Von Dunkler Phönix (ursprünglich veröffentlicht am 11. Februar 2016 auf „As der Scherter“ unter dem Titel „Star Dreck 12: The 100“, wobei ich [Lucifex] nicht weiß, was dann SD 11 gewesen wäre, und da ich die Nr. 12 schon für den erst nach dem Ende von AdS geschriebenen Abschlußartikel Star Dreck XII: Babylon 5 vergeben habe, bringe ich den Artikel hier als Nr. 11)
Ich weiß gar nicht, ob es sich lohnt, einen Artikel über diese Serie zu schreiben, aber da ich mir jetzt schon einmal zwei Staffeln angesehen habe…
Die Geschichte ist schnell erzählt: Nach einem Atomkrieg leben die letzten Menschen im Orbit auf der „Ark“, einem Zusammenschluss von zwölf Raumstationen verschiedener Länder. Fast 100 Jahre ist der Krieg vorbei und die Luft wird knapp. Also werden einhundert jugendliche Delinquenten mit einem Shuttle zur Erde geschickt, um dort entweder zu krepieren und so dem Rest ein wenig Sauerstoff zu sparen oder deren Ankunft vorzubereiten.
Was wie ein Aufguss von „Herr der Fliegen“ anfängt, inklusive Lynchmob und „wir machen, was wir wollen“ Chören, entwickelt sich nach einigen Folgen zu einem spannenden Drama um Krieg, Strategie, Freundschaft und Verrat. Die Einhundert merken schnell, dass sie gar nicht allein auf der Erde sind, es haben Menschen überlebt, die meisten von ihnen leben in einer primitiven Kriegergesellschaft.
Auch die eher gekünstelten Dialoge und Übergänge der ersten Folgen werden im Verlauf der Serie geglättet, die fortlaufende Handlung wird vorhersehbar zwischen den Folgen mit „Cliffhangern“ unterbrochen, so dass man weiterschauen möchte.
Die Kämpfe sind angenehm brutal, die Charaktere müssen schwere Entscheidungen über Leben und Tod fällen und versuchen, sich einen moralischen Kodex zu erhalten, während sie ums nackte Überleben kämpfen.
Auch dass die verschiedenen Fraktionen alle gemischtrassig sind, fällt nicht weiter auf, die Charaktere reden sehr häufig von ihrem „Volk“, sowohl die Überlebenden der Ark, als auch die verschiedenen Clans auf der Erde begreifen sich als völkische Einheit, eine der Heldinnen, die etwas mit einem Erdgebundenen anfängt, wird dafür von ihren Leuten verspottet und ausgegrenzt. Bündnisse zwischen den verschiedenen Völkern sind instabil und anfällig für Verrat.
Alles in allem könnte man also sagen, dass eine sehr gute Idee passabel umgesetzt worden wäre, wäre da nicht ein klitzekleiner Punkt, der einem das gesamte Schauen der Serie total vermiest:
Von Anfang bis Ende ist die Serie so angefüllt mit feministischer Propaganda, dass es wirklich wehtut.
Die Heldin Clarke ist eine blonde Heulsuse, die mir mit jeder Folge unsympathischer wird, an ihrer Seite steht das Powergirl Octavia, die, obwohl sie auf der Ark ihr Quartier nie verlassen hat, weil sie gar nicht hätte geboren werden dürfen, zu einer Kriegerin wird, welche es mit den Soldaten der Erdgebundenen aufnehmen kann. Osimandia, die nur die ersten Folgen angesehen hat, gestand mir, dass sie das Schauen der Serie abbrechen musste, als sie merkte, dass sie auf der Seite der Riesenseeschlange war, die Octavia beim Baden angriff.
Auch Clarkes Mutter, eine Ärztin und Mitglied des „Rates“ der Ark, dominiert im Verlauf der Serie ihre männlichen Gegenspieler, den numinosen Neger Jaha, welcher der Ratsvorsitzende ist und das Ratsmitglied Marcus, welcher zunächst als Bösewicht eingeführt wird, weil er hunderte Menschen auf der Ark wegen Sauerstoffmangel opfern will, später aber ganz passabel nebenher mitkämpft.
Dieses ganz passable nebenbei mitmachen kann über fast alle männlichen Charaktere der Serie gesagt werden. Die meisten sind nicht per se schwach oder feminin, wenn man davon absieht, dass sie die Führungsrolle der Frauen stillschweigend akzeptieren und sich anscheinend gerne von ihnen herumkommandieren lassen.
