Chinesischer Selbstladekarabiner Typ 56 (SKS 45)

Der Rückstoß des ca. 4 kg schweren Selbstladekarabiners „Typ 56“ im Kaliber 7,62×39 ist moderat.

Von Peter Ernst Grimm, aus Heft 8-1989 des „Schweizer Waffen-Magazins“.

Die zur Zeit auf dem Schweizer Markt erhältlichen chinesischen „Selbstladekarabiner Typ 56“ sind nur unwesentlich modifizierte Lizenznachbauten des sowjetischen Simonow-Halbautomaten „SKS 45“ im Warschauer-Pakt-Kaliber 7,62×39. Die preisgünstigen Exoten sind von erstaunlich guter Qualität.

Wer vom chinesischen Selbstladekarabiner Typ 56“ spricht, redet eigentlich vom chinesischen Lizenznachbau des sowjetischen Halbautomaten „SKS 45“: beide Waffen unterscheiden sich im wesentlichen nur in der Form des anklappbaren Bajonetts – die in der Schweiz angebotenen chinesischen „Typ 56“ haben ein Vierkant-Stichbajonett, die sowjetischen „SKS 45“ sind mit einem Klingenbajonett ausgestattet. (Die „Typ 56“ hatten ursprünglich die selben Klingenbajonette, erst die Waffen aus später Fertigung weisen das Vierkantbajonett auf.)

Der chinesische Selbstladekarabiner „Typ 56“ im Kaliber 7,62×39: mit Ausnahme der Bajonettform ein originalgetreuer Nachbau des sowjetischen Simonow-Halbautomaten „SKS 45“.

Der getestete „Typ 56“ wies ein aufklappbares Vierkant-Stichbajonett auf. Frühere „Typ 56“-Selbstlader trugen das Klingenbajonett des sowjetischen „SKS 45“.

Der „SKS 45“ – das Kürzel bedeutet „samosarjadnij karabin Simonowa, obrasez 1945“ („Simonow-Selbstladekarabiner, Modell 1945“) – ist ein Gasdrucklader mit feststehendem Lauf, Blockverschluss und Kippverriegelung. Der Druck der im Lauf abgezapften Pulvergase wird durch einen Stößel aus dem oberhalb des Laufs liegenden Gaszylinder auf den Verschlussträger übertragen. Gaszylinder und Verschluss sind separate Teile. Es gibt an der Waffe keine regulierbare Gasdüse.

Das festintegrierte Magazin fasst 10 Patronen des Kalibers 7,62×39 und wird mit Hilfe eines Ladestreifens von oben geladen (man kann die Patronen aber auch einzeln per Hand ins Magazin drücken). Der Magazinboden wird zum Entladen der Waffe nach unten geöffnet.

Der Selbstlader hat einen 520 mm langen Lauf mit vier rechtsdrehenden Zügen. Unter dem Lauf ist ein stählerner Putzstock befestigt. (Das Putzzeug befindet sich in einem Hohlraum im Schaft.) Das Klappbajonett ist ebenfalls unter dem Lauf angebracht; um es in Gefechtslage zu bringen, muss man seine gerillte Hülse gegen Federdruck nach unten ziehen und es – nachdem sich die Verriegelung gelöst hat – nach vorn klappen und seinen Feststellring über die Laufmündung gleiten lassen.

Die Visierung besteht aus einem tunnelgeschützten, verstellbaren Stiftkorn und einem Kurvenvisier mit 100-m-Einteilung von 100 bis 1000 m. Die Visierlinie beträgt 480 mm.

Die Waffe weist ein Minimum an Bedienungselementen auf: einen Spannhebel (der Verschluss bleibt nach Verschießen der letzten Patrone offen stehen), den Abzug, einen Sicherungshebel am hinteren Ende des Abzugsbügels (nach vorn und oben geschwenkt blockiert er den Abzug) und den Drücker, mit welchem der Magazinboden geöffnet werden kann.

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Der Schuss durch die Tasche

Hans-Jörg Signer bei unseren Versuchen mit Schüssen durch die Manteltasche.

Von Peter Ernst Grimm und Hans-Jörg Signer, aus Heft 7-1984 des „Schweizer Waffen-Magazins“.

In Filmen und Kriminalromanen gehört der Schuss durch die Mantel- oder Jackentasche zum Stamminventar. Doch wie funktioniert das in Wirklichkeit? Wir haben es ausprobiert.

Eine Erkenntnis: Die Szene, in welcher der Bösewicht sein Opfer mit ein paar Schüssen durch die Mantel- oder Veston- (zu deutsch: Jackett-, österreichisch: Sakko-)tasche abknallt und dann unauffällig weggeht, ist absoluter Blödsinn. Der Mantel oder Veston, durch dessen Tasche geschossen wurde, sieht nach dem Schuss aus, als ob der Besitzer sein Kleidungsstück aus einem Bärengraben zurückerobert hätte. Anstelle des erwarteten kalibergroßen Löchleins klafft nach einem einzigen Schuss ein handflächengroßes, mit heraushängenden Futter- und Einlagefetzen garniertes Loch im Gewand, das den Eindruck erweckt, dem Schützen wäre der Tascheninhalt explodiert.

Ein Schuss durch die Tasche eines Manchester-Vestons.

Um mit einem Schuss durch die Tasche zu treffen, muss man den Lauf zumindest in die Horizontale bringen und aus der Hüfte schießen. Das geht höchstens bei einem Schuss durch eine Vestontasche unauffällig. Probiert man es aus einer Manteltasche, sieht man aus wie ein Batman-Verschnitt, der zum Start die Flügel lüftet.
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