Die Skorpion-Maschinenpistole

Tschechoslowakische Skorpion-Maschinenpistole Muster 61 im Kaliber 7,65 mm Browning, eine wirkungsvolle Waffe zu verdecktem Tragen.

Von Ing. Jiří Fencl, aus Heft 3-1985 des „Schweizer Waffenmagazins“ (dort unter dem Titel „Die Skorpione“ erschienen).

„Eine lange Zeit hindurch wurde das Bedürfnis verspürt, einige Angehörige der bewaffneten Formationen mit einer sehr leichten und dabei wirksamen automatischen Waffe auszustatten. Eine Pistole wurde für ungenügend wirksam, eine Maschinenpistole dagegen für zu umfangreich und schwer gehalten. Deshalb entstand eine im wesentlichen neue Kategorie der Handfeuerwaffen…“ schrieb in einem Artikel über die Maschinenpistole Skorpion der tschechoslowakische Konstrukteur dieser Waffe, Ing. Miroslav Rybář (1924 – 1970).

Die tschechoslowakische Maschinenpistole Muster 61, bekannter unter dem Namen „Skorpion“, ist für die Patrone 7,65 mm Browning konstruiert. Sie war vor allem für die Angehörigen des Innenministeriums bestimmt, die mit Pistolen CZ Muster 50/70 für die gleiche Patrone ausgerüstet waren. In der tschechoslowakischen Volksarmee war diese Maschinenpistole in die Ausrüstung der Spezialeinheiten eingeführt worden.

Die Maschinenpistole Muster 61 ist nur wenig größer als eine übliche Armeepistole. Sie ermöglicht das Schießen mit einzelnen Schüssen bei gleicher Handhabung und Haltung wie bei einer Pistole, oder nach Aufrichten der Schulterstütze das Schießen in Garben wie mit einer Maschinenpistole.

Schütze mit Maschinenpistole Skorpion 61 mit aufgesetztem Schalldämpfer im Schulteranschlag.

Ein Vorteil gegenüber einer Pistole liegt in der größeren Kapazität der Magazine; im Vergleich zu Maschinenpistolen für Pistolenpatronen ist sie leichter und kleiner. Die Waffe ist ein Rückstoßlader mit Verzögerungseinrichtung, die eine verhältnismäßig geringe Schusskadenz beim Seriefeuer sicherstellt. Gleichzeitig wirkt diese Vorrichtung als Rückstoßdämpfer des Verschlusses in der hinteren Lage, was zu einer „Beruhigung“ der Waffe nach jedem Schuss und damit zu erhöhter Schussbereitschaft und Genauigkeit führt.

Skorpion-MPs sind Rückstoßlader mit einer im Pistolengriff plazierten Verzögerungsvorrichtung.

Die Maschinenpistole ist mit einem kurzen Magazin für 10 Patronen und langen Magazinen für 20 Patronen ausgestattet. Das Magazin ist vor dem Kolben angebracht, so dass es ein bequemes Halten der Waffe auch beim Schießen ohne Schulterstütze ermöglicht. Die kleinen Abmessungen der Waffe und ihre Ausführung ohne hervortretende Vorsprünge erlauben es, die Maschinenpistole nicht nur in der Koppeltasche oder im Schulterholster zu tragen, sondern auch frei unter der Kleidung, und ermöglichen das Schießen in Körpernähe, unter dem Mantel und in sehr beschränktem Raum.

(mehr …)

SWM-Serie „Sturmgewehre“: Heckler & Koch G 3

Der Autor beim Probeschießen mit einem Sturmgewehr der deutschen Firma Heckler & Koch.

Von  Max Meinrad Krieg, aus der Serie „Sturmgewehre“ des „Schweizer Waffen-Magazins“, Heft 11-1984.

Das deutsche Sturmgewehr G 3, welches heute in rund 45 Staaten eingeführt ist, findet seinen Ursprung im Zweiten Weltkrieg. Seine Entwicklungsgeschichte ist es wert, hier kurz aufgezeichnet zu werden.

Deutsches Sturmgewehr G 3 A 3 im Kaliber 7,62 x 51 NAZO, mit 20-Schuss-Magazin und festem Schaft.

Die deutsche Wehrmacht hatte mit dem Sturmgewehr 44 beste Erfahrungen gemacht, suchte aber nach weiteren Vereinfachungen. Das Gerät 06 H von Mauser in Oberndorf zeigte dabei die besten Voraussetzungen und wurde noch kurz vor Ende des Krieges als Stgw 45 (M) klassifiziert. Aber es wurden nur einige wenige Prototypen hergestellt, dann beendete die Kapitulation des Deutschen Reiches auch diese Entwicklung.

Die Mauser-Werke lagen in der französischen Besatzungszone, was dazu führte, dass der ehemalige Mauser-Ingenieur Ludwig Vorgrimmler zur französischen Waffenfirma Manurhin stieß, wo er am Sturmgewehr 45 weiterarbeitete. Vorgrimmler reiste jedoch bald nach Spanien aus und schloss sich dort dem Entwicklungsteam des staatlichen „Centro de Estudios Tecnicos de Materiales Especiales“ (CETME) an. Dieses Büro nahm die Entwicklung eines leichten automatischen Gewehres in Angriff, dessen Ursprung offensichtlich war.

