mitte des 16. Jahrhunderts erste feste Handelsstützpunkte an. 1797 wurde auf Betreiben der britischen Antisklavereibewegung ein 250 km2 großes Gebiet um die spätere Hauptstadt Freetown erworben, um dort befreite Sklaven sowie einige mittellose Briten anzusiedeln. 1808 wurde der Besitz der „Sierra-Leone-Gesellschaft“ britische Kronkolonie, während das Hinterland erst 1896 nach bewaffnetem Widerstand der Einheimischen gegen die Kolonisierung unter britisches Protektorat gestellt wurde. An der Elfenbeinküste, der heutigen Côte d’Ivoire, ließen sich ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts französische Seefahrer und Missionare nieder. Nach der kolonialen Inbesitznahme durch Frankreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann dort die Entwicklung einer weltmarktorientierten tropischen Landwirtschaft. 1960 wurde das Land in die Unabhängigkeit entlassen.

Obervolta, das heutige Burkina Faso, wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts von Frankreich besetzt und unter Militärverwaltung gestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es in das französische Kolonialreich eingegliedert, und 1960 folgte die Unabhängigkeit. In Ghana, wo ab Ende des 15. Jahrhunderts verschiedene europäische Nationen Stützpunkte und Handelsniederlassungen gegründet hatten, bestimmte zum Großteil das Ashanti-Reich den Gold- und Sklavenhandel mit den Europäern. Als die Briten zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Sklavenhandel aufhoben und auf der Suche nach neuen Nutzungsmöglichkeiten weiter ins Landesinnere vordrangen, schlug die einst profitable Zusammenarbeit mit den Ashanti in Feindseligkeit um. Im Verlauf der mehrere Jahrzehnte dauernden „Ashanti-Kriege“ verdrängten die Briten alle anderen Europäer, schlossen mit den Fanti-Küstenstaaten Schutzverträge ab und erklärten die Küstenregion 1874 zur britischen Kronkolonie. Rund zwanzig Jahre später wurde auch die Nordregion zum Protektorat erklärt. Den Widerstand der Ashanti konnten die Briten erst 1901 brechen; aus Sorge vor neuen kriegerischen Auseinandersetzungen gewährten sie jedoch 1935 den Ashantiherrschern beschränktes Hoheitsrecht und legalisierten die Wiederherstellung der „Ashanti-Konföderation“. 1957 wurde Ghana unabhängig.

Diese kurze Übersicht über einen Teil der westafrikanischen Kolonialchronologie ließe sich in ähnlicher Weise für ganz Afrika fortsetzen; sie zeigt jedenfalls, daß die europäische Kolonialherrschaft in Afrika erst viel später begann, als der breiten Öffentlichkeit mit ihrem meist nebulosen Geschichtswissen bewußt ist, und daß die „jahrhundertelange koloniale Ausbeutung“ eine Fiktion ist.

Die obigen Fakten hatte ich zwar nicht so detailliert im Kopf, als ich die 768 Stufen zur obersten Galerie des Ulmer Münsters in 143 Metern Höhe emporstieg und das Bauwerk in seinen Dimensionen und den Details seiner Ausführung bewunderte, aber der zeitliche Rahmen dieser Kolonialisierungsgeschichte war mir doch bekannt.

Blick vom Hauptturm des Ulmer Münsters, dem höchsten Kirchturm der Welt, auf die beiden 86 Meter hohen Chortürme.

Blick vom Hauptturm des Ulmer Münsters, dem höchsten Kirchturm der Welt, auf die beiden 86 Meter hohen Chortürme.

Und da kam mir der Gedanke, daß hier zu einer Zeit, als sich noch kein einziger Europäer überhaupt in Afrika aufhielt – außer als verschleppter Sklave in einem der Barbareskenstaaten – und auch Amerika noch nicht entdeckt war; als Europa daher noch gar nicht von irgendeiner „kolonialen Ausbeutung“ profitiert haben konnte, mittelalterliche Europäer diese erstaunliche Leistung vollbracht hatten, während es zur selben Zeit wohl in ganz Schwarzafrika nur primitive Lehmhütten und höchstens ein paar größere Lehmbauten in der Art der Moscheen von Timbuktu gab.

Zwar war mir zu dieser Zeit noch nicht bekannt, daß der 1377 begonnene Bau des Ulmer Münsters nach 1543 wegen innenpolitischer Spaltungen, der Reformation und Geldknappheit drei Jahrhunderte lang nicht mehr fortgesetzt worden war und die Vollendung der Chortürme und die Errichtung der unten abgebildeten Spitze des Hauptturms erst in der zweiten Bauphase von 1844 bis 1890 zustandekam, weshalb das Bauwerk in der Zwischenzeit nur in der Form bestanden hatte, wie auf den nachfolgenden beiden Bildern zu sehen ist.

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Aber das ist in diesem Zusammenhang ohne Belang, denn geplant war das Münster schon im Mittelalter in diesem Ausmaß; beim Fertigbau folgte man der mittelalterlichen Absicht, soweit damals noch nachvollziehbar, die Strebebögen haben historische Vorbilder, und es ist anzunehmen, daß der Bau ohne die dazwischengekommenen Widrigkeiten bereits im 16. Jahrhundert ungefähr so ausgeführt worden wäre.

