Von Andrew Hamilton, übersetzt von Lucifex. Das Original The Pioneers & Frontiersmen of Prehistoric Europe erschien am 2. März 2012 auf Counter-Currents Publishing.
Französische Übersetzung hier
Wenn ich Beschreibungen der europäischen Prähistorie lese, kommt mir oft ein Gefühl der Vertrautheit – immer wieder wird ein Schimmer der weißen Eroberung Nordamerikas geweckt.
Kontinentaleuropa nimmt rund 10 Millionen Quadratkilometer ein – ungefähr die Größe der Vereinigten Staaten. Der Rückzug der Gletscher nach der letzten Eiszeit (10.000 v. Chr.) ließ die Meere steigen, während alte Küstenlinien meilenweit ins Inland dauerhaft überflutet wurden, ehemalige Tundra sich nach Norden zurückzog und Europa von Bäumen bedeckt wurde.
Von ca. 10.000 v. Chr. bis 5000 v. Chr. wurde Europa von mittelsteinzeitlichen (nacheiszeitlichen und vorlandwirtschaftlichen) Jägern und Sammlern (Wildbeutern) dominiert. Das Mesolithikum (die Mittelsteinzeit) fiel zwischen das Paläolithikum (die Altsteinzeit) und das Neolithikum (die Jungsteinzeit).
Um 5500 – 5000 v. Chr. expandierten die frühesten jungsteinzeitlichen Bauern durch Mitteleuropa. Er erscheint als wahrscheinlich, daß diese „Pioniere“ und „Grenzbewohner“ (denn solche müssen sie im Grunde gewesen sein) Charakterzüge und Lebensstile aufwiesen, die in vieler Weise den Pionieren und „Frontiersmen“ des frühen Nordamerika ähnelten.
Diese ersten Bauern können jedoch nicht automatisch mit den Indoeuropäern gleichgesetzt werden.
Seltsamerweise lassen Prähistoriker typischerweise jede Erwähnung des indoeuropäischen Rahmens aus ihren Publikationen weg. Wenn man standardmäßige akademische Darstellungen liest, ist es schwierig zu verstehen, wie das indoeuropäische Narrativ sich chronologisch, rassisch, demographisch oder linguistisch in die europäische Prähistorie einfügt.
Zum Beispiel war Proto-Indoeuropäisch (PIE) laut der Microsoft Encarta Encyclopedia um 3000 v. Chr. immer noch eine einheitliche Sprache, aber bis um 2000 v. Chr. waren Griechisch, Hethitisch und Sanskrit jeweils eigenständig geworden. (Das rekonstruierte PIE zeigt, daß seine Sprecher Bauern waren – d. h., keine Jäger und Sammler.)
Das Problem mit solch einer „jungen“ Datierung des PIE ist, daß bis um 3000 v. Chr. jungsteinzeitliche Bauern sich bereits seit mindestens zwei- bis dreitausend Jahren, wenn nicht mehr, über Europa ausgedehnt hatten. Laut dem weiter unten zitierten historischen Demographen Colin McEvedy markiert 3000 v. Chr. tatsächlich die Vollendung der Kolonisation Europas durch Bauern – genau die Zeit, als die PIE-Sprecher vermutlich immer noch in oder nahe ihrem angestammten Heimatland auf den Steppen nördlich des Schwarzen Meeres vereint lebten.
Zu den „Frontier“-Eigenschaften der frühen Jungsteinzeit in Europa gehören ein wahrscheinlicher Kampf um die Vorherrschaft zwischen indigenen Jägern und Sammlern und hereinkommenden Bauern, stark ungleiche Bevölkerungsdichten, Entwaldung, die Ausweitung der Landwirtschaft und ein tiefgreifender kultureller Wandel, der den Übergang von einem Lebensstil als Jäger und Sammler zu einem landwirtschaftlichen begleitete.
Die neolithische Grenze
Um 5000 v. Chr. wurden Deutschland und die Niederlande von frühneolithischen Bauern kolonisiert, die zur Kultur der Linearbandkeramik (abgek. LBK) gehörten – die ersten Bauer, die Mittel- und Nordwesteuropa kolonisierten.

Die frühe Jungsteinzeit in Europa. Die Farben zeigen die Zeitskalen für die Ausbreitung der Landwirtschaft an. „Earliest LBK“ (Linearbandkeramikkultur) und „Later LBK/AVK“ (LBK/Alföld-Linearbandkeramik) stellen die ersten Bauern in Mitteleuropa dar.
Die LBK-Kultur ist vielleicht von Pionieren verbreitet worden, die entlang von Flüssen einwanderten und Brandrodungslandwirtschaft betrieben. Ihr Lebensstil war gekennzeichnet von Landwirtschaft, Herdenhaltung, polierten Steinäxten, Langhäusern aus Holzbalken und Töpferei. Man glaubt, daß die Länder, in die sie zogen, unbewohnt oder zu dünn von Jägern und Sammlern bewohnt waren, um das langfristige Vorankommen der Neuankömmlinge zu behindern.
Wie bei ihren abenteuerlustigen prähistorischen und antiken seefahrenden Gegenstücken oder nordamerikanischen Nachfolgern kündigte die Ankunft von Siedlern (oder Händlern) sich wahrscheinlich durch das anfängliche Vordringen kühner Männer auf der Suche nach Abenteuern und dem Unbekannten in eine weglose Wildnis aus Flußtälern, Ebenen, Bergen und tiefen Wäldern an: Entdecker, Jäger, Fallensteller (ist es wahrscheinlich, daß sie keine Fallenjagd betrieben?) und Kundschafter, die mit eingeborenen Wildbeuterbanden und Stämmen als Gäste, inoffizielle Diplomaten, Händler und Feinde interagierten und dabei manchmal töteten oder getötet wurden.
