Die Bedeutung des Glaubens: Terry Pratchetts Hogfather

Von Howe Abbott-Hiss, übersetzt von Lucifex. Das Original The Importance of Believing: Terry Pratchett’s Hogfather erschien am 23. Januar 2019 auf Counter-Currents Publishing.

Der verstorbene britische Romanautor Terry Pratchett (1948 – 2015) war hauptsächlich für seine Scheibenwelt-Serie komischer Fantasyromane bekannt, von denen einer der populärsten, Hogfather, im Jahr 2006 zu einer BBC-Miniserie verarbeitet wurde. [Einschub des Übersetzers: Dieser Roman erschien auf Deutsch unter dem Titel „Schweinsgalopp“, und die titelgebende Figur des Hogfather heißt dort Schneevater.] Pratchett war ein säkularer Humanist, teilte aber nicht den bedauerlichen Glauben mancher Atheisten, daß etwas Schändliches am Glauben selbst sei. Stattdessen wertet er in Hogfather das Ringen zwischen Glauben und Fantasie – die er als notwendige Teile des Menschseins typisiert – und einer kalten, mechanischen und fantasielosen Weltsicht auf. Dabei bringt er interessante Argumente über die Natur und den Wert des Glaubens, die für gegenwärtige kulturelle Fragen relevant sind.

Die Handlung zentriert sich um einen Versuch undurchsichtiger Erscheinungen, genannt Revisoren [im Original: Auditors], den Schneevater zu eliminieren, eine mythische Figur, die auf dem Weihnachtsmann beruht. Die Revisoren werden als „das Beamtentum von allem“ beschrieben, die hauptsächlich daran interessiert sind, „das Universum zu betreiben – sicherzustellen, daß die Schwerkraft funktioniert und die Atome rotieren.“ – Sie erscheinen als von menschlichen Wesen verschieden, und ihr physisches Erscheinungsbild sind leere Kapuzenroben. Ihre Mentalität ist ähnlich unmenschlich; als auf der Grundlage objektiver Regeln Denkende verachten sie die menschliche Neigung zu Fantasie und Mythologie, von daher also ihr Interesse, den Schneevater zu beerdigen.

Die Revisoren haben keine individuellen Identitäten und scheinen keine körperliche Substanz zu haben, was die Redewendung „leere Anzüge“ heraufbeschwört.

Die Revisoren repräsentieren nicht nur Regierungsbürokraten, sondern auch verschiedene andere Philister in Autoritätspositionen in Vergangenheit und Gegenwart. Eines der historisch ungeheuerlichsten Beispiele war der Kommunismus, unter dem kein anderer Glauben als jener an die kommunistische Doktrin toleriert und Spiritualität brutal unterdrückt wurde. Aber selbst in vorgeblich freieren westlichen Gesellschaften gibt es keinen Mangel an Menschen, die sich mit dem Funktionieren einer Gesellschaft auf praktischer Ebene befassen, aber bestreiten würden, daß ungreifbare Eigenschaften wie Kreativität für eine Zivilisation gleichermaßen notwendig sind wie Gesetze und Papierkram. Solche Leute haben gegenüber diesen Dingen in manchen Fällen eine geradezu feindliche Haltung; tatsächlich wird die westliche Gesellschaft in der Gegenwart wohl von Menschen eines Typs dominiert, der so wenig Respekt für Humor hat, daß sie Komiker für ihre Witze strafrechtlich belangen.

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