Von Tobias Langdon, übersetzt von Lucifex. Das Original Words as Weapons: Asymmetry and Advantage in Linguistic Competition erschien am 30. Januar 2017 auf The Occidental Observer.
Was ist die Verbindung zwischen Schach und Pfauenfedern? Während des Großteils der menschlichen Geschichte gab es keine vernünftige Antwort auf solch eine Frage. Heute können wir antworten: „Sie können beide mittels des Zweigs der Mathematik analysiert werden, der als Spieltheorie bekannt ist.“ Bei Spielen wie Schach geht es um Konkurrenzkampf, um Strategien zur Verbesserung des Erfolgs und zur Vermeidung von Scheitern. So ist auch die Evolution. Gene konkurrieren auf noch komplexere Arten.
Tarnen und täuschen
Pfauenfedern sind ein gutes Beispiel für fortgeschrittene Evolution. Man kann sie nicht verstehen ohne Bezugnahme auf die Augen und Gehirne von Pfauenhennen, deren Paarungspräferenzen über die Jahrtausende zugunsten von immer leuchtenderem männlichem Gefieder selektiert haben. Männliche Individuen senden Signale, weibliche Individuen lesen sie. In ähnlicher Weise kann man Blumen nicht ohne Bezugnahme auf die Nervensysteme von Insekten verstehen. Blumen senden Signale, Insekten lesen sie.
Oder lesen sie falsch, denn biologische Signale können trügerisch sein. Manche Orchideenspezies überlisten männliche Bienen mit Blüten, die das Erscheinungsbild und den Geruch weiblicher Bienen nachahmen. Die Männchen bestäuben die Orchideen, indem sie sich mit den Blüten zu paaren versuchen. Falsche Signale können auch abschrecken oder verbergen: manche harmlosen Insekten imitieren Wespen, andere imitieren Blätter oder Stöckchen. Wie der Parasitismus sind Tarnen und Täuschen überall in der natürlichen Welt zu finden. Alle drei Aspekte der Biologie können Licht auf menschliches Verhalten werfen.
Wall aus Worten
Immerhin konkurrieren Menschen ebenfalls. Wie Tiere senden und empfangen wir Signale, aber manche unserer Signale haben eine neue Form: wir sind die einzige Spezies, die eine volle Sprache haben. Tatsächlich definiert die Sprache uns als Spezies und sitzt im Herzen allen sozialen Verhaltens. Aber sie kann das auch in negativem Sinne tun, durch Ausschließen von Fremden. Es gibt eine faszinierende Theorie, daß die linguistische Vielfalt – die Zahl der separaten Sprachen, die in einer bestimmten Region gesprochen werden – von der Vielfalt der Parasiten in derselben Region angetrieben wird. Das würde erklären, warum Sprachen in den Tropen am zahlreichsten und am vielfältigsten sind. Je mehr Parasiten, desto wichtiger ist es für einen Stamm, potentiell infizierte Fremde fernzuhalten. Ob nun Parasiten die Triebkräfte der linguistischen Vielfalt sind oder nicht, separate Sprachen sind exzellente Barrieren nicht nur gegen Infektionen, sondern auch gegen Trittbrettfahrer.
Jedoch kann Sprache auch ein Hilfsmittel für Trittbrettfahrerei und andere Formen von räuberischem Verhalten sein. Gaunersprachen und Slangs findet man überall auf der Welt: sie stärken die Bindungen innerhalb der Gruppe und schirmen die Angelegenheiten der Gruppe gegen Überprüfung von außen ab. Aber Kriminelle brauchen keine neuen Sprachen zu erfinden, wenn sie fern von ihren Heimatländern operieren. Der blöde liberale Spruch „Vielfalt ist unsere Stärke“ ist das Gegenteil der Wahrheit, denn die Verbrechensbekämpfung wird weit schwieriger, wenn Kriminelle Dutzende verschiedener Sprachen verwenden. In London oder New York muß die Polizei Informationen in allem von Albanisch und Russisch bis Türkisch und Arabisch sammeln. Ausländische Kriminelle können die Justiz auch verzögern und komplizieren, indem sie vorgeben, kein Englisch zu können, wenn sie verhaftet und strafrechtlich belangt werden (wie ich in „When with Roma“ schrieb)