Nachdem sie ein Gebiet kolonisiert hatte, war eine neue Bauernpopulation seßhaft, bis die Tragfähigkeit des Landes ausgeschöpft war, und dann zog die überschüssige Population in weniger bewohnte Gegenden.
Die Neuankömmlinge bauten nicht nur Getreide an und hielten Vieh, sondern ergänzten ihre Ernährung wie ihre amerikanischen Nachfolger durch Jagd und Fischerei auf Wasservögel, Fische, Schildkröten, kleine Säugetiere, Hirsche und andere Wildressourcen, wie durch archäologische Ausgrabungen von Abfallgruben enthüllt wird.
Wie zu erwarten wäre, fehlten den Stätten der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler die großen, tiefen Gruben, aus denen von Siedlern Lehm für Bau- und andere Zwecke gewonnen wurde. Stattdessen gab es kleine Gruben, Pfostenlöcher und verstreute Lagen von Abfall geringer Dichte, die zahlreiche Scherben zerbrochener Keramik enthielten, anders als die dichten, konzentrierten Mülldeponien neolithischen Stils. Allmählich wurde die mesolithische Lebensweise an den Rand gedrängt und verschwand.
Im nordöstlichen Belgien markierten befestigte Grenzdörfer die frühneolithische Kultur. Einzelne LBK-Dörfer wurden gegen die Wildbeuter jenseits davon vereinigt. Archäologische Überreste zeigen, daß ein solches jungsteinzeitliches Dorf befestigt wurde, nachdem es zuerst niedergebrannt worden war.
Die Siedler wurden offensichtlich von der dünnen mittelsteinzeitlichen Jäger-Sammler-Bevölkerung an der Grenze feindselig empfangen.
In War Before Civilization (1996) merkt der amerikanische Archäologe Lawrence Keeley an, daß Prähistoriker zur Annahme neigen, daß alle fremden Güter, die an archäologischen Stätten gefunden werden, aufgrund von Handel dort sind.
Wenn exotische Güter an einer Stätte gefunden werden, dann werden sie fast immer als Anzeichen für prähistorischen Austausch interpretiert. Daß solche Gegenstände Kriegsbeute sein könnten, fällt Prähistorikern selten ein, die dann sofort „Handelsrouten“ zeichnen und die Mechanismen des Austauschs zu rekonstruieren versuchen… Archäologen sollten zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß sie Plünderungsgut darstellen. (S. 126)
Der Autor räumt das Problem des Beweises ein: „Angesichts der Abneigung der modernen Archäologie gegen die Vorstellung von Migration und Kolonisation (ganz zu schweigen von Eroberung) ist das Problem, solche Prozesse in der Prähistorie zu dokumentieren, schwierig.“ Dies deshalb, weil Niederlage oder erzwungene Migration sich in archäologischen Befunden nur durch die friedliche Existenz der Sieger auf zuvor von den Verlierern bewohntem Territorium manifestiert.
Keeley zitiert das Beispiel der Niederlage der keltischen Boier in Böhmen gegen die germanischen Markomannen, die von römischen Historikern aufgezeichnet wurde: „Archäologisch ist dieses [bekannte] Ereignis nur durch die Ausweitung germanischer Siedlungen und Friedhöfe in zuvor von Kelten bewohnte Regionen belegt“ (S. 111). Ohne schriftliche römische Aufzeichnungen wäre diese Eroberung archäologisch „unsichtbar“ geblieben.
Entwaldung
Misch- und Laubwälder dominierten einst ganz Mitteleuropa, einschließlich der britischen Inseln und eines Teils der russischen Ebenen. Aber wie an der US-„Frontier“ wurden sie gefällt, um Feldfrüchte anzubauen, Material für den Bau von Häusern und anderen Bauwerken zu gewinnen und für die Verwendung als Brennmaterial. Nur ein kleiner Teil dieses Gebietes ist immer noch von Wald bedeckt.
Michael Williams, ein englischer Geograph, hat den Prozeß der Entwaldung im jungsteinzeitlichen Europa skizziert („Dark Ages and Dark Areas: Global Deforestation in the Deep Past,” Journal of Historical Geography, 26 [2000]: S. 28 – 46).
Das ältere Paradigma, sagt er, betrachtete die indigenen mesolithischen Jäger-Sammler-Kulturen von 8000 – 5000 v. Chr. „als den primitiven Ausläufer der Altsteinzeit.“ Die mittelsteinzeitlichen Populationen wurden von aufeinanderfolgenden Wellen jungsteinzeitlicher Proto-Bauern verschlungen, die aus dem Nahen Osten in einer großen Kolonisationswelle durch Mitteleuropa fegten. Die jungsteinzeitlichen Kolonisatoren waren „primitive“ Bauern, die Brandrodungsmethoden praktizierten.
In Übereinstimmung mit dieser Sicht zitiert Williams die Behauptung des englischen Archäologen Grahame Clark in Prehistoric Europe (1952), daß die frühesten Bauern keine
systematische, dauerhafte Rodung besiedelter Felder einleiteten. Ihr Ansatz war provisorisch und ihre Landwirtschaft extensiv. Waldstücke wurden gerodet, besät, abgeerntet, und nach einer oder zwei Saisonen ließ man sie wieder zu Wildnis werden, während die Bauern ein neues Gebiet übernahmen.