Inzwischen hatte sich die Welt in die beiden bekannten Machtblöcke getrennt, und die verschiedenen Armeen begannen sich neu auszurüsten. U. a. wurde nach einer neuen Infanteriewaffe, einem Sturmgewehr, gesucht. CETME erkannte die Chancen seiner Entwicklung, verfügte aber damals über fast keine Fabrikationsmöglchkeiten und keinen Vertriebsapparat. Deshalb vergab es eine Lizenz an die Nederlandsche Wappen en Munitiefabrieck, die in der Folge eine rege Vorführtätigkeit entfaltete.

So wurde das CETME-Gewehr auch den Instanzen der jungen Bundesrepublik Deutschland vorgeführt. Die Deutsche Bundeswehr hatte zwar das FAL von FN als G1 eingeführt, hatte aber große Schwierigkeiten bei der Abschließung eines Lizenzvertrages, weshalb man nach anderen Möglichkeiten Ausschau hielt. Die Deutschen verlangten vor allem eine Umstellung des bisher für eine Spezialpatrone eingerichteten CETME-Gewehrs auf die neue Einheitspatrone 7,62 x 51 NATO. In Zusammenarbeit mit Heckler & Koch präsentierte CETME nach kurzem das Gewünschte, und das Sturmgewehr wurde als G 3 in Deutschland eingeführt.

(mehr …)

SWM-Serie „Sturmgewehre“: Avtomat Kalaschnikova – AK 47

Der Autor bei Schießübungen mit einem AK-47-Sturmgewehr bulgarischer Herkunft.

Von Max Meinrad Krieg, aus der  Serie „Sturmgewehre“ des „Schweizer Waffen-Magazins“, Heft 10-1984.

Die meist verbreitete Infanteriewaffe ist heute zweifelsohne das Sturmgewehr Kalaschnikow.

Russland bestritt den Zweiten Weltkrieg in erster Linie mit Repetiergewehren (Mosin-Nagant) und Maschinenpistolen (PPSh 41, PPS 43), setzte jedoch auch Vorläufer von Sturmgewehren (Tokarev 38/40) ein.

Die Deutsche Wehrmacht hatte die Vorgänger des Sturmgewehres 44 an der Ostfront erprobt, und die Russen lernten so die Möglichkeiten, die in diesem neuen Konzept steckten, früh kennen und wußten diese auch für sich zu nutzen: Noch während des Krieges entwickelten N. M. Elizarov und B. V. Semin ebenfalls eine Mittelpatrone, die sich stark an das deutsche Vorbild anlehnt. Diese neue Patrone mit der Bezeichnung M 43 und den Maßen 7,62 x 39 mm verfügte über eine Hülse mit Rille – die Abkehr von der alten Patrone mit Rand, die den russischen Waffenkonstrukteuren immer wieder Probleme aufgegeben hatte, war damit endlich vollzogen. Das bekannte Simonov-Konstruktionsbüro entwickelte für diese neue Patrone den halbautomatischen Karabiner SKS 45, dessen Vorserienmodelle noch in den letzten Kriegstagen erprobt wurden. Es war offensichtlich geplant, den SKS zur Standardbewaffnung des Ostblocks zu machen; aber es kam anders!

Sturmgewehr AK 47 im Kaliber 7,62 x 39 mm, mit Klappschaft. Eine bulgarische Armeewaffe, die der sowjetischen Armeewaffe gleicht.

Der wegen einer Verwundung vom Frontdienst dispensierte Panzeroffizier Michail Timofejewitsch Kalaschnikow beschäftigte sich zu dieser Zeit ebenfalls mit der Entwicklung eines Gewehres, welches auf der neuen Patrone aufbaute. Seine Neuentwicklung wurde 1947 als AK 47 = Avtomat Kalaschnikova 1947 in der russischen Armee eingeführt. Kurze Zeit wurden sowohl der SKS als auch der AK 47 fabriziert, dann aber wurde die Herstellung des ersteren eingestellt, und der Kalaschnikov wurde zur Standardwaffe – nicht nur des Ostblocks.

Der Erfolg des AK 47 ist vor allem in der fast idealen Verbindung von Waffe und Munition zu finden. Konstruktiv ist er keine bahnbrechende Neuerung, bekannte Prinzipien wurden auf geschickte Weise kombiniert.

(mehr …)

SWM-Serie „Sturmgewehre“: Fallschirmjägergewehr 42

Der Autor beim Probeschießen mit dem FG 42.

Von Max Meinrad Krieg, aus der  Serie „Sturmgewehre“ des „Schweizer Waffen-Magazins“, Heft 6-1984.

Das Fallschirmjägergewehr 1942 (FG 42) sollte Maschinenpistole, Gewehr, Scharfschützenwaffe und leichtes Maschinengewehr ersetzen, Ansprüche, denen diese qualitativ und konstruktiv sehr gute Waffe erstaunlich weitgehend gerecht werden konnte.

