Die Pioniere und Grenzbewohner des prähistorischen Europas

Avebury Henge, Wiltshire, Südwestengland

Von Andrew Hamilton, übersetzt von Lucifex. Das Original The Pioneers & Frontiersmen of Prehistoric Europe erschien am 2. März 2012 auf Counter-Currents Publishing.

Französische Übersetzung hier

Wenn ich Beschreibungen der europäischen Prähistorie lese, kommt mir oft ein Gefühl der Vertrautheit – immer wieder wird ein Schimmer der weißen Eroberung Nordamerikas geweckt.

Kontinentaleuropa nimmt rund 10 Millionen Quadratkilometer ein – ungefähr die Größe der Vereinigten Staaten. Der Rückzug der Gletscher nach der letzten Eiszeit (10.000 v. Chr.) ließ die Meere steigen, während alte Küstenlinien meilenweit ins Inland dauerhaft überflutet wurden, ehemalige Tundra sich nach Norden zurückzog und Europa von Bäumen bedeckt wurde.

Von ca. 10.000 v. Chr. bis 5000 v. Chr. wurde Europa von mittelsteinzeitlichen (nacheiszeitlichen und vorlandwirtschaftlichen) Jägern und Sammlern (Wildbeutern) dominiert. Das Mesolithikum (die Mittelsteinzeit) fiel zwischen das Paläolithikum (die Altsteinzeit) und das Neolithikum (die Jungsteinzeit).

Um 5500 – 5000 v. Chr. expandierten die frühesten jungsteinzeitlichen Bauern durch Mitteleuropa. Er erscheint als wahrscheinlich, daß diese „Pioniere“ und „Grenzbewohner“ (denn solche müssen sie im Grunde gewesen sein) Charakterzüge und Lebensstile aufwiesen, die in vieler Weise den Pionieren und „Frontiersmen“ des frühen Nordamerika ähnelten.

Diese ersten Bauern können jedoch nicht automatisch mit den Indoeuropäern gleichgesetzt werden.

Seltsamerweise lassen Prähistoriker typischerweise jede Erwähnung des indoeuropäischen Rahmens aus ihren Publikationen weg. Wenn man standardmäßige akademische Darstellungen liest, ist es schwierig zu verstehen, wie das indoeuropäische Narrativ sich chronologisch, rassisch, demographisch oder linguistisch in die europäische Prähistorie einfügt.

Zum Beispiel war Proto-Indoeuropäisch (PIE) laut der Microsoft Encarta Encyclopedia um 3000 v. Chr. immer noch eine einheitliche Sprache, aber bis um 2000 v. Chr. waren Griechisch, Hethitisch und Sanskrit jeweils eigenständig geworden. (Das rekonstruierte PIE zeigt, daß seine Sprecher Bauern waren – d. h., keine Jäger und Sammler.)

Das Problem mit solch einer „jungen“ Datierung des PIE ist, daß bis um 3000 v. Chr. jungsteinzeitliche Bauern sich bereits seit mindestens zwei- bis dreitausend Jahren, wenn nicht mehr, über Europa ausgedehnt hatten. Laut dem weiter unten zitierten historischen Demographen Colin McEvedy markiert 3000 v. Chr. tatsächlich die Vollendung der Kolonisation Europas durch Bauern – genau die Zeit, als die PIE-Sprecher vermutlich immer noch in oder nahe ihrem angestammten Heimatland auf den Steppen nördlich des Schwarzen Meeres vereint lebten.

Zu den „Frontier“-Eigenschaften der frühen Jungsteinzeit in Europa gehören ein wahrscheinlicher Kampf um die Vorherrschaft zwischen indigenen Jägern und Sammlern und hereinkommenden Bauern, stark ungleiche Bevölkerungsdichten, Entwaldung, die Ausweitung der Landwirtschaft und ein tiefgreifender kultureller Wandel, der den Übergang von einem Lebensstil als Jäger und Sammler zu einem landwirtschaftlichen begleitete.

Die neolithische Grenze

Um 5000 v. Chr. wurden Deutschland und die Niederlande von frühneolithischen Bauern kolonisiert, die zur Kultur der Linearbandkeramik (abgek. LBK) gehörten – die ersten Bauer, die Mittel- und Nordwesteuropa kolonisierten.

Die frühe Jungsteinzeit in Europa. Die Farben zeigen die Zeitskalen für die Ausbreitung der Landwirtschaft an. „Earliest LBK“ (Linearbandkeramikkultur) und „Later LBK/AVK“ (LBK/Alföld-Linearbandkeramik) stellen die ersten Bauern in Mitteleuropa dar.

Die LBK-Kultur ist vielleicht von Pionieren verbreitet worden, die entlang von Flüssen einwanderten und Brandrodungslandwirtschaft betrieben. Ihr Lebensstil war gekennzeichnet von Landwirtschaft, Herdenhaltung, polierten Steinäxten, Langhäusern aus Holzbalken und Töpferei. Man glaubt, daß die Länder, in die sie zogen, unbewohnt oder zu dünn von Jägern und Sammlern bewohnt waren, um das langfristige Vorankommen der Neuankömmlinge zu behindern.