Das Ulmer Münster, um 1643…

Das Ulmer Münster, um 1643…

…und hier im Jahr 1887 mit neugotischen Strebebögen und Chortürmen.

…und hier im Jahr 1887 mit neugotischen Strebebögen und Chortürmen.

Außerdem ist das Ulmer Münster nur ein Beispiel für die vielen gotischen Kathedralen, die noch vor dem Zeitalter der Entdeckungen überall in Europa entstanden, wie zum Beispiel der Kölner und der Regensburger Dom, der Stephansdom in Wien, Notre-Dame de Paris, der Markusdom in Venedig oder der Nidarosdom in Trondheim. Und diese monumentalen Kirchenbauten sind nur ein Teilbereich der vielen baulichen, technischen, wissenschaftlichen und kulturellen Errungenschaften, die es in Europa bereits im Zeitraum vom Mittelalter bis vor Beginn der großflächigen Kolonialisierung der außereuropäischen Welt gab, während Vergleichbares in Afrika und vielen anderen primitiven Weltgegenden gar nicht zu finden war und anderswo nur in viel geringerem Ausmaß.

Es gab Burgen und Schlösser, Patrizierhäuser und ummauerte Städte, Mühlen und Universitäten, ausgebaute Hafenanlagen und Binnenschiffskanäle mit Schleusen, Segelschiffe für interkontinentale Reisen, Postdienste, Fernstraßenverbindungen und große gemauerte Brücken. Ein bedeutendes Beispiel für letztere ist die 336 Meter lange und acht Meter breite Steinerne Brücke in Regensburg, welche die älteste erhaltene Brücke Deutschlands ist und als Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst gilt. Sie wurde im Zeitraum von 1135 bis 1146 erbaut, ist also schon 870 Jahre alt!

Die Steinerne Brücke in Regensburg mit dem Dom im Hintergrund.

Die Steinerne Brücke in Regensburg mit dem Dom im Hintergrund.

Eine der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt ist der Ponte Vecchio in Florenz: Errichtungszeitraum 1333 bis 1345; der überdachte Übergang über die Ladenzeile, die es schon seit der Fertigstellung gibt, wurde 1565 gebaut.

Der Ponte Vecchio, der in Florenz den Arno überspannt.

Der Ponte Vecchio, der in Florenz den Arno überspannt.

Unter den vielen technischen Entwicklungen in Europa sei neben dem Buchdruck nur beispielhaft die Optik hervorgehoben: Brillen als Sehhilfen gab es ab dem Ende des 13. Jahrhunderts; die ersten Mikroskope wurden um 1595 hergestellt, 1608 wurde vom holländischen Brillenmacher Hans Lipperhey das Galilei-Fernrohr erfunden und danach von Galileo Galilei verbessert, und 1611 entwickelte Johannes Kepler das nach ihm benannte Fernrohr.

Während all dies in Europa geschah und man sich daran machte, die Welt zu erforschen und zu erschließen und mit den neuen Fernrohren sogar fremde Himmelskörper zu erkunden, gab es in Schwarzafrika nichts auch nur annähernd Vergleichbares.

Derselbe krasse zivilisatorische Unterschied zeigt sich, wenn man die Antike betrachtet:

Zu dieser Zeit befand sich kein Europäer südlich der Sahara, um Neger „auszubeuten“, und dennoch entstand im europäischen Mittelmeerraum die griechisch-römische Zivilisation mit einer Schriftkultur, einem hohen Stand der Kunst, einem hohen gesellschaftlichen großräumigen Organisationsgrad und nicht nur den allgemeiner bekannten Bauwerken und verkehrstechnischen Leistungen (Fernstraßen, Steinbrücken, Aquädukte, Schiffe), sondern auch verblüffenden technischen Errungenschaften wie die unten abgebildete Turbinenmühle aus dem 3. nachchristlichen Jahrhundert, deren Überreste man bei Chemtou am Medjerdafluß im damals römischen Tunesien gefunden hat und mit der bereits die 1913 erfundene Kaplanturbine vorweggenommen wurde:

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Auch die Kelten nördlich und westlich der Römer standen damals bereits kurz vor der Entwicklung zur Hochkultur und hatten vor allem im Bereich der Metallverarbeitung Produkte vorzuweisen, die in der griechisch-römischen Mittelmeerwelt sehr gefragt waren. Daß sie noch nicht ganz zu dem Zivilisationsniveau ihrer südlichen und östlichen Nachbarn aufgeschlossen hatten, lag nicht etwa an irgendwelchen Defiziten ihrerseits, sondern nur an ihrer relativen Randlage gegenüber der verkehrstechnisch und klimatisch begünstigten Mittelmeerwelt und an der etwas geringeren Bevölkerungsdichte ihrer Länder. Ähnliches gilt für die Germanen und Slawen nördlich und östlich von ihnen, die diesbezüglich durch eine noch ausgeprägtere Randlage und eine noch geringere Besiedelungsdichte noch stärker benachteiligt waren.

