Von Marcel Geering, aus Heft 12-1990 des „Internationalen Waffenmagzins“.
Es ist erstaunlich, was unter dem Begriff „Verteidigungsschießen für Privatpersonen“ manchmal alles angeboten wird. Wir möchten hier festhalten, was für einen Verteidigungsschießkurs wirklich wesentlich ist.
Die Grundausbildung sollte mindestens folgende Elemente enthalten:
- Kenntnis der eigenen Waffe inklusive der vorhandenen Sicherungssysteme (automatische und mechanische);
● richtige Pflege und Aufbewahrung der Waffe;
● Kenntnisse über die zu verwendende Munition;
● richtige Handhabung der Waffe inklusive Nachladen und Behebung von Störungen;
● zweihändiges Schießen aus verschiedenen Stellungen und Distanzen bis ca. 15 Meter.
Neben diesen mehr technischen Elementen gehört unbedingt eine Einführung in die am Wohnort des Waffenbesitzers geltenden Vorschriften, sowohl bezüglich Waffenbesitz/Waffentragen als auch bezüglich des geltenden Notwehrrechtes. Gerade im letzten Punkt ist nach meiner Erfahrung das Wissen von Waffenbesitzern oft sehr dürftig. Vielfach werden Ansichten vertreten, die am Stammtisch oder in der Boulevardpresse aufgeschnappt wurden. Schlimm ist vor allem, daß solche „Informationen“ kritiklos von weiteren Personen übernommen werden.
Wir können im IWM zu dieser Problematik aus naheliegenden Gründen keine generellen Aussagen machen. Unsere Zeitschrift wird in mehreren Ländern gelesen, und die entsprechenden Vorschriften und gerichtlichen Auslegungen unterscheiden sich von Land zu Land ganz beträchtlich. Wir empfehlen allen Personen, die ihre Waffe zur Selbstverteidigung einsetzen wollen, sich z. B. bei einem Rechtsberater mit Spezialkenntnissen auf diesem Gebiet über die gültigen Vorschriften zu erkundigen. Die genaue Kenntnis der einschlägigen Vorschriften ist mindestens so wichtig wie eine gute Schießausbildung.
Zweihändig schießen
Die Schießausbildung hat in den letzten 20 Jahren große Fortschritte gemacht. Während früher praktisch nur der einhändige Präzisionsschuß mit Faustfeuerwaffen bekannt war, setzte sich die Erkenntnis durch, daß Präzisionsschießen allein eine denkbar schlechte Vorbereitung für den Einsatz von Faustfeuerwaffen im Ernstfall ist. Deshalb wird heute bei Polizei und Militär (auch) zweihändig geschossen.
Hier stoßen wir allerdings bereits auf das erste Ausbildungsproblem, das jeder Schütze für sich entscheiden muß. Für eine minimale Schießausbildung zur Selbstverteidigung ist einhändiges Präzisionsschießen nicht erforderlich. Hingegen ist es, von wenigen Ausnahmen abgesehen, so gut wie unmöglich, ein guter Schütze auf Distanzen über ca. 15 Meter zu werden, wenn man nie einhändiges Präzisionsschießen gelernt hat. Das für präzises Schießen nötige „Gefühl“ für den Abzug kann man sich praktisch nur beim einhändigen Präzisionsschießen aneignen.