Die deutsche Luftwaffe, der die Fallschirmjäger unterstellt waren, betonte immer ihre Eigenständigkeit gegenüber dem Heer; dies konnte sie vornehmlich auch deshalb, weil ihr Chef der einflußreiche Hermann Göring war. Diese Eigenständigkeit führte dann zur Entwicklung des FG 42.

Deutschland setzte als erstes Land der Welt Fallschirmjäger in großem Maßstab ein; eine Truppe, die damals nur mit ihrer persönlichen Waffe ins Gefecht gehen konnte. (Heutige Fallschirmjäger sind hierin besser gestellt, moderne Lastfallschirme ermöglichen den Abwurf selbst von Panzern!) Diese Unzulänglichkeit in der Bewaffnung, 98 k oder MP 38/40, zeigte sich denn z. B. in den hohen Verlusten bei der Besetzung von Kreta.

Das Waffenamt der Luftwaffe forderte deshalb ein automatisches Gewehr, dessen Spezifikationen eigentlich über diejenigen eines Sturmgewehrs hinausgehen (!):

  • Länge maximal 1 m,
    ● Gewicht maximal wie das des 98 k (3,9 kg),
    ● im Einzel- und Seriefeuer kontrollierbar,
    ● als LMG einsetzbar,
    ● als Scharfschützengewehr tauglich,
    ● mit Möglichkeit, Gewehrgranaten zu verschießen (diese Forderung wurde später fallengelassen),
    ● zum Bajonettkampf geeignet,
    ● die normale Patrone 7,92 x 57 verschießend.

Die Forderung, daß die Waffe auch als Scharfschützengewehr und LMG eingesetzt werden sollte, verlangte eine große Einsatzdistanz und ließ die Luftwaffe die Entwicklung, die zum Stgw 44 führen sollte, ablehnen und auf einer Eigenentwicklung beharren. (Die beschränkte Einsatzdistanz des Stgw 44 ließ Hitler das FG 42 lange bevorzugen; so wurde seine Leibstandarte SS mit den allerersten FG 42 ausgerüstet!)

Die Firmen Mauser, Walther, Gustloff, Rheinmetall und Krieghoff wurden 1940 aufgefordert, sich an der Entwicklung gemäß obigem Pflichtenheft zu beteiligen. Aber nur Rheinmetall und Krieghoff lieferten Anfang 1942 erste Prototypen ab; die anderen Firmen wollten das Heer als Hauptauftraggeber offensichtlich nicht verärgern. Der Waffe von Rheinmetall, einer Entwicklung von Louis Stange, einem Schüler von Louis Schmeisser, wurde der Vorzug gegeben, und sie wurde als FG 42 bei den deutschen Fallschirmjägern eingeführt. Die Fertigung jedoch erfolgte aus Kapazitätsgründen dann bei Krieghoff.

Das deutsche Fallschirmjägergewehr Modell 1942 (FG 42) im Kaliber 7,92 x 57.

Mit Ausnahme des Handschutzes aus Holz ist das FG 42 ausschließlich aus Metall hergestellt. Wohl wurden an Kolben, Pistolengriff und Zweibein Stanzteile verwendet; die anspruchsvollen Forderungen – geringes Gewicht bei hoher Belastung – konnten jedoch nur durch die Verwendung von hochvergüteten Stählen, damals eine Mangelware, und eine anspruchsvolle Fertigung erfüllt werden. Alle belasteten Teile, wie Verschlußgehäuse, Verschluß und vor allem Lauf, wurden aus vollem Material gefräst. Da der Chromnickelstahl der Prototypen bereits nicht mehr erhältlich war, wurde die erste Serie des FG 42 aus Magnesiumstahl gefertigt. Das FG 42 konnte aus diesem Grunde keine billige Massenwaffe sein; die erste Serie wurde nur in rund 2000 Exemplaren gefertigt, dann war der teure Spezialstahl nicht mehr verfügbar.

Im FG 42 wurden verschiedene Konstruktionsmerkmale verwendet, denen wir teilweise in modernsten Waffen wieder begegnen. Die kurze Bauweise wurde dadurch erreicht, daß das System voll in den Schaft hineingebaut wurde; eine Lösung, die beispielsweise beim Steyr AUG und beim FAMAS „Clairon“ wieder befolgt wird!

(mehr …)

SWM-Serie „Sturmgewehre“: Das deutsche Sturmgewehr 44

Der Autor beim Probeschießen mit dem deutschen Sturmgewehr 44 im Kaliber 7,92 x 33.

Von Max Meinrad Krieg, aus der  Serie „Sturmgewehre“ des „Schweizer Waffen-Magazins“, Heft 4-1984.

Wenn auch Selbstladegewehre in anderen Armeen früher eingeführt wurden, so darf beim Sturmgewehr 44 mit Fug und Recht vom ersten Vertreter einer Waffengeneration geschrieben werden, die heute in allen Armeen der Welt zur Standardbewaffnung des Soldaten zählt.