Was gab es im selben Zeitraum in Schwarzafrika an Vergleichbarem? Nichts, nur dieselbe Negerprimitivität wie in allen späteren Jahrhunderten und wie auch heute noch überall dort, wo sie nicht durch den Einfluß der Weißen gemildert wird.

Damals in Ulm hatte ich mir auch schon überlegt, daß Afrika eigentlich durch die Bevölkerungsentwicklung hätte klar begünstigt sein müssen: Eine wichtige Voraussetzung für den Beginn einer kulturellen, technischen und wirtschaftlichen Höherentwicklung ist eine ausreichende Bevölkerungsdichte, die eine Spezialisierung nach Tätigkeiten und eine Vermehrung und Weitergabe von Wissen und Fertigkeiten von einer Generation zur anderen ermöglicht. Wenn zum Beispiel der Bedarf an Töpferwaren für ein Dorf weitgehend von einem Töpfer hergestellt wird, so ist das für diesen ein geringerer Aufwand, als es in Summe für die Dorfbewohner wäre, wenn jeder seine Sachen selber herstellen müßte. Einem Töpfer, der normalerweise sowieso jemand sein wird, dem diese Tätigkeit überdurchschnittlich liegt, wird dieselbe Arbeit aufgrund seiner Begabung und seiner Übung schneller von der Hand gehen, und beim Brennen werden ihm aufgrund seiner Erfahrung seltener Stücke kaputtgehen.

Da die Menschheitsentwicklung in Afrika ihren Anfang genommen hat und es dort daher schon viel länger Menschen gegeben haben muß als anderswo auf der Welt, muß dort auch die Bevölkerungsdichte früher ein bestimmtes Maß erreicht haben. Und tatsächlich wurde mir diese Überlegung ein knappes Jahr später in einem Artikel in „Spektrum der Wissenschaft“ 6-2013 mit dem Titel „Die Geburt der Kreativität“ (Autorin: Heather Pringle) bestätigt, aus dem ich den folgenden Abschnitt zitiere (fette Hervorhebung im zweiten Absatz von mir):

Die Macht ausgedehnter sozialer Kontakte

Es leuchtet ein, dass sich unsere Vorfahren bei derartigen sozialen Kompetenzen und geistigen Fähigkeiten nicht schwer damit taten, Wissen und Fertigkeiten weiterzugeben. Dieser Aspekt ist für eine kulturelle Höherentwicklung zwar eine wesentliche Voraussetzung. Allerdings kann das allein nicht den gewaltigen Kultursprung erklären, der beim Homo sapiens vor 90.000 bis 60.000 Jahren in Afrika und vor 40.000 Jahren in Europa auffällt. Er erforderte wohl einen zusätzlichen Anschub. Nach Untersuchungen des Evolutionsgenetikers Mark Thomas vom Londoner University College und seinen Kollegen sorgte für diesen ein Bevölkerungszuwachs, der größere Gruppen und mehr Begegnungen zwischen ihnen mit sich brachte. Wie die Forscher in Modellen zeigen, geschieht es in einer großen Gruppe von Jägern und Sammlern eher als in einer kleinen, dass jemandem etwas Geniales einfällt und dass eine Neuerung überdauert. Vor allem aber stacheln sich konkurrierende, vielleicht auch befreundete Gruppen, die einander begegnen, gegenseitig zu Verbesserungen an, lernen voneinander und greifen Neuerfindungen begierig auf. Der enge Kontakt zu Nachbarn und der Austausch wären also entscheidend. Laut Thomas war überragende Schlauheit gar nicht so maßgeblich. Wichtiger für die rasante Kulturevolution wäre eine gute soziale Vernetzung gewesen.

Thomas und seine Kollegen simulierten dies zunächst für Europa. Aus genetischen Daten der heutigen Bevölkerung erschlossen sie die Menschenzahl und Bevölkerungsdichte für Homo sapiens am Beginn des Jungpaläolithikums, also zu jener Zeit, als die moderne Kultur in Europa aufblühte. Ähnliche Berechnungen machten sie dann für afrikanische Populationen, wobei sie deren Wachstum und Bevölkerungsverschiebungen einbezogen. Heraus kam, dass die Menschheit in Afrika vor gut 100.000 Jahren die gleiche Dichte erreichte, wie sie später im frühen Jungpaläolithikum in Europa herrschte. Die Simulationen zeigten auch, wie stark umfangreiche soziale Netze die Kreativität antreiben.

Afrika hatte also gegenüber den altsteinzeitlichen Europäern vor ungefähr 40.000 Jahren einen Vorsprung von etwa 60.000 Jahren in der Entwicklung der Bevölkerungsdichte! Und zudem war es in Afrika die ganze Zeit einigermaßen warm, während in Europa danach noch fast dreißigtausend Jahre lang Eiszeit war und die Bevölkerungsdichte der Europäer und ihre Gesamtzahl in diesem Zeitraum entsprechend langsam wachsen konnte.

Wenn es also keine grundlegenden biologischen Unterschiede in den durchschnittlichen geistigen und verhaltensinstinktiven Potentialen der Afrikaner und der Europäer gäbe, dann müßte Afrika uns heute wissenschaftlich, technisch und zivilisatorisch mindestens sechzigtausend Jahre voraus sein. Es hätten dann die Neger sein müssen, die uns (und den Rest der Welt) entdeckt und eine global vorherrschende Zivilisation geschaffen haben, und das schon vor so langer Zeit, daß heute jegliche Erinnerung daran in irgendwelchen Überlieferungen verlorengegangen wäre.

