Spacewreck: Killerplaneten / Salamander City

Während des frühen Stadiums der Besiedelung wohnten und arbeiteten Kolonisten oft in Schutzfahrzeugen.

Original: „Killer Planets“ und „Killer Planets: Salamander City“, hier zusammengefaßt; Übersetzung: Cernunnos alias Lucifex (Bilder von Angus McKie [Titelbild] und Tony Roberts [2. Bild]). Dies ist Teil 9 meiner Übersetzungsreihe Spacewreck aus dem Buch SPACEWRECK: Ghostships and Derelicts of Space (1979, ISBN 0600 329909) von Stewart Cowley, einer Sammlung kurzer illustrierter, nicht zusammenhängender Geschichten vor dem Hintergrund einer fiktiven Geschichte der Expansion des Menschen in die Galaxis. (Links zu den anderen bisher hier veröffentlichten Übersetzungen am Schluß).

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Killerplaneten

Die Besiedelung einer fremden Welt wird nie leichtfertig unternommen. Die Investitionen an Leben und extrem teurer Ausrüstung kann nie ohne sorgfältigste Untersuchung und vorheriges Studium des fraglichen Planeten aufs Spiel gesetzt werden. So anpassungsfähig der Mensch auch ist, so sind die Bedingungen, unter denen er überleben kann, stark eingeschränkt. Die Atmosphäre, die er atmen kann, ist eine fein ausgewogene Mischung, und die Existenz eines einzigen giftigen Gases kann eine ansonsten ideale Welt ungeeignet machen. Es gibt natürlich isolierte Fälle, wo Kolonien an Orten gegründet werden, wo die Errichtung einer künstlichen Umwelt notwendig ist. Damit dies der Fall ist, muß die Welt Ressourcen oder Eigenschaften von beträchtlichem Wert besitzen, da der Import und die Wartung der geeigneten Technologie kostspielig ist.

Zusätzlich muß es eine angemessene Wasserversorgung geben, eine Oberflächenbeschaffenheit, die für die Versorgung mit Nahrungsmitteln genutzt werden kann, und ein erträgliches Klima. Die Masse und Schwerkraft sind ein weiterer Faktor, der eine Bewohnung durch Menschen zulassen muß, zusammen mit einer Anzahl geringerer Erwägungen wie einheimische Lebensformen, mit denen die Kolonisten vielleicht konkurrieren müssen. Diese Gleichung reduziert die Anzahl der Welten, wo Menschen arbeiten und leben können, sehr dramatisch, und je weiter der Planet vom Herzen der Terranischen Föderation entfernt liegt, desto sorgfältiger muß er in Erwägung gezogen werden. Wenige Kolonien können ihre Gründungsjahre ohne angemessenen Zugang zu den Heimatwelten zwecks Unterstützung und Nachschub überleben. Und da die Föderation es sich nicht leisten kann, einen neuen Planeten unbegrenzt zu finanzieren, ist dessen zukünftiger Beitrag zum Netzwerk des interstellaren Handels bei jeder kolonialen Beurteilung von großer Bedeutung.

Sobald eine Kandidatenwelt entdeckt ist, wird ein komplexes und gründliches Studienprogramm eingeleitet. Unbemannte Sonden und Forschungslaboratorien führen eine anfängliche Untersuchung durch, bevor PSR-Teams (Pre-Settlement Research – Erforschung vor der Besiedlung) entsandt werden, um eine Untersuchung aus erster Hand durchzuführen. Während diese Aktivität im Gange ist, studieren Experten in den Datenzentren der Terran Trade Authority die mögliche Logistik der neuen Welt und erforschen ihre Implikationen hinsichtlich des galaktischen Handels. Infolgedessen ist zu der Zeit, wo der Planet als geeignet für eine Kolonisierung erklärt wird, das Spektrum der Produkte oder Materialien, die die Siedler zu exportieren streben sollten, festgestellt worden. Dies hindert die zukünftigen Bewohner natürlich nicht daran, jedes seltene oder einzigartige Gut ausbeuten zu können, die der Planet vielleicht bietet, aber es ermöglicht ihnen, sich sicher in dem Wissen zu fühlen, daß sie einen sofortigen Beitrag leisten können, der ihr Unternehmen zu finanzieren hilft.

Wenn die Kolonisationsschiffe mit ihren Frachten aufbrechen, führen sie eine Nutzlast aus Ausrüstung und Versorgungsgütern mit, die spezifisch auf die Eroberung der vor ihnen liegenden Welt maßgeschneidert ist, und die Siedler selbst sind sorgfältig so ausgewählt, daß sie die Geeignetsten für dieses bestimmte Projekt sind.

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Spacewreck: Opfer von Arachnidia

Original: „Killer Planets: Victims of Arachnidia“; Übersetzung: Cernunnos alias Lucifex (Bild von Tony Roberts). Dies ist Teil 8 meiner Übersetzungsreihe Spacewreck aus dem Buch SPACEWRECK: Ghostships and Derelicts of Space (1979, ISBN 0600 329909) von Stewart Cowley, einer Sammlung kurzer illustrierter, nicht zusammenhängender Geschichten vor dem Hintergrund einer fiktiven Geschichte der Expansion des Menschen in die Galaxis. Zuvor hier veröffentlicht:

Spacewreck: Einführung
Todesschiff von Alkahera
Das Wrack der Jancis Jo
Die Kriegswelt Alshain
Kinder der Götter
Ein tödliches Eden

