Labyrinth zwischen den Sternen – Epilog: Die Seraph II

Von John Morressy. Originaltitel: „Under a Calculating Star“ (1975); deutsche Fassung (Übersetzung: Karl H. Schulz) 1980 als Ullstein-Buch Nr. 31018 (ISBN 3 548 31018 4). Bildauswahl von Lichtschwert (Lucifex / Deep Roots).

Zuvor erschienene Teile:
Prolog: Die Seraph
Erster Teil: Zur Zitadelle
Zweiter Teil: Zu den Pyramiden
Dritter Teil: Zum Thron

EPILOG: DIE SERAPH II

Auf den Sichtschirmen der Seraph II zeichnete sich die nahe Landung ab. Von der Kommandobrücke aus betrachtete Axxal die bleich und stumm vor ihm treibende Planetenscheibe und verspürte augenblicklich Angst vor dem, was kommen mochte. Doch er unterdrückte seine Schwäche, gab die nötigen Befehle und leitete die Landung ein. Er und seine Mannschaft hatten bereits manche Hindernisse überwunden. Auch mit diesem würden sie fertig werden.

Seine Leute waren ein schwer zu führender Haufen, und die lange Zeit in der engen Eingeschlossenheit eines Raumschiffes machte sie nicht gefügiger. Vaxxt tat sein Bestes, ihm die Last zu erleichtern, doch für die Quespodonen war nur Axxal der Chef. Vor einem Stellvertreter hatten sie keinen Respekt.

Was ihn beinahe um den Verstand brachte, war ihre Art, ständig von ihm Entscheidungen zu verlangen und diese dann beiseite zu schieben, um nach irgendwelchen eigenen schwachsinnigen Ideen zu handeln, zum Schaden aller Beteiligten. Unter Schmerzen lernte er, was Führerschaft für eine Belastung sein kann.

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Labyrinth zwischen den Sternen – Dritter Teil: Zum Thron

Von John Morressy. Originaltitel: „Under a Calculating Star“ (1975); deutsche Fassung (Übersetzung: Karl H. Schulz) 1980 als Ullstein-Buch Nr. 31018 (ISBN 3 548 31018 4). Bildauswahl von Lichtschwert (Lucifex / Deep Roots).

Zuvor erschienene Teile:
Prolog: Die Seraph
Erster Teil: Zur Zitadelle
Zweiter Teil: Zu den Pyramiden

DRITTER TEIL: ZUM THRON

  1. Der Flüchtling

Zwei volle galaktische Jahre nach seinem Abflug vom Xhanchos befand sich Kian Jorry auf dem Tricaps, der geschäftigen kleinen Handelswelt. Seine Lage war nicht sehr ermutigend. Er war allein, der einzige Überlebende einer unglücklichen Expedition; der letzte seiner Edelsteine war verkauft, die Seraph trieb im Raum mit vier Toten an Bord. Und was das Schlimmste war: Ein Jagdkommando der Sternverein-Sicherheitstruppe war ihm dicht auf den Fersen.

Die Schwarzjacken waren hartnäckig. Jorry war ihnen zu oft entwischt, und diesmal waren sie fest entschlossen, ihn zu fangen. Er war gleichermaßen fest entschlossen, ihnen nochmals zu entschlüpfen, aber ohne Raumschiff und mit fast leeren Taschen waren seine Aussichten trübe.

Doch Jorry hatte trotz allem nicht den Mut verloren. Die Schwarzjacken mochten nahe sein, aber sie waren noch nicht auf dem Tricaps. Er lebte noch und war gewarnt. Immer noch bestand Hoffnung.

Nichtsdestoweniger traf Jorry gewisse Vorsichtsmaßnahmen. Er ließ sich das Haar lang wachsen und kaufte sich eine getragene Uniform von der Ersten Rinn-Expedition. Auf dem Tricaps kannte niemand seinen wahren Namen. Selbst ein scharfäugiger Sternverein-Sicherheitsmann würde Schwierigkeiten haben, ihn auch nur als k’Turalp’Pa zu erkennen, noch weniger als den Flüchtling Kian Jorry. Er sah jetzt ziemlich wie ein Skorat aus, und der kühne, kriegerisch wiegende Gang der Skoraten, den er sich angewöhnt hatte, wirkte durchaus überzeugend.