Ian Craig 1981 cover Der Ewige Krieg von Joe Haldeman

Sie hätten bis jetzt ein wissenschaftliches und technisches Niveau erreicht haben müssen, das wir uns gar nicht vorstellen können. Sternenschiffe dieser afrikanischen Zivilisation müßten schon lange zwischen unserem Sonnensystem und fernen Planetensystemen reisen und die Erforschung und Besiedelung vieler fremder Welten durch schwarze Raumfahrer und Kolonisten ermöglichen.

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So ist es aber nicht gekommen. Und kein Europäer hat die Neger daran gehindert, ihre sechzigtausend Jahre Vorsprung zu nutzen und diese alternative Zukunft zu verwirklichen. Stattdessen lebten sie zu der Zeit, als wir erstmals zu ihnen kamen, fast noch auf steinzeitlichem Niveau, während wir bereits Hochseeschiffe für weltweite Fahrten hatten und die Welt und das sie umgebende Universum wissenschaftlich zu erforschen begannen.

*     *     *     *     *     *     *

Siehe auch:

„Out of Africa“: Neger, Neandertaler, Denisovaner und wir von mir

Die ersten Homo sapiens in Europa waren keine Neger von mir

Biologische Realität, Teil 1,  Teil 2 und Teil 3 von Kevin Alfred Strom

Rasse, Evolution und Verhalten von J. Philippe Rushton (PDF, 104 Seiten)

Astronomie im prähistorischen Europa von Fjordman

Haben prähistorische Europäer Fahrzeuge mit Rädern erfunden? von Fjordman

IQ und menschliche Leistungen – die Debatte geht weiter von Fjordman

Warum haben die Europäer die moderne Welt geschaffen? – Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4 von Fjordman

Die seltsame Zivilisation von Fjordman

Der schwarze Grundzustand von Colin Liddell

Wie die Moslems nicht die Algebra erfanden von Enza Ferreri

Moral und abstraktes Denken von Gedaliah Braun

Eine wunderbare Rasse – Teil 1 und Teil 2 von James Bronson

Roots: Die Vorgeschichte von Penelope Thornton

Koloniales Erbe von Sarah Maid of Albion

Die Wurzeln der Zivilisation von William Pierce

Die Torheit der von Weißen gesponserten Entwicklung von Alex Kurtagić

Haiti darf nicht wiederaufgebaut werden von Alex Kurtagić

Ja, Afrika muss zur Hölle gehen von Alex Kurtagić

*     *     *

Neue Kommentarpolitik auf „Morgenwacht“: Wie bereits hier unter Punkt 1 angekündigt, am Schluß dieses Kommentars wiederholt als Absicht geäußert und in diesem Kommentar endgültig festgelegt, werden neue Kommentatoren nicht mehr zugelassen und sind die Kommentarspalten nur noch für die bereits bekannte Kommentatorenrunde offen.

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18 Kommentare

  1. Deep Roots

     /  November 27, 2016

    Wieder ein ewig vor mir hergeschobenes Artikelprojekt doch noch fertiggestellt – nach knapp sechseinhalb Jahren!

    Bei der Arbeit an diesem Beitrag bin ich im Buch „Afrika südlich der Sahara“ aus der Reihe „Unsere Welt heute“ (Bertelsmann 1992) auf die Information gestoßen, daß der Name „Äthiopien“ vom griechischen Wort Aithíopes („verbrannte Gesichter“) kommt, mit dem damals zunächst alle Afrikaner südlich von Ägypten bezeichnet wurden. Falls ihr also einmal ein Codewort für Neger braucht…

    Und im Band „Nordafrika und Arabische Halbinsel“ aus derselben Reihe steht im Kapitel über Gambia ganz unschuldig:

    Die Bevölkerung von weniger als einer Million Einwohnern gehört überwiegend zum Volk der Sudanneger.

    Im erstgenannten Band wird übrigens die Einwohnerzahl von Nigeria mit Stand 1990 mit 113.016.000 angegeben. Laut dem Artikel „Eine Stadt ohne Atempause“ über die ehemalige nigerianische Hauptstadt Lagos im aktuellen Dezemberheft von GEO sind es heute bereits knapp 187 Millionen, wovon fast die Hälfte in Städten wohnen soll.

    • bastimaxi

       /  November 29, 2016

      Maximalpigmentierter ist schon ok.

      Ich liebe die deutsche Sprache. Man versucht uns Wörter zu verbieten aber „wir“ entwickeln ein neues Wort was tausendmal lustiger ist und es kommt mit der doppelten Wucht zurück 🙂

      Deswegen will man auch die deutsche Sprache verhunzen. Weil sie so exakt ist und kein Schwadronieren zulässt. Deutsch muss wieder Wissenschaftssprache werden. Englisch ist ok für geistlose Gespräche usw. Ist ja auch in Ordnung. Früher habe ich Englisch gehasst (Besatzersprache). Heute bin ich froh mich mit Kameraden aus Südafrika, England, USA, Australien unterhalten zu können. So kann man aus einem Nachteil noch einen Vorteil machen.

