Das. Ist. Nicht. Sparta. (7): Spartanische Ziele

Die Seeschlacht bei Salamis (480 v. Chr.), in der eine griechische Koalition mit geringfügiger spartanischer Beteiligung gegen die Perser kämpfte. (Bild nicht aus dem Artikel)

Von Bret Devereaux, übersetzt und mit einem Titelbild und zusätzlichen Links versehen von Lucifex. Das Original This. Isn’t. Sparta. Part VII: Spartan Ends erschien am 27. September 2019 auf dem Blog A Collection of Unmitigated Pedantry des Autors.

Zuvor erschienen: Glossar zu Sparta, Das. Ist. Nicht. Sparta. (1): Spartanische Schule(2): Spartanische Gleichheit, (3): Spartanische Frauen, (4) Spartanischer Reichtum, (5) Die spartanische Regierung und (6) Sparta in der Schlacht.

Dies ist der siebte (und letzte!) Teil unserer siebenteiligen Betrachtung von Sparta in der allgemeinen Erinnerung und in der historischen Wahrheit. Letztes Mal redeten wir über Spartas Erfolgsbilanz auf dem Schlachtfeld und stellten dabei fest, daß sie zutiefst enttäuschender Durchschnitt war. Längerfristige Leser werden natürlich wissen, daß wir militärische Effektivität nicht nach Schlachten beurteilen können – die Frage ist immer die Erreichung strategischer Ziele.

Außerdem hat unsere letzte Diskussion über Spartas Leistung auf dem Schlachtfeld uns ein bißchen ein Rätsel beschert. Die Spartaner waren hinsichtlich einiger ihrer Kampffähigkeiten tatsächlich über dem Durchschnitt verglichen mit anderen poleis, aber das übertrug sich nicht in eine positive Siegesbilanz. Wir können also fragen: warum? Welche anderen Mängel behinderten ihre Leistung?

Also werden wir heute aus der letztes Mal besprochenen rein taktischen Schicht herauszoomen in die operationelle Schicht und schließlich in die strategische (soger jene der großen Strategie). Sparta hat in der allgemeinen Vorstellung immerhin einen Ruf effektiver Staatskunst, also werden wir fragen, welche Ziele setzten die Spartaner sich? In welchem Ausmaß erreichten sie diese Ziele, und in welchem Maß waren diese Ziele wünschenswert?

Aber klären wir zuerst ein paar Begriffe. Militärisches Denken ist wie Oger sind wie Zwiebeln – sie haben Schichten.

Wir unterteilen diese Schichten in Taktik, Operationen und Strategie. Sehr einfach ausgedrückt ist Taktik die Schicht des militärischen Denkens, die das betrifft, wie eine Armee kämpft; wir diskutierten das letztes Mal. Operationen ist die Schicht des Denkens, die sich damit befaßt, die Armee in den Kampf zu bekommen – großmaßstäbliche Koordination und Logistik sind hier zu Hause. Strategie befaßt sich mit Fragen des größeren Bildes: welche Kriege sind es wert, sie zu führen, und für welche Ziele? Große Strategie erweitert dieses Denken über das Militärische hinaus auf politische, kulturelle und wirtschaftliche Institutionen.

Was wir heute tun werden, ist zuerst, Spartas operationelle Fähigkeiten zu beurteilen – wie gut sie Armeen aufstellen, verlegen und versorgen. Dann werden wir zur strategischen Schicht hochspringen und beurteilen, wie gut Sparta Ziele (das, was man erreichen will) mit Mitteln koordiniert (den Methoden, die man anwendet, um es zu bekommen). Und schließlich werden wir, eines nach dem anderen, die verschiedenen strategischen Ziele beurteilen, die Sparta manchmal zugeschrieben werden: in welchem Ausmaß erreichten die Spartaner sie, und waren sie es wert, erreicht zu werden?

Spartanische Operationen

Einfach ausgedrückt, waren die spartanischen Operationsfähigkeiten extrem begrenzt, selbst nach den bereits niedrigen Standards Gleichrangiger, das heißt, sehr großer griechischer poleis (wie Athen oder Syrakus).