Im Moment war er sicher, aber das reichte nicht aus. Er brauchte einen Ort, wo er untertauchen konnte, bis die Schwarzjacken die Suche aufgaben. Doch er wünschte sich einen halbwegs gemütlichen Hafen; irgendein kahler Fels, weit weg von allem, mochte Sicherheit bieten, aber der Preis wäre zu hoch.

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Labyrinth zwischen den Sternen – Zweiter Teil: Zu den Pyramiden

Von John Morressy. Originaltitel: „Under a Calculating Star“ (1975); deutsche Fassung (Übersetzung: Karl H. Schulz) 1980 als Ullstein-Buch Nr. 31018 (ISBN 3 548 31018 4). Bildauswahl von Lichtschwert (Lucifex / Deep Roots).

Zuvor erschienene Teile:
Prolog: Die Seraph
Erster Teil: Zur Zitadelle

ZWEITER TEIL: ZU DEN PYRAMIDEN

  1. Die Geschichte des Täuschers

An Bord der Seraph kam Jorry wieder zu sich. Der Kopf schmerzte ihm, und er hatte furchtbaren Durst, wie immer, wenn man zum Schlafen Zaff genommen hat. Er wollte sich aufrichten, doch das ging nicht, weil er einen festen Verband um die Rippen hatte. Er erinnerte sich an das dunkle Gewölbe, an den Angriff der bleichen Bestien, an das Dröhnen – aber an nichts sonst. Und jetzt war er wieder auf seinem Schiff. Mühsam und unter Schmerzen arbeitete er sich in halb sitzende Stellung hoch und rief heiser nach Axxal, der auch sofort erschien.

„Hol mir was zu trinken, aber schnell“, krächzte Jorry. Als er das Wasser hinuntergestürzt hatte, das Axxal brachte, wischte er sich die Lippen ab und befahl: „Jetzt erzähl mir, was passiert ist. Los, erzähl mir alles. Ich will Bescheid wissen.“

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Labyrinth zwischen den Sternen – Erster Teil: Zur Zitadelle

Titelbild von Tim White für eine englische Ausgabe von „Under a Calculating Star“; es stellt vermutlich einen Kiir-Vogel dar.

Von John Morressy. Originaltitel: „Under a Calculating Star“ (1975); deutsche Fassung (Übersetzung: Karl H. Schulz) 1980 als Ullstein-Buch Nr. 31018 (ISBN 3 548 31018 4). Bildauswahl von Lichtschwert (Lucifex / Deep Roots).

Zuvor erschienen:
Prolog: Die Seraph

ERSTER TEIL: ZUR ZITADELLE

  1. Die Ebene der Schnittpunkte

Als Erster setzte Jorry den Fuß auf den Boden des Boroq-Thaddoi. Er bewegte sich sehr langsam und mit ungewohnter Schwerfälligkeit, weil ihn der dicke Pelzanzug hinderte. Auch die anderen, mit Ausnahme von Dolul, waren durch ähnliche Kleidung behindert. Für den Hraggellon war extreme Kälte nichts Neues; sein Körper paßte sich schnell an. Schon hatte seine Haut den rötlichen Ton verloren, den sie an Bord bekommen hatte, und wurde bleicher; bald würde sie so bläulich-weiß sein wie auf dem Hraggellon.

Jorry stellte seinen Augenschild ein und warf einen ersten klaren Blick auf die Umgebung. Unter dem trübsinnig kalten Frühlicht einer bleichen Sonne waren Schwarz, Braun, Grau und schmutziges Weiß die einzigen Farben, und der Boroq-Thaddoi wirkte schon vom bloßen Anblick her so unwirtlich und lebensfeindlich, daß seine Quarantäne-Sperrung gerechtfertigt schien.