      Der deutsche Geist ist der Geist der Freiheit.

      • Offenbar ist bastimaxi (alias Sebastian Knoth) nicht bewußt, daß weder „maximal“ noch „Pigment“ ein deutsches Wort ist (beide Begriffe stammen aus dem Lateinischen (das auch einmal eine „Besatzersprache“ war), und deutsch ist bei „Maximalpigmentierter“ nur die Zusammenfügung zu einem Wort und die Endung; auf Englisch z. B. hieße es „maximally pigmented“).

        Und bezüglich „Englisch ist ok für geistlose Gespräche“ erinnere ich daran, daß sehr viele der hier auf Morgenwacht veröffentlichten anspruchsvollen Artikel ursprünglich auf Englisch formuliert und von mir oder anderen erst nachträglich ins Deutsche übersetzt wurden.

      • „…und kein Schwadronieren zulässt.“

        Alibaabelfisch/KÄPSELE/Ichselbst/Monk widerlegt das mit seinem Geschwurbel, und wenn man wollte, könnte man weitere Beispiele finden.

        „Deutsch muss wieder Wissenschaftssprache werden.“

        Ist es doch – siehe dieses 12minütige Video von Langfocus über die deutsche Sprache

        Ein paar Aussagen daraus: Deutsch ist die am verbreitetsten gesprochene Sprache in der Europäischen Union. Es ist auch eine der am verbreitetsten gelehrten Sprachen der Welt – zwischen 75 und 100 Millionen Menschen haben es als Fremdsprache studiert. In den Vereinigten Staaten und in Europa ist es die am drittmeisten unterrichtete Fremdsprache. Ein Zehntel der Bücher der Welt werden auf Deutsch veröffentlicht. Deutsch ist auch die weltweit am zweitmeisten verwendete Wissenschaftssprache. Paul – der kanadische Vortragende des Videos – kennt einige Doktoren, und alle haben etwas Lesekompetenz in Deutsch, weil so viele wissenschaftliche Forschungsarbeiten auf Deutsch dokumentiert werden.

        Kein Grund also, über einen vermeintlichen Abstieg/Niedergang/Untergang der deutschen Sprache zu jammern.

      • Noch ein Video von Langfocus, aus dem erkennbar wird, daß auch manche Engländer einen „Besatzersprachenkomplex“ haben – gegenüber den lateinischstämmigen Elementen im heutigen Standardenglisch:

        „Anglisch – Was wäre, wenn Englisch zu 100 % germanisch ist?“

  2. Aisopos für Branntgesicht kenne ich von Arnolt Bronnen.
    Rhodopis – Rosengesicht, von Dontschew, „Schwur unter dem Halbmond“- wobei einem sauer aufstößt, daß Bolschewikipedia von den „angeblichen“ bzw. „vermeintlichen“ Greueln der Osmanen auf dem Balkan faselt. Das Buch bekommt man inzwischen für einen halben Bernanke-Shekel im Antiquariat nachgeworfen.

  3. Jonas

     /  November 28, 2016

    Ein sehr schöner Artikel, ebenso wie die „Wolfsbrüder“, den ich auch sehr interessant fand!

    Hier noch ein zwei Grafiken, die Du, DR, bestimmt schon kennst, und die eine gute Ergänzung zu dem von Dir Gesagten darstellen:

  4. pils

     /  November 28, 2016

    Ja Deep Roots,

    wir haben den Negern nicht verboten den Kühlschrank zu erfinden.

  5. Deep Roots

     /  November 28, 2016

    Stattdessen ist in Europa im Jahr 1533 die kühlende Wirkung von Salpetersalz entdeckt worden, und im Jahr 1672 wurden in Paris mit königlicher Erlaubnis erstmals Eisspezialitäten in einem Café verkauft, die es zuvor nur bei Hofe gab (die wurden wohl auf Basis dieses Prinzips hergestellt).

    Danke für die Verlinkung der Grafiken, Jonas! Ich glaube, die habe ich tatsächlich schon wo gesehen, wahrscheinlich auf National Vanguard.

  6. bastimaxi

     /  November 29, 2016

    Die Himmelsscheibe von Nebra ist auch ein kleiner, aber ganz wichtiger Fund.

    Schwadronieren doch Dumm-Linke immer woanders (bei den Negern?) hätte es schon zu der Zeit astronomisches Wissen gegeben während unsere Vorfahren auf den Bäumen rumgesprungen sind. Von wegen…

    Gut das diese Lügen mit diesem Jahrhundert-Fund endgültig widerlegt wurden.

    Abgesehen davon befinden sich die ältesten Städte nicht im nahen Osten, sondern vor der Küste Indiens unter Wasser.

    Die Geschichtsbücher sind ALLE gefälscht!!

  7. Pferdefreund

     /  November 30, 2016

    „Sie hätten bis jetzt ein wissenschaftliches und technisches Niveau erreicht haben müssen, das wir uns gar nicht vorstellen können. Sternenschiffe dieser afrikanischen Zivilisation müßten schon lange zwischen unserem Sonnensystem und fernen Planetensystemen reisen und die Erforschung und Besiedelung vieler fremder Welten durch schwarze Raumfahrer und Kolonisten ermöglichen.“

    In Anbetracht dieser Kluft fällt es mir immer schwerer, an eine evolutionäre Verbindung zwischen uns Weißen und den Negern zu glauben.