Aber Williams, der sich auf neuere Forschungen stützt, behauptet, daß die Wahrheit „viel komplexer ist und tiefgreifende Implikationen für unser Verständnis der Rodung von Wald enthält.“ Große Abschnitte eines Waldes wurden mit Feuerstein- und Steinäxten gerodet, für die moderne Experimente demonstriert haben, daß sie zum Fällen von Bäumen fähig waren. Abbrennen und Beweiden durch Tiere dünnten zusätzliches Waldland aus und eliminierten es letztendlich.
Die jungsteinzeitliche Besiedlung und Landwirtschaft war auch stabiler und dauerhafter als zuvor gedacht:
Die Bedeutung der Langhäuser aus Baumstämmen, die in ganz Europa gefunden wurden, ist ignoriert worden, doch archäologische Ausgrabungen in den 1970ern zeigten, daß manche viele Jahrhunderte bewohnt gewesen waren, was die Hypothese des allgemeinen Brandrodens unwahrscheinlich macht… Bäume wurden mit Äxten aus Feuerstein und poliertem Stein gefällt, und die Überflutungsebenen wurden für intensiven Gartenbau und für Wiesen genutzt. Jungsteinzeitliche Siedlungen wären für das Auge eines modernen europäischen Bauern völlig erkennbar gewesen.
Williams zitiert eine Simulation (ein Modell) aus Gregg, Foragers and Farmers: Population Interaction and Agricultural Expansion in Prehistoric Europe (1988), das die Art von Landwirtschafts- und Ernährungsstrategien vermutet, die für die Erhaltung eines typischen 30-Personen-Dorfes aus sechs Haushalten in Mitteleuropa notwendig waren. Es hätte etwas über 6 km2 Waldland für das Überleben gebraucht – „erstaunliche 20 Hektar pro Person.“
Kontinuität oder Austausch?
Die Abstammung der zeitgenössischen weißen Europäer wird von Genetikern, Archäologen und Anthropologen debattiert. Eine entscheidende Frage ist das Ausmaß, in dem die Europäer von den ersten europäischen Bauern in der Jungsteinzeit vor 7500 Jahren abstammen, oder von altsteinzeitlichen Jägern und Sammlern, die seit 40.000 Jahren in Europa gewesen waren. In anderen Worten: waren die frühen Bauern Neuankömmlinge aus der Ferne oder Nachkommen indigener Jäger und Sammler, die zur Landwirtschaft übergegangen waren?
Intuitiv würde es scheinen, daß die demographisch dynamischen Neuankömmlinge bedeutend höhere Fruchtbarkeitsraten als die mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler gehabt haben müssen und daher mehr zum modernen europäischen Genpool beitrugen als Wildbeuterpopulationen.
Um eine Andeutung der relativen mesolithischen (Jäger und Sammler) und neolithischen (frühe Bauern) Bevölkerungsdichten zu geben, zitiere ich die historischen Schätzungen von Colin McEvedy und Richard Jones für Europa als Ganzes:
Die ersten Europäer, die Jäger der Altsteinzeit, beliefen sich in den besten Zeiten auf nie mehr als 100.000; in den schlechtesten Zeiten – spezifisch während der Kältephasen der letzten Eiszeit – gab es beträchtlich weniger. Das Ende der Eiszeit bot die Chance, diesem deprimierenden Muster zu entkommen: während des besseren Wetters der folgenden Mittelsteinzeit (10. – 8. Vorchristliches Jahrtausend) stiegen die Zahlen über die früheren besten hinaus und näherten sich schließlich der Viertelmillionenmarke [250.000 Menschen]. Dann kam der große Sprung nach vorn, die neolithische Revolution des 5. Jahrtausends. Diese brachte die Gesamtzahl auf über eine Million. Sie schuf auch die erste wichtige Unterscheidung zwischen Siedlungsstilen, denn während die Nahrungssammler der Altsteinzeit selten Dichten von 0,1 / km2 erreichten, lebten die jungsteinzeitlichen Nahrungsproduzenten für gewöhnlich in Dichten von 1 pro km2. Zu der Zeit, als diese Bauern ihre Kolonisation Süd- und Westeuropas vollendet hatten – sagen wir, um 3000 v. Chr. -, betrug die Population des Kontinents mehr als 2 Millionen. (Atlas of World Population History, Penguin, 1978, p. 19)
Hier ist sofort eine Parallele zu Nordamerika erkennbar: hinsichtlich Bevölkerungsdichte und Existenzweise sehen die jungsteinzeitlichen Bauern Europas sehr wie die weißen Pioniere in Amerika aus, und die alten mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler wie die Indianer – wenngleich mit menschlichen Unterschieden, die vermutlich mehr ethnischen als rassischen Charakters waren.
Colin McEvedy: „Nachdem die Dichte eines jungsteinzeitlichen Volkes um einen Faktor von mindestens zehn höher war als die eines mittelsteinzeitlichen, muß der ethnische Beitrag der Eingeborenen – selbst wenn sie absorbiert statt ausgerottet oder vertrieben wurden – unbedeutend gewesen sein“ (The Penguin Atlas of Ancient History, 1967, 9).