Der Friedhof von Beta Pavonis

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Manchmal stößt selbst die bestvorbereitete Expedition auf Probleme, auf die ihre Mitglieder keine Antwort haben und die sie zu überwältigen drohen. Beim gegenwärtigen System der Erforschung und Besiedelung ist kein Außenposten so abgelegen, daß er nicht in der Lage ist, die Ressourcen der Föderation zur Hilfe oder Rettung anzurufen. Leider hatten die frühen Kolonisten keine solche Rückgriffsmöglichkeit. Zu oft führte ihr Eroberer- und Abenteuergeist sie weit über den Kontakt zu ihren Mitmenschen hinaus, und von vielen hörte man nie wieder etwas. Manche dieser Gruppen gedeihen vielleicht noch auf fernen und aus anderen Gründen unbekannten Welten, wo ihre Isolation vom Rest der Menschheit es ermöglicht hat, daß ihre Entwicklung auf einem Weg weitergeht, der frei von irgendeinem körperschaftlichen Einfluß weitergeht. Es ist vorstellbar, sogar wahrscheinlich, daß zukünftige Forschungen Welten wiederentdecken, wo menschliche Siedler überlebt und sich in solche einer Weise entwickelt haben, daß sie für ihre Mitmenschen nicht wiederzuerkennen sind. Andere sind zweifellos gescheitert, angesichts von Bedrohungen, gegen die sie keine Verteidigung hatten. Ein tragisches Beispiel dafür wurde im einsamen Einplanetensystem Epsilon Hydrae gefunden, eines Zwergsterns vom Spektraltyp G0, der 136 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt.

Jede Welt, die eine atembare Atmosphäre besitzt, ist für die Terran Trade Authority von vorrangigem Interesse, und da diese einsame Welt eine erdähnliche Lufthülle hatte, wurde ein Erkundungsschiff entsandt, sobald die Entdeckung gemacht worden war. Dessen Bericht war nicht ermutigend, da Wasser knapp zu sein schien und die aride Oberfläche wenig Vegetation aufwies. Was es an struppigen Gewächsen überhaupt gab, war an den Polen konzentriert, und obwohl es einen recht hohen Bedeckungsgrad durch Wolken gab, war die Niederschlagsrate auf dem Großteil des Globus extrem niedrig. Es gab wenig Variation zwischen Nacht und Tag, da die geringe Lichtmenge von der kleinen Sonne, die die Wolkenbänke durchdrang, schwach war. Jedoch deutete eine vorläufige Untersuchung darauf hin, daß der felsige Planet, obwohl ihm ein Reiz als mögliche Kolonialwelt fehlte, einigen Wert für den Bergbau haben könnte, und ein spezialisiertes Forschungsteam wurde ausgesandt, um eine Oberflächenstudie durchzuführen.

Die Geologen hatten mehr als drei unbequeme Monate mit dem Sammeln von Proben und der Kartierung der Planetenoberfläche verbracht, bevor sie ihre Aufmerksamkeit einer der vielen gebirgigen Regionen des Planeten zuwandten. Während eines der frühen Märsche in diesem Terrain stießen sie auf ein Gebiet, das eine Anzahl großer spinnwebartiger Strukturen enthielt. Sie bestanden aus einem immens starken Material, das sich der Analyse widersetzte, und stellenweise waren sie so dicht, das sie unmöglich zu passieren waren. Sie schienen in bestimmten Bereichen mit freiem Boden darum herum konzentriert zu sein. Nachdem es mehrere dieser bemerkenswerten Phänomene umgangen hatte, sah das Team ein weiteres vor sich. Sie wollten ungern einen weiteren Umweg machen und wollten schon denselben Weg zurückgehen, als einem der Gruppe eine ungewöhnliche Felsstruktur im Herzen der Netzmasse auffiel. Während das Terrain immer zerklüftet und kantig gewesen war, war dieser Felsvorsprung glatter und hob sich von dem steinernen Wirrwarr ab, das ihn umgab. Sie beschlossen, so nahe wie möglich heranzugehen, um eine Holovid-Aufzeichnung zu machen, bevor sie zur Basis zurückkehrten, und kletterten über die Felsen darauf zu. Je näher sie kamen, desto unnatürlicher sah das Objekt aus, bis sie plötzlich erkannten, daß es keine Felsformation war.

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Spacewreck: Der Friedhof von Beta Pavonis

Der Friedhof von Beta Pavonis ist ein wahrhaft ehrfurchtgebietender Anblick. Unzählige tausende verlassener Schiffe kreisen endlos um den leblosen Globus des einzigen Planeten in dem System. Fast alle Fahrzeuge stammen von jenseits der bekannten Galaxis, und diejenigen, die identifiziert worden sind, kommen aus vielen Perioden unserer Geschichte. Eines der bemerkenswertesten davon ist der uralte und beinahe intakte Space Shuttle, der in den ersten Tagen des Raumfluges operierte, noch bevor überhaupt die Föderation gebildet worden war. (Bild von Peter Elson.)

Original: „The Graveyard of Beta Pavonis“; Übersetzung: Cernunnos alias Lucifex (Bilder von Peter Elson, Fred Gambino, Tony Roberts und Robin Hiddon). Dies ist Teil 7 meiner Übersetzungsreihe Spacewreck aus dem Buch SPACEWRECK: Ghostships and Derelicts of Space (1979, ISBN 0600 329909) von Stewart Cowley, einer Sammlung kurzer illustrierter, nicht zusammenhängender Geschichten vor dem Hintergrund einer fiktiven Geschichte der Expansion des Menschen in die Galaxis. Zuvor hier veröffentlicht:

Spacewreck: Einführung

Todesschiff von Alkahera

Das Wrack der Jancis Jo

Die Kriegswelt Alshain

Kinder der Götter

Ein tödliches Eden

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Die fernsten Teile jedes großen Reiches haben in der ganzen Geschichte immer ein größeres Maß an Freiheit und Unabhängigkeit erfahren als jene Regionen, die näher an der Zentralregierung liegen. Das Gesetz ist schwerer durchzusetzen, und die Kommunikation ist auf das Wesentliche beschränkt. Obwohl es viele Vorteile für die Bewohner jener abgelegenen Gebiete geben mag, gibt es auch Nachteile. Es ist beträchtlich schwerer für sie, am gemeinsamen Netzwerk des Handels und der Wirtschaft mit ihren offenkundigen Vorteilen teilzunehmen, und sie sind zu einem hohen Maß an Autarkie gezwungen, um zu existieren. Wichtige Materialien und Versorgungsgüter sind Mangelware und oft von einer Art, die unmöglich zu improvisieren ist.