Ein unaufhörlicher gnadenloser Sturm raste über die offene Tundra, schliff die scharfen Kanten der Felsbrocken rund und wetzte die hohen Klippen wie Messerschneiden. Der Horizont markierte sich scharf, doch der Boden zu ihren Füßen war durch den peitschenden Staub des aufgewehten Sandes nur wie hinter einem Schleier zu sehen. Die Luft biß mit eisiger Kraft, die den Körper ansprang, das ungeschützte Fleisch suchte, die Ohren mit Heulen und Jaulen füllte und die Augen tränen machte. Nur Dolul hielt es aus, unberührt, ohne auch nur zu blinzeln. Bei seinem Anblick hüllten sich die anderen fester in ihre dicken Pelze.

Über ihren Köpfen ragte turmhoch die Seraph auf. Sie stand auf ihren Landeständern, bereit, beim Druck auf die Kontrollhebel wieder in den Raum zu springen. Jorry hatte sie manuell landen müssen; die Raumpioniere der Frühzeit setzten auf den Planeten, über die sie Quarantäne verhängt hatten, keine Landeringe. Auf diesem unebenen Terrain war die Landung schwierig, weit schwieriger, als er angenommen hatte oder der Besatzung gegenüber zugegeben hätte – doch er hatte sie erfolgreich durchgeführt. Das erste Treffen mit der Quarantäne-Welt war zu seinen Gunsten entschieden worden. Es war ein bedeutsamer Anfang, und Jorry fühlte sich den kommenden Gefahren besser gewachsen. Immerhin zitterte in ihm noch die Spannung des Landens nach, und als Bral ihn beglückwünschte: „Erstklassige Schiffsführung, Kapitän!“ hatte er wütend geknurrt: „Denkst du, ich bin den ganzen Weg hergekommen, um die Seraph auf einer Q-Welt kaputtzufahren?“

„Nein, Kapitän, wir wußten doch, daß du es schaffst“, hatte Bral verlegen geantwortet, „aber der bloße Gedanke – eine manuelle Landung ist immer schwierig, und noch dazu auf so einem Boden – wenn da was schiefgeht –“

„Ist denn was schiefgegangen?“

„Nein, Kapitän. Alles in Ordnung.“

„Also – machen wir die Ausrüstung klar und gehen wir los, ehe wir hier anfrieren. Noch eine letzte Überprüfung vor dem Aufbruch“, hatte Jorry gesagt und sich dem kleinen Stapel Proviant und Material zugewandt.

Sie machten sich auf den Weg über die offene Fläche des ungastlichen Planeten, um die geheimnisvolle, nicht geheure Zitadelle zu finden und in sie einzudringen und ihr den Schatz, den sie barg, zu entreißen. Sie wußten nur undeutlich die Richtung, hatten nur unbestimmte Kenntnis davon, was vor ihnen lag. Ihr Überleben hing von den Vorbereitungen ab. Es war nicht damit zu rechnen, daß der Boden des Boroq-Thaddoi etwas hergab; also war der niedrige, breite Lastschlitten mit Proviant und Wasser für zwanzig Wachzyklen beladen. Kletter- und Grabegeräte, Brennstoffblöcke zum Abkochen und fürs Lagerfeuer, Zelte und zwei verdeckte Käfige mit Kiir-Vögeln wurden noch aufgeladen, und als das geschehen war, traten die anderen zurück, während Axxal, der Achte in der kleinen Gesellschaft, die Lasten festschnürte und sich den Zugriemen so einstellte, daß er über seine breite Brust paßte.

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Labyrinth zwischen den Sternen – Prolog: Die Seraph

Von John Morressy. Originaltitel: „Under a Calculating Star“ (1975); deutsche Fassung (Übersetzung: Karl H. Schulz) 1980 als Ullstein-Buch Nr. 31018 (ISBN 3 548 31018 4). Bildauswahl von Lichtschwert (Lucifex / Deep Roots).