Der englische Archäologe Sir Paul Mellars bietet eine ähnliche Hypothese für die vorherige Verdrängung der Neandertaler in Europa durch anatomisch moderne Menschen (sie werden nicht mehr Cro-Magnons genannt) dar:
Ein einfaches Ungleichgewicht in den relativen Verhältnissen der Geburten und Todesfälle zwischen den beiden Populationen konnte sehr leicht zu einem Prozeß der effektiven Ersetzung einer Population durch die andere innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne führen können – vielleicht nicht mehr als etwa tausend Jahre. Wenn wir uns Neandertalerpopulationen vorstellen, die über die meisten Bereiche Europas ziemlich dünn verteilt waren, in relativ kleinen, sehr mobilen sozialen Einheiten, könnte man sich leicht ein Szenario eines schließlichen Bevölkerungsaustauschs ohne jegliche Vorstellung von Massengenozid oder auch nur direktem Konflikt zwischen den beiden Populationen ausmalen. („The Upper Paleolithic Revolution” in Barry Cunliffe, Hrsg., The Oxford Illustrated Prehistory of Europe, Oxford University Press, 1994, S. 42–78 auf 57)
Man kann sich leicht eine vergleichbare Dynamik vorstellen, die zur Zeit des Übergangs von der Mittel- zur Jungsteinzeit am Werk war. Tatsächlich dezimiert derselbe Prozeß heute die weiße Population.
Während die Vorstellung von „Massengenozid“ ein Täuschungsmanöver ist (im Zusammenhang mit den Neandertalern wird sie vom antieuropäischen jüdischen Popularisierer Jared Diamond verfochten), ist die vertraute Vorstellung, daß es gar keinen direkten Konflikt gegeben habe, vom Archäologen Lawrence Keeley überzeugend widerlegt worden.
Eine Studie von 2009, die Sequenzen der mitochondrialen DNA (mtDNA) (eine nützliche, aber eingeschränkte Form von genetischer Analyse) von späten europäischen Jäger-Sammler-Skeletten mit jenen von frühen Bauern und von modernen Europäern verglich, fand heraus:
Die meisten (82 %) der alten Jäger und Sammler haben mtDNA-Typen gemeinsam, die bei heutigen Mitteleuropäern relativ selten sind. Zusammengenommen liefern diese Analysen überzeugende Beweise, daß die ersten Bauern nicht die Nachkommen örtlicher Jäger und Sammler waren, sondern zu Beginn der Jungsteinzeit nach Mitteleuropa einwanderten. (Bramanti, et. al, „Genetic Discontinuity Between Local Hunter-Gatherers and Central Europe’s First Farmers,” Science [2. Oktober 2009]: S. 137 – 140)
Die Autoren fügen hinzu: „Wir finden große genetische Unterschiede zwischen allen drei Gruppen, die nicht durch Populationskontinuität allein erklärt werden können.“
Gegen diese Sicht wird von anderen behauptet, daß Jäger und Sammler landwirtschaftliche Techniken übernommen haben könnten und beim Übergang zu primitiver Landwirtschaft den indigenen Genpool ausdehnten, wodurch sie die altsteinzeitliche Kontinuität bewahrt hätten:
Auf allgemeinerer Ebene ist es möglich zu behaupten, daß es eine große Meinungsverschiebung zur Abstammung der Europäer gegeben hat, angetrieben großteils durch die kombinierten Kräfte der Archäologie und der Genetik. Nahöstliche Bauern spielten ihre Rolle, aber die Mehrheit der europäischen genetischen Abstammungslinien [mtDNA und Y-Chromosom] hat ihre Wurzeln in der europäischen Altsteinzeit. (Martin Richards, „The Neolithic Invasion of Europe,” Annual Review of Anthropology, Oktober 2003 32: S. 135 – 162 auf 157)
Vorerst bleibt die Beweislage für Populationsaustausch oder altsteinzeitliche Kontinuität uneindeutig. Dennoch schlagen die veröffentlichten Darstellungen entscheidende Arten vor, wie die Ausbreitung der Landwirtschaft über Europa entlang einer vorrückenden Grenze während des jungsteinzeitlichen demographischen Übergangs der weißen Besiedlung Nordamerikas Jahrtausende später (1500er – 1800er) ähnelte.
Gut möglich, daß die unternehmungslustigen Männer und Frauen der frühen Jungsteinzeit unseren eigenen geschichtsträchtigen Frontiersmen und Pionieren ähnlicher waren, als allgemein erkannt wird.
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Siehe auch Rassenationalismus und die Arier von Irmin Vinson.
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Neue Kommentarpolitik auf „Morgenwacht“: Wie bereits hier unter Punkt 1 angekündigt, am Schluß dieses Kommentars wiederholt als Absicht geäußert und in diesem Kommentar endgültig festgelegt, werden neue Kommentatoren nicht mehr zugelassen und sind die Kommentarspalten nur noch für die bereits bekannte Kommentatorenrunde offen.
Sara
/ Februar 7, 2020Kennst du den Blog „Studium generale“ von Ingo Bading? Er postet sehr interessante Berichte über die Urpopulationen Europas.
B-Mashina
/ Februar 7, 2020Sehr interessante Thematik und Fragestellungen, mit welchen ich mich auch schon länger beschäftige. Die politische/weltanschauliche Vereinnahmung von solchen Themen finde ich allerdings grundsätzlich immer nicht ganz unproblematisch, so auch bei diesem Text. Gerade das Thema Früh- und Vorgeschichte war schon immer diesen Vereinnahmungen ausgesetzt. So liegt beim im Text zitierten Lawrence Keeley („War Before Civilization“) ein Schwerpunkt darauf, dass im Zuge von „Zivilisationskritik“ nicht nur die exotischen „edlen Wilden“ wie Indianer, Polynesier usw. als von Grund auf friedfertige, harmoniesüchtige „Gutmenschen“ im wahrsten Wortsinne verklärt wurden, sondern auch unsere eigenen steinzeitlichen Vorfahren, und das auch und gerade innerhalb der Wissenschaften.
