Vorwort und Einführung zu „Die sexuelle Utopie an der Macht“

Von F. Roger Devlin, übersetzt von Deep Roots. Das Originaltexte „Preface“ und „Introduction: The Facts of Life“ sind in Devlins Buch „Sexual Utopia in Power“ erschienen, das von Counter-Currents Publishing herausgegeben wurde und dort erhältlich ist. Auf Counter-Currents sind diese Einleitungskapitel jedoch nicht online veröffentlicht worden.

Sexual Utopia Cover Medium

VORWORT

Dies ist ein Buch über den Niedergang der Tugend bei Frauen. Zeitgenössischer ausgedrückt befaßt es sich mit dem Feminismus und der sexuellen Revolution: zwei miteinander verwandten politischen Bewegungen, die sowohl Ausdruck als auch Ursache dieses Niedergangs sind.

Viele Menschen haben bereits kritisch über diese gesellschaftlichen Phänomene geschrieben, aber ich habe das meiste dieser Literatur unbefriedigend gefunden. Sex gehört zu den Themen, über die am schwierigsten zu schreiben ist; der Autor ist seinem Gegenstand zu nahe; limbische Impulse (besonders der männliche Beschützerinstinkt) treten an die Stelle sorgfältiger Beobachtung und beeinträchtigen die kalte Analyse.

Außerdem ist Sex hauptsächlich der Bereich, in dem der normative Diskurs – Du sollst nicht und gelegentlich Du sollst – die Beschreibung und Erläuterung und das rationale Verständnis übertönt. Dies ist verständlich: Sex ist wesentlich für die fortgesetzte Existenz der Rasse, und doch ist er auch potentiell zerstörerisch. Das praktische Denken diktiert, daß man junge Leute auf dem schmalen Pfad hält, der sowohl für sie als auch für die Gesellschaft am besten ist, daher war der ältere Diskurs über Sex so ziemlich auf das Einimpfen des Heiratens beschränkt, unterstützt durch religiöse Sanktionen (nachdem religiöse Ehrfurcht die einzige Kraft ist, die stark genug ist, um etwas so Urtümlichem wie dem Geschlechtsinstinkt entgegenzuwirken).

Aber eine ehemals wirksame Methode zur Regulierung des Sexualverhaltens ist eine Sache, ein rationales Verständnis vom Sex ist etwas ganz anderes; und heute ist ein korrektes Verständnis das, was wir am meisten brauchen. Die traditionelle normative Diskussion von Sex und Ehe setzt eine Gesellschaftsordnung voraus, in der die lebenslange Monogamie gesellschaftliche und gesetzliche Unterstützung genießt; die Erziehung der jungen Leute sollte diese bereits existierende Ordnung bestärken. Sobald die moralische und gesetzliche Unterstützung zurückgezogen und die monogame Ordnung zerstört worden ist, können die alten Ratschläge sogar schädlich sein für den jungen Mann oder die junge Frau, von denen sie befolgt werden. Schlicht ausgedrückt, wenn ein junger Mann oder eine junge Frau im zeitgenössischen Westen „auf die Ehe wartet“, wird er oder sie wahrscheinlich entweder ewig warten oder innerhalb weniger Jahre geschieden sein.

Der Fall liegt ähnlich beim altehrwürdigen Rat, Geld für schlechte Zeiten beiseite zu legen. Solange man in einer halbwegs gesunden Wirtschaft lebt, ist der Rat gut; aber im Kontext der Geldinflation, wo der Wert des Geldes schneller erodiert wird, als es gespart werden kann, wird das Sparen kontraproduktiv.

Wie die Inflation stellt die sexuelle „Befreiung“ den Markt moralisch auf den Kopf, indem sie aktiv die Tugendhaften bestraft und die Unmoralischen belohnt. Junge Leute finden dies allmählich selbst durch schmerzliche Erfahrungen heraus, und wenn Traditionalisten ihnen nichts Besseres zu bieten haben als die Wiederholung der Ratschläge ihrer Großeltern, die zu einer verschwundenen Ordnung paßten, dann werden sie auch den letzten Rest an Autorität verlieren, den sie noch haben.