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Arier: Kulturbringer nach China

Sinkiang (Chinesisch-Turkestan), die größte Provinz in China und die Stätte der Mumien des Tarimbeckens.

Von Mark Deavin, übersetzt von Lucifex. Das Original Aryans: Culture Bearers to China erschien online am 11. Oktober 2015 auf National Vanguard (ursprüngliche Quelle: Magazin National Vanguard Nr. 117, März – April 1997)

Im Juli 1996 stolperten zwei Studenten beim Waten im Columbia River bei Kennewick im Bundesstaat Washington über die Skelettüberreste eines europäischen Mannes mittleren Alters. Zuerst nahmen Anthropologen an, sie hätten einen Pionier entdeckt, der in den späten 1800er-Jahren gestorben war. Aber die Radiokarbondatierung zeigte dann, daß das Skelett bemerkenswerte 9.300 Jahre alt war. Tatsächlich ist „Kennewick Man“ die neueste in einer Reihe von Entdeckungen uralter Skelette, die die Theorie entstehen ließen, daß manche der frühesten Bewohner Nordamerikas Europäer waren, die nahe dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren vom eurasischen Kontinent über eine Landbrücke im Beringmeer wanderten. Dr. Robert Bonnischen, Direktor des Center for the Study of the First Americans an der Oregon State University, glaubt, daß „Kennewick Man“ dabei hilft, Zweifel auf die Richtigkeit des Begriffs „paläo-indianisch“ zu werfen, der üblicherweise verwendet wird, um diese Periode der amerikanischen Prähistorie zu beschreiben. „Vielleicht waren manche dieser Leute in Wirklichkeit einfach paläo-amerikanisch“, gibt er zu.

Natürlich stellen solche Fakten eine große Herausforderung für die politisch korrekte Version der Geschichte dar, die die Vorstellung fördert, daß weiße Amerikaner ihr Land schändlicherweise von seinen angeblichen indianischen Besitzern stahlen. Es überrascht daher nicht, daß Versuche unternommen worden sind, um zu verhindern, daß die Fakten über „Kennewick Man“ öffentlich gemacht werden. Ermutigt von der Clinton-Regierung, haben Indianer unter Benutzung eines Bundesgesetzes von 1990, das ihre Grabstätten schützen sollte, Anspruch auf das Skelett erhoben. Ihre erklärte Absicht ist, es sofort an einem geheimen Ort zu begraben und weitere wissenschaftliche Untersuchungen und DNS-Tests zu verhindern. Jedoch begannen acht US-Anthropologen, die behaupten, daß die Indianer und die Bundesregierung die Implikationen der Entdeckung fürchten, im Oktober 1996 einen Rechtsstreit, um zu verhindern, daß das geheime Begräbnis stattfand.

In Wirklichkeit ist „Kennewick Man“ eine wichtige Ergänzung zum wachsenden Beweismaterial, das darauf hindeutet, daß im Jungpaläolithikum, in der Zeit vor 10.000 bis 35.000 Jahren, Weiße – d. h. Menschen, die von modernen Europäern ununterscheidbar waren – nicht nur in Europa lebten, sondern auch auf einem Band, das sich über Nordasien bis zum Pazifik erstreckte. In Sibirien und anderen östlichen Regionen wurden sie schließlich von mongoloiden Völkern verdrängt und absorbiert, obwohl isolierte Inseln europäischer Gene im nördlichen Asien bis zum heutigen Tag überlebt haben. Die gemischtrassigen Ainu von Japan sind ein Beispiel.

Die Glaubwürdigkeit dieser Theorie ist in den letzten Jahren durch die bemerkenswerte Entdeckung von mehr als 100 natürlich mumifizierten europäischen Leichen, zwischen 2.400 und 4.000 Jahre alt, im Tarimbecken des westlichen Chinas dramatisch bestärkt worden. Erstaunlich gut erhalten durch das aride Klima in dem Gebiet, bezeugen die Mumien ein nordisches Volk mit einer fortgeschrittenen Kultur, prächtig gewandet in bunten Roben, Hosen, Stiefeln, Strümpfen, Mänteln und Hüten. In einem großen Grab wurden die Leichen von drei Frauen und einem Mann entdeckt. Der Mann, zum Todeszeitpunkt etwa 55 Jahre alt, war etwa 183 cm groß und hatte gelblichbraunes Haar, das gerade weiß wurde. Eine der besser erhaltenen Frauen war nahezu 180 cm groß, mit gelblichbraunem Haar, das zu Zöpfen geflochten war.

Hochgewachsener blonder Europäer, begraben vor 3.000 Jahren in Westchina. Die mumifizierten Leichen seiner Verwandten sind im selben Gebiet exhumiert worden.