In Bezug auf Handfeuerwaffen wurde der Erste Weltkrieg mit Repetiergewehren und Maschinengewehren ausgetragen, erst gegen dessen Ende tauchten die ersten Maschinenpistolen auf. Das Gewehr war ein manueller Repetierer mit somit beschränkter Feuergeschwindigkeit, wobei er die gleiche starke Patrone wie das Maschinengewehr verschoss; eine Patrone, die im Gewehr eigentlich gar nicht ausgenützt wurde. Mit der Maschinenpistole erhielt man eine Waffe mit hoher Feuergeschwindigkeit, die jedoch durch die schwache Pistolenpatrone nur eine geringe Einsatzweite hatte.

Bereits während des Ersten Weltkrieges tauchten Ideen für neue Patronen und automatische Gewehre auf, stießen jedoch bei den konservativen Militärs auf Ablehnung.

Als der Zweite Weltkrieg begann, war die Situation in Deutschland deshalb weitgehend dieselbe. Zwar hatte man das Gewehr etwas gekürzt (98k), ein vielseitigeres Maschinengewehr (MG 34) eingeführt und die Maschinenpistole modernisiert (MP 38); dem gewöhnlichen Soldaten verblieb jedoch weiterhin ein Repetiergewehr.

Die USA waren mit der Einführung des Selbstladegewehrs M-1 Garand einen großen Schritt weitergegangen!

Kurz vor Kriegsausbruch wurde die Entwicklung eines neuen, vielseitigen Infanteriegewehres mit der Bezeichnung „Maschinenkarabiner“ ausgeschrieben. Die anzustrebende Waffe hatte von einfacher und zuverlässiger Konstruktion zu sein, kürzer und keinesfalls schwerer als der 98k, im Dauerfeuer kontrollierbar und über eine Einsatzschussweite bis 800 m anwendbar.

Da zu diesem Zwecke offensichtlich eine neue Patrone geschaffen werden mußte, erhielt die Firma Polte in Magdeburg den Auftrag, aus der bestehenden Patrone (7,92 x 57 mm) heraus das Gewünschte zu entwickeln. Das Ergebnis war die Patrone 7,92 x 33 (Pistolenpatrone 43 oder Kurzpatrone 43), die erheblich kürzer ist, aber viele Maße (Kaliber, Hülsendurchmesser usw.) der alten Patrone aufweist. Somit konnten zum großen Teil die gleichen Maschinen und Werkzeuge weiterverwendet werden. Ein logistisches Meisterstück!

(mehr …)

Spätfolgen des Kosovo-Krieges: Wie gefährlich ist Uran-Munition?

US-Erdkampfflugzeug Fairchild A-10 Thunderbolt II feuert seine 30-mm-Maschinenkanone GAU-8 ab (Bild nicht aus dem DMZ-Artikel).

Von Dieter Stockfisch, aus der „Deutschen Militärzeitschrift“ Nr. 25 April-Juni 2001 (inkl. Bildern im Text; Links im Text von mir eingefügt).

„Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit“ (Sophokles)

„Die Bundeswehr hat keinen Hinweis darauf, daß deutsche Soldaten bei ihrem Einsatz im Kosovo Erkrankungen durch Reste von Uran-Munition erlitten haben. Bei Untersuchungen von Soldaten sind bislang keine Erkrankungen festgestellt worden, die auf Kontakte mit uranbelasteter Munition zurückzuführen seien“, meldete das Bundesministerium der Verteidigung in einer Presseerklärung am 4. Januar 2001. Hintergrund dieser Pressemitteilung ist die Frage, ob radioaktive Uran-Munition, die über Bosnien 1994/95 und insbesondere im Kosovo-Krieg massenweise eingesetzt worden ist, Krebserkrankungen verursacht haben könnte.

Die NATO hatte im April 1999 den Einsatz schwach radioaktiver Uran-Munition bei ca. 100 Angriffen mit amerikanischen A-10-Kampfbombern eingeräumt. Dabei haben die Flugzeuge ca. 31.000 Geschosse mit insgesamt acht Tonnen Uran abgefeuert. Nach den Todes- und schweren Leukämiefällen unter NATO-Soldaten in zwölf Ländern, die alle auf dem Balkan eingesetzt waren, fordert vor allem Italien Aufklärung von der NATO. Der Generalsekretär der Allianz, George Robertson, versprach Italien eine Karte mit Zielen zusammenzustellen, die mit Uran-Waffen angegriffen worden sind. Auch in Großbritannien, Spanien, Portugal, Finnland und der Türkei werden auf dem Balkan eingesetzte Soldaten auf Strahlenschäden untersucht. In Deutschland haben inzwischen Politiker, Militärs und Verbände ein Verbot uranhaltiger Munition gefordert.

Großbritannien und Frankreich haben erklärt, daß nur die USA im Kosovo-Krieg Uran-Munition eingesetzt hätten. Die USA stellen bislang jeden ursächlichen Zusammenhang von Leukämie und Uran-Munition in Abrede, denn ein solcher Zusammenhang sei wissenschaftlich nicht erwiesen. Auch die Weltgesundheitsorganisation glaubt nicht, daß Soldaten und Zivilisten durch den Kontakt mit Uran-Munition einem erhöhten Leukämie-Risiko ausgesetzt sind. Nach Modellrechnungen von Strahlenexperten liegt die radioaktive Belastung unter den Grenzwerten für Arbeiter, die mit Uran in Kontakt kommen.