In diesem Buch erläutere ich, was wirklich geschieht, wenn der Sex „befreit“ wird, und warum dies geschieht. Ich betrachte mein Argument gern als – um eine Redewendung von John Crowe Ransom zu entlehnen – eine unorthodoxe Verteidigung der Orthodoxie. Die alte Ordnung war tatsächlich besser als das, was wir heute haben; aber ihre Verteidigungen haben versagt. Die Barbaren stehen nicht mehr vor den Toren – sie sind wir selbst. Die „traditionelle Ehe“ in der zeitgenössischen Welt weiter zu verteidigen heißt, das Scheunentor zu schließen, nachdem das Pferd davongerannt ist. In einem Wort, wir müssen aufhören, wie „Konservative“ zu denken und herausfinden, wie wir wieder eine erträgliche Ordnung auf den Tatsachen der primitiven menschlichen Natur allein aufbauen.

Der Hauptfokus des Folgenden, zusammen mit all dem, das den Leser höchstwahrscheinlich überraschen und möglicherweise provozieren wird, ist meine Darstellung der weiblichen Sexualität. Fürs Protokoll: ich hege keine Sympathien für mein eigenes Geschlecht, aber unsere Fehler sind bereits ausreichend bekannt und werden weithin sowohl von Feministinnen wie auch von Traditionalisten verurteilt (oft in unheimlich ähnlicher Weise). Frauen sind nicht derselben Art von Kritik ausgesetzt, weil sie 1) komplizierter und schwerer zu verstehen sind als Männer und 2) Meisterinnen der Verstellung sind, selbst wenn sie das nicht bewußt zu sein versuchen; und 3) weil Männer einen Instinkt haben, sie zu schützen – sogar vor Kritik. Falls dieses Buch manchmal einseitig klingt, dann deshalb, weil es dieses Ungleichgewicht zu korrigieren sucht. Ich bin kein Frauenfeind, sondern ein Misanthrop mit einem besonderen Fokus auf Frauen.

Sowohl Jungen als auch Mädchen kommen als Wilde zur Welt, und der Fortbestand des zivilisierten Lebens hängt davon ab, daß man sie ihre Instinkte zu kontrollieren lehrt, bevor sie das Erwachsenenalter erreichen. Keines der beiden Geschlechter sollte dafür kritisiert werden, daß es natürliche Instinkte hat, die Kontrolle brauchen, aber beide sollten kritisiert werden, wenn sie sie nicht kontrollieren. Was ich über die sexuellen Instinkte der Frauen sage, soll für alle Frauen gelten, oder zumindest für alle normalen Frauen; aber meine Kritik am zeitgenössischen weiblichen Verhalten bezieht sich nur auf Frauen, die emblematisch für den gegenwärtigen Zeitgeist sind, diejenigen, die sich von den normalen Pflichten „befreit“ haben, die ihrem Geschlecht in jeder gesunden Gesellschaft obliegen. Der Einwand „nicht alle Frauen sind so“ ist natürlich immer berechtigt, ist aber ein wenig so, als würde man den Schwarzen Tod mit der Begründung verteidigen, daß er doch nicht jeden getötet hat.

Tatsächlich habe ich, wenn ich lese, wie Theodore Roosevelt oder viktorianische Sentimentalisten von der heroischen Selbstaufopferung von Ehefrauen und Müttern schwärmen, nicht das Gefühl, daß es zwangsläufig irgendeinen wesentlichen Unterschied zwischen meiner und ihrer Sicht auf Frauen gibt – vielmehr würde ich unsere Unterschiede durch die unterschiedlichen historischen Datensätze erklären, mit denen wir arbeiten. Die menschliche Natur und die weibliche Natur mögen konstant sein, aber sie können sich unter verschiedenen Umständen auf radikal verschiedene Weise ausdrücken. Wir haben eine Anzahl von Anreizen, die das Verhalten der Frauen über jenes des durchschnittlichen Mannes erhoben, zugunsten eines Satzes von Anreizen ersetzt, der es Frauen ermöglicht hat, sich in Tiefen zu stürzen, die man sich zuvor nicht vorgestellt hatte.