Wie im Text schon angeschnitten, wurden sämtliche archäologischen Funde bevorzugt mit aller Gewalt dergestalt umgedeutet, dass sie ins Bild von den Neolithikern als friedvoll-pastorale Steinzeithippies passen: Verkohlte Palisaden? Eingeschlagene Schädel? Drumrum haufenweise Pfeil- und Speerspitzen? Ah, hier war sicher ein heiliger Ort, wo Tote, reich bedacht mit Grabbeigaben, vielleicht nach gewissen rituellen Körpermodifikationen, über deren Sinn und Zweck man leider nichts genaues mehr weiß, friedlich beigesetzt worden waren. während dazu Ringelreihen getanzt wurde, kann ja nicht anders sein, mörderische Kriege sind eine Erfindung der modernen (weißen) Zivilisation, im steinzeitlichen Garten Eden und bei den „Noble Savages“ war Krieg, wenn überhaupt, höchstens sowas wie Sport, wo keiner wirklich gewinnen wollte!
Wie Keeley weiter aufzeigte, hat sich das ja mittlerweile zumindest in Bezug auf die Steinzeit, durchaus gewandelt und man hat mittlerweile erkannt, dass es nicht ganz so idyllisch herging, vermeintliche „Kult-“ oder „Begräbnisstätten“ tatsächlich Schlachtfelder und/oder Massengräber waren, wie man sie heute etwa vom IS kennt, mit gleicher Gemengelage der Opfer (u.a. Frauen im fruchtbaren Alter deutlich unterrepräsentiert) oder es handelt sich um Relikte eines wahren Schlachterkultes, etwa bei den weltweit einzigartigen bandkeramischen Funden von HERXHEIM (Rheinland-Pfalz, Rheinebene), wo sich mittlerweile zeigt, dass hier wohl über 1000 Menschen 5000-4950 v. Chr. geopfert und wie Vieh zerlegt wurden, ohne dass man genau sagen kann, warum und wozu. Kannibalismus ist naheliegend, aber hier nicht nachweisbar. Man weiß auch nicht, ob sich das Metzeln über 50 Jahre oder nur einen Monat oder gar nur ein Love-Peace-and-Happiness-Weekend hinzog. Man weiß nur, dass die Opfer nicht aus der näheren Umgebung, sondern von den Mittelgebirgen Schwarzwald und Vogesen herstammten, den Rückzugsgebieten der Jäger und Sammler vor den vorrückenden Neolithikern.
Hieraus leiten einige dann schon einen Kampf der Kulturen a la Samuel Huntington ab, in dem die Bandkeramiker quasi einen Ausrottungskrieg gegen die Jäger und Sammler führten, die sie in ihren Refugien aufspürten, in die Rheinebene verschleppten und im Rahmen irgendeines Kultes schlachteten. Andere, wie eine langjährige Leiterin der Ausgrabungen, wollen nicht ganz von der friedvollen Pastorale lassen und halten dem die Annahme entgegen, die Opfer wären freiwilliger, einvernehmlicher Natur gewesen, die Leute von weither nach Herxheim (wo in besagter Siedlung nie mehr als hundert Menschen lebten) gepilgert, um sich dort unters Feuersteinmesser zu legen und sich dabei gleichzeitig die Beine brechen zu lassen.
Wie dem auch sei, nichts genaues weiß man nicht, und es gibt Details, die sich nicht einordnen lassen. So konnte man bei dreißig Opfern nachweisen (Art der Silikate in den Zähnen/Knochen), dass sie in den Mittelgebirgen, nicht in der Ebene, aufgewachsen waren, aber von den Haplogruppen her zu den Bandkeramikern gehörten, was eine Sensation darstellt, da man bislang keine DNA von Bandkermikern, deren Siedlungsplätze immer in den Ebenen, entlang der Flussläufe, lagen, aus Bergregionen kannte! Überhaupt ist Herxheim in allem so einzigartig, dass es schlecht als Zeugnis eines Ausrottungskrieges der Bandkeramiker gegen die autochthonen Jäger und Sammler taugt, solange man nichts Vergleichbares findet. Faszinierend bleibt es auf jeden Fall, nicht zuletzt auch wegen der besagten Deutungsversuche bei irritierend-unklarer Faktenlage, die das jeweilige Weltbild reflektieren.