Zu den Gegenständen, die bei den Leichen gefunden wurden, gehörten Mäntel, Lederfäustlinge und ein Zierspiegel, während die Frau auch Taschen hatte, die kleine Messer und Kräuter enthielten, wahrscheinlich für die Verwendung als Medizin. Bei Cherchen, am Südrand der Wüste Taklamakan, wurde die mumifizierte Leiche eines Kleinkinds gefunden, das zum Todeszeitpunkt wahrscheinlich nicht älter als drei Monate war, in braune Wolle eingewickelt und die Augen mit kleinen, flachen Steinen bedeckt. Neben dem Kopf befand sich ein Trinkbecher, der aus einem Rinderhorn gefertigt war, und eine antike „Babyflasche“ aus einer Schafszitze, die abgeschnitten und vernäht worden war, sodaß sie Milch enthalten konnte. Eine männliche Mumie hatte sogar Spuren einer chirurgischen Operation an ihrem Hals, bei der der Einschnitt mit Pferdehaar vernäht worden war.

Sieben europäische Mumien waren sogar schon Anfang dieses Jahrhunderts [d. Ü.: des 20. Jhdts.] im Tarimbecken gefunden worden, von denen eine an eine Waliserin oder Irin erinnerte und eine andere an einen böhmischen Bürger. Alle waren in feine Kleidung gewandet, einschließlich kecker Kappen mit angesteckten Federn, die eine auffallende Ähnlichkeit mit alpinen Kopfbedeckungen hatten, wie sie in Westeuropa heute noch getragen werden. Aber diese frühen Entdeckungen, nicht viel älter als 2.000 Jahre, wurden als die Leichen isolierter Europäer abgetan, die zufällig in das Territorium geraten waren, und wurden daher als ohne kulturelle oder historische Bedeutung betrachtet.

Tatsächlich haben moderne Wissenschaftler, eingestimmt auf die politkorrekte historische Mode, dazu tendiert, Beweise für jeglichen frühen Handel oder Kontakt zwischen China und dem Westen während dieser Zeit herunterzuspielen, und die Entwicklung der chinesischen Zivilisation als im Wesentlichen hausgemachte Sache betrachtet, die von äußeren Einflüssen abgeschottet war. Außerdem dachte man, daß jegliche Verbreitung von Menschen und Kultur von Ost nach West stattgefunden habe, wobei die Europäer von den Chinesen zivilisiert worden seien. Der sehr angesehene Prähistoriker Gordon Childe zum Beispiel faßte 1958 die europäische Prähistorie zusammen als die Geschichte „ der Bestrahlung der europäischen Barbarei durch die ostasiatische Zivilisation.“[1]

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Die Mächtigen von Brodgar

Aufrecht trotzten sie jahrtausendelang den Unbilden der Natur: Die Steine des „Ring of Brodgar“ stehen seit rund 4500 Jahren auf der Hauptinsel der Orkneys. Sie bilden einen der größten Steinkreise Britanniens. Ganz in der Nähe graben Archäologen ein Zentrum mit tempelartigen Monumentalbauten aus. Die Funde zeigen: In der Jungsteinzeit entwickelte sich hier, am nördlichsten Zipfel Schottlands, eine einflussreiche Kultur.

Von Angelika Franz, aus „bild der wissenschaft“ 11/2013 (einschließlich der Bilder).

Auf den Orkney-Inseln haben Menschen lange vor Stonehenge den ersten Steinkreis gebaut, neue Keramik erfunden und mit Farben experimentiert. Archäologen sind den Erbauern eines kulturellen Zentrums auf der Spur.

STONE… WAS? HENGE… WO? Wenn ein Zeitreisender im Britannien der Jungsteinzeit vor 5000 Jahren nach dem Weg zu den berühmten Steinkreisen in der Ebene von Salisbury gefragt hätte, wäre er auf Unverständnis gestoßen. Nach genauerem Erklären hätte der Befragte genickt: „Ah, du willst zu den großen Steinkreisen!“ Und dann hätte er den Zeitreisenden nach Norden geschickt: „Da entlang! Hinauf zu den Orkney-Inseln, dort findest du, was du suchst!“

Wie ein Zeitreisender kommt man sich auch als heutiger Besucher vor. Ein Sturm fegt über die zerzausten Wiesen und biegt die Disteln, die höchsten Pflanzen weit und breit, bis auf den Boden. Der dunkelgraue Himmel hängt so tief über der UNESCO-Welterbestätte „Heart of Neolithic Orkney“, dass man Angst haben muss, sich den Kopf zu stoßen. Für das Wetter entschädigt der Anblick: Steine, so weit das Auge reicht. Steine, die heute noch so im Kreis in der wilden Landschaft stehen, wie jungsteinzeitliche Baumeister sie vor Jahrtausenden aufgestellt haben. Gegen sie ist Stonehenge mit seinem bescheidenen Durchmesser von etwa 50 Metern eine kleine Kopie. Am ältesten Megalithring der Orkneys, den „Standing Stones of Stenness“, begannen die Bauarbeiten schon ein halbes Jahrtausend, bevor in Stonehenge der erste Stein stand. Und der größte Steinkreis, der „Ring of Brodgar“, ist mehr als doppelt so groß.

Weltkulturerbe und Touristenmagnet: Der „Ring of Brodgar“ hat einen Durchmesser von 104 Metern. 27 Steine sind heute noch erhalten, manche wurden wieder aufgerichtet. Vollständig erforscht ist der „Henge“ nicht.