Größenvergleich einer GAU-8-Kanone mit einem VW-Käfer.

Uran-Munition wurde auch im Golfkrieg 1991 eingesetzt

Bereits im Golfkrieg 1991 haben amerikanische Streitkräfte bei der Operation „Desert Storm“ Uran-Munition gegen gepanzerte irakische Ziele verwendet. Damals wurden ca. 785.000 Projektile, Kaliber 30 mm, aus den Bordkanonen der A-10-Kampfbomber verschossen. Das sind mehr als 250 Tonnen Uran. Noch heute leiden Tausende Soldaten unter dem sogenannten Golfkrieg-Syndrom, das Fachleute u. a. auch auf die dort eingesetzten Waffen und Giftgase zurückführen. Auffallend sind die hohen Raten an Mißbildungen bei Babys und an Krebs bei Zivilisten und Soldaten, die sich 1991 im Kampfgebiet in der Nähe der Schlachtfelder und in Basra aufgehalten haben. Auf den alten Schlachtfeldern in der Wüste liegen unzählige Wracks von T-55- und T-72-Panzern sowjetischer Herkunft, die alle etwa sieben Zentimeter große Einschußlöcher von Uranprojektilen aufweisen. Ein ähnliches Bild gibt es am Seitenarm des Saddam-Flusses. Nach dem Golfkrieg wurden US-Soldaten dazu angehalten, Atemmasken zu tragen, wenn sie in der Nähe irakischer Panzer arbeiten mußten, die mit Uran-Munition zerstört worden waren.

GAU-8-Kanone im A-10-Kampfbomber.

Die im Golf- und im Kosovo-Krieg eingesetzten Projektile enthielten jeweils ca. 272 Gramm sogenanntes abgereichertes Uran-238 (depleted uranium, DU) – ein Abfallprodukt aus der Urananreicherung von Brennelementen für Kernkraftwerke. Das in der Natur vorkommende Uran enthält 0,7 Prozent Uran-235, das zur Kernspaltung verwendet wird. Dieses Uran-235 wird im Anreicherungsprozeß dem natürlichen Uran entzogen. Als Abfallprodukt bleibt das abgereicherte Uran-238 übrig, das weniger strahlt als das natürliche Uran. Es enthält aber noch ca. 0,25 Prozent Uran-235.

(mehr …)

Power aus dem Süden

Von Deep Roots alias Lucifex, ursprünglich erschienen auf „As der Schwerter“ unter Verwendung eines gekürzten Artikels aus „bild der wissenschaft“ vom März 2009, aus dem auch das Titelbild stammt. Die Nachveröffentlichung auf „Morgenwacht“ zehn Jahre nach Erscheinen des bdw-Artikels erfolgt, um zu zeigen, daß aus den Plänen der feindlichen Eliten nicht immer etwas werden muß, auch wenn in diesem Fall „aufgeschoben“ nicht „aufgehoben“ bedeuten muß. Das gilt sowohl für das Sonnenstrom-Projekt „Desertec“ als auch für die „Mittelmeerunion“.

* * *

Ich habe ja schon im Schlußteil von Allahs Uhren gehen anders gemutmaßt, daß die Umstürzlereien der letzten Zeit in Nordafrika, Jordanien und Jemen nicht bloß spontane „Volkserhebungen“ sind (auch wenn sie reale Ursachen in den Grundproblemen dieser Länder haben), sondern von interessierten Kreisen angestiftet und koordiniert wurden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Interviews, die der israelische Journalist Ari Shavit im von mir übersetzten Haaretz-Artikel White Man’s Burden, aus dem ich in „Allahs Uhren“ zitiere, mit mehreren jüdisch-amerikanischen „Neocons“ geführt hat.

Nachdem „Globomerica“ sich mit der militärischen Vorgangsweise im Irak und Afghanistan übel die Finger verbrannt hat, liegt der Verdacht nahe, daß hinter diesen „Volksaufständen“ der Versuch steckt, nach dem gescheiterten militärischen Ansatz auf nichtmilitärische Weise „mit anderen arabischen Ländern weiterzumachen“, indem man diese Unruhen gezielt über Facebook und andere Kanäle schürt, um nach dem Sturz der alten Regimes diskret neue nach eigenen Vorstellungen etablieren zu können.

Allerdings darf über den Washingtoner Bestrebungen nicht vergessen werden, daß auch die EU ein Interesse hat, die nordafrikanischen Staaten für die am 13. Juli 2008 gegründete „Mittelmeerunion“ kompatibler zu machen, die auf dem 1995 begonnenen „Barcelona-Prozeß“ aufbaut und seit März 2010 aktiv ist. Im Rahmen dieser Mittelmeerunion, alias „Euromediterrane Partnerschaft“ soll zwischen den Mitgliedsländern (siehe Karte unten) schließlich eine Freizügigkeit der Waren, Dienstleistungen und Personen verwirklicht werden!