Die griechische Logistik in dieser Periode war allgemein sehr begrenzt verglichen mit mazedonischen oder römischen Logistikfähigkeiten in nachfolgenden Jahrhunderten, oder mit zeitgenössischen persischen Logistikfähigkeiten. Ironischerweise betrifft die längste Studie klassischer griechischer Logistik die Feldzüge von Xenophon (J.W. Lee, A Greek army on the March (2008)), das heißt, sie befaßt sich nicht mit Amateuren aus einer polis, sondern mit einer Armee professioneller Söldner, und doch ist selbst diese griechische Logistik – wahrscheinlich der Goldstandard ihrer Zeit – erstaunlich unterentwickelt verglichen mit dem, was die Mazedonier ein halbes Jahrhundert später auf demselben Terrain zu tun fähig sein werden (siehe D.W. Engels, Alexander the Great and the Logistics of the Macedonian Army (1978)).

Sehr kurz ausgedrückt: Griechische Armeen scheinen relativ wenige Transport- oder Logistikkapazitäten gehabt zu haben. Sie scheinen nicht allgemein mit ausreichenden technischen Werkzeugen oder Materialien für effektive Feldbefestigungen oder Belagerungskrieg unterwegs gewesen zu sein. Dies wird verschärft durch ihre Unfähigkeit, unterwegs Getreide zu mahlen (etwas, das mazedonische und römische Armeen konnten), was das Problem der Nutzung von örtlichen Versorgungsgütern verschärft. Man kann ungemahlenes Getreide essen (es kann geröstet oder zu Grütze gekocht werden), aber das ist weniger als ideal. Was sie zu haben tendieren, ist eine hohe Zahl von nicht kämpfenden persönlichen Dienern (genau die Art von Leuten, die gute römische oder mazedonische Generäle so bald wie möglich aus dem Lager vertreiben), die zusätzliche logistische Belastungen verursachen, ohne die operationelle Reichweite oder Ausdauer der Armee sehr zu erhöhen. Als Folge davon hatten griechische Armeen Schwierigkeiten, das ganze Jahr über im Feld zu bleiben, während römische und mazedonische Armeen routinemäßig zu ganzjährigen Feldzügen in der Lage waren.

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Das. Ist. Nicht. Sparta. (6): Sparta in der Schlacht

Aus „300“: Leonidas (Gerard Butler) verabschiedet sich von seiner Frau Gorgo (Lena Headey) und seinem Sohn.

Von Bret Devereaux, übersetzt und mit einem Titelbild und zusätzlichen Links versehen von Lucifex. Das Original This. Isn’t. Sparta. Part VI: Spartan Battle erschien am 20. September 2019 auf dem Blog A Collection of Unmitigated Pedantry des Autors.

Zuvor erschienen: Glossar zu Sparta, Das. Ist. Nicht. Sparta. (1): Spartanische Schule(2): Spartanische Gleichheit, (3): Spartanische Frauen, (4) Spartanischer Reichtum und (5) Die spartanische Regierung.

Diese Woche gibt’s den Teil, auf den ihr alle gewartet habt – wir werden uns ansehen, wie die Spartaner kämpften. Dies ist Teil sechs unserer Serie, die Sparta und seinen Platz im kulturellen Gedächtnis betrachtet. Wie wir zuvor kurz diskutierten, gibt es in der Sparta-Mystik zwei zentrale Mythen, den Mythos von der spartanischen Gleichheit und den Mythos von der spartanischen militärischen Exzellenz. Wir haben die letzten vier Wochen mit der Untersuchung des ersteren verbracht und herausgefunden, daß er schwer zu wünschen übrig läßt.

Natürlich ist der Mythos von der spartanischen Gleichheit nicht das, was Spartas Platz in der Populärkultur garantiert. Sicher, Akademiker und die Autoren von Meinungskolumnen mögen über die spartanische Gesellschaft diskutieren, aber wir machen keine Filme und Videospiele über die spartanische Gesellschaft (vielleicht sollten wir das – sie wären erschütternde Dystopien, aber dafür gibt es heutzutage einen Markt). Wir machen Filme und Videospiele über spartanische Krieger. Und für eine Menge Leute ist das alles, was zählt – die Kindesmißhandlung, Brutalität und Sklaverei, der demographische Kollaps und der ganze Rest wird irgendwie „die Sache wert“, wenn das dazu führt, daß Sparta die „besten“ Krieger hervorbringt.

