Trumps „Thatcher-Effekt“: Ein Hindernis für den weißen Nationalismus?

Von Dr. Andrew Joyce, übersetzt von Lucifex. Das Original Trump’s ‘Thatcher Effect’: Obstacle to White Nationalism? erschien am 4. August 2019 auf The Occidental Observer.

„Während Antifaschisten die Organisationsfähigkeit der National Front in den späten 1970ern erodiert hatten, hatte Margaret Thatcher ihr ideologisches Gewand gestohlen. Als Premierministerin hatte sie mit ihrer Mischung aus Jingoismus und verwässertem Powellismus erfolgreich eine Unterstützungskoalition zusammengehalten.“

Daniel Trilling, Bloody Nasty People: The Rise of Britain’s Far Right (2012)

Eine aufsteigende weiß-nationalistische Bewegung, die irgendwie gerade dann verkrüppelt wird, wenn sie ihren größten Chancenmoment haben sollte. Ein politisch inkorrekter Kandidat für ein Amt, der sich anscheinend nicht fürchtet, über die Einwanderung zu diskutieren, und der eine kontroversielle Rhetorik benutzt, die das Rassenthema berührt, um die Unterstützung der Masse zu gewinnen und siegreich in die Regierung einzuziehen. Eine antifaschistische und linksliberale Koalition, die durch das wiederholte Eindringen „rassistischer“ Argumente und Ideen in den nationalen Diskurs in die Apoplexie getrieben wird. Und ein Massenzustrom an farbiger Migration, der irgendwie unvermindert weitergeht und vielleicht sogar schlimmer wird. Dies wäre eine brauchbare und zutreffende Zusammenfassung von Donald Trumps erster Amtsperiode, die weiterhin diejenigen frustriert und verwirrt, die nach greifbaren Ergebnissen Ausschau halten. Während die Diskussionen über Trumps vermeintliche Nützlichkeit für die Sache der Einwanderungsgegner und über die alternativen Möglichkeiten des „Akzelerationismus“ unter einer radikal linken Regierung der Demokraten weitergehen, versucht der folgende Essay etwas Rat und Lektionen aus der Geschichte anzubieten – einer relativ jungen Geschichte, und einer, in der alle oben aufgelisteten wichtigen Aspekte des Trump-Phänomens deutlich zu sehen sind. Wie am Beispiel von Margaret Thatcher und Britanniens National Front gezeigt werden wird, wird hier behauptet, daß Trump ein Hindernis ist und nicht der Weg für die Förderung der dissidenten Rechten.

Eine Bewegung im Aufstieg

Die Jahre 2014 – 2016 können in gewissem Sinne als Wasserscheide in der jüngeren Geschichte dissident-rechter Ideen in den Vereinigten Staaten betrachtet werden, und doch läßt sie der Fortschritt der dissidenten Rechten im Britannien der 1970er wahrhaft zwergenhaft erscheinen. Gegründet 1967 aus einer Vereinigung der British National Party und der League of Empire Loyalists (und später der Greater Britain Movement), war die National Front ein Vehikel für rassisches Denken und einwanderungsfeindliche Standpunkte zu einer Zeit, als Britannien von aufeinanderfolgende Ströme farbiger Migranten aus ehemaligen britischen Kolonien überflutet wurde. Ziemlich wie im heutigen politischen Kontext gab es eine relative Vernachlässigung der Einwanderung und von rassenbezogenen Themen durch die politischen Mainstream-Parteien. Als weitere wichtige Ähnlichkeit begann die britische Industrie dramatische Veränderungen durchzumachen, wobei zunehmend notleidende und entfremdete Klassen von Weißen gezwungen wurden, neben wachsenden schwarzen und pakistanischen Enklaven zu leben. Schwelende interrassische Spannungen wurden gerade noch bewältigt durch die Knebelung von Weißen unter einer zunehmenden Zahl von „Rassenbeziehungsgesetzen“, die fast ausschließlich von einer Gruppe jüdischer Anwälte entworfen wurden. Die National Front konnte diesen Kontext ausnützen und sich ihren Weg in die politische Arena erzwingen, wobei sie durch die 1970er hindurch sowohl der Konservativen Partei als auch der Labour Party Wähler wegnahm.[1] Im Zeitraum von 1972 bis 1974 konnte die Front eine aktive und zahlende Mitgliederschaft zwischen 14.000 und 20.000 aufweisen und kam in Lokalwahlen 1973, 1976 und 1977 voran. Ihr Einfluß auf die Wähler ist von Wissenschaftlern als „signifikant“ bezeichnet worden,[2] und ihre kulturelle Wirkung war derart, daß jeder Wähler in Britannien genau wußte, was die Bewegung war, sowie die grundsätzliche Stoßrichtung ihres ideologischen Entwicklungsverlaufs kannte. Sie war eine Bewegung im Aufstieg, und die Zuversicht war hoch.

