Wie Afrikaner sich von Westlern unterscheiden mögen
von Gedaliah Braun, übersetzt von Osimandia (erstmals erschienen auf As der Schwerter).
Original erschienen in American Renaissance Februar 2009 unter dem Titel Morality and Abstract Thinking – How Africans may differ from Westerners. Der englische Originaltext findet sich unter anderem auf dem Blog Whitelocust.
Ich bin Amerikaner und habe zwischen 1976 und 1988 in mehreren afrikanischen Universitäten Philosophie gelehrt und seither in Südafrika gelebt. Als ich das erste Mal nach Afrika kam, wusste ich praktisch nichts über den Kontinent oder seine Menschen, aber ich lernte schnell. Mir fiel zum Beispiel auf, dass Afrikaner nur selten Versprechen hielten und auch keinen Anlass sahen, sich zu entschuldigen, wenn sie eines brachen. Es war, als ob ihnen nicht bewusst wäre, dass sie irgendetwas getan hatten, für das man sich entschuldigen müsse.
Ich brauchte viele Jahre, um zu verstehen, warum Afrikaner sich so verhalten, aber ich denke, dass ich jetzt in der Lage bin, das und andere für Afrika typische Verhaltensweisen zu erklären. Ich glaube, dass Moral abstraktes Denkvermögen voraussetzt – wie es auch Zukunftsplanung tut – und dass ein relativer Mangel an abstraktem Denkvermögen vieles erklären könnte, was typisch afrikanisch ist.
Das Nachfolgende sind keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Es könnte auch alternative Erklärungen für meine Beobachtungen geben, aber meine Schlussfolgerungen sind aus mehr als 30 Jahren des Lebens unter Afrikanern gezogen.
Meine ersten Ahnungen über einen Mangel an abstraktem Denkvermögen speisten sich aus dem, was ich über afrikanische Sprachen zu lernen begann. In einem Gespräch mit Studenten in Nigeria fragte ich, wie man in ihrer lokalen Sprache ausdrückt, dass sich eine Kokosnuss auf halber Höhe des Baumes befindet. „Das können Sie nicht ausdrücken“ erklärten sie. „Alles, was Sie ausdrücken können, ist, dass sie ‚oben‘ ist.“ „Ganz oben an der Spitze?“ „Nein, einfach nur ‚oben‘.“ In anderen Worten schien da keine Möglichkeit zu bestehen, Abstufungen auszudrücken.
Ein paar Jahre später lernte ich in Nairobi etwas Weiteres über afrikanische Sprachen, als zwei Frauen sich wegen meines Englischwörterbuchs erstaunt zeigten. „Ist Englisch nicht Ihre Muttersprache?“ fragten sie. „Doch“ sagte ich „Es ist meine einzige Sprache.“ „Aber wozu brauchen Sie dann ein Wörterbuch?“
Sie waren verwirrt darüber, dass ich ein Wörterbuch brauchte, und ich war über ihre Verwirrung verwirrt. Ich erklärte, dass man manchmal ein Wort hört und sich nicht sicher über seine Bedeutung ist und es dann eben nachschlägt. „Aber wenn Englisch Ihre Muttersprache ist,“ fragten sie „wie kann es dann englische Wörter geben, die Sie nicht kennen?“ „Was?“ sagte ich „Kein Mensch kennt alle Wörter seiner Muttersprache.“
„Doch, wir kennen alle Wörter in Kikuyu, und jeder Kikuyu tut das,“ antworteten sie. Ich war noch überraschter, aber so langsam dämmerte mir, dass ihre Sprache, da sie vollkommen mündlich ist, ausschließlich in den Köpfen von Kikuyusprechern existiert. Weil es eine Obergrenze dessen gibt, was sich das menschliche Gehirn merken kann, bleibt der Gesamtumfang der Sprache mehr oder weniger konstant. Eine Schriftsprache hingegen, die in Millionen von Seiten des geschriebenen Wortes existiert, wächst weit über die Grenzen der Kapazität hinaus, die sich irgendjemand in Gänze merken kann. Aber wenn der Umfang der Sprache begrenzt ist, folgt daraus, dass die Zahl der in ihr enthaltenen Konzepte ebenfalls begrenzt ist, und daher sowohl die Sprache als auch das Denken verarmt.