Nun erhebe ich klarerweise heftig Einspruch gegen diese Position. Welche Ehre wird gewonnen durch die mächtige Verteidigung eines entsetzlichen, unmenschlichen Systems? Aber so viel vom Ruhm der Spartaner – was sie auch immer für Lebensumstände schützten – steckt in ihrem Ruf als Krieger.

Spartaner sollen Krieger sein, vielleicht die ultimativen Krieger. Oder vielleicht totale Krieger, was immer das bedeutet (so gut ich sagen kann, bedeutet es „mittelmäßiges Hauen und Stechen“, was, wie wir sehen werden, seltsam angemessen ist). Wie soll euer Einmannarmee-Supersoldat genannt werden? Es liegt auf der Hand, daß ihr ihn Spartaner nennt. Oder John Spartan.

Und all das, bevor wir hierzu kommen:

Diese Szene – und keine andere Szene in diesem Film – ist tatsächlich eine der besseren Darstellungen von griechischem Hoplitenkrieg, die ich in Filmen gesehen habe. Sie ist nicht perfekt – die Spartaner halten wahrscheinlich ihre Speere falsch, und „alle zusammen STOSSEN und vereint drängen“ wird nirgendwo in unseren Quellen beschrieben (es ist kaum dasselbe wie der othismos, den ich hier nicht debattieren werde). Aber hinsichtlich der Darstellung der dichten Formation mit einander überlappenden Schilden ist sie besser als der Durchschnitt.

Das Bild von Sparta und den Spartanern, das hier präsentiert wird, hat ein paar ineinandergreifende Teile. Wir werden diese Teile auseinandernehmen und separat zerlegen, sodaß wir sie einen nach dem anderen gegen die antiken Belege testen können. Insbesondere wollen wir diese Vorstellungen testen:

  • Daß die spartanische Phalanx qualitativ anders und besser war – hinsichtlich Organisation, Disziplin oder Kampffähigkeiten – als die Phalanxen anderer griechischer poleis oderr sogar anderer antiker Staaten.
  • Daß der einzelne Spartaner – oder einfach Spartiat – individuell eine Art idealer oder ultimativer Krieger war.
  • Daß – als Konsequenz der beiden vorherigen – die Spartaner die beste Armee in Griechenland hatten und eine qualitativ sehr hochwertige Armee nach den Maßstäben der antiken Welt.

Jetzt ist also der Mythos von der spartanischen militärischen Exzellenz an der Reihe, um auf die Probe gestellt zu werden. Ich möchte klarstellen, daß die Analyse dieser Woche eine Kampanalyse Pfund für Pfund ist – wir werden Strategie, Logistik und Umfang nächste Woche betrachten, wenn wir die Serie beschließen. Heute geht es nur um das Gewinnen von Schlachten, was, wie wir nächste Woche sehen werden, noch lange nicht bedeutet, Kriege zu gewinnen oder große strategische Ziele zu erreichen.

Ergreift also eure Schilde, nehmt eure Speere, setzt eure Helme auf, denn es ist Zeit für ein paar Hoplitenschlachten.

Und jetzt alle zusammen

Als die Spartaner in 300 bei den Thermopylen ankommen, hält Leonidas eine Rede vor Ephialtes (der aus irgendeinem Grund von einem örtlichen Schafhirten in einen lakedaimonischen hypomeion verwandelt wurde) über die Stärke der spartanischen Phalanx. Jeder Hoplit in der Formation – wobei Hoplit der Ausdruck für den schweren griechischen Infanteristen ist, der den aspis-Schild trug (der manchmal hoplon genannt wird, daher der Name) – deckte nicht nur sich selbst mit seinem Schild, sondern auch den Mann zu seiner Linken. 300 stellt das als irgendwie einzigartig spartanisch dar – wenn die Arkadier kämpfen, sind sie verglichen mit den Spartanern „mehr Raufbolde als Krieger, sie machen ein erstaunliches Chaos daraus“.