Die Raumregion, die von Alpha Indi dominiert wird, einer Sonne sehr ähnlich unserer eigenen, war ein typisches Beispiel. 102 Lichtjahre vom Zentrum der Terranischen Föderation entfernt liegend, besaß sie mehrere Planeten, von denen zwei in der jüngeren Vergangenheit kolonisiert worden waren. Obwohl beide Welten recht groß waren, war ein Großteil ihrer Oberfläche dürr und unwirtlich, und die Kolonisation nahm die Form zahlreicher isolierter Siedlungen an, die über die ganzen Enklaven fruchtbaren Landes verteilt waren. Aber diese Welten waren für sich nicht der Grund, warum Menschen durch die Leere gereist waren. Über das ganze System verstreut gab es mehrere erzreiche Asteroidenschwärme, von denen jeder aus Tausenden einzelner Objekte bestand. Das Problem war, an sie heranzukommen. Versorgungsschiffe von den Industriewelten näher am Kern der Föderation kamen selten vorbei, und wenn einmal Händler bei Alpha Indi aus dem Warp auftauchten, beförderten sie üblicherweise wichtige medizinische Nachschubgüter oder Haushaltsgeräte statt Raumschiffbaugruppen oder Bergbauausrüstung, die zu bezahlen den Siedern schwerfallen würde. Die großen Bergbaukonzerne waren in diesem Stadium mehr an den Feldern näher der Heimat mit ihren bedeutend niedrigeren Transportkosten interessiert. Es war für die Kolonisten sehr frustrierend, die Chance zu sehen, die riesigen Konzerne mit diesen reichen Feldern zu schlagen, und doch unfähig zu ihrer Ausbeutung zu bleiben. Ihr Problem war nicht einzigartig, und die Konzerne waren damit zufrieden zu warten, bis die Nachfrage die neuen Felder rentabel machen würde, bevor sie ihre Ausrüstung heranschafften. Auf jeden Fall waren viele von ihnen auch Raumschiffhersteller und begrenzten in gegenseitigem Einvernehmen die Lieferung von Raumfahrzeugen und Ausrüstung an solche Welten.

Daher bemerkten sie mit einiger Überraschung einen Zuwachs des Angebots bestimmter wichtiger Minerale auf dem Markt, einen Zuwachs, für den sie nicht verantwortlich waren. Zuerst war das Volumen nicht bedeutend genug, um die allgemeinen Preise zu drücken, und sie achteten wenig darauf. Aber allmählich nahm das Rieseln zu, und es begann eine deutliche Wirkung auf ihre Preise zu haben. Die Lieferungen wurden bald nach Alpha Indi zurückverfolgt, und Kundschafter wurden ausgeschickt, um herauszufinden, wie die Siedler an die Quelle gelangten und die Materialien abbauten. Es war offenkundig, daß die Menschen von Alpha Indi Schiffe hatten, aber es gelang den Kundschaftern nicht herauszufinden, wie man sie erhalten hatte, insbesondere nachdem sie keinen existierenden Typen entsprachen. Die Kolonisten beharrten darauf, daß sie sie selbst gebaut hätten, aber dies erschien unmöglich. Sie hatten weder die beträchtliche Expertise, die nötig war, um solche Fahrzeuge von Grund auf zu konstruieren und zu bauen, noch die hochentwickelten Einrichtungen, die solch ein Unterfangen erfordern würde. Die Fabriken, die es gab, waren nicht mehr als ziemlich primitive Montagewerkstätten. Der Bau fertiger Schiffe wäre nur mit einem hohen Grad an Vorfabrikation möglich gewesen, und kein registrierter Anbieter hatte solche Baugruppen angeliefert.

Dennoch wurden die Erze in ständig wachsenden Mengen gefördert, wobei die Siedler selbst die Schiffe in die Heimatsysteme flogen. Die Bergbaufirmen ersuchten schließlich die Terran Trade Authority um Ermittlung, mit der Begründung, daß die neue Kolonie vielleicht ihre Produktionsquote überschreiten könnte, aber die TTA konnte nichts ausrichten. Produktionsquoten wurden vorab vor jeder Bergbauoperation festgesetzt, und in diesem Fall war keine festgelegt worden, weil erwartet wurde, daß diese Felder erst in vielen Jahren in Betrieb sein würden. Was die Schiffe betraf, so waren sie von einzigartiger Konstruktion, aber sie entsprachen alle den standardmäßigen Sicherheitsvorschriften und waren ordnungsgemäß registriert worden.

Daß es genug Schiffe gab, um einen Bergbaubetrieb von beträchtlicher Größe zu ermöglichen, war außergewöhnlich genug, aber daß es auch eine große Zahl von Fahrzeugen gab, die als private Verkehrsmittel zwischen den beiden Schwesterwelten benutzt wurden, viel mehr, als mit dem gewachsenen Wohlstand der Bergbauleute erklärt werden konnte, war ganz unerklärlich. Die TTA war offensichtlich sehr interessiert daran, wie eine isolierte und etwas verarmte Kolonie es geschafft hatte, fast über Nacht eine blühende und individuelle Schiffbauindustrie zu schaffen, ohne die teuren und raffinierten Ressourcen, die für ein Unternehmen dieser Art für notwendig erachtet wurden. Ihre Ermittler wurden offen und warmherzig empfangen und sofort zu den betreffenden Fabriken geführt, wo bald offensichtlich wurde, daß die Bewohner mit den Grundbaugruppen in vorfabrizierter Form beliefert wurden.

