Von Gregory Benford, übersetzt von Lucifex. Das Original Dark Sanctuary erschien ursprünglich 1979 in Omni und wurde in der Februarausgabe 2012 des Lightspeed Magazine nachveröffentlicht. (Titelbild von mir hinzugefügt.)
Der Laserstrahl traf mich direkt ins Gesicht.
Ich drehte mich weg. Mein Helm summte und wurde dunkel, als seine Sonnenabschirmung überlastet wurde. Hinein ins Schiff. Ich riß an einer Strebe und taumelte in die gähnende, fluoreszenzbeleuchtete Luftschleuse.
Im Asteroidengürtel hat man entweder schnelle Reflexe, oder man ist eine Statistik. Ich knallte gegen das Schott der Luftschleuse und kam zum Stillstand, wartete, um zu sehen, wo der Laserstrahl als Nächstes treffen würde. Meine Anzugsensoren waren alle ausgebrannt, meine Gurte waren versengt. Die Druckflecken an den Knien und Ellbogen hatten braune Blasen. Sie hatten Blasen geworfen und waren weggekocht. Noch eine Sekunde oder zwei, und ich hätte Vakuum geatmet.
Ich nahm all dies auf, während ich Ausschau nach Reflexionen vom nächsten Laserschlag hielt. Nur daß er nicht kam. Wer auch immer auf mich geschossen hatte, hielt entweder die Sniffer für manövrierunfähig, oder er hatte einen unzuverlässigen Laser. So oder so mußte ich mit dem Ausweichen anfangen.
Ich bewegte mich schnell, arbeitete mich durch eine Verbindungsröhre nach vorn zur Brücke – ein hochtrabender Name für ein besenkammergroßes Cockpit. Ich brachte den Fusionsantrieb der Sniffer auf Touren und spürte den Zug, als sie heißes Plasma aus ihren Heckröhren zu spucken begann. Ich ließ auch die Seitenjets stottern und kleine Plasmastöße abgeben. Das ließ die Sniffer herumflitzen, gerade genug, um es schwer zu machen, sie zu treffen.
Ich drückte Tasten, um einen Schadensbericht zu bekommen. Ein paar Sensoren achtern ausgebrannt, ein Ladearm zusammengeschmolzen, anderes kleines Zeug. Der Laserblitz mußte uns nur für ein paar Sekunden erwischt haben.
Ein Blitz von wem? Von wo? Ich überprüfte das Radar. Nichts.
Ich hob die Hand, um meine Nase zu kratzen, und erkannte, daß mein Helm und mein hautenger Anzug immer noch vakuumtauglich abgedichtet waren. Ich beschloß, sie anzubehalten, nur für den Fall. Ich trage innerhalb der Sniffer üblicherweise leichte Coveralls; der hautenge Raumanzug ist für Arbeit im Vakuum. Mir fiel ein, daß ich, wenn ich nicht draußen gewesen wäre und einen hydraulischen Lader repariert hätte, bis zu meinem nächsten Routinecheck gar nicht gewußt hätte, daß jemand auf uns geschossen hatte.
Was keinen Sinn ergab. Prospektoren schießen auf einen, wenn man in einen Claim eindringt. Sie zappen einen nicht bloß einmal und verschwinden dann – sie bringen die Sache zu Ende. Ich war jetzt ziemlich in Sicherheit; der Stolziermodus der Sniffer war schnell und ungleichmäßig und schüttelte mich in meiner Kapitänscouch herum. Aber als meine Hände über der Kontrollkonsole schwebten, begannen sie zu zittern. Ich konnte sie nicht dazu bringen, aufzuhören. Meine Finger schüttelte es so schlimm, daß ich es nicht wagte, Anweisungen einzutippen. Verzögerte Reaktion, sagte mir der analytische Teil meines Verstandes.
Ich hatte Angst. Prospektion ist für sich schon riskant genug, ohne das Pech, in den Claim eines anderen zu geraten. Auf einmal wünschte ich, ich wäre nicht so einzelgängerisch. Ich zwang mich zum Denken.
Eigentlich sollte die Sniffer jetzt schon eine treibende Hulk sein – mit geblendeten Sensoren, voller Löcher geschossen und mit explodierten Triebwerken. Prospektoren im Asteroidengürtel spielen um alle Murmeln.
Philosophisch halte ich es mit den Hasen – rennen, ausweichen, hüpfen, aber nicht kämpfen. Ich habe auch ein paar Überraschungen für jeden, der versucht, schneller zu sein als ich. Das ist allemal besser, als mit Felsenratten Laserschüsse über tausend Kilometer auszutauschen.
Aber das hier machte mir Sorgen. Keine anderen Schiffe auf dem Radar, nichts als dieser eine Blitz. Es paßte nicht.