Eine politisch inkorrekte Führerin

All dies änderte sich 1978, zu einem Zeitpunkt, als manche dachten, die National Front hätte einen großen ideologischen Durchbruch geschafft. Ende 1977 und Anfang 1978 lagen die Konservative Partei und die Labour Party in den Umfragen ungefähr gleichauf. Die Labour Party wankte unter der schwachen Führung von Premierminister James Callaghan und hatte intensive Kritik für aufeinanderfolgende Wellen von Industriestreiks, Rassenunruhen und ein Wiederaufleben der ethnoreligiösen Gewalt in Nordirland zu ertragen. Aber die Konservative Partei in der Opposition rief nur eine apathische Reaktion der Wähler hervor, da der Eindruck wuchs, daß beide politischen Parteien gleichermaßen fehlerhaft und unfähig waren, zeitgenössischen Herausforderungen zu begegnen. Der wahre Durchbruch für die Konservativen kam aufgrund einer Kombination aus schweren Streiks unter Callaghan („The Winter of Discontent“) und, was vielleicht noch wichtiger war, einem bahnbrechenden Interview, das Thatcher (damals Oppositionsführerin) im Februar 1978 der Hauptabendsendung World in Action gab. In dem Interview, bei dem sie wegen des Wachstums der National Front befragt wurde, bemerkte Thatcher:

Wir sind Briten mit britischen Eigenschaften. Jede Nation kann etwas an Minderheiten aufnehmen, und in vieler Weise tragen sie zum Reichtum und zur Vielfalt dieses Landes bei. Aber in dem Moment, wo eine Minderheit zu einer großen Minderheit zu werden droht, bekommen die Leute Angst.[3]

Thatcher deutete dann an, daß eine konservative Regierung „jegliche Einwanderung begrenzen“ würde.[4] Die Wirkung dieser Aussagen war eine sofortige. Der Wissenschaftler E. A. Reitan weist darauf hin, daß „die Konservativen in den Umfragen fast sofort um 10 Prozent in die Höhe schossen“[5], während der Thatcher-Biograph Robin Harris vermerkt, daß „die Tories sofort nach dem Interview um elf Punkte vorne lagen.“[6] Sich des Erfolgs der Bemerkungen bewußt, wiederholte Thatcher dieselben Einstellungen in einem Interview im Februar 1979 mit The Observer, in dem sie erklärte:

Ich bin die erste, die zugibt, daß es nicht leicht ist, vom Innenministerium klare Zahlen über die Einwanderung zu bekommen, aber es gab ein Komitee, das sie sich angesehen hat und sagte, wenn wir so weitermachen wie jetzt, dann würden bis zum Ende des Jahrhunderts vier Millionen Menschen aus dem neuen Commonwealth oder Pakistan hier sein. Nun, das ist furchtbar viel, und ich denke, es bedeutet, daß die Menschen sich wirklich davor fürchten, daß dieses Land von Menschen mit einer anderen Kultur überschwemmt werden könnte, und wissen Sie, der britische Charakter hat so viel für die Demokratie getan, für das Recht, und so viel in der ganzen Welt getan, daß, wenn es eine Furcht gibt, daß es überflutet werden könnte, die Leute reagieren werden und ziemlich feindselig gegen die Hereinkommenden sein werden. Wenn man also gute Rassenbeziehungen will, muß man die Ängste der Leute wegen der Zahlen beruhigen.

Drei Monate später wurde Margaret Thatcher Premierministerin, nachdem die Konservativen 63 Sitze im Parlament gewannen, und zog in die Regierung ein.

Eine Linke in Panik

Die Linken wurden durch Thatchers Bemerkungen erzürnt, wobei viele Kommentare sich später in hysterischen Reaktionen auf Trumps Wahlkampagne widerspiegelten, und besonders auf manche seiner Aussagen vor und nach Charlottesville. Der Labour-Innenminister Merlyn Rees reagierte auf das Interview von 1978, indem er behauptete, Thatcher hatte „sich zu den Einstellungen und der Politik der National Front hinbewegt“ und würde „Rassenhass respektabel machen und zu Bedrohungen der öffentlichen Ordnung anstiften, die wir in manchen unserer Ortschaften und Städte gesehen haben, wo es eine Einwandererpopulation gibt.“[7] Ein weiterer Parlamentarier wart Thatcher vor, „der National Front Hilfe und Trost zu geben.“[8] All das war natürlich stark ein Vorläufer der Anschuldigung, daß Trump der Alt-Right „Antrieb gegeben“ hätte.