Prolog: Die Seraph

Das Eigenantriebsschiff Seraph befand sich auf der Reise zu irgendeinem Ziel jenseits des „Verbotenen Gürtels“. Drei Wachen hinter dem Dus’sh’kor drosselte es auf Unterlichtgeschwindigkeit. Dann öffnete sich die atmosphärische Schleuse. Eine Zeitlang hatte das Raumschiff zwei kleine Satelliten bei sich. Sie trudelten neben ihm durch den Raum, die Spanne zwischen ihnen und dem Mutterschiff wurde immer breiter, dann glitten sie ab und begannen als Doppel-Orbit ihre eigene Reise durch die Leere. Nun verschwand die Seraph in die unsichtbare Dimension der Superlichtgeschwindigkeit und nahm Kurs auf den Rand der Galaxis. Gegen Ende der nächsten Wache wurde auf Befehl Kian Jorrys, des Kommandanten, ein Schiffsrat einberufen. Jorry hatte den einzelnen Platz an einer Seite des dreieckigen Messetisches inne; dort saß er bequem zurückgelehnt und fuhr sich mit der Hand durch das graumelierte, kurzgeschorene Haar. Die Mannschaft wartete darauf, daß er zu sprechen beginnen würde.

Sie waren ein buntscheckiger Haufen, Humaniden und Humanoiden verschiedener Größe, Körperform und Hautfarbe. Bis auf einen hatten sich alle zum Schiffsrat eingefunden.

Gleich zur Rechten Jorrys waren zwei Quipliden; sie hockten auf der Tischplatte, um in Augenhöhe der anderen zu sein. Sie waren Brüder, Fimm und Jimm genannt. Keiner an Bord der Seraph wußte ganz genau, wer Fimm und wer Jimm war, und so wurden sie ständig miteinander verwechselt. Doch das schien sie nicht sonderlich zu stören.

Neben ihnen saß ein großer Mann mit wetterrotem Gesicht, Kopfhaar und Bart waren hellblond, beinahe weiß, obwohl er zweifellos noch jung war. Sein Haar war lang, und er trug es zu Zöpfen geflochten, wie es bei den Skeggjatt-Kampfschulen Brauch war. Sein muskelbepackter Körper war zusammengesunken; das Kinn in die mächtige Hand gestützt, starrte er vor sich hin. Bral hieß der Skeggjatt.

Neben ihm saß Collen, die Verteidigungsexpertin. Sie war Thorumbianerin, schlank, blauäugig, ihre glatte Haut war schwarzblau wie vergossenes Öl.

An der dritten Seite des Tisches, von Jorry am weitesten entfernt, saß Dolul, ein Angehöriger des Stammes der Onhla, von der Eiswelt Hraggellon. Er war ein großer Mann mit ausdruckslosem Gesicht und sprach selten. Neben ihm saß einer, der überhaupt nicht sprach, ein Thanist namens Rull-Lamat. Er trug eine Haube, und der untere Teil seines Gesichts war verdeckt.

Jorry räusperte sich und rückte mit seinem Stuhl vor. Erwartungsvoll blickten seine Leute ihn an. Bedeutsam sah er auf die Tischplatte hinunter, dann stand er auf und begann: „Meine guten Freunde und Kameraden, wir haben viel zu besprechen. Doch wie ihr wißt, bin ich ein alter Sternfahrer, dem die Traditionen des Kosmos heilig sind; und so möchte ich diese Versammlung eröffnen mit einer Schweigeminute zum Gedenken an unsere Schiffsgenossen, die sich von uns getrennt haben.“

Er faltete die Hände und neigte den Kopf. Bral warf einen raschen Blick auf die anderen und einen längeren, prüfenden auf Jorry, doch in der Miene des Kapitäns war kein Fünkchen Ironie zu entdecken. Endlich blickte Jorry auf, lächelte und setzte sich wieder. „Und nun, nachdem wir diesem Verräterpaar die letzte Ehre erwiesen haben – zum Dienstlichen“, sagte er munter.

„Ohne das Urteil unseres Kapitäns anzweifeln zu wollen – aber bist du sicher, daß sie Verräter waren?“ fragte der Skeggjatt. „Mir ist Saston eigentlich nie so vorgekommen… es fällt mir schwer zu denken, daß er uns alle betrogen hat.“

„Und Verdniak schien mir auch nicht der Typ zu sein“, fügte die Thorumbianerin hinzu. „Er war ein guter Kämpfer.“

Kian Jorry lächelte väterlich. „Ihr beiden seid vertrauensvolle Naturen“, sagte er, „und ich mag euch deswegen umso lieber. Ich war auch einmal so. Doch über Saston und Vedniak habe ich nicht mehr die geringsten Zweifel. Ich glaube meinen eigenen Augen. Als wir auf dem Dush’k’kor waren, habe ich gesehen, wie sie Bestechungsgelder von einem Sternverein-Agenten genommen haben. Sie wollten uns an die Schwarzjacken verkaufen.“