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Spacewreck: Ein tödliches Eden

„Für den nichtsahnenden Reisenden gibt es nichts am System Delta Gruis selbst, das auf die Gefahr hindeutet, die auf der Oberfläche des Planeten Eden lauert. Nur die Warnfunkfeuer, die diesen Raumbereich umringen, liegen zwischen der Realität und dem Wahnsinn.“ (Bild von Angus McKie)

Original: „Killer Planets: A Deadly Eden“; Übersetzung: Cernunnos alias Lucifex (Bilder von Angus McKie, Fred Gambino und Colin Hay). Dies ist Teil 6 meiner Übersetzungsreihe Spacewreck aus dem Buch SPACEWRECK: Ghostships and Derelicts of Space (1979, ISBN 0600 329909) von Stewart Cowley, einer Sammlung kurzer illustrierter, nicht zusammenhängender Geschichten vor dem Hintergrund einer fiktiven Geschichte der Expansion des Menschen in die Galaxis. Zuvor hier veröffentlicht:

Spacewreck: Einführung

Todesschiff von Alkahera

Das Wrack der Jancis Jo

Die Kriegswelt Alshain

Kinder der Götter

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230 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt die nähere Komponente des optischen Doppelsterns Delta Gruis. Delta Eins ist eine Sonne mit ähnlichen Eigenschaften wie Sol, anders als der fernere des Paares, der ein roter Stern vom Spektraltyp M4 ist. Vor etwa 34 Jahren wurde herausgefunden, daß Delta Eins ein Planetensystem aus mindestens vier größeren Körpern besitzt, und eine Vorbeiflugsonde zeigte an, daß zwei davon die Eigenschaften bewohnbarer Welten hatten. Es ist nicht oft der Fall, daß ein System auch nur einen solchen Planeten enthält, und daß eines zwei davon enthält, war selten genug, daß die Entdeckung beträchtliches Interesse erregte. Infolgedessen wurde ein Vermessungsteam eigens zusammengestellt, um sofort weiterzuforschen, statt daß das System der Liste der Welten hinzugefügt wurde, die darauf warteten, studiert zu werden. Nach einer ereignislosen Reise näherten sich die beiden Schiffe des Teams dem ersten der fraglichen Planeten und gingen in den Orbit, um mit der Arbeit zu beginnen.

Selbst die ersten Studien deuteten schon darauf hin, daß dies eine so nahe am Idealen liegende Welt war, wie man sie bisher nur entdeckt hatte. Es gab reichlich Oberflächenwasser, eine sauerstoffreiche Atmosphäre, ein gemäßigtes Klima mit wenig Variation zwischen den Polen und weite Gebiete mit üppiger Vegetation. Keine Hinweise auf künstliche Strukturen oder Bauwerke, die groß genug waren, um aus dieser Höhe entdeckbar zu sein, waren zu finden, was darauf hindeutete, daß jegliche intelligente Spezies, die die Oberfläche bewohnte, nicht aus großen Stammesgruppen bestand, und daß es daher unwahrscheinlich war, daß sie eine sehr hoch entwickelte Technologie besäße. Es gab eigentlich nichts, das darauf hindeutete, daß der Planet überhaupt bewohnt war. Es wurde daher beschlossen, mit einer Erkundung im Tiefflug fortzufahren und so bald wie möglich auf der Oberfläche zu landen.

Es war aus dem Studium im Tiefflug leicht zu ersehen, daß es mehrere große Tierarten gab, die die ausgedehnten Wälder bewohnten, und andere, sie sich in den Meeren und seichten Seen regten, welche die grünen Weiten unterbrachen. Bei einem dieser Überflüge erfaßten die Scanner die Form eines großen künstlichen Objekts, das auf der Oberfläche lag. Die beiden Vermessungsschiffe trafen sich sofort über der Position, wobei eines höher stieg, um das andere zu decken, während es zu einem langsamen Überflug wendete. Der Formationsführer hielt seine Geschwindigkeit und Höhe so niedrig, wie er es wagte, und seine Besatzung hielt sich für einen Notaufstieg beim kleinsten Anzeichen von Problemen bereit.

Als sie sich vorsichtig auf das Gebiet zu bewegten, das von den Koordinaten angezeigt wurde, begaben sich die Mitglieder des Forschungsteams an die Sichtschirme und spähten auf den endlosen Anblick subtropischer Vegetation hinaus. Dort, über das dichte Gewirr aufragend, lag die rostende Masse eines gigantischen Raumfahrzeuges. Mit an mehreren Stellen gebrochenem Rücken lag das riesige Schiff über eine Lichtung ausgebreitet, und große Risse hoben sich schwarz von der hellfarbig korrodierten Außenhaut ab. Davon abgesehen war es im wesentlichen intakt und war offensichtlich irgendwann in der fernen Vergangenheit ohne Probleme gelandet. Sein gegenwärtiger Zustand lag hauptsächlich am Zahn der Zeit und an den Einwirkungen der Atmosphäre auf sein Gefüge. Als seine Tragkonstruktion schwächer wurde, führte ein Gewicht seinen Zusammenbruch herbei. Das Schiff selbst paßte zu keinem bekannten Typ der Föderation, aber es war eindeutig nicht für den Oberflächenbetrieb entworfen worden. Die Art des Rumpfes war die eines Tiefraumfahrzeuges, und die Leistung, die für Oberflächenlandungen notwendig gewesen wäre, hätte eine wiederholte Verwendung in dieser Weise unpraktisch gemacht. Es konnte nur ein Kolonisationsschiff sein; die Frage war: woher?