Unerfüllte Versprechungen

Die Wahrheit war natürlich, daß Thatcher eine ungemilderte Katastrophe für die National Front und die Sache des Rassenationalismus im Allgemeineren war, und nur die Zeit wird zeigen, wie vorteilhaft oder schädlich Trump für die amerikanische Bewegung sein wird. Es ist wichtig festzuhalten, daß Thatcher sich in keinem Stadium „näher über die politischen Veränderungen ausließ, die die Parteien vornehmen würde“[9], und daß keine festgelegten Prozeduren umrissen wurden außer einer Erklärung, daß die Einwanderung in allen Fällen „begrenzt“ würde. Thatchers Aussagen im Zusammenhang mit der Einwanderung waren im Grunde ihre Version von Trumps „Wall“ – spezifisch genug, um Wählerstimmen anzuziehen, und doch ausreichend offen für Interpretationen und Ausflüchte, um die Unterstützungsbasis zu verwirren. Der Biograph Robin Harris weist darauf hin, daß es unter Thatcher kein „Ende der Einwanderung“ gab und daß sie persönlich eine Rolle dabei spielte, daß Vorschläge wie ein Migrantenregister und Migrantenquoten im Vorschlagsstadium fallengelassen wurden.[10]

Trotz des Mangels an Fortschritt wirkte Thatchers Politik als Ablaßventil für rassische Spannungen, ermöglichte es Weißen, vorgeblich in Übereinstimmung mit ihren ethnischen Interessen zu wählen, während sie ihnen greifbare Ergebnisse verweigerte und ihre Instinkte in Richtung weiteren Handelns unterdrückte. Rob Witte bemerkt, daß „die allgemeinen Wahlen von 1979 sich als totale Katastrophe für die National Front herausstellten, und der Hauptgrund für ihre Wende bei Wahlen war eindeutig Mrs. Thatchers öffentliche Identifikation der Konservativen Partei mit einer harten Linie zur Einwanderung.“[11] Der Grundmechanismus hier ist der fatale Instinkt von Sympathisanten der dissidenten Rechten in der Wählerschaft, ihre Stimmen von ideologischer Reinheit (der ursprünglichen kleineren, radikalen Partei) weg und zu dem hin zu verlagern, was sie als wahrscheinlicheren Kanal für die Übersetzung ihrer Ansichten in Politik sehen (eine etablierte Großpartei). In diesem Fall hatte die „einwanderungsfeindliche“ Premierministerin effektiv die Anti-Einwanderungsbewegung in Großbritannien für eine Generation gekillt – bis zum verblüffenden Aufstieg der British National Party in den frühen 2000ern und ihrem Niedergang, im selben Prozeß wie bei Thatcher/National Front, wobei die Wählerstimmen in diesem Fall an die frischgebackene UKIP von Nigel Farage gingen.

Lockvogel oder Gelackmeierter?

Eine weitere interessante Parallele, die zu untersuchen wäre, ist die Frage nach dem Ausmaß, in dem Thatcher oder Trump wissende Teilnehmer an der Marginalisierung der dissidenten Rechten war bzw. ist. Und genauso wie die gegenwärtige Meinung zu Trump gespalten ist, bleibt die wissenschaftliche Meinung zu Thatcher gespalten. Es sind ihre Biographen, die am meisten zur Vorstellung zu neigen scheinen, daß sie es mit ihrer einwanderungsfeindlichen Politik ehrlich meinte, daß aber ihre Absichten durch den politischen Kontext vereitelt wurden, in dem sie operierte. Harris argumentiert zum Beispiel:

Obwohl ihre Ausdrucksweise ungeschickt war, wußte Mrs. Thatcher genau, was sie tat. Sie war überzeugt, daß ihre Instinkte jene der Mehrheit widerspiegelten. Sie meinte es auch ehrlich. Sie hatte mit [Enoch] Powell sympathisiert, als er 1968 wegen seiner Rede zu dem Thema kassiert wurde.[12]