Vor zehn Jahren entdeckten Archäologen eine Ansammlung von Gebäuden auf der schmalen Landbrücke zwischen den Standing Stones of Stenness und dem Ring of Brodgar. Und mit jeder neuen Grabungskampagne auf dem „Ness of Brodgar“ (englisch „Ness“: Landzunge) wird klarer: Hier stand im Neolithikum ein mächtiges Zentrum, von dem aus Impulse in Kunst und Architektur nach ganz Britannien ausstrahlten. Wo an der Nordspitze Schottlands der Atlantik und die Nordsee aufeinandertreffen, schlug das kräftige Herz einer bedeutenden Kultur.

Das Grabungsareal auf der schmalen Landzunge „Ness of Brodgar“ ist groß. Bisher haben die Archäologen erst zehn Prozent der Funde freigelegt. Von der Plattform aus (links) können sich Besucher einen Überblick verschaffen.

Die Computer-Rekonstruktion zeigt, wie die Gebäude auf der Landzunge „Ness of Brodgar“ ausgesehen haben könnten. Als Wohnhäuser erscheinen sie den Archäologen zu groß – sie vermuten eine kultische Nutzung.

ZUM GLÜCK KEINE BÄUME

In der Jungsteinzeit haben die Menschen das Leben als Jäger und Sammler aufgegeben. Sie zogen nicht mehr Tierherden hinterher, sondern begannen, Häuser zu bauen und Samen gezielt in den Boden zu legen. Der Boden der Orkneys ist fruchtbar, das Klima mild – bedingt durch den Golfstrom. Hier wächst so ziemlich alles, solange es niedriger als einen Meter ist. Denn der beständige kräftige Wind, der im Winter zu brutalen Stürmen anschwillt, vernichtet alles, was seinen Kopf zu weit herausstreckt. Was es auf den Orkneys also kaum gibt, sind Bäume. Und damit kein Holz, um Häuser daraus zu bauen. Wohl oder übel mussten die Menschen der Jungsteinzeit ihre Gebäude hier aus Steinen errichten.

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Die Europäer und der Geschlechtsdimorphismus

Von Deep Roots (post-AdS)

In GEO 12-2014 stieß ich auf Seite 153 auf den nachfolgend wiedergegebenen Kurzbeitrag, der einen der beiden Auslöser und Aufhänger für meinen nun vorliegenden Artikel über die Ausprägung geschlechtsspezifischer Eigenschaften bei Europäern und anderen Rassen geliefert hat:

Tarzan aus der Stadt

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„Männlicher“ Mann, „weibliche“ Frau: Diese Stereotypen können doch nur Relikte aus der primitiven Vorzeit sein, heißt es. Doch die Theorien, die heutige Paarungspräferenzen und -probleme auf die Welt der Höhlenmenschen zurückführen – sie stimmen offenbar nicht alle.

Das ergaben jetzt anthropologische Studien eines Teams um Isabel Scott und Andrew Clark von der Brunel University London.

Die Forscher verglichen Attraktivitätsurteile für Bilder von Männern und Frauen in unterschiedlichen Kulturkreisen – modernen westlichen Stadtregionen und traditionellen bäuerlichen oder Stammeskulturen. Das überraschende Resultat nach der Befragung von 962 Teilnehmern auf allen Erdteilen: Die nach westlichen Maßstäben mutmaßlich attraktivsten Männer und Frauen wurden von traditionell lebenden Menschen nicht als besonders begehrenswert empfunden. Und das selbst dann, wenn Hautfarbe und andere ethnische Merkmale übereinstimmten. Besonders beliebt waren eher „neutrale“, weniger geschlechtstypische Gesichter.

Das für uns typische Muster – markiger, aggressiver Mann versus schutzbedürftiges Weibchen – hat sich Clark zufolge erst in den letzten Jahrhunderten entwickelt, im Verein mit fortschreitender Urbanisierung und Industrialisierung. Es ist also vermutlich nicht wesentlich älter als Edgar Rice Burroughs‘ Erzählung von Tarzan und Jane aus dem Jahr 1912.

Inwiefern die Aussage bezüglich der Bevorzugung neutralerer, weniger geschlechtstypischer Gesichter bei nichteuropäischen Völkern zutrifft, sei fürs erste einmal dahingestellt; für den Raum von Vorderasien über Südasien bis Ostasien könnte ich es mir vorstellen, worauf ich später in diesem Artikel noch zurückkommen werde.

Daß sich das für uns typische Muster erst in jüngerer Vergangenheit entwickelt haben soll, ist jedenfalls unlogisch, allein schon, wenn man bedenkt, daß der Bedarf nach einem maskulinen Mann mit Beschützerfähigkeit für Frauen in früheren, rauheren Zeiten mindestens nicht geringer gewesen sein kann als in der späten Neuzeit. Außerdem entsprechen die genetisch bedingten geschlechtstypischen Gesichtsausbildungen der europäischen Rasse diesem „westlichen“ Ideal und können sich somit nicht erst in den letzten Jahrhunderten zusammen mit diesen auch instinktiv verankerten Idealvorstellungen entwickelt haben.

