Von Max Meinrad Krieg, aus der Serie „Sturmgewehre“ des „Schweizer Waffen-Magazins“, Heft 10-1984.
Die meist verbreitete Infanteriewaffe ist heute zweifelsohne das Sturmgewehr Kalaschnikow.
Russland bestritt den Zweiten Weltkrieg in erster Linie mit Repetiergewehren (Mosin-Nagant) und Maschinenpistolen (PPSh 41, PPS 43), setzte jedoch auch Vorläufer von Sturmgewehren (Tokarev 38/40) ein.
Die Deutsche Wehrmacht hatte die Vorgänger des Sturmgewehres 44 an der Ostfront erprobt, und die Russen lernten so die Möglichkeiten, die in diesem neuen Konzept steckten, früh kennen und wußten diese auch für sich zu nutzen: Noch während des Krieges entwickelten N. M. Elizarov und B. V. Semin ebenfalls eine Mittelpatrone, die sich stark an das deutsche Vorbild anlehnt. Diese neue Patrone mit der Bezeichnung M 43 und den Maßen 7,62 x 39 mm verfügte über eine Hülse mit Rille – die Abkehr von der alten Patrone mit Rand, die den russischen Waffenkonstrukteuren immer wieder Probleme aufgegeben hatte, war damit endlich vollzogen. Das bekannte Simonov-Konstruktionsbüro entwickelte für diese neue Patrone den halbautomatischen Karabiner SKS 45, dessen Vorserienmodelle noch in den letzten Kriegstagen erprobt wurden. Es war offensichtlich geplant, den SKS zur Standardbewaffnung des Ostblocks zu machen; aber es kam anders!

Sturmgewehr AK 47 im Kaliber 7,62 x 39 mm, mit Klappschaft. Eine bulgarische Armeewaffe, die der sowjetischen Armeewaffe gleicht.
Der wegen einer Verwundung vom Frontdienst dispensierte Panzeroffizier Michail Timofejewitsch Kalaschnikow beschäftigte sich zu dieser Zeit ebenfalls mit der Entwicklung eines Gewehres, welches auf der neuen Patrone aufbaute. Seine Neuentwicklung wurde 1947 als AK 47 = Avtomat Kalaschnikova 1947 in der russischen Armee eingeführt. Kurze Zeit wurden sowohl der SKS als auch der AK 47 fabriziert, dann aber wurde die Herstellung des ersteren eingestellt, und der Kalaschnikov wurde zur Standardwaffe – nicht nur des Ostblocks.
Der Erfolg des AK 47 ist vor allem in der fast idealen Verbindung von Waffe und Munition zu finden. Konstruktiv ist er keine bahnbrechende Neuerung, bekannte Prinzipien wurden auf geschickte Weise kombiniert.