  8. Jouri

     /  November 30, 2016

    @ Pferdefreund Vielleicht ist die einzige Verbindung, der Umstand, daß beide von dem wahrscheinlich in Ostafrika siedelnden Homo sapiens abstimmen. Während die eine Gruppe auswanderte und sich, allen Widrigkeiten zum Trotz, evolutionär und zivilisatorisch erheblich weiterentwickelt hatte, war der Fortschritt der anderen bestenfalls bescheiden. Soweit ich mich entsinne, wurde es bereits thematisiert, daß es auch in Afrika zu genetischen Vermischungen mit anderen Menschenarten gekommen ist.

  9. Ein lesenswerter Artikel von William Pierce von Oktober 1997:

    Slavery and Race

    Nachträgliche Ergänzung – siehe auch diese Wikipedia-Artikel:

    Sklaverei innerhalb von Subsahara-Afrika

    Heutige Sklaverei im Sudan

    Sklaverei in Westafrika

    b>Kinderarbeit und Sklaverei: „Laut einer Ende 2020 veröffentlichten Studie der Universität Chicago gehen in der Elfenbeinküste und Ghana – alleine in der Kakaoproduktion – mehr als 1,5 Millionen Minderjährige Kinderarbeit nach. Stand 2010 wurden laut Menschenrechtsorganisationen etwa 12.000 Kinder als Sklaven auf Kakaoplantagen eingesetzt.“

  10. Durch ein doppelseitiges Bild aus dem Inneren des zwischen ca. 1025 und 1061 erbauten Speyerer Doms im MERIAN-Heft „Pfalz“ bin ich darauf aufmerksam geworden, daß es in Europa bereits eineinhalb bis drei Jahrhunderte vor den gotischen Kathedralen wie dem Ulmer Münster, dem Stephansdom oder Notre Dame de Paris möglich war, sehr große, bautechnisch anspruchsvolle und ästhetisch ansprechende Kirchenbauten zu errichten. Man bedenke: das war im 11. Jahrhundert, zu einer Zeit, als Europa sich gerade erst von den Wirren der Völkerwanderungszeit und den Nachwirkungen des Scheiterns des antiken Globalismusprojektes namens Römisches Reich erholt und sich einigermaßen in einer neuen staatlichen Ordnung konsolidiert hatte – und vier Jahrhunderte bevor überhaupt die ersten portugiesischen Seefahrer den Seeweg um Afrika herum nach Asien zu erforschen begannen.

    Hier ein Blick in das Innere des Mittelschiffs des Speyerer Doms, ähnlich dem Bild im MERIAN-Heft:

    Zu der Zeit, als der Speyerer Dom erbaut wurde, und auch in all den Jahrhunderten danach hat es in ganz Schwarzafrika nirgends etwas hinsichtlich Größe, bautechnischem Anspruch und Schönheit der Ausführung Vergleichbares gegeben.

    Auch die islamische Welt hatte zur Zeit der Errichtung des Speyerer Doms, der damals die größte Kirche des Abendlandes war, architektonisch großteils nur Bescheideneres vorzuweisen oder allenfalls Bauten, die durch Ausnutzung der Arbeitskraft und Expertise unterworfener Christen und unter Übernahme griechischer und römischer Bautechnik möglich waren.

    Siehe hierzu:
    Das Goldene Zeitalter des Islam: Ein architektonisches Nichts von John J. O‘Neill
    Das maurische Spanien: Ein erfolgreiches multikulturelles Paradies? (Teil 1) und Teil 2 von F. Roger Devlin

    Besonders dieser Abschnitt aus Devlins Teil 2 sei hier hervorgehoben:

    Sogar die großartige maurische Architektur, die von modernen Spanientouristen bewundert wird, verbirgt einen Ursprung, der für ihre Erbauer nicht schmeichelhaft ist. Der Islam hat nur wenig einheimische Architekturtradition: er begann als eine Religion der Nomaden der arabischen Wüste, die wenige dauerhafte Bauwerke irgendwelcher Art hatten. Als sich die Religion jedoch ausbreitete, wandelte sie christliche Gotteshäuser in Moscheen um und begann allmählich die römisch-christliche Architektur in ihren eigenen Bauten zu imitieren. Ibn Khaldun weist darauf hin, dass in Nordafrika die von den Arabern selbst gebauten Konstruktionen wegen der Schlampigkeit der Araber, schlechter Materialien und Mangel an bautechnischen Kenntnissen nicht sehr lang hielten.

    In Spanien bauten moslemische Herrscher, indem sie Säulen und andere Baumaterialien von römischen und westgotischen Kirchen kannibalisierten. Arabischen Quellen zufolge war z. B. vieles an der Großen Moschee von Cordoba „mit den Materialien abgerissener Kirchen gebaut, die auf den Köpfen der christlichen Gefangenen nach Cordoba gebracht wurden.“ Sogar die Technik des Abwechselns von rotem Ziegel und weißem Stein, die beim Bau der Bögen dieses gefeierten Juwels maurischer Architektur angewandt wurde, ist von einer römischen Technik namens opus vittatum mixtum übernommen, die immer noch an überlebenden römischen Aquädukten in Spanien zu sehen ist. Die Mosaiken der Moschee sind von Griechen gemacht.

