Wie das Internet der Dinge das Eigentum beseitigt

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Von Adam Rowe; das Original How the Internet of Things erases ownership erschien am 2. Mai 2016 auf IDG CONNECT.

Übersetzt von Cernunnos.

Einer meiner liebsten Twitter-Accounts über Neuheiten heißt @internetofshit. Der schrullige, sarkastische Untergangsprophet zum Thema Internet der Dinge ist ein produktiver Tweeter und schimpft über alles, von einer Kaffeetasse, die sich mit dem Internet verbindet bis zu einem Pub mit Gesichtserkennung, der Gäste zum Abnehmen ihrer Hüte zwingt, bevor er funktioniert.

Beim IdD gibt es in der nahen Zukunft eine Menge Hürden zu beseitigen, aber die meisten davon sind kosmetischer Art. Bei genügend technischem Fortschritt wird KI zum Beispiel in der Lage sein, Gesichter mit oder ohne Hüte zu erkennen, aber ein riesiges Problem ist dem Konzept eines Internet der Dinge praktisch inhärent und nicht leicht zu überwinden. Dessen Einnahmenmodell erfordert, daß Konsumenten nie wirklich die Geräte besitzen, für die sie bezahlen.

Es begann mit DRM, das einen daran hinderte, Musik oder Bücher zu besitzen

Software ist immer unter eine lockerere Definition von „Eigentum“ gefallen als Hardware. Wenn man an einer Tabelle arbeitet, braucht man sich nicht darum zu sorgen, daß der Stuhl, auf dem man am Schreibtisch sitzt, in den Blauer-Bildschirm-Modus übergeht und unter einem verschwindet. Die Verlagerung der Eigenschaften von physisch auf virtuell ändert eine Menge: virtuelle Daten können mit einem Tastendruck gelöscht werden, aber sie können genauso leicht unbeschränkt vervielfältigt werden. Nachdem eine solche Duplizierung die Marktwerte drückt, entstand das Digital Rights Management (DRM), um autorisierte Neuschaffung durchzusetzen.

Ich lasse die Diskussionen über DRM-bezogene Ethik und Besorgnisse für einen anderen Artikel beiseite, aber das Fazit ist, daß DRM-isierte eBooks und Musikdateien ausreichend stark eingeschränkt sind, daß „besitzen“ kein so zutreffender Begriff ist wie „lizenzieren“. Niemand kauft jemals ein eBook gebraucht. Und die Firmen behalten sich das effektive Eigentum vor, sogar die Fähigkeit, die Produkte jederzeit willkürlich zu löschen.

Diese Tatsache ist nie in poetischerer Weise dargestellt worden als im Juli 2009, als Amazon entdeckte, daß eBook-Ausgaben von George Orwells Klassikern 1984 und Animal Farm ohne gesetzliche Erlaubnis des Rechteinhabers verkauft wurden; sie löschten jede Kopie von den Geräten derjenigen, die für das Buch bezahlt hatten. Angesichts von Orwells Vorliebe, die Exzesse eines totalitären Systems zu kritisieren, schrieben die launigen Einleitungsformulierungen der Reporter sich praktisch von selbst.

Obwohl es so schien, als würde man sie besitzen, waren die eBooks von Amazon geleast, eine Tatsache, die viele Konsumenten überraschte: „Es veranschaulicht, wie wenige Rechte man hat, wenn man ein eBook von Amazon kauft“, sagte Bruce Schneier, ein Experte für Computersicherheit, der von der New York Times zitiert wurde. „Als Kindle-Besitzer bin ich frustriert. Ich kann Leuten keine Bücher leihen, und ich kann keine Bücher verkaufen, die ich bereits gelesen habe, und nun stellt sich heraus, daß ich nicht einmal darauf zählen kann, meine Bücher morgen noch zu haben.“

Das wurde im März dieses Jahres in großem Maßstab klargemacht, als Barnes and Nobles‘ Unternehmen Nook den Verkauf von eBooks im Vereinigten Königreich einstellte. Aber die Nettigkeit der Erklärung von Nook konnte einen Haken beim Übergang der eBooks von Nook zu ihrem neuen Provider im Vereinigten Königreich, Sainsbury’s Entertainment on Demand, nicht verdeckten: Nook arbeitete daran, „sicherzustellen, daß Sie weiterhin Zugang zur großen Mehrheit Ihrer gekauften NOOK-Bücher ohne neue Kosten für Sie haben.“ [Hervorhebung vom Autor]

Genau dieses Phänomen ist bei elektronischen Medien nichts Neues. Amazon hat Abonnenten seit langem geraten, das Video, das sie kaufen, herunterzuladen, um fortdauernden Zugriff sicherzustellen, und jeder freischaffende Schriftsteller ohne ein paar tote Links in seinem CV hat noch nicht lang genug geschrieben. Aber jetzt springt das Phänomen auf Produkte in der realen Welt über.

Nests Geräteunbrauchbarmachungs-Apokalypse ist der Beweis, daß das Internet der Dinge das Eigentum beseitigt

Nest, das Googles Muttergesellschaft Alphabet gehört und eine der größten Firmen ist, die sich der Ausstattung IdD-fokussierter „Smart Homes“ widmen, wird im Mai 2016 eine Auswahl seiner Produkte ausmustern. Zur Klarstellung: sie stellen nicht den technischen Support ein – was es den Geräten ermöglichen würde, weiterhin zu funktionieren -, sie stellen absichtlich sicher, daß die Geräte nutzlos sein werden.

Das Smart-Home-Gerät, Revolv’s Netzknoten und damit zusammenhängende Apps, war Hunderte Dollar wert, hängt aber von seiner Natur her von einer Online-Verbindung ab. Nachdem die Firma entschieden hat, es unbrauchbar zu machen, ist es wertlos. Kunden – sogar jene mit eBooks! – sind zu Recht empört: Wie Business Insider berichtet, wurden die Netzknoten von Revolv damit beworben, daß es dazu ein „Abonnement für die gesamte Lebensdauer“ gäbe.

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