Kurz, der moderne Westen muß sich seinem systematischen Versagen bei der ordentlichen Sozialisierung seiner jungen Leute stellen, insbesondere seiner Mädchen. Dies wird erfordern, daß viele Menschen ihre geschätzten Illusionen aufgeben. Hier sind ein paar der Dinge, die ich in den folgenden Essays zu erläutern versuche:

1. Es ist heute für Männer im Allgemeinen nicht mehr Sex verfügbar als vor der sexuellen Revolution; d. h., Männer im Allgemeinen haben von der sexuellen Revolution nicht auf Kosten der Frauen gewonnen.
2. Sex ist heute, ob auf dem Campus von Colleges oder in der breiteren Gesellschaft, keine „gesetzesfreie Zone“.
3. Männer machen nicht „Jagd auf Frauen“.
4. Frauen sind nicht von Natur aus monogam.
5. Frauen suchen nicht von Natur aus nach „würdigen“ Männern zum Heiraten, d. h., die weibliche Sexualität hat keine moralische Komponente.
6. Unsere gegenwärtigen Probleme wären nicht gelöst, wenn nur die Männer „ihren Mann stehen“ und ihre traditionellen Verantwortlichkeiten akzeptieren würden.

Ich begann mit der Entwicklung der in den folgenden Essays vorgestellten Ansichten um das Jahr 2000, anfänglich beruhend auf den überraschenden Dingen, die ich in obskuren Winkeln des Internets zu finden begann – in dem, was später als die „Manosphäre“ bekannt wurde, die damals in ihren Kinderschuhen steckte. Lange Zeit widmete ich den Großteil meiner wachen Stunden dem Durchdenken dessen, was ich lernte, und verfolgte es zurück zu Grundprinzipien und vorwärts zu seinen Auswirkungen in verschiedenen Bereichen. Es war intellektuell aufregend, eine ganz neue Art des Denkens über die Beziehungen zwischen den Geschlechtern zu entdecken; gleichzeitig war vieles davon herzzerbrechend für einen alten Romantiker, wie ich einmal einer war.

Gegen Ende 2005 warf ich meine Bedenken über Bord und versuchte, so viel von meinem neuen Denken wie ich konnte in einem einzigen Essay niederzuschreiben. Das Ergebnis war „Sexual Utopia in Power“, dessen Titel eine Kombination von Utopia in Power, Heller und Nekrichs Geschichte der UdSSSR von 1986, und der Redewendung „sexueller Utopismus“ war, an den ich mich aus einem Vortrag des Kolumnisten Joe Sobran erinnerte. Mir fiel kein angemessener Veröffentlichungsort für den Essay ein, aber nachdem ich zuvor schon Beiträge für The Occidental Quarterly geliefert hatte, bot ich diesem Journal das Vorkaufsrecht an. Ich schulde dem Herausgeber Kevin Lamb Dank dafür, daß er es mit einem provokanten Text riskierte, für dessen Verfassen ich keine berufliche Qualifikation hatte.

Im Laufe der nächsten drei Jahre erweiterte ich meine Ideen in den folgenden fünf Artikeln, die in dieser Sammlung enthalten sind, wovon drei die bescheidene Form von Rezensionsessays annehmen. Der Schlußessay wurde vor kurzem geschrieben.

Diese Texte sind nur ein kleiner Bruchteil davon, was ich im Laufe der Jahre veröffentlicht hatte, aber sie haben mehr Aufmerksamkeit erhalten als der ganze Rest zusammengenommen. Die Themen, die ich behandle, treffen eindeutig einen Nerv bei vielen Lesern. Am interessantesten war für mich das Generationsmuster bei den Reaktionen, die ich erhielt. Bei älteren Männern, die in den 1960ern oder davor Beziehungen gehabt und geheiratet hatten, war es wahrscheinlicher, daß sie meine Sichtweise verdammten und annahmen, daß ich ein bitterer Frauenfeind sein müßte. Aber dieselben Essays zogen unter großteils jüngeren Männern im Internet eine kultartige Anhängerschaft auf sich. Einige dieser jungen Männer sind an mich herangetreten, um mir dafür zu danken, daß ich ihnen das mysteriöse und irrationale weibliche Verhalten erklärt hatte, das sie ihr ganzes Leben lang gesehen, aber nie zuvor verstanden hatten.