Zusätzliche Bestätigung dieser Einschätzung erhält man, wenn man sich ansieht, welches Menschenbild in früheren – naturalistisch orientierten – Epochen der europäischen Kunst gepflegt wurde, zum Beispiel in der Renaissance des 15. und 16. Jahrhunderts. Ein Beispiel ist dieses Gemälde von Agnolo Bronzino, in dem er um 1545 den Genueser Admiral Andrea Doria als Neptun darstellte:

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Sandro Botticelli malte sein „Weibliches Idealbildnis“ (um 1480, links unten) nach Simonetta Vespucci, die zu der Zeit als schönste Frau von Florenz galt; sein Bild „Der Heilige Augustinus“ (1480, rechts) zeigt den Kirchenvater als recht markanten Mann.

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Auch die nächsten beiden Bilder von Tizian (ca. 1490-1576) geben das angeblich erst später entstandene Ideal wieder: „Der Zinsgroschen“ (links) und „Venus bei der Toilette“.

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Weitere Beispiele aus der Renaissance kann sich jeder selbst heraussuchen.

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Die ersten Homo sapiens in Europa waren keine Neger

Cro-Magnon-Menschen (rechts sitzend eine Frau) in einem Diorama in der „Spitzer Hall of Human Origins“ des American Museum of National History.

Cro-Magnon-Menschen (rechts sitzend eine Frau) in einem Diorama in der „Spitzer Hall of Human Origins“ des American Museum of National History.

Von Deep Roots (post-AdS)

In meinem Artikel „Out of Africa“: Neger, Neandertaler, Denisovaner und wir habe ich argumentiert, daß die „Out of Africa“-Theorie zur Herkunft des Homo sapiens keine Erfindung der NWO-Propaganda ist, um die Einwanderung von Negern nach Europa zu rechtfertigen. Das erkennt man auch daran, daß es einerseits die „Out of Africa“-Theorie schon sehr lange gibt und andererseits parallel dazu die altsteinzeitlichen Europäer, die Cro-Magnon-Menschen, traditionell immer mehr oder weniger europäisch dargestellt wurden, wie auf dem Titelbild dieses Artikels und den beiden nachfolgenden zu sehen ist.

Cro-Magnon-Mensch (links) und Neandertaler.

Cro-Magnon-Mensch (links) und Neandertaler.

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Wie ich weiters schrieb, wird „Out of Africa“, nachdem es die gängige Theorie ist, nur fallweise von den Juden und ihren weißen Golems für ihre Argumentation benutzt, als leise Begleitmusik zur Hauptpropagandalinie aus Schuldkult (Kolonialzeit und Sklaverei), Mitleidsheischen und Rassenunterschiedsverleugnung. Erst in jüngster Zeit hat allerdings eine verstärkte Tendenz in den Medien begonnen, die ersten Homo sapiens in Europa zunehmend negroid darzustellen, wie zum Beipiel im Artikel „Das Ende des Neandertalers“ von Thorwald Ewe in „bild der wissenschaft“ 5-2016, aus dem die folgenden beiden Bilder stammen:

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Der Mensch lebt nicht artgerecht

Ein Interview mit Prof. Dr. Franz Wuketits, aus „bild der wissenschaft“ 8-2013. Das Interview führte Nadine Eckert.

Prof. Dr. Franz M. Wuketits:

Der gebürtige Österreicher (*1955) hat an der Universität Wien Philosophie, Zoologie, Paläontologie und Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1980 lehrt er dort am Institut für Philosophie. Sein Schwerpunkt ist die Philosophie der Biowissenschaften. Er ist Autor von rund 40 Büchern. In seinem neuen Werk „Zivilisation in der Sackgasse“ plädiert er für eine Entschleunigung der Zivilisation und mehr Eigenverantwortung für den mündigen Bürger.

DER MENSCH LEBT NICHT ARTGERECHT

Tierschützer, Öko-Verbände und Medien – alle fordern eine artgerechte Tierhaltung. Doch wer kümmert sich eigentlich darum, wie Menschen leben?

bdw: Herr Professor Wuketits, was hat uns Menschen aus dem Tritt gebracht?

Franz M. Wuketits: Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich unsere Zivilisation insbesondere im Bereich der Technologie mit atemberaubendem Tempo entwickelt. Die Menschen sind durch diese fatale Beschleunigung überlastet. Berufs- und Alltagsleben verlangen vom Einzelnen oft ein Tempo und eine Flexibilität, die dem Menschen als Art nicht entsprechen. Dazu kommt, dass der Mensch die längste Zeit seiner Entwicklungsgeschichte in relativ kleinen, überschaubaren Gruppen gelebt hat – er ist das geborene Kleingruppenwesen. Unser Verhalten war über Jahrmillionen darauf abgestellt, in Gruppen von maximal 100 Individuen zu leben, in denen jeder jeden kennt. Auf anonyme Massengesellschaften und das Leben in riesigen Städten sind wir nicht vorbereitet.

Wäre denn ein Leben in Kleingruppen heutzutage überhaupt noch möglich?

