Chengdu/PAC JF-17: Pakistan setzt auf eigenen Fighter

Von Rogier Westerhuis, aus FLUG REVUE 10-2014.

CHENGDU JF-17 THUNDER: DONNERVOGEL

Zum Modernisierungsprogramm der pakistanischen Luftstreitkräfte gehört auch der in China entwickelte Thunder-Kampfjet. Dieser wird heute ausschließlich bei PAC in Kamra montiert.

Für den Pakistan Aeronautical Complex sind die Endmontage und der Teilebau für die JF-17 Thunder (Joint Fighter) das bisher technisch ambitionierteste Programm. In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten der Zusammenarbeit mit China hat das Unternehmen aber einiges an Erfahrung gesammelt. So viel jedenfalls, dass man nun gemeinsam mit CATIC (China National Aero-Technology Import & Export Corporation) intensive Exportbemühungen in Angriff genommen hat.

Ein entsprechender Vertrag wurde im letzten Dezember bei der Übergabe der 50. JF-17 an die pakistanischen Luftstreitkräfte feierlich unterzeichnet. PAC und CATIC rechnen sich gute Marktchancen in Ländern aus, die ein vielseitiges und relativ modernes Kampfflugzeug zu einem sehr günstigen Preis beschaffen wollen.

„Die Leistungen der JF-17 sind mit denen anderer Kampfjets der gleichen Klasse durchaus vergleichbar. Sie hat eine vielseitige Bewaffnung. Dazu kommt, dass man bei den Systemen nicht Gefahr läuft, von Sanktionen betroffen zu sein“, zählt Oberstleutnant Ronald Afzal Khokhar die Vorzüge der Thunder auf. Khokhar führte die JF-17 zuletzt auf der Dubai Air Show als Demo-Pilot vor. Den potenziellen Exportkunden können PAC und CATIC inzwischen erste Einsatzerfahrungen der pakistanischen Luftstreitkräfte präsentieren. „Die JF-17 hat ein Schub-Gewichts-Verhältnis von 1,1:1, so dass wir reichlich Power haben. Dank des hybriden Fly-by-Wire-Flugsteuersystems ist das Handling einfach und sicher. Die Wendigkeit ist wirklich prima“, so Khokhar.

Die Ausrüstung mit Navigations- und Selbstschutzsystemen lässt keine Wünsche offen. Als Radar ist das Nanjing KLJ-7V eingebaut, das sowohl Luft-Luft- als auch Luft-Boden-Betriebsarten bietet. Bis zu 40 Ziele können erfaßt und zehn davon ständig verfolgt werden. Darüber hinaus ist es möglich, zwei Ziele für Luft-Luft-Lenkwaffen mittlerer Reichweite zu beleuchten.

Die JF-17 ist mit Waffen aus China wie der PL-5EII ausgerüstet. Bis zu drei Zusatztanks sind möglich.

Lobend äußert sich Khokhar auch zum Cockpit, das mit drei Farbdisplays ausgerüstet ist: „Es wurden viele Anstrengungen unternommen, die Bedienung zu vereinfachen. Alle wichtigen Schalter sind an Steuerknüppel und Schubhebel platziert. Die JF-17 ist wirklich pilotenfreundlich, besonders bei Start und Landung.“

Trotzdem werden für die Umschulung auf die Thunder vor allem erfahrene Piloten ausgewählt, die mindestens 300 Stunden auf Kampfjets und eine überdurchschnittliche Bewertung vorweisen müssen. Die ersten Flugzeugführer und Techniker wurden noch in China ausgebildet, doch inzwischen steht in Pakistan ein Missionssimulator zur Verfügung. Die Umschulung wird bei der No. 26 Squadron „The Black Spiders“ auf der Basis Peschawar durchgeführt.

Als Antrieb dient das russische RD-93, das nicht gerade rauchfrei arbeitet.

ZWEI STAFFELN FLIEGEN MIT DER THUNDER

Die „Black Spiders“ waren auch die erste Einheit, die ab Februar 2010 auf die JF-17 umgerüstet wurde. Als zweiter Verband erhielt die No. 16 Squadron „Black Panthers“ in Kamra (Fliegerhorst Minhas) die Thunder. Neben ihren Aufgaben bei der Luftraumsicherung und bei Bodenangriffen ist die Staffel für die Weiterbildung der Piloten und für die Unterstützung des Pakistan Aeronautical Complex bei der Weiterentwicklung der Thunder zuständig.

Nach der Lieferung der ersten 48 in Kamra gebauten Serienflugzeuge des sogenannten Block I ist PAC derzeit mit der Fertigung von weiteren 50 Flugzeugen des Block II beschäftigt. Den feierlichen Startschuss dazu gab Premierminister Nawaz Sharif, als er im letzten Dezember symbolisch eine Schraube in einen Spant eindrehte. Die Verbesserungen bei Block II betreffen Verstärkungen an den Flügelwurzeln, so dass 1360 Kilogramm mehr Außenlasten mitgeführt werden können. Auch die Avionik wird modernisiert. Dazu kommen Änderungen bei den Wartungsverfahren, um die Betriebskosten zu senken. Eine an der rechten Rumpfseite fest montierte Luftbetankungssonde wird den Aktionsradius erhöhen.