Eine der Motivationen für diese Bestrebungen wird aus dem Titelthema der Ausgabe März 2009 der Zeitschrift bild der wissenschaft klar: „Sonnenstrom aus der Sahara“.

Neben der Abhandlung technisch interessanter Aspekte wird darin euphorisch für eine großtechnische Stromversorgung Europas mittels ausgedehnter Solarkraftanlagen in Nordafrika geworben. Ein besonders aufschlußreicher Artikel daraus ist dieser, den ich hier gekürzt wiedergebe (fette Hervorhebungen im Text von mir, ebenso wie die Anmerkungen in eckigen Klammern):

POWER AUS DEM SÜDEN, von Bernd Müller

20-20-20 – diese Zahlenkombination bezeichnet nicht etwa die Maße eines magersüchtigen Models. Sie stammt vielmehr aus dem reichen Fundus der Politikerphrasen und steht für das ehrgeizige Klimaziel der Europäischen Union: 20 % Energieeinsparung, 20 % Emissionsreduktion und 20 % erneuerbare Energien bis 2020. Schon heute ist klar, daß die EU-Staaten die Vorgabe von 20 % erneuerbarer Energie kaum erreichen werden. Das hat zwei Gründe: Zum einen wird die klimafreundliche Energie nicht dort geerntet, wo sie in Hülle und Fülle anfällt, nämlich vor den Atlantikküsten (Wind) und in der Wüste Nordafrikas (Sonne). Zum anderen gibt es nicht genug Leitungen, um diesen Strom zu den größten Verbrauchern zu transportieren.

Wie bringt man Erzeuger und Verbraucher zusammen? In den 1980er-Jahren entwickelt und in den 1990er-Jahren fast vergessen, erlebt ein Konzept seine Renaissance, das diesen Spagat schaffen soll: Kraftwerke in Nordafrika, so die Vorstellung, verwandeln Sonnenenergie in Strom, der nach Mitteleuropa exportiert wird. Die Idee klingt bestechend: Ein Quadratkilometer Wüste liefert pro Jahr 250 Gigawattstunden Energie und spart 200.000 Tonnen CO2-Emission. Nur 0,3 Prozent der Wüstenfläche Nordafrikas und des Nahen Ostens wären nötig, um die Anrainerstaaten selbst sowie Europa komplett mit Sonnenstrom zu beliefern. Ein Prozent – eine Fläche von 500 x 500 km – könnte die ganze Welt versorgen.

(mehr …)

Chengdu/PAC JF-17: Pakistan setzt auf eigenen Fighter

Von Rogier Westerhuis, aus FLUG REVUE 10-2014.

CHENGDU JF-17 THUNDER: DONNERVOGEL

Zum Modernisierungsprogramm der pakistanischen Luftstreitkräfte gehört auch der in China entwickelte Thunder-Kampfjet. Dieser wird heute ausschließlich bei PAC in Kamra montiert.

Für den Pakistan Aeronautical Complex sind die Endmontage und der Teilebau für die JF-17 Thunder (Joint Fighter) das bisher technisch ambitionierteste Programm. In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten der Zusammenarbeit mit China hat das Unternehmen aber einiges an Erfahrung gesammelt. So viel jedenfalls, dass man nun gemeinsam mit CATIC (China National Aero-Technology Import & Export Corporation) intensive Exportbemühungen in Angriff genommen hat.

Ein entsprechender Vertrag wurde im letzten Dezember bei der Übergabe der 50. JF-17 an die pakistanischen Luftstreitkräfte feierlich unterzeichnet. PAC und CATIC rechnen sich gute Marktchancen in Ländern aus, die ein vielseitiges und relativ modernes Kampfflugzeug zu einem sehr günstigen Preis beschaffen wollen.

„Die Leistungen der JF-17 sind mit denen anderer Kampfjets der gleichen Klasse durchaus vergleichbar. Sie hat eine vielseitige Bewaffnung. Dazu kommt, dass man bei den Systemen nicht Gefahr läuft, von Sanktionen betroffen zu sein“, zählt Oberstleutnant Ronald Afzal Khokhar die Vorzüge der Thunder auf. Khokhar führte die JF-17 zuletzt auf der Dubai Air Show als Demo-Pilot vor. Den potenziellen Exportkunden können PAC und CATIC inzwischen erste Einsatzerfahrungen der pakistanischen Luftstreitkräfte präsentieren. „Die JF-17 hat ein Schub-Gewichts-Verhältnis von 1,1:1, so dass wir reichlich Power haben. Dank des hybriden Fly-by-Wire-Flugsteuersystems ist das Handling einfach und sicher. Die Wendigkeit ist wirklich prima“, so Khokhar.