Wir können unsere Großstädte natürlich nicht auflösen, doch wir können auch innerhalb der Großstädte kleinere Einheiten bilden. Wien ist dafür ein gutes Beispiel: Hier heißt das „Grätzel“ – ein paar Häuserblocks, nicht wesentlich mehr. In meinem Grätzel kenne ich die meisten Leute zwar nicht persönlich, aber ich begegne vielen von ihnen fast täglich: der Kellnerin im kleinen Café um die Ecke, dem Tabakhändler gegenüber, dem Buchhändler zwei Gassen weiter. Im kleinen Café kennt man meine Gewohnheiten, ich wechsle mit der Kellnerin ein paar nette Worte, ein anderer Gast nickt mir freundlich zu, bevor er sich wieder in seine Zeitung vertieft. Das verschafft allen Beteiligten ein gewisses Gefühl der Sicherheit und Vertrautheit.

Der Mensch gilt als sehr flexibel. Kann er sich nicht an die neuen Entwicklungen anpassen?

Das ist nur begrenzt möglich. Wir gehen heute in der Evolutionsbiologie davon aus, dass sich Organismen im Allgemeinen nicht einfach an ihre Außenwelt anpassen, sondern dass ihre Evolution wesentlich von „inneren Bedingungen“ abhängt – also von Konstruktions- und Funktionsbedingungen. Plakativ gesagt: Lebewesen haben bei ihrer Evolution ein Wörtchen mitzureden, und nicht allein die Umwelt bestimmt, wohin es geht. Organismen sind keine passiven Gebilde, die sich auf Gedeih und Verderb an irgendeine beliebige Umwelt anpassen. Die steigende Zahl an psychischen Erkrankungen spricht eine deutliche Sprache – in den westlichen Ländern ist mehreren Untersuchungen zufolge schon etwa ein Viertel der Bevölkerung davon betroffen. Wie gut sich der Mensch anpassen kann, hängt auch davon ab, wie viel Zeit ihm zur Verfügung steht.

Inwiefern?

Der technologischen Zivilisation weniger Jahrhunderte stehen fünf Millionen Jahre Naturgeschichte gegenüber. Eigentlich ist die uns heute beherrschende Technologie kaum 100 Jahre alt, die modernen Kommunikationstechnologien wie Internet und Handys gibt es erst seit wenigen Jahrzehnten. Unser Gehirn aber hat sich – da sind sich Anthropologen, Evolutionsbiologen und Hirnforscher einig – in den letzten 30.000 Jahren nicht mehr nennenswert verändert. Es ist also nicht an die heutige Zeit angepasst, sondern lebt gewissermaßen noch in der Steinzeit.

Wir können aber nicht zurück in die Steinzeit…

Natürlich nicht, aber wir sollten den Steinzeitmenschen in uns besser kennenlernen und unsere Lebenswelt so gestalten, dass wir ihm einigermaßen gerecht werden. Zunächst gilt es, etwas langsamer zu treten. Man muss beispielsweise nicht alle E-Mails binnen einer Stunde beantworten. Man sollte sich Zeit lassen, es muss nicht alles immer schneller geschehen. Wozu denn auch? Diese Entschleunigung kann natürlich nur funktionieren, wenn sich alle auf die Langsamkeit besinnen, insbesondere in der Arbeitswelt. Oft liegt die Lösung von Problemen nicht in der Geschwindigkeit, sondern gerade in der Langsamkeit. Hektik begünstigt Fehler. Und in unserer komplexen Welt mit vielen ebenso komplexen Aufgaben ist umsichtiges Vorgehen besonders wichtig. Ich sage ja nicht, dass wir alle Aufgaben schleppend erledigen sollten. Auch unsere prähistorischen Vorfahren waren oft gezwungen, schnell zu agieren, etwa um eine Beute zu erlegen. Doch sie haben ihr Lebenstempo nicht sinnlos beschleunigt.

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Astronomie im prähistorischen Europa

Stonehenge Sternenhimmel

Von Fjordman, übersetzt von Jörn Uhl.
24.11.2009 Brussels Journal – http://www.brusselsjournal.com/node/4184

    Man kann schwerlich von „Wissenschaften“ der prähistorischen Zeiten sprechen. Am nächsten kommt vielleicht das systematische Studieren der Gestirne. Archäoastronomie ist die Schnittmenge von Astronomie und Archäologie. Die Sternenmuster im Nachthimmel waren den Menschen früherer Zeiten sehr viel vertrauter als uns, die wir von der Unkenntlichmachung durch elektrisches Licht betroffen sind.

Lascaux ist der Schauplatz eines Höhlenkomplexes im südwestlichen Frankreich mit wunderschönen prähistorischen Höhlenmalereien und eindrucksvollen Zeichnungen von Stieren, Pferden und anderen Tieren. Sie stammen aus dem Jungpaläolithikum, dem letzten Abschnitt der Altsteinzeit, und werden auf ein Alter von mehr als 16000 Jahren geschätzt. Ein wenig jünger (ca. 14-15000 Jahre alt) sind die Höhlenmalereien in der Höhle von Altamira in Spanien. Der deutsche Forscher Michael Rappenglück nimmt an, daß er innerhalb der Lascaux-Malereien eine prähistorische Karte des Nachthimmels gefunden hat. Das ist plausibel, aber in Wahrheit wissen wir ganz einfach nicht, welche Funktion diese künstlerischen Zeichnungen hatten.