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Spacewreck: Kinder der Götter

„Andere Gerätschaften wurden gefunden, wie dieser Landschreiter, die aus dem zerstörten außerirdischen Kolonisationsschiff stammen mußten, aber nun Gegenstände von heiliger Bedeutung waren.“ (Illustration von Tony Roberts)

Original: „Children of the Gods“; Übersetzung: Cernunnos (Lucifex). Dies ist Teil 5 meiner Übersetzungsreihe Spacewreck aus dem Buch SPACEWRECK: Ghostships and Derelicts of Space (1979, ISBN 0600 329909) von Stewart Cowley, einer Sammlung kurzer illustrierter, nicht zusammenhängender Geschichten vor dem Hintergrund einer fiktiven Geschichte der Expansion des Menschen in die Galaxis. Zuvor hier veröffentlicht:

Spacewreck: Einführung

Todesschiff von Alkahera

Das Wrack der Jancis Jo

Die Kriegswelt Alshain

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Die Paquita war eine TTA-Fregatte der Quantum-Klasse, die aus der Mitte des 24. Jahrhunderts stammte. Obwohl hundert Jahre alt, konnte sie die meisten der gegenwärtigen Generation von Mehrzweckschiffen an Leistung übertreffen. Ursprünglich für militärische Geleit- und Aufklärungszwecke gedacht, hatten die Schiffe der Quantum-Klasse jahrelang gedient, bevor sie ausgemustert und für den Verkauf an jeden verfügbar gemacht wurden, der es sich leisten konnte, sie zu betreiben. Es gab wenige Kunden, weil ihre sehr hohe Leistung und beschränkte Frachtkapazität sie nicht für wirtschaftlichen Betrieb geeignet machten. Die meisten derer, die verkauft wurden, gingen an Frachtkonzerne, die nach Schiffen für den Transport kompakter, aber wertvoller Fracht suchten, aber ein paar wurden von Einzelpersonen gekauft.

Chalee Sameth war einer davon. Geboren auf dem erbittert unabhängigen Planeten Asterion II, der etwa dreißig Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Canes Venatici (Jagdhunde) lag, fühlte er sich von der stolzen, aber etwas primitiven Lebensweise seines Volkes eingeengt. Entschlossen, sein Glück anderswo zu finden, erarbeitete er sich seine Passage zur Erde und trat in den Dienst einer der von der TTA betriebenen Frachtlinien ein. [TTA = Terran Trade Authority] Er lernte schnell und war nach ein paar Jahren zum Ersten Flugingenieur geworden, und die Beförderung zum Kapitän war nicht weit entfernt. Aber die Aussicht auf weitere Jahre auf lokalen Fahrten war nicht reizvoll, und er bewarb sich erfolgreich um einen Posten als Navigator auf Tiefraumfrachtern. Leider erwies sich auch dies als weniger befriedigend, als er gehofft hatte, und er begann sich nach etwas umzusehen, das zu seinem Temperament paßte.

Obwohl seine Tüchtigkeit außer Frage stand, hatte seine stolze und wilde Natur seine Dienstakte mit zahlreichen Vermerken gefüllt, die den begehrten Kapitänsrang zu einer eher langfristigen Möglichkeit machten. Die Entscheidung betreffend seine Zukunft bei der TTA wurde schließlich für ihn getroffen. Während er darauf wartete, daß sein Schiff auf einem der großen Frachtterminals in den Menkalinan-Feldern mit der Beladung fertig wurde, wanderte er durch das verrufenere Viertel der Siedlung auf dem Asteroiden und brachte es fertig, in einer kleinen, schäbigen Bar, die in einer Hintergasse versteckt lag, monumental betrunken zu werden. Als er nahezu vierzehn Stunden später aufwachte, war sein Schiff schon lange weg, und nachdem das Nichterscheinen zum Dienst auf einem interstellaren Flug für ein höherrangiges Besatzungsmitglied als schwerer Verstoß behandelt wird, begann er sich nach einer neuen Anstellung umzusehen. Für die meisten Männer ist es leicht, Arbeit auf den Bergwerksfeldern in diesem ungezähmten und mineralreichen Teil der Galaxis zu finden, aber nicht für einen Raumfahrer. Alle Flugjobs sind nur für zugelassenes Personal oder lizensierte Privatbetreiber offen, und Lizenzen sind schwierig und teuer zu erlangen.

Aus diesem Grund sind die Frachttransportraten recht hoch, aber es gibt eine Anzahl von Schiffen, die ohne Lizenzen und zu verhandelbaren Raten operieren. Nach einer oder zwei Wochen war Chalees Geld zu Ende gegangen, und er fand sich in schmuddeligen kleinen Zimmern bei schmuddeligen kleinen Bars wieder, wo er verstohlen mit Fremden flüsterte, bis er eines Tages aus einem davon als Navigator der Grey Lady herausging, eines heruntergekommenen und veralteten Frachters, der eine unter der Hand verkaufte Lieferung von Werkzeugmaschinen zu erledigen hatte. Die Reise war ein Erfolg, und auch diejenigen danach. Es dauerte nicht lange, und Chalee hatte genug verdient, um eine beträchtliche Anzahlung auf eine zernarbte und verbeulte Fregatte der Quantum-Klasse zu leisten, die Paquita, und ein paar Flüge später konnte er es sich leisten, sie so weit wiederherstellen zu lassen, daß sie in besserem Zustand war, als sie es seit langem gewesen war. Drei Wochen nachdem er sie ausprobiert hatte, fand er eine Besatzung und hatte seinen ersten Liefervertrag abgeschlossen. Die Kreditzinsen und die fälligen Raten zwangen ihn, sich für die hochbezahlten Jobs zu entscheiden, bei denen keine Fragen gestellt wurden. Die ersten beiden gingen glatt, und Chalee begann über Verbesserungen nachzudenken, die er an der Paquita vornehmen könnte, aber der dritte Job ging ziemlich schief.