Die Ausrüstung mit Navigations- und Selbstschutzsystemen lässt keine Wünsche offen. Als Radar ist das Nanjing KLJ-7V eingebaut, das sowohl Luft-Luft- als auch Luft-Boden-Betriebsarten bietet. Bis zu 40 Ziele können erfaßt und zehn davon ständig verfolgt werden. Darüber hinaus ist es möglich, zwei Ziele für Luft-Luft-Lenkwaffen mittlerer Reichweite zu beleuchten.

Die JF-17 ist mit Waffen aus China wie der PL-5EII ausgerüstet. Bis zu drei Zusatztanks sind möglich.

Lobend äußert sich Khokhar auch zum Cockpit, das mit drei Farbdisplays ausgerüstet ist: „Es wurden viele Anstrengungen unternommen, die Bedienung zu vereinfachen. Alle wichtigen Schalter sind an Steuerknüppel und Schubhebel platziert. Die JF-17 ist wirklich pilotenfreundlich, besonders bei Start und Landung.“

(mehr …)

Chengdu J-20: Geheimer Stealth Fighter hebt ab

Der Erstflug der J-20 in Chengdu dauerte nach Aussagen von Zaungästen nur 18 Minuten. Die Seitenleitwerke sind voll beweglich.

Von Karl Schwarz, aus FLUG REVUE 03-2011.

Zur Überraschung aller Experten startete am 11. Januar in Chengdu die „J-20“ zu ihrem kurzen Jungfernflug. Im Internet zirkulierende Fotos entfachten eine wilde Diskussion über die Eigenschaften und den Programmstand des ersten chinesischen Stealth-Fighters.

Ja, ein neues Kampfflugzeug sei heute geflogen, aber das habe mit seinem Besuch nichts zu tun, versicherte Chinas Führung am 11. Januar bei Gesprächen mit US-Verteidigungsminister Robert Gates in Peking. Ob Zufall oder nicht, die ansonsten um Internet-Zensur nicht verlegene Regierung duldete jedenfalls die Veröffentlichung von (schlechten) Fotos auf diversen Militär-Blogger-Seiten – ein dezenter Hinweis auf die wachsenden technologischen Fähigkeiten des fernöstlichen Wirtschaftsriesen. „Einige Leute finden, dass China zu schwach erscheint, und hier sollen Muskeln gezeigt werden. Wir entwickeln unsere eigene Technologie“, so die Einschätzung von Jin Canrong, einem Professor an der Renmin-Universität in Peking (siehe auch Editorial auf Seite 4 [Anm. Lucifex: dieses Editorial habe ich am Schluß dieses Artikels angefügt]).

Großes Flugzeug mit hoher Reichweite

Welche Bedrohung von dem allgemein als J-20 (zuvor J-XX) bezeichneten Flugzeug ausgeht, darüber wird seit dem Auftauchen der ersten Fotos von den Rollversuchen um die Weihnachtszeit intensiv diskutiert, ganz wie bei der Analyse russischer Geheim-Muster zu Zeiten des Kalten Krieges. Mangels auch nur im Ansatz belastbarer Informationen gehen die Meinungen dabei weit auseinander. Nimmt man die Fotos als Anhaltspunkt, so lässt sich Folgendes feststellen:

► Die J-20 ist mit einer Länge von etwa 20 Metern und einer Spannweite von rund 13 Metern ein sehr großer Fighter, ähnlich der General Dynamics F-111 und auch ähnlich der Northrop YF-23, die einst im ATF-Wettbewerb der USAF gegen die F-22A Raptor unterlag. Entsprechend dürften die Kraftstoffkapazität und die Waffenzuladung in internen Schächten (unten und seitlich) hoch sein. Ein Aktionsradius von 1000 Kilometern und mehr ist denkbar.

► Die aerodynamische Auslegung mit Deltaflügel, eng gekoppelten Canards und unteren Finnen erinnert an den Versuchsträger Mikojan MiG-1.44, der im Februar 2000 geflogen ist, aber nicht weiter verfolgt wurde. Das Konzept soll gute Überschall-Flugleistungen ohne Nachbrenner (Supercruise) bieten, aber auch eine gute Wendigkeit im transsonischen Bereich und bei höheren Geschwindigkeiten. Die beiden Seitenleitwerke sind wie die der Suchoi T-50 (PAK-FA) voll beweglich. Sie dürften auch die Funktion von Bremsklappen übernehmen. Darüber hinaus ist ein Bremsschirm eingebaut.

► Die Formgebung der Zelle und viele Details wie gezackte Kanten von Klappen zeigen die konsequente Anwendung von Techniken zur Verringerung der Radarsignatur. So haben die Vorderkanten von Tragflächen und Entenflügeln die gleiche Pfeilung (etwa 45 Grad), und die Hinterkantenpfeilung der Canards entspricht jener des gegenüberliegenden Flügels. Wie bei der F-22 trennt eine scharfe, zu den Flügelwurzeln verlaufende Kante die schräg gestellten Seiten des Rumpfvorderteils vom oberen Bereich. Bei den Lufteinläufen sorgt eine Ausbeulung für die Ablenkung der Grenzschicht – ein sogenannter Divertless Supersonic Intake, wie ihn auch die F-35 Lightning II besitzt. Damit sind keine Grenzschichtplatten notwendig, die im Hinblick auf Stealth-Eigenschaften unerwünscht sind.