Die pakistanischen Luftstreitkräfte wollen wohl 150 JF-17 beschaffen. Der Kampfjet ist damit auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, denn derzeit werden, neben der Endmontage, knapp 60 Prozent der Teile in Pakistan gefertigt. Vor allem aber hat PAC die Kontrolle über die Weiterentwicklung: „Es ist unser Flugzeug, und wir können es modernisieren, wann und wie wir wollen!“ sagt Oberstleutnant Khokhar.

Daten Chengdu/PAC JF-17 Thunder:

Besatzung: 1
Antrieb: Klimow RD-93
Schub: 85 kN mit Nachbrenner

Abmessungen:
Länge: 14,26 m
Höhe: 4,77 m
Spannweite: 8,45 m
Flügelfläche: 24,4 m²

Massen:
Leermasse: 6585 kg
Kraftstoff: 2325 kg
Zusatztanks: 3 x 800 l oder 2 x 110 l
max. Außenlast: 3600 kg
max. Starmasse: 12.400 kg

Flugleistungen:
max. Geschwindigkeit: Mach 1,6
Dienstgipfelhöhe: 16.000 m
Startrollstrecke: 380 m
Landerollstrecke: 650 m
Reichweite: 1800 km
Einsatzradius: ca. 700 km

Bewaffnung:
GSch-23-2-Bordkanone (180 Schuss)
Luft-Luft-Lenkwaffen PL-5EII, SD-10A,
Bomben Mk. 82, Mk. 83, Mk. 84, LT-2, LT-3, LS-6
Seezielflugkörper CM-400AKG

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Ende des Artikels von Rogier Westerhuis. Nachfolgend präsentiere ich noch einige weitere Bilder von der JF-17 Thunder:

Siehe auch:

den Wikipedia-Artikel über die Chengdu/PAC JF-17 alias Chengdu FC-1

Chengdu J-10: Chinas bester Fighter von Karl Schwarz

Chengdu J-20: Geheimer Stealth Fighter hebt ab von Karl Schwarz

Die Entnationalisierung des europäischen Kampfflugzeugbaus von mir (als Deep Roots).

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2 Kommentare

  1. Hier haben wir ein weiteres Beispiel für den zunehmenden Transfer militärischer Rüstungstechnologie (die ursprünglich von Weißen entwickelt wurde) samt der dazugehörigen industriellen Produktionsmöglichkeiten in nichtweiße Schwellenländer wie China, Brasilien oder in diesem Fall Pakistan. Wie schon im vorliegenden Artikel angesprochen, gehen die größeren und technologisch fähigeren unter diesen Ländern zunehmend dazu über, Kampfflugzeuge und anderes militärisches Großgerät auch in andere nichtweiße Länder zu exportieren, die nicht dazu in der Lage sind, solches Gerät selbst herzustellen.

    Parallel zu dieser Entwicklung gibt es in den weißen (vor allem den westlichen) Ländern einen fortschreitenden Niedergang des Ausbildungsniveaus in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern aufgrund ständig verringerter schulischer Leistungsstandards, eines technikfeindlichen Meinungsklimas in den Medien und im Schulwesen sowie verschiedener schädlicher Zeitgeisttrends in der Alltagskultur. Auch wird die Belastung der öffentlichen Finanzen durch den wachsenden Versorgungsaufwand für nichtweiße Migranten (eigentlich Zivilbesatzer und Parasiten), durch die zunehmende Arbeitslosigkeit aufgrund der Auslagerung von Arbeitsplätzen in Schwellenländer und durch den sich bald auswirkenden Eintritt der Boomergeneration ins Pensionsalter dazu führen, daß weiße Länder sich in Zukunft immer weniger Rüstungsmaterial für ihre eigene Verteidigung werden leisten können.

    Wir können uns nicht darauf verlassen, daß wir auch in Zukunft noch militärtechnische Überlegenheit zu unserem Vorteil werden ausspielen können, falls einmal eine massive Rückführung der Migranten in ihre Herkunftsländer und gegen deren Widerstand (eventuell in globaler Kooperation unter der Leitung einer nichtweißen Rest-UNO) durchgesetzt werden muß.

  2. Noch ein Beispiel zu dem in meinem obigen Kommentar, diesmal aus FLUG REVUE 6-2021:

    Südkorea mit seiner Einwohnerzahl von derzeit 51,7 Millionen hat also nicht nur die KF-21 Boramae als zu zwei Dritteln eigenständiges nationales Projekt entwickelt, sondern will davon auch 120 Stück beschaffen.

    Zum Vergleich die Beschaffungszahlen für den Eurofighter:
    Deutschland wollte ursprünglich 180 Stück anschaffen, wird aber aus finanziellen Gründen auf die letzte Tranche von 37 Maschinen verzichten, bleiben 143.
    Italien hat 96 Eurofighter beschafft und will zusätzlich – wie im selben Juniheft 2021 der FLUG REVUE auf Seite 19 berichtet – für seine Marine und Luftwaffe 30 F-35B und 90 F-35A kaufen, macht insgesamt 216 moderne Kampfflugzeuge.
    Großbritannien hat 160 Eurofighter angeschafft, dazu sind 48 F-35B für die Royal Navy bestellt, macht vorerst 208 moderne Kampfflugzeuge, und eventuell sollen zusätzlich noch F-35A gekauft werden.
    Dafür müssen die britischen Fliegerkräfte aber auch schmerzliche Einschnitte hinnehmen, wie die Ausmusterung der ersten Eurofighter-Tranche bis 2025 und aller Hawk-Trainer außer den Maschinen der Kunstflugstaffel Red Arrows.