Leonidas erklärt Ephialtes die Phalanx. Die volle Zeile lautet: „Dein Vater hätte dir sagen sollen, wie unsere Phalanx funktioniert. Wir kämpfen als eine einzige undurchdringliche Einheit. Das ist die Quelle unserer Stärke. Jeder Spartaner schützt den Mann zu seiner Linken vom Oberschenkel bis zum Hals mit seinem Schild. Eine einzige schwache Stelle, und die Phalanx zerbricht.“ Das ist ein starkes Stück von einer polis, die immer in Koalitionen mit anderen griechischen Staaten kämpfte, die immer ihre eigenen Nichtspartiaten zum Kampf in der Phalanx zwang, manchmal sogar einschließlich versklavter Heloten (sodaß es fakisch VIELE schwache Stellen gab), und die sich zunehmend auf hypomeiones – wie diese Version von Ephialtes – stützen sollte, die anstelle der ständig weniger werdenden, immer reicheren Spartiaten kämpften.

(Eine pedantische Anmerkung: Ich weiß natürlich von der Debatte unter griechischen Historikern über die Natur der Phalanx. Ich vertrete – mit einigen Modifikationen – die „orthodoxe“ Sicht auf die Hoplitenphalanx (mehr Western Way of War und weniger Greek Warfare: Myths and Realities), und daher werdet ihr hier diese bekommen. Macht euch nichts draus, wenn euch das nichts bedeutet – es ist bloß dazu da, um die Handvoll von Leuten zu informieren, die es kümmert. Dieses Argument wird dadurch weder im einen noch im anderen Fall verändert.)

Dieser Eindruck – daß der Hoplit irgendwie zu Sparta gehört – wird durch die Art, wie Objekte wie der korintische Helm, der runde griechische aspis-Schild (jene „spartanischen“ Hindernisrennen verwenden beides!), manchmal sogar die komplette Hoplitenausrüstung, in der Populärkultur als spartanische Bildsprache statt als [allgemeine] griechische Bildsprache assimiliert worden sind. Ich habe mehr schlechte Netzartikel gesehen, als ich zählen kann, wo diese Sachen als „spartanische“ Ausrüstung bezeichnet werden, als ob der Rest der Griechen etwas anderes getragen hätte.

Dies… ist Unsinn. Die Hoplitenphalanx war der gemeinsame Kampfstil von im Wesentlichen allen griechischen poleis. Sie war nicht einzigartig für Sparta.

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Wann gab es den Roten Baron?

Von Brett Holman, übersetzt von Lucifex (ursprünglich für diesen Kommentar zu F. Roger Devlins Joyeux Noёl: Die Anfänge des Ersten Weltkrieges und der Weihnachts-Waffenstillstand von 1914). Das Original When was the Red Baron? erschien am 20. August 2018 auf Airminded.

Vorbemerkung des Übersetzers: Der Autor dieses Essays ist der von ihm lange gehegten Vorstellung (die wohl auch die von uns allen ist) nachgegangen, daß Manfred von Richthofen schon zu Lebzeiten auf beiden Seiten der Front als „Roter Baron“ bezeichnet wurde, und hat Überraschendes herausgefunden. Auch wenn es für sich genommen nicht wichtig ist, ab wann die Bezeichnung „Roter Baron“ wirklich gängig geworden ist, zeigt dieses Beispiel doch auf, wie unrichtige historische Wahrnehmungen durch mediale Präsentation zustandekommen können, auch ganz ohne irgendeine Böswilligkeit oder politische/metapolitische Agenda.