Interne Regierungsmemoranden zwischen Thatcher und Innenminister William Whitelaw, die im Jahr 2009 für die Öffentlichkeit freigegeben wurden und mit Juli 1979 datiert sind, scheinen auch zu bestätigen, daß Thatcher zumindest etwas an Rassegefühl hatte. Zum Beispiel sagte Thatcher, daß bereits zu viele Leute nach Britannien kämen und daß „es mit einigen Ausnahmen keinen humanitären Grund gegeben hatte, 1,5 Millionen Einwanderer aus Südasien und anderswo aufzunehmen.“ Whitelaw antwortete, daß Flüchtlinge eine andere Sache seien als Einwanderer im Allgemeinen, und daß laut Briefen, die er erhalten hatte, die Meinung die Aufnahme von mehr vietnamesischen Flüchtlingen favorisierte. Thatcher antwortete, daß „ihrer Meinung nach all jene, die Briefe in diesem Sinne schrieben, dazu eingeladen werden sollten, einen bei sich zu Hause aufzunehmen… Sie hielt es für völlig falsch, daß Einwanderern Gemeindewohnungen gegeben werden sollten, während weiße Bürger keine bekamen.“ Thatcher wurde auch gefragt, was die Implikationen eines solchen Schrittes wären angesichts dessen, daß ein Exodus der weißen Bevölkerung Rhodesiens – jetzt Simbabwe – erwartet wurde, sobald die Mehrheitsherrschaft etabliert war. Sie stellte jedoch klar, daß sie „weniger Einwände gegen Flüchtlinge wie Rhodesier, Polen und Ungarn hatte, nachdem sie leichter in die britische Gesellschaft assimiliert werden konnten.“

Aber das Übergewicht der wissenschaftlichen Meinung ist zu dem Schluß gekommen, daß Thatcher eine politische opportunistin war, die keine dauerhafte Sympathie für die dissidente Rechte oder ihre Ideen hatte, und daß sie recht zufrieden damit war, die Sorgen der Wählerschaft auszunützen, einfach um Macht zu gewinnen. Nigel Copsey, vielleicht der vorrangigste Wissenschaftler zum Thema der britischen äußeren Rechten, hat Thatchers Rhetorik von 1978 als wenig mehr als eine „zynische Übernahme der Rassenkarte“ bezeichnet.[13] Manche sind noch weiter gegangen und unterstellen ein gewisses Maß an Absicht und Koordination bei der Untergrabung der National Front. Zum Beispiel hat Brian Harrison, ein Akademiker am Corpus Christi College in Oxford, argumentiert, daß die Konservative Partei der 1970er und Thatcher selbst stark von einem Kader von jüdischen Intellektuellen beeinflußt waren, für die jede Art von rassenationalistischem Denken ein Greuel gewesen wäre. Er fährt fort:

Um die späten 1960er – besonders nach Powells „River of Blood“-Rede über Rasse in Birmingham 1968 – fürchteten manche auf Seiten der Linken, daß der konservative Antisozialismus antiintellektuelle, sogar faschistische Richtungen nehmen könnte. Weit gefehlt: die konservative Führung nach 1975 war populistisch, aber nicht antiintellektuell. Stattdessen mobilisierte sie eine Gruppe von Intellektuellen gegen eine andere. Noch weniger war ihr Impuls faschistisch. Der kurze Vorstoß der Partei nach 1978 in die Beschränkung der Einwanderung war dazu bestimmt, die (damals relativ aktive) National Front abzufangen, nicht ihr zu helfen, und der Thatcherismus hatte viele jüdische Exponenten.[14] [Hervorhebung von mir (d. h., Andrew Joyce)]

„Making Jews and Israel Great Again“

Es ist seltsam, daß Harrison die Beziehung so darstellt, daß der Thatcherismus viele jüdische Exponenten hatte, den der Hauptteil seines Artikels argumentiert im Grunde, daß es umgekehrt war – daß Thatcher eine Exponentin jüdischer Ideen war,[15] besonders der „toleranzfreundlichen“ libertären Ideen von Milton Friedman und Friedrich Hayek (der, obwohl nicht jüdisch, sich mit einem jüdischen Milieu umgab). Tatsächlich waren Thatchers ideologische Verbindungen zu Juden so intensiv, daß sie zum Thema einer Monographie von 2017 wurden, Margaret Thatcher – The Honorary Jew: How Britain’s Jews Helped Shape the Iron Lady and Her Beliefs („Margaret Thatcher – Die Jüdin ehrenhalber: Wie Britanniens Juden die Eiserne Lady und ihre Überzeugungen zu formen halfen“), die untersucht, wie sie von einem Kader jüdischer Berater wie Nigel Lawson, Malcolm Rifkind, David Young, Alfred Sherman und Stephen Sherbourne umgeben war. Einer von Thatchers engsten politischen Kollegen (sie sollte ihn später als ihren „engsten politischen Freund“ bezeichnen) war der Jude Keith Joseph (1918 – 1994), eine Art von Kushner zu ihrem Trump und Autor einer Oxforder Doktorarbeit über „Toleranz“. Joseph wird sogar auf Wikipedia als der „entscheidende Einfluß bei der Schaffung dessen, was als Thatcherismus bekannt wurde“ bezeichnet. Der Thatcherismus war natürlich eine Form von destilliertem jüdischen Libertarianismus, ein politisch-ökonomisches System, das von Brenton Sanderson meisterhaft verdammt wird:

Freie Märkte fördern die Interessen von Juden, indem sie Nichtjuden eine unpersönliche wirtschaftliche Disziplin auferlegen, durch die ihre Ethnozentrizität und ihr antisemitisches Vorurteil umgangen werden können. … Juden sind in der Tat unter den Bedingungen des Freimarktkapitalimus unter oft feindseligen, mehrheitlich europäischstämmigen Populationen gediehen. … Juden sind selbst in den freiesten aller Märkte dafür bekannt, daß sie ethnische Monopole entwickeln und benutzen. … Dementsprechend wird die libertäre Freimarktagenda, wenn sie im Kontext einer Gesellschaft gefördert wird, die multirassisch ist, und wo manche Rassegruppen Weiße im Ausmaß ihrer Ethnozentrizität übertreffen, die gruppenevolutionären Interessen von Weißen in der Verbesserung ihres Zugangs zu Ressourcen und Fortpflanzungserfolg vielleicht nicht fördern.

Daher war die „rechte“ politische und wirtschaftliche Philosophie von Thatcher und Joseph völlig zufrieden mit nichtweißer Migration, solange die Einwanderer gute Freimarktkapitalisten waren. Harris bemerkt in der Diskussion von Thatchers Einstellungen zu Enoch Powell um die 1970er: „Sie stimmte ihm nicht mehr zu, falls sie das jemals getan hatte, was die kenianischen Asiaten anging, die 1972 in Britannien Zuflucht gefunden hatten. Sie betrachtete sie als fleißig und Unternehmerisch, eigentlich als Musterthatcheriten.“[16] Tatsächlich führten die Konservativen unter Thatcher und Joseph eine Propaganda ein, die den Glauben an den multikulturellen, multirassischen Freimarktkapitalismus als fundamental britisch darstellte, was reichlich durch das Debut eines Wahlplakats von 1983 demonstriert wurde, das einen Pakistani oder einen Afrikaner zusammen mit dem Slogen „Labour sagt, er ist schwarz. Die Tories [Konservativen] sagen, er ist britisch“ zeigte.[17] Solche Plakate wurden mit einem Manifest gepaart, das direkt erklärte: „Wir sind völlig gegen rassische Diskriminierung, wo immer sie auftritt, und wir sind entschlossen, dafür zu sorgen, daß es eine echte Chancengleichheit gibt. Die Konservative Partei ist und war immer stark gegen Unfairness, Schikanen und Verfolgung, seien sie nun von rassischen, religiösen oder ideologischen Motiven inspiriert.“[18] Es erübrigt sich zu sagen, daß diese Art von multikulturellem, multirassischem Freimarktpopulismus fast identisch mit dem ist, der von Trump gefördert wird, dessen zunehmend gehaltlosen Erklärungen zu „The Wall“ in ihrer Häufigkeit nur seine Verweise auf die schwarze Beschäftigungsrate [sie steigt jetzt wieder] gleichkommen.

Eine letzte bedenkenswerte Parallele ist Thatchers Position zu Israel. Selbst als Oppositionsführerin posierte Thatcher am 22. März 1977 in einem israelischen Generalsanorak mit sichtbaren Rangabzeichen auf einem israelischen Ausguckposten auf den Golanhöhen. Sie war dort als Teil eines dreitägigen „fact-finding“-Besuchs in Israel.[19] Genauso wie Israel gegenwärtig eine Liebesaffäre mit Trump genießt, erinnert sich der Wissenschaftler Neill Lochery, daß „sogar in diesem frühen Stadium Israels Liebesaffäre mit Thatcher im Gange war, wobei die israelische Presse und Öffentlichkeit ihrem Besuch sehr viel mehr Aufmerksamkeit schenkte als jenem der meisten VIPs.“[20] Bis zu diesem Datum war das britische Außenministerium resolut feindselig gegenüber dem israelischen Premierminister Menachem Begin, der in die brutale Verstümmelung und Ermordung zweier britischer Armeesergeanten im Jahr 1947 sowie in den Bombenanschlag gegen das King David Hotel 1946 verwickelt war, bei dem 28 britische Bürger getötet wurden. In den späten 1970ern, als ein potentieller Besich Begins in London diskutiert wurde, zirkulierte ein Memo des Außenministeriums, das die Worte enthielt: „Ich hoffe, wir werden diese Viper kräftig von unserem Busen stoßen.“[21] Am 23. Mai 1979 betrat Begin Downing Street Nr. 10 als Gast von Margaret Thatcher, deren Tochter inzwischen einen Sommer in einem Kibbuz verbracht hatte und die selbst eine regelmäßige Unterstützerin der Finchley Anglo–Israel Friendship League war.