Eine Antwort, die ich erhielt, ist so bemerkenswert, daß ich sie zitieren muß. Mehrmals im Laufe dieser Essays habe ich Thomas Fleming als guten Vertreter des christlichen Traditionalismus erwähnt. Ich machte einmal einen halbherzigen Versuch, ihn in einem Diskussionsstrang auf der Webseite Chronicles höflich mit einigen meiner Ideen bekanntzumachen und deutete an, daß er und ähnliche Autoren davon profitieren könnten, die ungehemmte weibliche Sexualität direkt zu studieren (im Gegensatz zu theologischen Verkündigungen über Sexualmoral oder historisches Familienrecht). Mir wurde gesagt, daß ich aufgrund meiner „persönlichen Schwierigkeiten mit Frauen“ ein „Frauenfeind“ sei, daß ich schuldig sei, „den Charakter der Frauen herabzuwürdigen“ und „in Fantasien über die weibliche Sexualität zu schwelgen“, und „dies ist nicht der Ort, um [meinen] Kummer öffentlich darzulegen.“ Etwas später fügte er hinzu:

„Ich weiß nur zu gut, wie viele Androgyne in der Männerbewegung nach einem Grund suchen, um es den Frauen heimzuzahlen, die ihr Leben ruiniert haben. Ich warne sie von Anfang an, daß es in dieser Diskussion keinen Platz für ihre ramponierten Egos, verletzten Eitelkeiten und jammernden Erhöhungen einer männlichen Überlegenheit gibt.“

… etc., etc. Sogar von seinen Bewunderern wird zugegeben, daß Fleming ein bißchen ein Spinner ist, aber seine bizarre ad hominem-Überreaktion widerspiegelt die Schwächen von zu vielen traditionellen Konservativen.

Im Internet bin ich auf Geschichten von Männern gestoßen, die aus ihren Kirchen[gemeinden] geworfen wurden, weil sie die Art von Ideen diskutiert hatten, wie sie in meinen Essays enthalten sind. Weblogs wie Dalrock und Patriactionary haben gute Arbeit geleistet mit der Auflistung der Ahnungslosigkeiten christlicher Pastoren und sogar deren Mitmachen bei der Pervertierung traditioneller Lehren, um sie den Cosmo-Girls auf ihren Kirchenbänken schmackhafter zu machen.

Aber in der jüngeren Generation ändert sich etwas. Ideen wie jene, die hier dargelegt werden, erreichen eine breite Leserschaft. Ich hatte nicht viel Gesellschaft, als ich die intellektuelle Reise begann, die diese Essays hervorbrachte. Nun bin ich bloß eine Stimme unter vielen. Eine ganze sogenannte Manosphäre – Androsphäre wäre vielleicht eine bessere Bezeichnung gewesen – ist im Internet als Reaktion auf den Feminismus und das tatsächliche Verhalten zeitgenössischer Frauen herangewachsen. Sogar der Feind hat Notiz zu nehmen begonnen. Der feministisch-traditionalistische Konsens, daß die Männer hauptverantwortlich für die Probleme der Frauen und die schlechten Beziehungen zwischen den Geschlechtern sind, ist angefochten worden, und es gibt keinen Weg zurück.