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Spacewreck: Die Kriegswelt Alshain

Daß die öde Welt Alshain IV einst die Heimat einer technologisch fortgeschrittenen Spezies gewesen war, war aus den vielen verfallenden Relikten ersichtlich, die dort entdeckt wurden. Die kriegerische Natur dieser verschwundenen Spezies wurde durch solche Artefakte wie diese primitive Raketenbatterie veranschaulicht. (Bild von Bob Layzell.)

Original: „The Warworld of Alshain“; Übersetzung: Cernunnos (Lucifex). Dies ist Teil 4 meiner Übersetzungsreihe Spacewreck aus dem Buch SPACEWRECK: Ghostships and Derelicts of Space (1979, ISBN 0600 329909) von Stewart Cowley, einer Sammlung kurzer illustrierter, nicht zusammenhängender Geschichten vor dem Hintergrund einer fiktiven Geschichte der Expansion des Menschen in die Galaxis. Zuvor hier veröffentlicht: Spacewreck: Einführung, Todesschiff von Alkahera und Das Wrack der Jancis Jo.

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Das Sternbild Aquila oder Adler liegt in der Milchstraße unterhalb jenes des Schwans. Der markanteste Stern in dieser Gruppe ist Altair, der bloße sechzehn Lichtjahre entfernt liegt. Von größerem Interesse für die Terranische Föderation war jedoch der gelbe G8-Zwergstern Alshain, der zweiundvierzig Lichtjahre von der Erde entfernt liegt und sehr ähnliche Eigenschaften wie unsere eigene Sonne hat. Im Jahr 2355 wurde herausgefunden, daß er ein Planetensystem von sechs größeren Körpern besitzt, und eine Expedition wurde zusammengestellt, um diese Welten zu untersuchen.

Drei der umlaufenden Kugeln kreisten zu nahe um Alshain selbst, um bewohnbar zu sein, und zeigten keine Anzeichen von Leben. Die fünfte und sechste waren eng miteinander verbunden und schwangen auf ihren unregelmäßigen Bahnen weit in die Dunkelheit hinaus. Sie waren ebenfalls unbewohnbar, aber aus dem gegenteiligen Grund. Alshain IV war ein ganz anderes Angebot und, obwohl es eine heißere und rauhere Welt als die Erde war, sicherlich in der Lage, menschliches Leben zu tragen.

Sie war gewiß eines näheren Blickes wert, und die Expeditionsflotte drang in das System ein und bezog Station nahe dessen Grenze und im Schatten von Alshain V, während zwei der mitgeführten Aufklärungsschiffe sich in den Orbit begaben, um festzustellen, ob dort intelligentes Leben existierte. Nach einem oder zwei unglücklichen Vorfällen in den frühen Tagen der Weltraumforschung war nun anerkannt, daß Vorsicht unter diesen Umständen bei weitem die beste Politik war. Das plötzliche Erscheinen unerwarteter und unbekannter Schiffe im Territorium einer Rasse mit einer fortgeschrittenen Technologie konnte leicht eine unerwünschte Wirkung haben. Während einer der Aufklärer für den Fall von Schwierigkeiten Position auf halbem Weg bezog, flog der andere näher heran, um die großen Kontinentalmassen abzusuchen, die von warmen, seichten Meeren umgeben waren.

Der größere Teil der Oberfläche schien aus riesigen Wüstengebieten zu bestehen, die von trockenen und schroffen Bergketten umringt und bar jeglicher größerer Formen von Vegetation waren. In den gemäßigteren Breiten bestand das Gelände hauptsächlich aus Buschland, das von Bändern reicheren Bewuchses durchzogen war, die den Weg einer Anzahl träger, schlammbeladener Flüsse markierten. Die Polargebiete waren von extrem dichtem Wald bedeckt, der von vielen großen Gipfeln durchbrochen war, und dort wurden die ersten Anzeichen einer bedeuteten Lebensform entdeckt.

Die verschiedenen Sensoren, die von dem Aufklärer eingesetzt wurden, machten seltsame Unterschiede in der Formation und Zusammensetzung einer Anzahl der isolierten Gipfel aus, während eine nähere Untersuchung darauf hindeutete, daß sie künstliche Bauwerke sein könnten. Zusätzlich schienen die Berge, die diese Phänomene aufwiesen, der Mittelpunkt von etwas zu sein, das nur als irgendeine Art von Straßen bezeichnet werden konnte.

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Spacewreck: Das Wrack der Jancis Jo

Original: „The Wreck of the Jancis Jo; Übersetzung: Cernunnos (Lucifex). Dies ist Teil 3 meiner Übersetzungsreihe Spacewreck aus dem Buch SPACEWRECK: Ghostships and Derelicts of Space (1979, ISBN 0600 329909) von Stewart Cowley, eine Sammlung kurzer illustrierter, nicht zusammenhängender Geschichten vor dem Hintergrund einer fiktiven Geschichte der Expansion des Menschen in die Galaxis. Zuvor hier veröffentlicht: Spacewreck: Einführung und Spacewreck: Todesschiff von Alkahera.

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Anfang des 22. Jahrhunderts war die Idee gigantischer Siedlerschiffe, die tapfer zu ihren langen Reisen in die wenig bekannten Bereiche des Weltraums aufbrechen, um Aussaat unter den Sternen zu betreiben, neu genug, um beträchtliches Interesse zu erregen. Riesige Menschenmassen strömten zu den Raumhäfen, um zuzusehen, wie die unerschrockenen Abenteurer die massiven Fahrzeuge besteigen, die für den Rest ihres Lebens ihr Zuhause sein sollten, und möglicherweise auch für ihre Kinder. Der Hyperraumflug steckte noch in den Kinderschuhen, und wenige Schiffe waren zur Überschreitung der Lichtgeschwindigkeit fähig, was bedeutete, daß viele Reisen ganze Generationen dauern sollten, bevor die Bestätigung eines erfolgreichen Fluges auf der Erde empfangen wurde.