  11. Heute bin ich auf diesen Kurzartikel auf BZ-Berlin gestoßen, der zwar vom 26. Oktober 2006 und somit hinsichtlich der darin geäußerten Absichten überholt ist, aber einen anderen Punkt enthält, um den es mir hier geht (fette Hervorhebung von mir):

    Arabella Kiesbauer will ein Kind aus Ghana vom Stamm der Aschanti adoptieren

    Angelina Jolie hat es getan, Madonna auch, jetzt eben Arabella Kiesbauer (37): Ein Kind aus Afrika adoptieren, ihm all das schenken, was man im Überfluss zu geben hat: Liebe, Fürsorge – und eine Zukunft. Alles nur ein Promi-Trend? Nicht für Arabella: „Ich bin naiv genug zu glauben, dass man eine Adoptionsentscheidung aus ganz, ganz starker Liebe und aus einem ganz, ganz starken Kinderwunsch heraus trifft!“, so die Moderatorin in „News“.

    Seit zwei Jahren ist sie mit dem Wiener Florian Eblinger (34) verheiratet. Ein Kind fehlt noch. Tick – tack – hören wir da die biologische Uhr? Arabella antwortet ganz realistisch: „Ich weiß auch, dass ich mit 37 Jahren keine Ewigkeit mehr Zeit habe“. Deshalb möchte die Moderatorin auch ein fremdes Kind annehmen: „Die Adoption eines afrikanischen Kindes vom Stamm der Aschanti, wo mein Papa Sammy seine Wurzeln hat – das ist ein ganz frischer, wunderschöner, emotionalisierender Gedanke.“ Sammy Amissah verließ Frau und Tochter, als Arabella zwei Jahre alt war – er hatte das Heimweh nach Afrika nicht ertragen. 1995 wollte sie den Vater besuchen, ihre Wurzeln erforschen. Zu spät. Drei Wochen vor Abflug verstarb er. Nun wird sie ihre Spurensuche nachholen, endlich nach Ghana reisen: „Ich möchte zurückfinden zu meiner afrikanischen Seite, zu dem Afrika, das ich von klein auf im Herzen trage und dennoch viel zu wenig kenne.“ Ob sie ihr Wunschkind gleich mitbringen wird?

    Aus dieser Adoptionsabsicht wurde nichts; stattdessen hat Arabella Kiesbauer mittlerweile zwei eigene (überraschend wenig afrikanisch aussehende) Kinder von ihrem Mann.

    Worum es mir hier geht, ist dies: selbst wenn man so etwas wie erbliche historische Kollektivschuld gelten lassen würde, z. B. für Sklaverei und koloniale Ausbeutung anderer Völker, so würden Arabella und ich von unseren österreichischen Vorfahren her keine solche Kollektivschuld tragen.

    Jedoch müßte sie sich dann einen Kollektivschuldvorwurf von den Nachfahren jener afrikanischen Völker gefallen lassen, die von den Aschanti, von denen sie väterlicherseits abstammt, im Rahmen von deren Großreich unter intra-afrikanische Kolonialherrschaft gezwungen, ausgebeutet, versklavt und als Sklaven an die Araber und Europäer verkauft wurden.

  12. Noch ein Fund, diesmal auf BILD vom 31. August 2007 (fett im Original):

    Arabella Kiesbauer: Sie hat ihre Schwestern in Afrika gefunden

    Wien – Sie suchte ihren Vater. Und sie fand eine ganze Familie …

    In diesem Sommer war TV-Moderatorin Arabella Kiesbauer (38) nach Ghana aufgebrochen, weil sie am Tod ihres 1999 verstorben Vaters Sammy Amissah († 60) zweifelte (BILD berichtete).

    Doch an seinem Grab wurde sein Tod für sie schreckliche Gewissheit.

    Im Buch „Mein afrikanisches Herz“ (erscheint am 5. September) erzählt Arabella jetzt, wie die Reise nach Ghana ihr Leben für immer veränderte.

    Gleich nach ihrer Ankunft machte ihre Halbschwester Jenny sie mit den neuen Familienverhältnissen vertraut: „Unser Vater hatte sechs Kinder, fünf davon waren Mädchen. Die beiden älteren Schwestern sind schon gestorben. Barbara ist 48 Jahre alt, als Nächste kommst du. Ich bin 27 und dann ist da ja noch unser jüngster Bruder Kwesi. Die lebenden vier Kinder sind von vier verschiedenen Müttern.“

    Für Arabella eine Überraschung. Sie schreibt: „Aus Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass mein Vater kein Kind von Traurigkeit gewesen ist, aber dass er derartig umtriebig war, damit habe ich nicht gerechnet.“

    Schon nach kurzer Zeit kamen sich die Geschwister näher.