Manfred von Richthofen ist unzweifelhaft der berühmteste Flieger des Ersten Weltkriegs, möglicherweise aller Zeiten. Aber er ist nicht so sehr unter seinem Namen berühmt wie unter seinem Spitznamen: er ist der Rote Baron, ein Verweis auf sein rotes Flugzeug und seine aristokratische Geburt. [Anm. d. Ü.: wie die meisten von euch wissen werden, war er aber ein Freiherr und kein Baron.] Er beschwört sofort Bilder von Rittern am Himmel herauf, die in der Luft miteinander kämpfen, bis einer zu Fall gebracht wird und dem Boden weit unten entgegentaumelt. Als Beispiel ist hier ein Bericht aus der britischen Presse über „The end of the Red Baron“ (mit Joseph Simpsons obiger Illustration):

Kavalleriehauptmann Baron von Richthofen wurde an dem Tag im Luftkampf abgeschossen, an dem die deutschen Zeitungen seinen 79. und 80. Sieg verkündeten. Boyd Cable schreibt: „Der Rote Baron mit seinem berühmten ‚Zirkus‘ entdeckte zwei unserer Artilleriebeobachtungsmaschinen, und als ein paar nachfolgende angriffen, zog der größere Teil des ‚Zirkus‘ sich zurück, um es dem Baron zu ermöglichen, ranzugehen und die beiden abzuschießen. Sie lieferten einen Kampf, und während der Baron sich in Position manövrierte, erschien eine Anzahl unserer Lightning-Scoutmaschinen und griff den ‚Zirkus‘ an. Der Baron schloß sich dem Kampfgetümmel an, das sich in Gruppen zerstreute und zu etwas wurde, das unsere Männer einen ‚dog fight‘ nennen. In dessen Verlauf hängte der Baron sich an das Heck eines Kampfaufklärers, der in den Sturzflug ging, mit dem Baron dicht dahinter. Ein weiterer unserer Aufklärer sah das, stürzte dem Deutschen hinterher und eröffnete das Feuer auf ihn. Alle drei Maschinen kamen dem Boden nahe genug, um von Infanterie-Maschinengewehren beschossen zu werden, und man sah, wie der Baron schlingerte, seinen Sturzflug fortsetzte und in unsere Linien krachte. Seine Leiche und der berühmte blutrote Fokker-Dreidecker wurden danach von der Infanterie hereingebracht, und der Baron wurde mit vollen militärischen Ehren begraben. Er war von einer Kugel getroffen worden, und die Wunde zeigte deutlich, daß er von dem Piloten getötet worden war, der ihm hinterhergestürzt war.“

Das Seltsame ist, daß dies die einzige Verwendung der Phrase „Red Baron“ im British Newspaper Archive in Bezug auf Richthofen für den gesamten Krieg war – und selbst da erst nach seinem Tod. Genauso wenig habe ich sie in den anderen größeren englischsprachigen Zeitungsarchiven finden können: Gale NewsVault, ukpressonline, Welsh Newspapers Online, Trove, PapersPast oder Chronicling America. (Ich kann tatsächlich etliche Erwähnungen von „red Baron“ im BNA während des Krieges finden, aber die haben nichts mit dem „Roten Baron“ oder überhaupt mit einer Person zu tun: es war der Name eines Preisträgers in der Show der Royal Ulster Agricultural Society von 1912, der 1916 als „Red Baron“ bezeichnet wurde, „der Zuchtbulle in der Herde des ehrenwerten Frederick Wrench, Killacoona, Ballybrack, der sich für ihn als solch eine veritable Goldgrube erwiesen hat“. Genauso wenig erscheint „red Baron“ im Magazin Flight während des Krieges, noch in der englischen Übersetzung von Richthofens Autobiographie Der Rote Kampfflieger, die bezeichnenderweise als „The Red Battle Flyer“ übersetzt wurde.

Falls Richthofen während des Krieges „Roter Baron“ genannt worden war, wie ich angenommen hatte und wie anscheinend verbreitet geglaubt wird, so scheint diese Praxis nicht ihren Weg in die Presse gefunden zu haben und kann daher nicht sehr verbreitet gewesen sein. Vielleicht war es ein Spitzname, der ihm von alliierten Fliegern verpaßt worden war, auch wenn etwas weniger Höfliches als wahrscheinlicher erscheint. Aber auf jeden Fall muß Wikipedias Behauptung:

Richthofen malte sein Flugzeug rot an, und dies kombiniert mit seinem Titel führte dazu, daß er in Deutschland und außerhalb davon „der Rote Baron“ genannt wurde

eingeschränkt werden, und zwar sehr.