Die Mechanikerin Raven, eine Latina, ist noch so eine Powerfrau, die sexuell sehr aggressiv vorgeht. Nachdem ihr Freund sich in Clarke verknallt hat, hopst sie aus Rache mit einem anderen in die Kiste, in einer späteren Folge zwingt sie quasi einen Ingenieur, mit dem sie zusammenarbeitet, zum Sex. Nicht, dass der etwas dagegen hätte, aber ihr direktes, verlangendes Vorgehen dabei ist so wenig feminin wie es nur geht.
Eine schöne Szene, wenn ich noch einmal spoilern darf, ist auch die Vorstellung des „Commanders.“ Ein Hüne lässt die von seinen Leuten gefangengenommenen Kameraden Jaha und Marcus wissen, dass ihre Absicht, diplomatische Beziehungen aufzunehmen, nur dann Erfolg haben wird, wenn sie gegeneinander bis zum Tod kämpfen (das Kirk/Spock-Szenario), eine junge Frau soll dabei bleiben und melden, wenn es getan ist. Marcus versucht Jaha zu überreden, ihn für die Sache zu opfern, aber dieser lehnt das ab. Daraufhin gibt sich die junge Frau als der Commander zu erkennen.
Lexa, wie sie genannt wird, ist ein berechnender, gefühlloser Eisblock und kennt nur den Krieg. Sie versucht später Clarke, mit der sie sich verbündet hat, begreiflich zu machen, dass Gefühle für einen Anführer nur Schwäche bedeuten und beweist ihr das, als sie Verrat an ihr übt, obwohl sie sich vorhersehbarerweise in Clarke verliebt hat (bei der lesbischen Kussszene fällt Clarke auch nicht ein zu sagen, sie stehe nicht auf Frauen, sondern nur, dass sie erst gerade jemanden – nämlich den Ex von Raven – verloren habe und noch nicht bereit wäre, wieder mit „jemandem“ zusammen zu sein, es scheint also für Bewohner der Ark und Erdgebundene gleichermaßen völlig normal zu sein, dass Frauen sich anderen Frauen auf romantische Weise zu nähern versuchen.
Die Negerin Indra, eine Kriegerin und Offizierin von Lexa, kann man gar nicht mehr zu den weiblichen Charakteren zählen, so maskulin ist sie in Aussehen und Auftreten.
Immer wieder betont die Serie durch kleine Nebensächlichkeiten, dass es in erster Linie die Frauen sind, welche Entscheidungen treffen und nicht die Männer.
Der Nebencharakter Maia zum Beispiel, der zunächst sehr sanft und weiblich wirkt, enthüllt irgendwann, dass sie sein möchte wie ihre Mutter, die für ihre Überzeugungen gestorben ist, während ihr Vater, der ihr versichert, er habe sie ja nicht alleine lassen können, wie eine faule Gurke wirkt. Die Anführerin einer Rebellentruppe auf der Ark, eine Vollblut-Blondine, welche sich gegen den Rat stellt, ist ebenso dominant wie die ebenfalls blonde Sicherheitschefin der Ark.
Die Kriegerprinzessin Anja ist ebenso eine Vertreterin des serienübergreifenden „Matriarchats”…
Selbst die Reise ins „gelobte Land“, die Jaha am Ende von Staffel 2 antritt, die ich zunächst als Wiederkäuen des „Exodus“ Mythos empfand, endet in der Konfrontation des – männlichen – numinosen Negers mit einer weiteren Powerfrau in Form eines Hologramms, das sicherlich Domina geworden wäre, wenn es einen echten Körper gehabt hätte.
Dabei ist es, wie gesagt, gar nicht so, dass die Jungs nur dumm rumstehen. Der Protagonist Bellamy entwickelt sich von einem skrupellosen Verbrecher zu einem mutigen und aufopferungsvollen Kämpfer, der alles tut, um seine Leute zu retten, auch die recht lange sehr schwach erscheinenden Freunde Jasper und Monty (Asiate) entwickeln Fähigkeiten, Mut und kämpfen tapfer, das Gleiche gilt für die meisten Soldaten und Offiziere sowohl der Ark, als auch der Erdgebundenen.
Daher fällt es stellenweise gar nicht so sehr auf, dass die männlichen Charaktere alle nur mitlaufen und die Handlung komplett von den Entscheidungen der weiblichen Charaktere abhängt (selbst in Mount Weather hat eigentlich Dr. Singh das Sagen, nach ihrem Tod baut der Präsident nur noch Scheiße).
Wenn man dann die Namen der Leute hinter den Kulissen studiert, wundert einen auch gar nichts mehr.
Und das Fiese ist, dass trotz der nun wirklich mit dem Holzhammer verabreichten Propaganda das Ganze so arrangiert ist, dass man genug „Gegenbeweise“ finden wird, wenn man möchte, das indoktrinierte Schafsvieh sich also mal wieder mit Zähnen und Klauen gegen den Verdacht wehren kann, hier würde mehr vorliegen als pure Unterhaltung.