Schlußendlich möchte ich festhalten, daß ich mich nicht als „Männerrechteaktivisten“ betrachte. Diese Bezeichnung, die ich mehr als einmal auf mich angewandt gesehen habe, widerspiegelt eine moralische Einstellung, die in unserem Zeitalter häufig ist, die ich aber nicht teile. Männer sollten nicht dazu ermutigt werden, sich als noch eine weitere von vielen miteinander konkurrierenden gekränkten Identitätsgruppen zu sehen. Wenn man mir ein Etikett verpassen muß, wäre eine bessere Wortwahl „Frauenpflichtenaktivist“. Ich stimme auch von Herzen Stephen Baskervilles Ansicht zu, daß das, was in unserer gegenwärtigen heruntergekommenen politischen Umgangssprache „Männerrechte“ genannt wird, in Wirklichkeit Männerpflichten sind: unsere Pflicht, moralische Führung für den langfristigen Nutzen unserer Nachkommen, sowohl Männer wie Frauen, zu zeigen.

EINFÜHRUNG: DIE TATSACHEN DES LEBENS

Viele Wissenschaften leiten große Mengen überraschender Ergebnisse von ein paar einfachen Prinzipien ab: die euklidische Geometrie von ihrer Handvoll von Postulaten und Definitionen, oder die Ökonomie vom Gesetz von Angebot und Nachfrage. Auch beim Studium des Verhaltens der Geschlechter kann nahezu alles auf eine einzige Grundursache zurückgeführt werden: den Unterschied in der Menge der Keimzellenproduktion. Keimzellen sind die Geschlechtszellen, Eizellen und Spermien, die bei der Befruchtung miteinander verschmelzen. Bei jeder sich geschlechtlich fortpflanzenden Spezies produziert ein Geschlecht mehr Keimzellen als das andere. Der Unterschied kann extrem groß sein: bei Menschen zwölf Millionen Spermien pro Stunde bei Männern gegenüber vierhundert Eizellen im Laufe eines Lebens bei Frauen. Höhere Keimzellenproduktion ist tatsächlich die biologische Definition von „männlich“; wenn Biologen eine exotische neue Spezies entdecken, bestimmen sie, was welches Geschlecht ist, indem sie ihre Rate der Keimzellenproduktion vergleichen.

Es gibt einen Abtausch zwischen der Zahl und der Größe von Keimzellen: ein Organismus kann mehr Keimzellen produzieren, wenn jede klein und einfach ist. Daher sind Spermien nicht nur zahlreicher, sondern viel kleiner und leichter zu produzieren als Eizellen. Eizellen gehören zu den größten menschlichen Zellen.

Die geschlechtliche Fortpflanzung ist ein riskanterer Prozeß und verbraucht mehr Energie als die asexuelle Fortpflanzung. Wie sie erstmals entstand, wissen wir nicht. Aber wir wissen, warum sie sich hielt, sobald sie einmal erschienen war: die geschlechtliche Fortpflanzung ermöglicht die schnelle Verbreitung vorteilhafter Mutationen durch die Fortpflanzungsgemeinschaft. Tatsächlich findet kaum etwas, das den Namen Evolution verdient, vor dem Aufkommen der geschlechtlichen Fortpflanzung statt.

Die ersten sich sexuell fortpflanzenden Organismen waren wahrscheinlich Hermaphroditen, die mit den Fortpflanzungsorganen beider Geschlechter ausgestattet waren. Somit konnten, während die männlichen Organe von A die weiblichen Organe von B begatteten, die weiblichen Organe von A ebenfalls von einer dritten Partei C befruchtet werden. Tatsächlich gibt es primitive Kreaturen dieser Art.

Es ist auch möglich, daß die ersten sich sexuell fortpflanzenden Organismen sich nicht wesentlich in der Menge oder Größe der Keimzellen unterschieden, die sie produzierten. Aber geringfügige Unterschiede in Größe und Menge muß es gegeben haben. wenn auch zuerst nur zufällig. Und sobald dieser Prozeß begann, werden die Unterschiede schnell gewachsen sein. Dies liegt daran, daß es Vorteile sowohl beim (männlichen) Ansatz „klein und viele“ als auch beim (weiblichen) Ansatz „groß und wenige“ gibt. Beide entstehenden männlichen und weiblichen Geschlechter werden vom evolutionären Druck dazu geführt, die Vorteile ihrer eigenen besonderen Strategie auszunützen, was den Unterschied zwischen ihnen selbstverstärkend macht. In anderen Worten, im Laufe evolutionärer Zeitspannen neigen weibliche Keimzellen dazu, immer größer und seltener zu werden, während die männlichen Keimzellen immer kleiner und zahlreicher werden, um die Chancen zu maximieren, daß eine davon erfolgreich eine der zunehmend selteneren Eizellen findet und sich mit ihr paart. Daher also die überwältigenden Unterschiede in Größe und Menge, die man bei Menschen findet.