    Arabella beschreibt ihre Schwester als liebevoll: „Jenny ist etwas rundlicher als ich und hat wunderschöne Katzenaugen, die mindestens so einnehmend sind wie ihre offene Art.“

    Die Moderatorin will den Kontakt zu ihrer afrikanischen Familie jetzt nie wieder abreißen lassen.

    Es wird also wohl doch nicht nur das „Heimweh nach Afrika“ gewesen sein, wie es im anderen von mir zitierten Artikel heißt, sondern auch der Drang, der einengenden europäischen Kulturnorm der Monogamie zu entfliehen und die afrikanische Polygamieneigung auszuleben, wovon ihn nicht einmal die Attraktivität von Arabellas Mutter Hannelore abhalten konnte:

  13. Und gleich noch ein Nachschlag, diesmal ein Artikel von Simon Inou vom 22. September 2007 auf afrikanet.info:

    Arabella Kiesbauer in Ghana – „Vater gesucht”

    Die familiäre Situation von Arabella Kiesbauer ist kein Einzelfall

    „Vater gesucht“ lautete der Dokumentarfilm über die verzweifelte Suche von Arabella Kiesbauer, berühmteste schwarze TV Moderatorin im deutschsprachigen Raum letzten Freitag im österreichischen TV ORF2 . Ein Problem, das viele Kinder bikultureller Ehen bzw. Beziehungen mit einem Elternteil aus einem afrikanischen Land sehr gut kennen.

    In 36 Minuten versuchte Regisseur Thomas Rilk 38 Jahre Trennung zwischen Arabella Kiesbauer und ihrem Vater emotional und bildlich darzustellen. Keine einfache Arbeit. Wir lernten daraus, dass der Vater aus Kuntu aus dem Süden Ghana stammt; dass Arabella mehrere Geschwister sowie eine sehr grosse Familie hat. Ausserdem lernen wir auch, dass die deutsche Mutter von Arabella, Hannelore Kiesbauer, zurück nach Deutschland kehrte um dort zu entbinden. Sie kam nie mehr wieder nach Ghana. Direkte Konsequenz war, dass die jetzige Starmoderatorin ohne ihren Vater bei ihrer Grossmutter Elisabeth in Wien aufwuchs.

    Was wir nicht erfahren ist, dass Arabella schon mehrere Monate auf der Suche nach ihrem Vater war. Da es der Mutter nicht gelungen ist, das Dorf des ehemaligen Mannes zu finden, schaltete Arabella sogar Inserate im Ghanas auflagenstärkster Zeitung „Daily Graphic“ mit dem Titel „Dad, Ebenezer Samuel Mbir Amissah, where are you?“. Dank der Prominenz Arabellas sowie ihres Versprechens, sich aktiv in karitativen Projekten in Ghana zu engagieren, schaltete sich auch die Ghanaische Botschaft in Bern ein (siehe Brief unten). In wenigen Monaten war es so weit. Sie fand endlich ihre Familie sowie das Grab ihres Vaters. Eine späte Versöhnung, die emotional positiv auf Arabella Kiesbauer wirkte. Am Ende des Dokumentarfilmes sagte sie: „Ich werde wieder kommen“.

    Die Situation Arabellas ist kein Einzelfall. In Österreich, Deutschland, der Schweiz und in anderen EU Ländern leben Kinder bi-kultureller Ehen, die ein ähnliches Schicksal mit Arabella teilen. Viele sind auf der Suche nach dem Vater bzw. der Mutter und der Prozess ist lang und psychologisch sehr anstrengend. Leider sind sie nicht berühmt und reich, um staatliche Hilfe – wie im Fall Arabellas Steuergeld (19.600 Euros) – zu erhalten, riesigen Medienwirbel zu erzeugen (Inserate) und darüber hinaus Verleger zu finden, die das Buch herausgeben können (sie Mein afrikanisches Herz von A. Kiesbauer). Leider erhalten diese Kinder auch selten Unterstützung von afrikanischen oder EU Botschaften in ihrer verzweifelten Suche.

    Mit diesem Dokumentarfilm hat Arabella Kiesbauer ein schmerzliches Thema, dass viele Kinder bikultureller afro-europäischer Paare sehr tief betrifft, in die Schlagzeilen gebracht. Dieser kurzer Filmausflug enttabuisiert ein Thema und macht es öffentlich. Vielleicht ein Anfang offiziell über dieses Thema zu reden?

  14. Was es nicht alles gibt – das habe ich gerade gefunden:

    Your Guide to Africanfuturist Science Fiction

    Es gibt auch chinesische SF-Autoren, bei deren Büchern man in den Klappentexten nur chinesische Protagonistennamen findet. Aber in Kommentarsträngen zu SF-Büchern meckern dem Namen nach weiße Kommentatoren, wenn in SF-Büchern weißer Autoren überwiegend weiße Charaktere vorkommen oder (wie in „Toolmaker Koan“) die beiden Hauptpersonen und Sympathieträger weiße und dazu noch blonde Männer sind. Und Gardner Dozois wählte für seinen von George R. R. Martin und Daniel Abraham (((!))) fertiggestellten Roman „Planetenjäger“ (Hunter’s Run) einen Latino als Hauptperson, weil er fand, daß Latinos als SF-Protagonisten unterrepräsentiert sind.