Paul Mellars zufolge in The Oxford Illustrated History of Prehistoric Europe gilt: „Auf genau welche Weise die Kunst in diesem Kontext ihre Funktion erfüllt haben mag, bleibt eher spekulativ. Eine Möglichkeit ist, daß einige der Hauptzentren des Kunstschaffens (so wie Lascaux im südwestlichen Frankreich, oder Altamira im nördlichen Spanien) als wesentliche rituelle oder zeremonielle Zentren dienten – vielleicht als Schauplatz wichtiger Feierlichkeiten während der regelmäßigen, jährlichen Zusammenkünfte der menschlichen Gruppen. Alternativ (oder zusätzlich) kann die Schöpfung von Kunst in den Händen besonderer Oberhäupter oder religiöser Führer gelegen haben, welche die Kunstschöpfung und damit verknüpfte Zeremonien verwendeten, um ihre besonderen Führungsrollen und ihre Autorität in den Gesellschaften zu verstärken oder zu rechtfertigen.“

Während der letzten Eiszeit waren weite Teil der nördlichen Hemisphäre von dicken Gletschern bedeckt. Mitteleuropa ähnelte der Tundra des heutigen Sibirien. Während des Höhepunktes der letzten Kaltzeit und der Maximalausdehnung des Eises um ca. 20000 v. Chr. waren die Temperaturen ungefähr 20°C tiefer als heute. Nach dem Ende des Eiszeitalters (ca. 13000 v. Chr.) hat sich allmählich – von ungefähr 9500 bis 8000 v. Chr. – ein milderes, dem Heutigen ähnliches Klima eingestellt. Aus diesem Grunde hat sich die europäische Pflanzen- und Tierwelt rasant verändert, wobei Arten wie bspw. das Wollhaarmammut ausstarben, und andere ihren Platz einnahmen.

Die dem Rückgang der Gletscher folgende weitere Eisschmelze hat das Gesicht Europas dramatisch verändert. Große Teile des damaligen Festlandes liegen heute unter Wasser und umgekehrt. Gleiches geschah in anderen Regionen Eurasiens und Nordamerikas, als der Meeresspiegel zu steigen begann. Ungefähr 5600 v. Chr. (die Zeitangabe bleibt umstritten) flutete das Wasser des Mittelmeers durch den Bosporus und füllte, was dann zum Schwarzen Meer wurde.

Während des Neolithikums bzw. der Jungsteinzeit gingen seßhafte Gemeinschaften zu Ackerbau und Viehzucht über – zuerst auf der Balkanhalbinsel unweit des Nahen Ostens. Eine guterhaltene Mumie aus der Kupfersteinzeit (der Zwischenphase von Stein- und Bronzezeit) während der die ersten Metallwerkzeuge hergestellt wurden, fand man 1991 in den Alpen im Grenzgebiet von Italien und Österreich. Man gab der aus einer Zeit ungefähr 3300 v. Chr. stammenden Mumie den Namen Ötzi. Er ist vermutlich eines gewaltsamen Todes gestorben. Ötzi hatte viele kleine Tätowierungen, besaß einen aus Gras gewebten Umhang, zudem Beinkleider, einen Lendenschurz und hervorragende Schuhe. Sein Mantel war aus Ziegenfell genäht, er trug eine Bärenpelzmütze und einen Gürtel aus Kalbsleder.

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Warum haben die Europäer die moderne Welt geschaffen? – Teil 1

Von Fjordman; der Originaltext Why Did Europeans Create the Modern World? – Part 1 erschien am 19. 9. 2009 auf Gates of Vienna. (Bilder vom Übersetzer eingefügt.)

In diesem Essay werde ich die Arbeiten und Theorien Jared Diamonds, vor allem seinen internationalen Bestseller Arm und Reich: Die Schicksale menschlicher Gesellschaften [engl.: Guns, Germs and Steel: The Fates of Human Societies, 1997 ] und, in geringerem Ausmass, sein 2005 erschienenes Buch Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen  [engl.: Collapse: How Societies Choose to Fail or Succeed], mit dem Buch Understanding Human History  (2005) des amerikanischen Astrophysikers Michael H. Hart vergleichen. Diamonds Arbeit betont in starkem Maße die Wichtigkeit der Geographie, was in einigen Fällen hilfreiche Perspektiven eröffnet, aber nicht in allen. Hart betont die Unterschiede in der Intelligenz verschiedener ethnischer Gruppen und untersucht diese im Licht der Evolutionslehre. Ich werde auch aus den Büchern anderer Autoren zitieren, um die Bedeutung des Rechts, der Religion, des Bildungssystems, des Kapitalismus usw. einzuschätzen.