Ein solches Schiff war die Jancis Jo, die im Weltraum über dem Marskomplex hing, während sie darauf wartete, sich auf den langen Weg zum G2-Stern Alwaid zu machen, einer Sonne ähnlich unserer eigenen, 365 Lichtjahre entfernt im Sternbild Draco. Von Alwaid war bekannt, daß er eine Anzahl planetarer Begleiter besaß, und eine Vermessungssonde hatte mit nun als primitiv betrachteten Methoden bestätigt, daß einer davon bewohnbar war. Die Jancis Jo war das neueste und ausgereifteste der in den Orbitalwerften des Mars gebauten Schiffe und war in der Lage, die Lichtgeschwindigkeit um eine beträchtliche Marge zu überschreiten, was bedeutete, daß ihre Besatzung den Landeanflug zur Oberfläche in wenig mehr als 270 Jahren beginnen würde.

Sobald der scheinbar endlose Prozeß der Verladung all der für völlige Autarkie nötigen Vorräte und Ausrüstungsgegenstände abgeschlossen war, sagten die 430 Siedler und Besatzungsmitglieder Lebewohl und bestiegen die Raumfähren für den Flug zu ihrem neuen Zuhause. Während der Countdown voranschritt und das große Schiff davonzog, um Abstand von dem Planeten zu gewinnen, bevor es seinen Sprung in den Hyperraum unternahm, tanzten und drängelten sich Hunderte kleinerer Fahrzeuge um den riesigen Zylinder, um einen letzten Blick darauf zu werfen, bevor er aus dem Normalraum verschwand. Innerhalb von Minuten schrumpfte sie zu einem fernen Lichtfleck, als ihre starken Antriebssysteme sie auf Warpgeschwindigkeit beschleunigten, dann war sie verschwunden. Die Schaulustigen und die Verwandten trieben davon, und das Leben kam zur Ruhe, um die Jahre bis zu ihrer Ankunft im Alwaid-System verstreichen zu lassen.

Die nächsten paar Generationen erlebten die Glanzzeit der Kolonieschiffe, und der Abflug dieser enormen Fahrzeuge wurde bald beinahe alltäglich. Die geschätzte Ankunftszeit der Jancis Jo kam und verstrich beinahe unbeachtet, und das Fehlen jeglichen Signals verursachte wenig mehr als ein Geplätscher akademischer Spekulationen. Die Jahre der Zwischenzeit hatten zahlreiche bedeutsame Ereignisse gesehen, und das Verschwinden eines uralten Schiffes schien vor dem komplexen Hintergrund aktueller Angelegenheiten von wenig Interesse zu sein.

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Spacewreck: Todesschiff von Alkahera

Ein bizarrer Anblick bot sich den Augen der Besatzung des Patrouillenschiffes, das ausgesandt worden war, um das stumme Schiff zu untersuchen, das aus dem Hyperraum aufgetaucht war. Jeder Zoll seines Innenraums wurde von seiner mutierten Nahrungsversorgung eingenommen. (Illustration: Robin Hiddon)

Original: „Death Ships from Alkahera“; Übersetzung: Cernunnos (Lucifex). Dies ist Teil 2 meiner Übersetzungsreihe Spacewreck aus dem Buch SPACEWRECK: Ghostships and Derelicts of Space (1979, ISBN 0600 329909) von Stewart Cowley, eine Sammlung kurzer illustrierter, nicht zusammenhängender Geschichten vor dem Hintergrund einer fiktiven Geschichte der Expansion des Menschen in die Galaxis. Zuvor hier veröffentlicht: Spacewreck: Einführung.

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Die Lorac One ruhte auf dem Startplatz nahe dem Bergbaulager auf Gentleman’s Dig, einer kleinen, aber produktiven Gruppe von Asteroiden in den Menkalinan-Feldern. Sie war vor zwei Tagen von Alpha Centauri eingetroffen, mit einer Ablösungsmannschaft, die den Großteil der Reise damit verbracht hatte, trübsinnig über die Aussicht auf ihren achtzehnmonatigen Einsatz an diesem ziemlich trostlosen Ort nachzudenken. Während sie auftankte und Proviant für die Rückreise an Bord nahm, vollendeten die Männer, die jubelnd ihre Ankunft beobachtet hatten, die Übergabe an ihre Ersatzleute und sammelten ihre Sachen für die Reise zurück zu den Spielplätzen des Centauri-Systems zusammen. Das ausgelassene Geschwätz drehte sich fast gänzlich darum, wie viele Credits ihnen zustanden, und um die relativen Vorzüge der anrüchigeren Unterhaltungsmöglichkeiten, die auf sie warteten.

Schließlich war das Schiff bereit zum Abheben, und sie sammelten sich lärmend an Bord, beobachtet von der gedämpfteren Gruppe, die sie zurückließen. Das Heulen der Antigrav-Generatoren stieg ins Unhörbare, und dann schrumpfte zuerst die Basis und dann der Felsenschwarm zu Fleckchen unter ihnen. Die Koordinaten für den Warpantrieb wurden eingegeben, der Flugrechner aktiviert, und das Fahrzeug begann sich in den Hyperraum aufzulösen.