So fällt mir zu der Stoßrichtung des durchaus interessanten Textes oben, also der Vereinnahmung der Bandkeramiker als „weiße Frontiersmen und -women“ im Kampf gegen wilde Jägernomaden im Rahmen von WN, unwillkürlich die Gegenseite ein, die in den etablierten Medien, etwa in der Rubrik „Natur und Wissenschaft“ der FAZ, parallel zur „Flüchtlingskrise“ ™ seitenfüllende „wissenschaftliche“ Artikel dazu ablieferte, wie hellhäutige(!) Zivilisationsbringer aus dem nahen und mittleren Osten den dunklen europäischen Waldschraten, die in ihren Höhlen latürnich total willkommenskulturell drauf waren, Kultur beibrachten wobei dem Umstand ganz besondere Beachtung geschenkt wurde, dass der Weg der Kulturbringer – SURPRISE!- genau über die „BALKANROUTE“ geführt habe -gut, war etwas zugespitzt, aber sinngemäß richtig wiedergegeben! Im Grunde ist also beides eine Vereinnahmung, bei der man zweifeln kann, ob sie den Realitäten wirklich gerecht wird. Zuzustimmen ist dem Autor natürlich in seiner Aussage, dass „Arier“ und „Indogermanen“ nicht alles sein können, da deren Einfall nach Europa viel später erfolgte als die Besiedelung durch die Hirten und Ackerbauern aus dem nahen und mittleren Osten. Und sie kamen wohl zunächst als wilde Kriegertrupps und „Barbaren“, wie es unter anderem der Betreiber des empfehlenswerten Youtube-Kanals „Survive The Jive“, Neuheide und durchaus dem WN zuzuordnen, ziemlich ausführlich erörtert hat.
In den Schlüssen, die Hamilton aus den scheinbaren Analogien zwischen neolithischen Bandkeramikern und den weißen Pionieren der jüngeren Geschichte zieht, stört mich die Abwertung der steinzeitlichen Jäger und Sammler Europas, die für mich darin zum Ausdruck kommt. Ich sehe die hier, genau wie die Bandkeramiker, irgendwie als Projektionsfläche missbraucht: Hier „Wilde“, da der echte „White Spirit“. Ich verweise deshalb auf Kevin MacDonald, der unter Verweis auf aktuelle Resultate der Genforschung (muss mich selbst hierüber noch schlauer machen, ein weites, komplexes Feld) darauf verweist, dass die Einzigartigkeit des Wesens der Europäer auf der besonderen genetischen Mischung basiert, dem genetischen Erbe der Jäger und Sammler, der Bauern aus dem Osten und der Indogermanen. Er arbeitet ferner heraus, dass es hinsichtlich eines der charakteristischen Merkmale der Europäer, dem ausgeprägten Individualismus bei gleichzeitigem Altruismus über Verwandtschaftsbeziehungen hinweg, innerhalb Europas signifikante Unterschiede zu verzeichnen seien: Die genannten Eigenschaften wären an den Anteil von DNA der Nördlichen Jäger und Sammler sowie eben den der Arier/Indogermanen gekoppelt! Je geringer dieser ausfiele, desto mehr hätten sich Klanstrukturen und „Vetterleswirtschaft“ halten können. Außerdem führt MacDonald an, dass man mittlerweile erkannt habe, dass auch Jäger- und Sammlergesellschaften hoch organisiert sein können, weshalb es den Ureuropäern lange gelungen sei, die vorrückende Neolithisierung aufzuhalten.
Meine Theorie basiert jedoch auf dem Ansatz, dass die westliche Einzigartigkeit letztlich von den einzigartigen angestammten Lebensräumen in Nordwesteuropa herrührt, mit Betonung auf einer nord-südlichen genetischen Kline im relativen genetischen Beitrag von nördlichen Jägern und Sammlern, Indo-Europäern und frühen Ackerbauern aus dem Mittleren Osten.
(…)
Allerdings präsentiere ich außerdem Belege dafür, dass der westliche Individualismus von genetischen Unterschieden beeinflusst wurde, die typisch für die Völker Westeuropas sind. Ich zeige auf der Grundlage von historischen und gegenwärtigen populationsgenetischen Daten, dass eine genetische Kline vom Norden zum Süden in Westeuropa besteht, in welcher die Gene von Jägern und Sammlern (und indo-europäisch-stämmige Gene; siehe unten) im Norden Europas stärker verbreitet sind. Bedeutend ist, dass die nordeuropäischen Jäger und Sammler ihre relativ extensiven Verwandtschaftsstrukturen beibehielten während sie dessen ungeachtet komplexe Gesellschaften mit enormen Populationen schufen, die in der Lage waren, den Ackerbau für 2000-3000 Jahre fernzuhalten, wider die Bauernkultur, die ihren Ursprung bei den relativ kollektivistischen frühen Ackerbauen hatte, welche, aus dem Mittleren Osten kommend, vor etwa 8500 Jahren in Südeuropa eintrafen.[2] Gebiete in Westeuropa mit einer größeren Repräsentation von Genen früher Ackerbauern (e.g. 90 Prozent in Sardinien und im Süden von Frankreich höher als im Norden) weisen relativ kollektivistische Familienstrukturen auf, was sich in die Gegenwart hinein fortsetzt.