Thatcher wurde von Juden und Israel fast als ihre „Agentin“ gesehen, die in der Lage war, die Schritte derjenigen zu kippen, die gegen Israel waren, und ihren Willen in der Regierung durchzusetzen. Lochery diskutiert, wie Israel das britische Außenministerium als unversöhnlich feindlich gegenüber ihren Interessen betrachteten, aber Thatcher als unglaublich nützlich ansahen. Als die neun Mitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) eine gemeinsame Politik gegenüber dem arabisch-israelischen Konflikt zu formulieren versuchten und übereinkamen, über das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung zu reden (Venediger Erklärung vom 13. Juni 1980), „waren die Israelisch schockiert über die Venediger Erklärung, obwohl sie dem Außenministerium statt Thatcher die Schuld für Britanniens Rolle darin gaben. Am 15. Juni 1980 kritisierte das israelische Kabinett die Deklaration scharf. In Britannien wurde die örtliche jüdische Lobby mobilisiert, um Thatcher zu überreden, die Deklaration effektiv zu kippen oder zu ignorieren. Von diesem Punkt an suchten die Israelis nach Verbündeten innerhalb der EWG, die irgendeine Art von Schild gegen etwas bieten konnten, was sie als weitere antiisraelische Schritte innerhalb der Gemeinschaft sahen. Thatcher war eindeutig eine Gestalt, die die Israelis als eine solche Rolle erfüllend sahen.“[22] Sie hatten recht, und am 24. Mai 1986 wurde Thatcher der erste Premierminister, der Israel einen offiziellen Besuch abstattete. Sie wurde von Shimon Peres begrüßt, der sagte, die Stärke der englisch-israelischen Beziehung sei nie besser gewesen.

Trump, wohin?

Ich argumentiere hier, daß es genügend Parallelen zwischen dem historischen Beispiel von Margaret Thatcher und dem zeitgenössischen Phänomen von Donald Trump gibt, um eine ernsthafte Überlegung zu rechtfertigen, ob eine Fortsetzung von Trumps Präsidentschaft wünschenswert ist. Die Hauptsorge sollte im Lichte historischer Beispiele sein, daß konträr zu hysterischen Mediennarrativen der multikulturelle Rechtspopulismus von der Sorte, die sowohl von Trump als auch Thatcher befürwortet wurde und wird, eine störende statt eine mobilisierende Wirkung auf den Grundinstinkt von Weißen zur Behauptung und Verfolgung ihrer Interessen hat. Diese Ansätze sind von einem Mangel an greifbaren Ergebnissen im Hauptanliegen (die Einwanderung) gekennzeichnet, was oft durch Umleitungen in oberflächlichen, sogar kindischen Jingoismus und in manchen Fällen wirklichen Krieg (Falklandkrieg für Thatcher und die reale Möglichkeit, daß Trump in den Konflikt im Nahen Osten eingreift) getarnt wird. Es ist bedauerlich, daß eine der Hauptstärken der dissidenten Rechten (ihr Fokus auf die Einwanderung als eine Sorge der Weißen) auch eine Schwäche in dem Sinn ist, daß sie bemerkenswert leicht zu verwässern, neu zu verpacken und der Wählerschaft zu vermarkten ist. Nigel Copsey hat argumentiert, daß einer der Gründe des Scheiterns der National Front nicht nur war, daß Thatcher im Wesentlichen ihre ideologischen Grundlagen gestohlen hatte, sondern auch, daß es der Front nicht gelungen war, „einen effektiven sozialen Bewegungsraum aufzubauen.“[23] Es ist besonders alarmierend, daß die amerikanische dissidente Rechte von 2012 – 2016 wirklich einen effektiven sozialen Bewegungsraum entwickelt hatte (wenngleich einen, der zum Großteil online angesiedelt war), aber dennoch in eine Position eingelullt wurde, wo ihre ideologischen Grundlagen gestohlen und ihre Energie abgezapft oder umgeleitet wurde. Im Kern der Frage steht hier, ob die dissidente Rechte Trump beeinflußte, oder ob die Energie und die politischen Punkte, die in der dissidenten Rechten inhärent sind, zu einem Trump-Wahlkampf umgeleitet wurden, von dessen Versprechen letztendlich nichts eingelöst werden wird außer jüdischen/israelischen Interessen.