Es war ein Zufall von zehn Millionen zu eins, daß ein außerplanmäßiger Erzfrachter auf dem Weg nach Gentleman’s Dig in genau dem Moment aus dem Warp auftauchte, in dem die Lorac One in ihn eintrat. Das Warpfeld, das um ein Schiff erzeugt wird, wenn es in den Hyperraum eintritt, ist nicht auf die Außenhaut des Rumpfes beschränkt, sondern erstreckt sich bis in einige Entfernung davon. Der Grund, warum Schiffe sich unter konventionellem Antrieb zu ausgewiesenen Sprungzonen bewegen müssen, ist die Sicherstellung, daß keine anderen Objekte unabsichtlich mit dem Schiff in den Warp gezogen werden. Der außergewöhnliche Zufall, den die Lorac One erlebte, beendete die Reise beinahe, ehe sie wirklich begonnen hatte. Sie bockte und trudelte wie verrückt, während ihr Feld sich mühte, den Frachter ebenfalls in den Warp zu ziehen, und der Atomreaktor und die Generatoren gerieten gefährlich nahe an die Überlastung. Aber die kombinierte Masse war zu groß, und nach einem hektischen Moment schlüpfte die Lorac One in den Hyperraum und überließ es dem Skipper des Frachters, sein eigenes Schiff wieder unter Kontrolle zu bringen. Das Erlebnis muß für ihn erschreckend gewesen sein, nachdem seine Detektoren keine Chance gehabt hätten, das hinausgehende Fahrzeug im Moment des Auftauchens aus dem Warp zu erfassen, daher dürfte er keine Ahnung gehabt haben, was ihn so plötzlich im anscheinend leeren Raum herumgeschleudert hatte.

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Spacewreck: Einführung

Bild zur Geschichte „The Ceres Disaster“; Bildtext von dort: „Entworfen und gebaut zum Nutzen von Fernreisenden und Kolonisten gleichermaßen, beendete die Ceres ein Leben des getreuen Dienstes mit einem Akt höchster Selbstaufopferung.“ (Illustration: Tony Roberts)

Übersetzung: Cernunnos (Lucifex). Dies ist das Einleitungskapitel zum Buch SPACEWRECK: Ghostships and Derelicts of Space (1979, ISBN 0600 329909) von Stewart Cowley, eine Sammlung kurzer illustrierter, nicht zusammenhängender Geschichten vor dem Hintergrund einer fiktiven Geschichte der Expansion des Menschen in die Galaxis, woraus ich in loser Folge neun Episoden für „Cernunnos‘ Insel“ übersetzt habe.

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In einem äußeren Arm unserer Spiralgalaxie liegt ein gelber Stern vom Typ G2, der von einer Vielzahl planetarer Körper umkreist wird, deren dritter die Wiege unserer Spezies war. Hier reiften unsere Vorfahren und vermehrten sich und zogen über die Oberfläche einer von Wasser umgrenzten Welt. Die großen Ozeane und Meere der Erde stellten die erste fremde Umwelt dar, die zu meistern sich der Mensch aufmachte, und der Preis des Unternehmens kann in den Tausenden Fahrzeugen aus fast jeder Periode seiner Geschichte gezählt werden, die über den Meeresgrund verstreut liegen. Ob Opfer des niemals endenden Kampfes gegen die Elemente oder Verluste im Krieg, die Gebeine der Schiffe des Menschen legen stummes Zeugnis für seine Entschlossenheit ab, frei zu sein zu reisen, wohin immer er zu gehen wünscht. In den dunklen, stillen Tiefen liegen kretische Galeeren neben Ostindienfahrern, spanische Galeonen neben großen stählernen Schlachtschiffen des 20. Jahrhunderts, und die Meere fordern weiter ihren Tribut.

Zeit verstrich, und während die Welt kleiner wurde, wurden die Sterne heller und lockten den Menschen zu einem weiteren Horizont mit einer weiteren feindlichen Umwelt, der er sich stellen mußte. Erneut begann er Schiffe zu bauen, die ihn über geheimnisvolle, unerforschte Öden tragen sollten. Zuerst waren die Schiffe leer und wurden hinaus ins Unbekannte gestartet, stießen immer tiefer in die Leere vor, ehe sie zur Oberfläche zurückfielen. Stück um Stück wuchs der Fundus des Wissens, und die Erde wurde von den Utensilien der Weltraumforschung umkreist: Datensammler, Satelliten und ausgebrannte Startraketen. Das Tröpfeln der Information wuchs zu einer Flut, bis sich eines Tages das erste menschliche Wesen in die Nase einer riesigen Rakete quetschte und in den Himmel donnerte, um als Held zurückzukehren. Wohin ein Mensch gegangen war, folgten viele, in zunehmend ausgereiften Fahrzeugen, und um den Beginn des 21. Jahrhunderts umkreiste eine breite Vielfalt von Konstruktionen den Planeten, von Laboratorien bis zu massiven industriellen Forschungseinheiten. Der Mond war zur Heimat einer Schar von Wissenschaftlern und Technikern geworden, und Schiffe fuhren zwischen diesen Einrichtungen und dem Mutterplaneten.

Die nächsten einhundert Jahre sahen die wachsende Industrialisierung des Weltraums und der benachbarten Planeten, begleitet von einer dramatischen Zunahme des Verkehrsvolumens. Chemische Raketen wurden durch eine Anzahl nuklear betriebener Systeme ersetzt, die ihrerseits zu neuen Generationen von ionen- und plasmagetriebenen Fahrzeugen führten, die immer tiefer in den interstellaren Raum reisten.

Dann fand ein Ereignis statt, das den Beginn eines weiteren großen Fortschritts in der Evolution der Raumfahrt markieren sollte. Wenige Jahre nach der Jahrhundertwende war eine unbemannte Erkundungssonde zu Barnards Stern gestartet worden, der unserem System nächsten Sonne, von der man wußte, daß sie einen nichtleuchtenden Begleiter besitzt, und nach sicherer Ankunft befand sie sich in einer Umlaufbahn um diesen öden Planeten. Ihre Entfernung von der Erde betrug 6,2 Lichtjahre. Fünfzehn Jahre nachdem die Barnard-Sonde flammend in die Schwärze geflogen war, wurde ein einzigartiges Fahrzeug in einer Startanlage im freien Fall im Orbit um Jupiter seinen letzten Vorbereitungen unterzogen.

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