Das Hauptargument ist, dass traditionelle agrikulturelle Gesellschaften die auf intensiver Verwandtschaft basieren um zu verteidigende Ressourcen herum zentriert waren, etwa große Flusstäler wie denen des Yangtse, Nil und Euphrat, dazu geeignet, ganzjährig von einer Verwandten-Gruppe verteidigt zu werden. Dies war im Norden Europas nicht möglich. Gruppen scharten sich für einen Teil des Jahres an einer hochproduktiven Resource zusammen – der Meeresküste und ihrem Angebot an Schalentieren und anderem Meeresleben – waren aber für einen Teil des Jahres dazu gezwungen, sich in kleine familienbasierte Gruppen zu zerstreuen.[3], [4] Und wegen des relativ unwirtlichen nördlichen Lebensraumes kam es zur Selektion einer Reihe von psychologischen Merkmalen, die der väterlichen Versorgung der Nachkommen förderlich waren: bilaterale Verwandtschaftsbeziehungen und Monogamie (Paarbindung), wohingegen Polygynie (von Schulz et al. als Marker für klanbasierte Kulturen anerkannt) von wohlhabenden, mächtigen Männern, fähig Haushalte zu begründen, bestehend aus multiplen, nah verwandten Familien, ökologisch unmöglich gewesen wären. Während die Position eines Individuums in Gesellschaften, die auf intensiver Verwandtschaft basieren, vom Status innerhalb eines stark hierarchischen Verwandtschafts-Netzwerkes bestimmt wird, sind Jäger-Sammler-Kulturen viel egalitärer, mit starken Schranken gegen despotische Führung. Darüber hinaus, wie Michael Burton et al. bemerkten, umfasst das zirkumpolare kulturelle Areal neben Nordeuropa auch eine diverse Gruppe aus nördlichen Kulturen (e.g. Japan, Korea, die Inuit, Lappen), die zu bilateralen Verwandtschaftsbeziehungen tendiert, was eine Reihe von extensiven Verwandtschaftsbeziehungen zur Folge hat.[5] Schulz et al. betrachten bilaterale Verwandtschaftsbeziehungen korrekt als einen Aspekt von extensiven Verwandtschaftsbeziehungen, aber ich interpretiere die Daten dahingehend, dass sie eine naturwüchsige, genetisch beeinflusste, klimabasierte Theorie der Verwandtschafts-Intensität eher stützen als dass sie auf einen Einfluss der Kirche zurückzuführen sind, wenn man es als gegeben nimmt, dass bilaterale Verwandtschaftsbeziehungen auch in nördlichen nicht-westlichen Gesellschaften auftreten.
Schulz et al. nehmen auch nicht zur Kenntnis, dass präexistente Tendenzen in Richtung extensiver Verwandtschaftsnetzwerke unter nördlichen Jägern und Sammlern sich bis in die Gegenwart hinein fortsetzen. Sie nehmen ebenfalls bestimmte Eigenschaften indoeuropäischer Kultur, so wie sie sich in Europa entwickelte, nicht zur Kenntnis, die gegen eine starke Rolle intensiver Verwandtschaftsbeziehungen sprechen (erörtert in meinem Kapitel 2). Die indoeuropäisch begründeten Kulturen, die Europa bis zur protestantischen Reformation und dem Niedergang der Aristokratie dominierten, waren ein Gemisch von „armenoiden“ nahöstlichen Völkern (48-58 Prozent)[6] mit drei nördlichen Jäger-und-Sammler-Gruppen: Jägern und Sammlern aus dem Kaukasus, urtümlichen Nord-Eurasiern (einschließlich Sibiriens) und östlichen Jägern und Sammlern (Kapitel 1). indoeuropäisch-stämmige Kulturen basierten nie auf dem Klan-Typ intensiv verwandtschaftsorientierter Kulturen, wie sie etwa im nahen Osten üblich sind (…)
https://chaosfragment.wordpress.com/2020/01/01/kann-der-einfluss-der-kirche-den-westlichen-individualismus-erklaren/
Lucifex
/ Februar 8, 2020Nein, Sara, „Studium generale“ kannte ich noch nicht. Ich habe jetzt nur mal kurz dort reingeschaut, sieht auf den ersten Blick nicht schlecht aus.
Politisch-weltanschauliche Vereinnahmungen solcher Themen als Projektionsflächen für die jeweils eigenen Ansichten finde ich ebenfalls problematisch; so fand ich im obigen Essay die Gleichsetzung Neolithiker/Wildbeuter mit Western-Frontiersmen/Indsmen auch ein bißchen weit hergeholt, wenn auch die Gesamtdarstellung sachlich richtig war. Aber wie im Fall Indoeuropäer versus alteuropäische Bauern haben wir es auch bei neolitihische Bauern versus mesolithische Wildbeuter mit zwei Gruppen zu tun, die beide unsere Vorfahren waren, wenn auch in unterschiedlichem genetischem Ausmaß, weshalb es unangebracht ist, sich einseitig mit den Siegern zu identifizieren und sich von jenen unserer Vorfahren zu distanzieren, die ihren Abwehrkampf verloren haben. Wobei es da auch wieder das umgekehrte Extrem gibt (wie z. B. bei Varg Vikernes), unsere Abstammung auf die Neandertaler zurückzuführen, um nur ja nicht von Leuten abzustammen, die irgendwann nach Europa eingedrungen sind, womöglich aus Afrika.
Ideologisch eingefärbte Sichten auf die Früh- und Vorgeschichte kennen wir ja zur Genüge. So fabulierte der Gebirgsfalter Frankstein seinerzeit auf „As der Schwerter“, daß unsere seßhaften Vorfahren immer nur „Gib-Völker“ gewesen seien, die nur friedlichen Austausch betrieben hätten (gewissermaßen „prähistorische Lichter der Nationen“), während die Nomaden immer nur räuberische „Nimm-Völker“ waren.
