Von Max Meinrad Krieg, aus der Serie „Sturmgewehre“ des „Schweizer Waffen-Magazins“, Heft 11-1984.
Das deutsche Sturmgewehr G 3, welches heute in rund 45 Staaten eingeführt ist, findet seinen Ursprung im Zweiten Weltkrieg. Seine Entwicklungsgeschichte ist es wert, hier kurz aufgezeichnet zu werden.
Die deutsche Wehrmacht hatte mit dem Sturmgewehr 44 beste Erfahrungen gemacht, suchte aber nach weiteren Vereinfachungen. Das Gerät 06 H von Mauser in Oberndorf zeigte dabei die besten Voraussetzungen und wurde noch kurz vor Ende des Krieges als Stgw 45 (M) klassifiziert. Aber es wurden nur einige wenige Prototypen hergestellt, dann beendete die Kapitulation des Deutschen Reiches auch diese Entwicklung.
Die Mauser-Werke lagen in der französischen Besatzungszone, was dazu führte, dass der ehemalige Mauser-Ingenieur Ludwig Vorgrimmler zur französischen Waffenfirma Manurhin stieß, wo er am Sturmgewehr 45 weiterarbeitete. Vorgrimmler reiste jedoch bald nach Spanien aus und schloss sich dort dem Entwicklungsteam des staatlichen „Centro de Estudios Tecnicos de Materiales Especiales“ (CETME) an. Dieses Büro nahm die Entwicklung eines leichten automatischen Gewehres in Angriff, dessen Ursprung offensichtlich war.
Inzwischen hatte sich die Welt in die beiden bekannten Machtblöcke getrennt, und die verschiedenen Armeen begannen sich neu auszurüsten. U. a. wurde nach einer neuen Infanteriewaffe, einem Sturmgewehr, gesucht. CETME erkannte die Chancen seiner Entwicklung, verfügte aber damals über fast keine Fabrikationsmöglchkeiten und keinen Vertriebsapparat. Deshalb vergab es eine Lizenz an die Nederlandsche Wappen en Munitiefabrieck, die in der Folge eine rege Vorführtätigkeit entfaltete.
So wurde das CETME-Gewehr auch den Instanzen der jungen Bundesrepublik Deutschland vorgeführt. Die Deutsche Bundeswehr hatte zwar das FAL von FN als G1 eingeführt, hatte aber große Schwierigkeiten bei der Abschließung eines Lizenzvertrages, weshalb man nach anderen Möglichkeiten Ausschau hielt. Die Deutschen verlangten vor allem eine Umstellung des bisher für eine Spezialpatrone eingerichteten CETME-Gewehrs auf die neue Einheitspatrone 7,62 x 51 NATO. In Zusammenarbeit mit Heckler & Koch präsentierte CETME nach kurzem das Gewünschte, und das Sturmgewehr wurde als G 3 in Deutschland eingeführt.