Das ist eine Kunst, die ich beinahe bewundere: Zum einen zweihundert Prozent volles Programm zu geben und das gleichzeitig so zu verwischen, dass jeder, dessen Kompass noch nicht vollständig geeicht ist, ins Straucheln kommt. Dieses Vorgehen erinnert mich so punktgenau an den Artikel des angeblichen Arztes, der mit Horrorstories über verletzte Flüchtlinge auf die Tränendrüse drückt, dass sich eine Erklärung förmlich aufdrückt: Sowohl diese Serie, als auch dieser Artikel sind von Leuten mit einer ganz bestimmten Geisteshaltung geschrieben worden, von Meistern der Täuschung, die mit Chuzpe die irrsten Lügen auftischen können und damit überzeugender wirken als andere mit der Wahrheit.
Das ist übrigens der Grund, warum ich mir nach wie vor solche Serien ansehe, mich bemühe, solche Artikel „unvoreingenommen“ zu lesen, mir Videos mit „KSK- Soldaten“ erst einmal so ansehe, als wäre die dort verkaufte Lügengeschichte echt:
Ich versuche herauszufinden, worin diese Überzeugungskraft der jüdischen Lügen liegt, wie sie es schaffen, unsereins immer wieder zu manipulieren.
Ich glaube, die Antwort – oder zumindest meine vorläufige Antwort – liegt in der Vermutung, dass sie uns über die Vorspiegelung einer höheren Moralität kriegen. Sie führen sich auf wie Eltern, welche den mahnenden Zeigefinger erheben und das bei jeder Gelegenheit. Das scheint bei Weißen zu wirken. Gegen offene Unterdrückung setzen wir uns zur Wehr, aber wehe, jemand bezeichnet uns als „Böse.“
In der Serie „The 100“ wechseln die Charaktere, welche als Sprachrohr der moralisch Überlegenen, als mahnender Zeigefinger dienen. Mal ist es Jasper, der Clarke eine schwere Entscheidung vorhält, mal ist es Clarkes Mutter, mal ist es Clarke, die Lexa ihre Gefühlskälte vorhält. Immer scheint es jemanden zu geben, der ganz genau weiß, was richtig und falsch ist, auch im Krieg, auch wenn in Sekunden über Leben und Tod entschieden werden muss.
Der Zuschauer von „The 100“ verliert diesen moralischen Kompass sehr schnell. Alle Charaktere begehen schwere Fehler oder es wird in Rückblenden von falschen vergangenen Entscheidungen erzählt. Wie Maia es in der letzten Folge ausdrückt: „Keiner von uns ist unschuldig!“
Dabei möchte man Bellamy und Clarke, die am Ende der zweiten Staffel in Selbstmitleid beinahe ertrinken, zurufen: „Hey, ihr macht das doch ganz gut! Ihr lebt noch und ihr habt zwar nicht alle retten können, aber viele von euch!“
Ich sehe in dieser Serie, wie sonst auch an vielen Stellen, immer wieder Situationen, die meinen Wahlspruch, dass wer sich nicht wehrt, schon verloren hat, bestätigen. Die Philosophie der Erdgebundenen scheint sich gar in dieser einen Erkenntnis zu erschöpfen, den Himmelsmenschen attestieren sie Schwäche, weil diese nicht immer bereit sind, zum Äußersten zu gehen. Da hilft, zumindest bei mir, auch die Moralkeule nicht, vor allem wenn diese so inkonsistent vorgebracht wird.
Der propagandistische Zweck der Serie ist aber eindeutig die Generierung bzw. Zementierung eines „modernen“ Frauenbildes, entschlossene Kämpfernaturen, von deren Entscheidungen Wohl und Wehe ihrer Völker abhängt, sexuell aggressive Dominas, die sich den Mann nehmen, den sie wollen (bisher ist trotz dieser Eigenart auch noch keine schwanger geworden).
Viel Neues ist hier also nicht zu lernen, nur die Beobachtung, dass sie immer nach dem gleichen Schema vorgehen, wird hier wieder einmal bestätigt.
Die dritte Staffel läuft bald an, ich halte euch auf dem Laufenden.
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Neue Kommentarpolitik auf „Morgenwacht“: Wie bereits hier unter Punkt 1 angekündigt, am Schluß dieses Kommentars wiederholt als Absicht geäußert und in diesem Kommentar endgültig festgelegt, werden neue Kommentatoren nicht mehr zugelassen und sind die Kommentarspalten nur noch für die bereits bekannte Kommentatorenrunde offen.