Kurz vor Trumps Wahl nahm ich an einer Anzahl von Podcasts teil, wo ich meine vorläufige Unterstützung für den Trump-Wahlkampf anbot, aber erwähnte, daß dissident rechte Gruppen immer am besten gegen stark linke Regierungen abschneiden. Ich drückte meine Sorge aus, daß wir unter Trump einen Abkühleffekt auf die Alt-Right und ein Auftreten des „Thatcher-Effekts“ erleben könnten. Ich zögerte damals wegen des Optimismus, mich näher dazu zu äußern, was ich meinte, und auch weil ich wie jeder andere glauben wollte, daß die Mauer gebaut würde, daß die United States Immigration and Customs Enforcement (ICE) Razzien durchführen würde und daß Weiße in ganz Amerika sich an eine härtere Rhetorik zu Rasse und Einwanderung gewöhnen würden, als sie bis dahin erlebt hatten oder ihnen erlaubt war. Aber ich schreibe diese Elaboration über den „Thatcher-Effekt“ in einem ganz anderen Kontext, als erwartet war – einem Kontext der Zensur und des Plattformentzugs, anscheinend unaufhaltsamen Migrantenkarawanen und einer Siedlung auf den Golanhöhen, die nach Trump benannt ist. Wenn schon sonst nichts, so hoffe ich, daß sie Stoff zum Nachdenken ist.

[1] J. Solomos, Race and Racism in Contemporary Britain (London: Macmillan, 1989), S. 132.

[2] R. Garbaye, Getting Into Local Power: The Politics of Ethnic Minorities in British and French Cities (Oxford: Blackwell, 2005), S. 51.

[3] R. Witte, Racist Violence and the State: a comparative analysis of Britain, France, and the Netherlands (London: Routledge, 2014), S. 54.

[4] Ebd.

[5] E. A. Reitan, The Thatcher Revolution: Margaret Thatcher, John Major, Tony Blair, and the Transformation of Modern Britain, 1979-2001 (New York: Rowan and Littlefield, 2003), S. 22.

[6] R. Harris, Not for Turning: The Life of Margaret Thatcher (London: Bantam Press, 2013), S. 144.

[7] S. Taylor, The National Front in English Politics (London: Macmillan, 1989), S. 145.

[8] Ebd.

[9] Ebd.

[10] R. Harris, Not for Turning: The Life of Margaret Thatcher (London: Bantam Press, 2013), S. 144.

[11] R. Witte, Racist Violence and the State: a comparative analysis of Britain, France, and the Netherlands (London: Routledge, 2014), S. 54.

[12] R. Harris, Not for Turning: The Life of Margaret Thatcher (London: Bantam Press, 2013), S. 143.

[13] N. Copsey, Cultures of Post-War British Fascism (New York: Routledge, 2015), S. 66.

[14] B. Harrison, ‘Mrs Thatcher and the Intellectuals,’ Twentieth Century British History, Vol. 5, No. 2, 1994, S. 206-45, (207).

[15] Ebd, S. 209.

[16] R. Harris, Not for Turning: The Life of Margaret Thatcher (London: Bantam Press, 2013), S. 143.

[17] Z. Layton‐Henry (1983). ‘Immigration and race relations: Political aspects,’ Journal of Ethnic and Migration Studies, S. 11(1-2), S. 109–116, (111).

[18] Ebd.

[19] N. Lochery (2010). ‘Debunking the Myths: Margaret Thatcher, the Foreign Office and Israel, 1979–1990.’ Diplomacy & Statecraft, S. 21(4), S. 690–706.

[20] Ebd.

[21] Ebd.

[22] Ebd.

[23] N. Copsey, Cultures of Post-War British Fascism (New York: Routledge, 2015), S. 66.