Von vorn erkennt man die „Beulen“ in den Lufteinläufen.

► Die Schubdüsen der Triebwerke sind hinsichtlich der Radarrückstrahlung leicht gezackt, liegen aber wie bei der T-50 frei. Dies ist im Hinblick auf eine rundum reduzierte Radarsignatur nicht ideal, aber einfacher als die komplexe zweidimensionale Schubdüse der F-22. Es wird allerdings vermutet, dass die J-20 momentan als Interimstriebwerk das etwa 130 kN leistende WS-10A oder das russische AL-31 eingebaut hat, so dass spätere Änderungen möglich sind. Angeblich ist ein WS-15 in der Entwicklung, das 146 kN Schub liefert, was für ansprechende Flugleistungen auch erforderlich sein dürfte.

(mehr …)

Chengdu J-10: Chinas bester Fighter

Die J-10A wird von einem russischen AL-31FN angetrieben, das mit Nachbrenner 122,5 kN Schub leistet. Am Lufteinlauf ist ein Aufhängungspunkt zu sehen.

Von Karl Schwarz, aus FLUG REVUE 03-2007.

Ende Dezember hat China zum ersten Mal offiziell die Existenz des J-10-Fighters bestätigt. Das streng geheime Mehrzweck-Kampfflugzeug wurde mit israelischer und russischer Hilfe entwickelt. Über seine wahre Leistungsfähigkeit streiten sich die Experten.

Mit schmissiger Musik unterlegt präsentierte China Central Television (CCTV) am 29. Dezember 2006 zum ersten Mal die neueste Errungenschaft der Luftstreitkräfte der Volksbefreiungsarmee: Piloten paradierten vor den exakt aufgereihten Kampfjets, zwei Maschinen flogen in Formation vorbei, ein Bombenabwurf, ein Raketenabschuß und selbst eine Luftbetankung hinter einer H-6 (Tupolew Tu-16) wurden gezeigt. Der erste mit dem J-10-Fighter ausgerüstete Verband der Luftstreitkräfte habe seine vorläufige Einsatzbereitschaft erreicht, meldete die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua. Große Tageszeitungen wie die Volkszeitung oder die Beijing Daily brachten kurz darauf Fotos der mit Canards bestückten Maschine, die die Kampfkraft der Luftstreitkräfte „merklich steigern“ soll. Programmleiter Liu Gaozhuo jubelte bei Xinhua gar über einen „Durchbruch in der chinesischen Entwicklung von schweren Kampfjets.“

Die Enthüllung der lange streng geheimen Entwicklung brachte für Militärexperten allerdings wenig Neues, zumal keine technischen Details veröffentlicht wurden. So bleibt nach wie vor vieles über Entwicklung und Technik der J-10 im Dunkeln. Begonnen hat das Projekt offenbar im Oktober 1986. Ziel war es dabei, ein Gegengewicht zu den neuesten russischen Kampfflugzeugen MiG-29 und Su-27 zu schaffen, denn zu jenen Zeiten waren die Beziehungen mit dem kommunistischen Nachbarn ziemlich frostig.

Der Entwicklungsauftrag ging an das Flugzeugwerk in Chengdu und sein angeschlossenes Flugzeugkonstruktionsbüro 611. Chengdu, das heute zum AVICI-Konzern gehört, ist seit Ende der 1950er Jahre ein großes Produktionszentrum für Kampfflugzeuge wie die J-7 (Weiterentwicklung der in Lizenz gebauten MiG-21). Als Chefkonstrukteur der J-10 wird Song Wen-Cong ernannt. Zunächst legte seine Gruppe die J-10 als Jäger für die Luftraumverteidigung aus. Zwei Jahre später wurden die Anforderungen aber offenbar deutlich geändert, hin zu einem Flugzeug, das sowohl für den Luftkampf als auch für Angriffe auf Bodenziele geeignet sein sollte.

Aerodynamisch ist die J-10 eine Kopie der israelischen Lavi, mit großen Canards und Lufteinlauf unter dem Rumpf. Das Cockpit verfügt angeblich über drei Farbbildschirme.

Mit der J-10 wollte China Anschluß an das internationale Niveau finden. Dies ging allerdings nicht ohne ausländische Hilfe. Auch wenn dies wohl nie offiziell zugegeben wird, kam sie aus Israel: Die J-10 sieht nämlich der IAI Lavi verblüffend ähnlich. Letzteres Programm mußte auf Druck der Amerikaner im August 1987 aufgegeben werden. Die J-10 ist allerdings auch keine 1:1-Kopie des israelischen Jagdbombers – dazu waren die technologischen Voraussetzungen in beiden Ländern einfach zu unterschiedlich. Statt eines ausgefeilten Flügels aus Karbonfaser-Verbundwerkstoffen hat die J-10 daher zum Beispiel eine konventionell aus Metall gebaute Fläche. Auch beim Rest der Zelle scheinen Verbundwerkstoffe kaum zur Anwendung zu kommen.

(mehr …)