Wegen der Knappheit der Eizellen, die sie definiert, sind die Frauen der begrenzende Faktor bei der menschlichen Fortpflanzung. Eine Gesellschaft von tausend Männern und einer einzigen Frau wäre zum Untergang verurteilt, unfähig, durch die eine Frau genügend Nachwuchs hervorzubringen, um zu überleben. Aber in einer Gesellschaft, die aus tausend Frauen und nur einem Mann besteht, könnte er, obwohl der arme Kerl sich ganz schön ranhalten müßte, mit der Zeit Kinder mit all den Frauen zeugen. In anderen Worten, während beide Geschlechter wesentlich für den Fortpflanzungsprozeß sind, ist ein einzelner Mann von weit geringerem Wert als eine einzelne Frau. In der Sprache der Ökonomie haben Frauen einen größeren Grenzwert (für Fortpflanzungszwecke) als Männer. Dies ist der Grund dafür, daß von Männern erwartet wird, Frauen zu beschützen, bis einschließlich der Aufopferung ihres eigenen Lebens; dies ist der Grund, warum Frauen statt Männern die Rettungsboote der Titanic füllten. In Warren Farrells Worten, Männer sind das entbehrliche Geschlecht.

Es bleibt zu erklären, warum komplexere Organismen wie wir selbst keine Hermaphroditen mehr sind – warum es nicht bloß zwei Arten von Geschlechtsorganen gibt, sondern zwei Geschlechter, wobei jeder Organismus nur einem Geschlecht angehört. Dieses Rätsel scheint in den frühen 1990ern von einem Computeringenieur namens Wirt Atmar gelöst worden zu sein, der mit der Computermodellierung biologischer Prozesse experimentierte. Meine Darstellung leitet sich von Steve Moxons Popularisierung dieser Ideen in The Woman Racket [1] ab. Die Funktion der Evolution ist die Erhaltung und Verbreitung fortpflanzungsmäßig wertvoller Mutationen, die extrem selten sind, und das Loswerden schädlicher Mutationen, die häufiger sind. Weil die meisten Mutationen schädlich sind, ist das Experimentieren mit ihnen ein gefährliches Geschäft. Die Natur verschwendet keine für die Fortpflanzung wertvollen weiblichen Individuen für solch eine Aufgabe; sie müssen sicher gehalten und der Aufgabe der Erhaltung der Spezies geweiht werden. Bei männlichen Individuen andererseits kann die Natur es sich leisten zu experimentieren und ein paar zu verlieren (in Wirklichkeit eher viele).

Die einfachste Art, um Mutationen von weiblichen Individuen zu isolieren, wäre, sie direkt auf dem Y-Chromosom stattfinden zu lassen, aber das kommt selten vor, weil das Y-Chromosom so klein ist: es hat buchstäblich nicht genug Platz, um Gene für viel mehr als die männlichen Geschlechtseigenschaften zu enthalten. Etwas kontraintuitiv ist, daß Mutationen auch von weiblichen Individuen isoliert werden können, wenn sie auf dem X-Chromosom stattfinden. Dies ist es, was im Fall geschlechtsbezogener Störungen stattfindet, die überwiegend Männer betreffen, einschließlich Rotgrün-Farbenblindheit, Hämophilie und einige Formen der Muskeldystrophie. Frauen erben solche Mutationen genauso leicht wie Männer, aber deren Auswirkungen werden fast immer durch das entsprechende Gen in dem X-Chromosom maskiert, das sie von ihren Müttern erben. Dies funktioniert nur, wenn die beteiligte Mutation rezessiv ist.