„Und das ist noch nicht das Schlimmste“, schrillte einer der beiden Quipliden, und der andere fügte hinzu: „Erzähle doch, was sich in deiner Kabine zugetragen hat.“

„In der dritten Wache habe sich sie in meine Kabine gerufen und es ihnen klipp und klar vorgehalten; Fimm und Jimm waren Zeugen. Erst haben sie alles geleugnet. Dann haben sie versucht, uns zu bestechen, damit wir uns ihnen anschließen. Dann zogen sie ihre Waffen, und wenn meine kleinen Freunde hier nicht gewesen wären, dann wäre ich jetzt draußen im leeren Raum, und Saston und Vedniak würden euch in den Hinterhalt der Schwarzjacken führen – in den Tod.“

Der eine Quiplide sagte: „Verräter verdienen, was sie bekommen“, und der andere bestätigte: „So ist es.“

„Ich kann also annehmen, daß ihr alle befriedigt seid, und wir können somit zu anderen Dingen übergehen“, begann Jorry wieder. Er blickte sich um, ob jemand etwas dagegen hätte, doch das war nicht der Fall.

„Wie ist es mit Ersatz, Kapitän?“ fragte Bral. „Nun sind wir doch unterbesetzt.“

„Wir sind genau richtig besetzt. Diese Beiden waren für das, was vor uns liegt, überhaupt nicht geeignet. Gut, daß wir sie los sind. Wir sind jetzt aktionsbereit, Bral, und haben genau die richtige Kampfstärke. Wir haben die Mannschaft, die Waffen, komplette Sonderausrüstung -“

„Tatsächlich?“ fragten die beiden Quipliden gleichzeitig, „und was haben wir vor?“

„Jawohl, die haben wir“, versicherte der Kapitän, ohne zunächst auf die zweite Frage der Kleinen einzugehen. „Bei jeder Planetenlandung hat euer Kapitän – während ihr euch amüsiert habt – Einkäufe gemacht. Ich habe mir, das kann ich euch sagen, kein Vergnügen gegönnt, bis ich die Schiffsgeschäfte erledigt hatte.“

„Jorry denkt an alles“, sagte einer der Quipliden bewundernd. „Das tut er wirklich“, stimmte der andere zu.

Der Kapitän nickte gnädig. „Ich versuche, mein Bestes zu tun. Darum ist die Seraph auch so ein gutes Schiff. Sie hat einen erstklassigen Kapitän, und jetzt hat sie auch eine erstklassige Mannschaft.“

„Nicht ganz“, murmelte der Skeggjatt und schwieg dann.

„Wenn du etwas auf dem Herzen hast, Bral, dann spuck es aus. Ich bin nicht wie der alte Kapitän York – Friede seinen Gebeinen. Meine Besatzung kann frei heraus reden; ich höre. Was ist los?“

Der Skeggjatt zögerte. Er war ein Kämpfer von Natur, kein Disputierer. In Brals Welt kämpfte man, wenn man verschiedener Meinung war, und wer siegte, hatte recht. Jorry war groß, stark und schnell; doch Bral zweifelte nicht daran, daß er seinen Kapitän im offenen Kampf besiegen konnte. Und trotzdem ließ er sich von Jorry Dinge sagen, die ein Skeggjatt allenfalls seinem nächsten Verwandten auszusprechen gestatten würde. Die Sache war die, daß er sich Jorry gegenüber unsicher fühlte. Jorry war zu schlau, zu listenreich. Im richtigen Moment hatte er stets die richtige Waffe parat. Sogar jetzt, wo er ihm gegenüber am Tisch saß und ihn freundschaftlich anlächelte, waren seine Hände unsichtbar, unter Tischhöhe.

Und schließlich war er der Kapitän der Seraph, dem man gehorchen mußte. Bral ließ alle halbausgeformten Gedanken an Opposition fahren. Zu tief saß ihm die Borddisziplin im Blut.

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