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Neue Kommentarpolitik auf „Morgenwacht“: Wie bereits hier unter Punkt 1 angekündigt, am Schluß dieses Kommentars wiederholt als Absicht geäußert und in diesem Kommentar endgültig festgelegt, werden neue Kommentatoren nicht mehr zugelassen und sind die Kommentarspalten nur noch für die bereits bekannte Kommentatorenrunde offen.

4 Kommentare

  1. Und ganz ähnlich war es mit „unserem“ Kurzzeitkanzler Sebastian Kurz, dem Alpen-Thatcher (Alpen-Trump paßt wegen des Auftretens nicht, aber das Prinzip ist dasselbe; Strache wiederum hätte man eher als Alpen-Trump bezeichnen können, wenn er nicht die zweite Geige hätte spielen müssen).

    • John Doe

       /  August 5, 2019

      In Deutschland wiederum ist die politische Schläfrigkeit so groß, dass man nach dem Weglenken der möglichen NPD-Wähler zur neugeschaffenen AfD dasselbe Spiel sogar noch einmal machen könnte mit einem „Werteunion“-Kandidat der CDU wie Maaßen…

      Aber ich kenne auch viele AfDler und habe so meine Hoffnung, dass sie sich vorerst ruhig verhalten und bei Gelegenheit der Regierungsbeteiligung einer in Kernfragen schwächelnden AfD-Führung das Mandat entziehen.

  2. John Doe

     /  August 5, 2019

    In dieser Sache ist noch zu bedenken, wie sehr das Vertrauensverhältnis zwischen Bürgern und Etablierten gestört ist.

    Viele erboste Deutsche sind mittlerweile in Fundamentalopposition und wollen nichts mehr hören von MSM und Altparteien. Da können CDU und co machen was sie wollen, sie sind komplett diskreditiert.

    Auch bei uns in der Familie wird kein Fernsehen und Radio mehr konsumiert, keine Zeitung abonniert und wirklich jedes Schriftstück mit politischem Inhalt, das uns eingeworfen wird, politisch durchdiskutiert. Ich lasse keinem Nachbarn und Kollegen blöde Aussagen durchgehen (natürlich passe ich meine Widerworte der Situation an, bin in den allermeisten Fällen natürlich sehr nett dabei und nicht konfrontativ, sind ja kein Feinde). Auch überwache ich die Schulsachen, lasse mir von den Kindern die Themen berichten und arbeite, wenn möglich vor, aber auf jeden Fall nach.

    Prophylaktisch müssen bei uns gute Texte zu allen typischen Themen gelesen werden, bevor Filme geschaut werden, Eis gegessen wird usw., um die Kinder auf unangekündigte Herausforderungen vorzubereiten, wie Sklaverei (dazu: Weltgeschichte der Sklaverei), Kreuzzüge (dazu: Video von Bill Warner: https://www.youtube.com/watch?v=dQvfsTmmLAU), IQ, Rasse, zweiter Weltkrieg, Bolschewismus und Juden und vieles mehr, und seit einiger Zeit auch viele positive Themen zur europäischen Hochkultur, da ja vom Gegner immer wieder behauptet wird, wir hätten keine tolle Geschichte oder Kultur. Besser als jedes „doch, haben wir“ ist da eine ganze innere Palette an wunderbaren europäischen Dingen und Ideen, sodass man sich nur fragt, ob das Gegenüber noch alle Tassen im Schrank hat.

    Ach ja, und da sich die Idee „alle Kulturen sind gleichwertig“ nunmehr herausstellt als Vorbereitungsbombardement für das Niedermachen unserer Kultur, schauen wir uns als Familie auch die Kulturen der anderen an, den Kannibalismus der Aborigines, die Menschenopfer der Azteken, die interessante Nahrungsaufnahme der Eskimos, usw…

    Um es kurz zu machen:

    Mit einem simplen „alles bleibt so degeneriert wie es ist aber wir schauen mal ob es mehr Abschiebungen gibt“, kann man bei uns hier niemanden hinterm Ofen hervorlocken.

    Und das können wir auch von Thatcher und Trump lernen: es reicht nicht, die Nachbarn zu überreden, dass die Grenze dichter sein sollte, denn die werden dann einen verbal aufmüpfigen CDU-Kandidaten wählen. Nein, wir müssen genau wie unsere Gegner das lange Spiel spielen: sie hatten die Grundfesten untergraben während unsere Eltern schliefen und nun müssen wir _ihre_ Grundfesten untergraben und erst den metapolitischen Krieg ordentlich, nicht nur oberflächlich, gewinnen.

  3. Hat dies auf Chaosfragment rebloggt und kommentierte:
    Analogien aller Orten und alles schon mal da gewesen!