Die meisten Mutationen finden natürlich auf einem der anderen 23 Chromosomenpaare statt. Was in diesem Fall geschieht, ist, daß die Mutationen dem Prozeß der natürlichen Selektion bei Männern mehr ausgesetzt sind als bei Frauen. Männer testen ihre eigenen Grenzen weit mehr als Frauen auf Arten aus, die irgendwelche Schwächen in ihrer genetischen Beschaffenheit aufzeigen müssen oder irgendwelche ungewöhnlichen Stärken deutlich enthüllen, z. B. bei körperlichen Aktivitäten wie Jagen und Kämpfen. Die Wirkungen dieser Unterschiede werden stark vervielfacht durch die weibliche sexuelle Selektion zugunsten von Männern mit besseren Genen. Sogar geringfügige Unterschiede in der genetischen Fitness zwischen Männern können von Frauen wahrgenommen werden, die von Natur aus darauf eingestellt sind, solche Vergleiche anzustellen, und sie übertragen sich in große Unterschiede im männlichen Fortpflanzungserfolg. Dies trifft besonders auf eine polygame Gesellschaft zu, aber dieselben Effekte treten in gedämpfterer Weise unter einem System der Monogamie auf, wo Männer, die als fit wahrgenommen werden, dazu tendieren, sich früher mit (im Durchschnitt) fruchtbareren Frauen zu verheiraten.

Der Großteil des Folgenden leitet sich direkt oder indirekt von diesen einfachen Tatsachen ab.

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1) Steve Moxon: The Woman Racket. The New Science Explaining How the Sexes Relate at Work, at Play, and in Society (Charlottesville, Virginia: Imprint Academic, 2008)

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Sämtliche Essays aus dem Buch „Sexual Utopia in Power“ sind bereits in deutscher Übersetzung erschienen; hier sind die Links in der Reihenfolge, wie sie in der Originalausgabe des Buches enthalten sind:

Die sexuelle Utopie an der Macht, Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4
Vielmännerei im Wechsel – und wer sie durchsetzt, Teil 1 und Teil 2
Die weibliche sexuelle Konterrevolution und ihre Grenzen, Teil 1 und Teil 2
Häusliche Ökonomie, Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4 und Teil 5
Der Weg der Familie
Zurück nach Afrika: Sexueller Atavismus im modernen Westen
Die Frage des weiblichen Masochismus

Siehe auch:

Neu von Counter-Currents: Sexual Utopia in Power von Greg Johnson
F. Roger Devlins Sexual Utopia in Power von Jef Costello
Der evolutionspsychologische Leitfaden, wie man Mädchen bekommt von F. Roger Devlin
Sexuelle Knechtschaft von Gregory Hood
Die sexelle Konterrevolution von Gregory Hood

Nachtrag: Inzwischen ist „Sexual Utopia in Power“ auch in deutscher Übersetzung von Antaios erhältlich:

304 Seiten, gebunden, um € 22,–, Übersetzung von Nils Wegner (soll sehr gut sein!)

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Neue Kommentarpolitik auf „Morgenwacht“: Wie bereits hier unter Punkt 1 angekündigt, am Schluß dieses Kommentars wiederholt als Absicht geäußert und in diesem Kommentar endgültig festgelegt, werden neue Kommentatoren nicht mehr zugelassen und sind die Kommentarspalten nur noch für die bereits bekannte Kommentatorenrunde offen.

2 Kommentare

  1. dagtatmax

     /  März 20, 2017

    Heute ist Devlin auch in Schnellroda gelandet. Deep Roots – Dank Deiner Übersetzungen haben wir schon zu AdS-Zeiten einen guten Einblick in das Hypergamie-Modell, was aus meiner Sicht vieles sehr gut erklärt, bekommen. Erinnere mich noch an die ausgezeichnete Diskussion dazu. Irgendwann muss ich mal wirklich meine backups wieder ausgraben.

  2. Ich habe die deutsche Antaios-Ausgabe von Devlins Buch jetzt auch im Anhang an diesen Teil daraus beworben, samt Link zur Bezugsquelle. Das werde ich in nächster Zeit auch an mehreren anderen Stellen dieser Reihe machen.