Oder Georg Rohrecker in seinem Buch „Die Kelten: Auf den Spuren unseres versteckten Erbes“, das zwar schön und solide gemacht ist, hinter dessen Aussagen man aber auch bei scheinbar unideologischen Angaben zumindest in Klammern Fragezeichen setzen muß, angesichts dessen, wie immer wieder die feministisch pazifistische Einstellung des Autors durchkommt: die Kelten seien eine friedliche, matriarchalische Gesellschaft gewesen, die in Grabstätten gefundenen Schwerter bloße Ziergegenstände, wie man an den fehlenden Abnutzungsspuren erkennen könne. Dabei kann man Letzteres damit erklären, daß die in Gräber gelegten Schwerter eben die aufwendigen Prunkwaffen des Toten waren, die ihm fürs echte Kämpfen zu schade waren, wofür er ein schlichteres Schwert nahm, so wie heute ein Jäger für die Pirsch, womöglich bei schlechtem Wetter, seine schlichte, robuste Baikal-Bockbüchsflinte mitnimmt, mit der er sich bei Gesellschaftsjagden als „der G’fickte“ fühlen würde, weshalb er auch ein teures Angebergewehr von Blaser oder aus Ferlach oder Suhl braucht, das meistens in der Vitrine lehnt.
Andere Rächzer gehen ins andere Extrem und stellen ein aufs einseitig (übertrieben) Raubkriegerisch-Maskuline reduziertes Ariererbe als das Ideal dar, zu dem wir zurückkehren müßten, wie z. B. die unrealistische Sparta-Verehrung, die bei Tortenchecker César Tort und seinen Groupies gepflegt wird, oder die Vorstellungen von Groyper Jeelvy von Kriegern, die mit dem Schwert losziehen, um die Leute jenseits des Hügels zu überfallen und auszuplündern und so ohne Arbeit leben zu können („Work Stinks“), als ob so etwas in Zeiten der hochtechnischen Kriegführung noch möglich wäre, wo man als unbedeutender Fuzzi ohne Gestaltungsspielraum für eigene Taten in irgendein dreckiges Schützenloch gesteckt und von der eigenen Führung achtlos verbraucht wird wie eine Artilleriegranate oder ein Faß Panzertreibstoff.
Bei den neolithischen „Zuwanderern“ aus Kleinasien reiben Multikultibefürworter uns gern rüber, daß das damals doch auch „Orientale“ gewesen seien, dabei liegt wegen der Nähe zum Hethiterreich und einer vermuteten Urheimat der Arier/Indoeuropäer im östlichen Kleinasien nahe, daß das auch verwandte Ethnien gewesen sein könnten. Und während Gutis gern sagen: „Ach, habt euch doch nicht so, Migrationen und Völkerwanderungen hat es doch schon immer gegeben“ und dabei ausblenden, daß es dabei immer Konflikte, Leiden, Verlierer und Kulturverluste gegeben hat, was wir nicht schon wieder haben wollen, reagieren Rächzer darauf gern mit der Bestreitung, daß es überhaupt Vermischungen gegeben hat, zumindest in der Vergangenheit des eigenen Volkes. Irgendjemand auf „ahnenreihe“ (ich weiß nicht mehr, ob das Heider oder Theoderich war) hat z. B. fantasiert, die Deutschen seien die germanischsten Germanen (germanischer als die Skandinavier, echt jetzt, bei der langen Überlagerungsgeschichte mit Slawen im Osten und Kelten im Süden und Westen?), das unvermischteste Volk Europas, im Gegensatz zu den „hoffnungslos zerkreuzten“ anderen europäischen Völkern. „A people that shall dwell alone“, wirklich wahr…
Auf AdS hat auch ein Kommentator einmal geklagt, der Begriff „Indogermanen“ würde aus Deutschfeindlichkeit durch „Indoeuropäer“ verdrängt. Dabei heißt es auf Wikipedia, daß im deutschen Sprachgebrauch beide Begriffe gleichberechtigt verwendet werden, und mir erscheint es überhaupt fraglich, warum man die Arier ausgerechnet Indogermanen nennen sollte und nicht mit gleicher Berechtigung Indokelten, Indoromanen oder Indoslawen.
Noch eine Buchempfehlung:
Anthropologie Europas: Völker, Typen und Gene vom Neandertaler bis zur Gegenwart von Andreas Vonderach, Ares Verlag 2008, anscheinend nur noch gebraucht erhältlich (um € 21,88).
Das Buch habe ich selber, und der Autor ist nach eigener Aussage um eine möglichst sachliche, unideologische Darstellung bemüht, was auch meinem Eindruck entspricht. Über die Herkunft der Indogermanen (er verwendet diesen Begriff) schreibt er: „[…] Nicht zuletzt müssen viele Schlüsse für eine so lange zurückreichende Epoche einfach wegen der schlechten Quellenlage spekulativ bleiben. Traditionell stehen einander die West- und die Osthypothesen gegenüber, die die Urheimat der Indogermanen entweder in Südskandinavien und Mitteleuropa oder in der Ukraine und Westsibirien sehen. […] Wenn nun weder die Schnurkeramik von der Ockergrabkultur abgeleitet werden kann (wie bei Gimbutas) noch umgekehrt, bleibt nur die Möglichkeit, ein indogermanisches Sprachkontinuum im späten Neolithikum anzunehmen, das von Mitteleuropa bis zur Ukraine reichte. Ob es in noch früherer Zeit eine enger umgrenzte Urheimat gegeben hat, ist praktisch nicht mehr rekonstruierbar.“
Den Ursprung der Germanen leitet er aus einer Verschmelzung der autochthonen (nicht-indogermanischen) nordischen Trichterbecherkultur mit der Einzelgrabkultur Mitteldeutschlands ab, die mit der indogermanischen Schnurkeramikerkultur eng verwandt war („Zum Erbe der Trichterbecherleute gehören wahrscheinlich die bis zu 28 % Wörter nicht-indogermanischer Herkunft, die es im elementaren Wortschatz der germanischen Sprachen gibt“).