Hin und wieder stehe ich Diamonds Schriften kritisch gegenüber, besonders seinen verallgemeinernden Schlussfolgerungen, das heißt aber nicht, dass ich glaube, dass alles falsch ist, was er sagt. Er hat recht, wenn er darauf hinweist, dass Umweltzerstörung weit davon entfernt ist, auf die westliche Zivilisation beschränkt zu sein, und er zögert nicht festzustellen, dass viele Gesellschaften in der ganzen Welt brutale Gewalt praktiziert haben.

Wie auch andere mittelamerikanische Zivilisationen hatten die Maya keine Metallwerkzeuge, keine Segelboote, keine Räder und keine Haustiere, die groß genug gewesen wären, Lasten zu tragen oder einen Pflug zu ziehen, sie hatten aber dennoch vor dem sogenannten klassischen Zusammenbruch der Maya-Kultur nach dem Jahr 800 n. Chr., nach vorindustriellen Maßstäben,  eindrucksvoll hohe Bevölkerungsdichten. Nachdem die Entzifferung der Maya-Schriftzeichen am Ende des vorigen Jahrhunderts einen entscheidenden Durchbruch erfahren hat, ist jetzt unser Verständnis ihrer Gesellschaft und Kultur weit größer als es noch vor wenigen Generationen war. Diamond führt in seinem Buch Kollaps aus:

„Archäologen haben lange Zeit geglaubt, die alten Maya seien sanfte und friedliche Menschen gewesen. Wir wissen jetzt, dass die Kriegführung der Maya intensiv und dauerhaft war und kein Ende fand, weil begrenzte Nahrungsmittelressourcen und Transportmöglichkeiten es für alle einzelnen Fürstentümer der Maya unmöglich machten, die gesamte Region in einem Reich zusammenzuschließen, in der Art und Weise, wie die Azteken und die Inkas Zentralmexiko, bzw.  die Andenregion, vereint haben. Gefangene wurden in sehr unangenehmer Weise der Folter unterzogen, wie es deutlich auf Monumenten und Wandgemälden dargestellt ist (wie z. B. durch das Herausreißen der Finger aus den Gelenkkapseln, durch das Ziehen von Zähnen, das Abtrennen des Unterkiefers, Abschneiden der Lippen und Fingerspitzen, Herausreißen der Fingernägel und Durchbohren der Lippen mit einem Stift) und die (manchmal Jahre später) in der Opferung der Gefangenen in gleichermaßen unangenehmer Weise gipfelte (wie etwa dadurch, dass die Gefangenen zu einer Kugel zusammengeschnürt und dann als Ball die steilen Steintreppen eines Tempels hinuntergerollt wurden).”

Es ist interessant zu bemerken, dass westliche Beobachter häufig nicht-westlichen Kulturen zu viel guten Willen entgegenbringen und gar nicht, wie oft behauptet wird, „eurozentrisch” urteilen. Als ich jung war, wurde mir einmal gesagt, dass es in keiner Gesellschaft in der frühen Neuzeit regelmäßig praktizierten Kannibalismus gegeben habe, dies sei eine rassistische, kolonialistische Lüge, die von vorurteilsbeladenen Europäern erfunden worden sei, um andere Völker und Kulturen zu dämonisieren. Ein Beispiel dafür sei der „Freitag” genannte Kannibale, der in Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe (1719) zum Christentum bekehrt wurde. Als ich älter wurde und begann, selbst Nachforschungen anzustellen, erkannte ich klar, wie falsch diese Behauptung war.

In seinem Buch This Horrid Practice: The Myth and Reality of Traditional Maori Cannibalism  beschäftigt sich der Neuseeländer Paul Moon mit der in der generell sehr grausamen Gesellschaft der Maori anzutreffenden Tradition, einander aufzuessen. Moon, ein Professor für Geschichte an der University of Technology in Auckland, sagt, der Kannibalismus habe bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts angedauert. Er verschwand erst nach der Ankunft europäischer christlicher  Missionare. Auch Tötung von Kindern war verbreitet. Die Stämme brauchten Männer als Krieger, und Mütter töteten oft ihre Töchter, indem sie sie erstickten oder einen Finger in den noch weichen Schädel bohrten. Kannibalismus war Teil der Wut nach einer Schlacht. „Ein Argument war, dass den Feind einfach zu töten, um ihn zu bestrafen, zu wenig ist. Wenn man ihn aber zerhackt und ihn isst, um ihn dann zu Exkrementen werden zu lassen, das ist die größte Erniedrigung, die man ihm antun kann”, sagt Moon. Das Beweismaterial hierfür ist so überwältigend, dass es unangebracht wäre, so zu tun, als hätte es das nicht gegeben. Es ist zu wichtig, um es zu ignorieren.”

Die Leiterin  des Maori Studies Department an der Universität in Auckland, Margaret Mutu, sagt, Kannibalismus sei in Neuseeland weit verbreitet gewesen. „Es hat ihn wirklich gegeben. Er ist in vielfältiger Weise in unseren Geschichten und Traditionen anzutreffen, eine Menge Ortsnamen beziehen sich darauf.” Sie sagt, der Kannibalismus der Maori sei von vielen Historikern nicht erwähnt worden, weil er mit der englischen Kultur nicht vereinbar war.

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