Wenn es den Roten Baron im Großen Krieg faktisch nicht gab, wann gab es ihn dann? Die Richthofen-Biographien, die ich konsultieren konnte, befassen sich mit dieser Frage nicht sehr klar. Peter Kilduff zum Beispiel zählt „The Red Baron“ bloß als einen von Richthofens Spitznamen auf, ohne zu sagen, wer ihn so nannte und wann. In einem Text von 1969 behauptet William Burroughs:

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Die Fregatte JYLLAND: Dänisches Museumsstück von besonderem Reiz

Dänische Fregatte JYLLAND (schräg von vorn)

Von Detlef Ollesch, aus „Deutsche Militärzeitschrift“ Nr. 33 April – Juni 2003. (Hier wiedergegeben mit zusätzlichen Bildanhängen von Lucifex.)

Wenn man Dänen nach den schönsten Orten ihres Heimatlandes fragt, fällt oft der Name „Ebeltoft“. Aber wo liegt dieses Ebeltoft, und was macht auch für den marinehistorisch interessierten Zeitgenossen eine Reise dorthin lohnenswert?

Das idyllische Fachwerkstädtchen mit seinem Kopfsteinpflaster, seinen Museen, Flohmärkten und Glasbläsereien befindet sich an der Ostküste Jütlands, genauer: an der nach ihm benannten Bucht im Südosten der Halbinsel Djursland, ca. 50 km von Århus und 230 km von der deutschen Grenze (Flensburg) entfernt.

Von Hamburg kommend fährt man über die A7, die nördlich des Grenzübergangs Ellund nur noch E 45 heißt, bis Århus, von dort über die Hauptstraße 15 in Richtung Grenaa bis Tåstrup und biegt hier links auf die Hauptstraße 21 ab, die einen direkt nach Ebeltoft führt.

Sobald diese Straße die Ebeltofter Bucht (dän.: Ebeltoft Vig) berührt, sieht der Reisende schon von weitem die hoch aufragenden Masten der JYLLAND (dt.: Jütland), jener Fregatte der dänischen Marine, die vor fast 140 Jahren bei Helgoland gegen österreichische und preußische Kriegsschiffe kämpfte und heute als Touristenattraktion täglich, je nach Jahreszeit, zwischen 200 und 800 Besucher anzieht.

Spiegel des Hecks (vom Trockendock aus aufgenommen)

Diese als Vollschiff getakelte Schrauben-Dampffregatte, mit 71 m Rumpflänge das z. Zt. längste Holzschiff der Welt, liegt seit 1984 in dem extra für sie gebauten Trockendock, wo sie nach fast zehnjähriger Planungs- und Restaurierungszeit im Jahr 1994 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Auf der o. g. Straße erreicht man nach wenigen Minuten den großen Parkplatz direkt vor dem Eingang des Schiffsmuseums, dessen mit Abstand wichtigstes, wenn auch nicht einziges Exponat die JYLLAND ist.(1)

Die JYLLAND schräg von vorn.

Deren Besichtigung beginnt man zweckmäßigerweise auf dem Oberdeck, welches man über das Backbord-Fallreep erreicht. (Für Behinderte steht auf der Steuerbordseite ein Aufzug zur Verfügung.)

Hier fallen zunächst die 14 Vorderlader-Kanonen auf, die zum Teil aus Heeresbeständen stammen, da die dänische Flotte zur Zeit der Ausrüstung der JYLLAND 1862 immer noch unter einem gewissen Materialmangel litt, der auf die Ereignisse des Jahres 1807 zurückzuführen war, als die britische Marine Kopenhagen beschoß, den mit Napoleon verbündeten Dänen ihre Kriegsschiffe wegnahm und nebenbei noch die Arsenale des Flottenstützpunktes Nyholm plünderte.

Kanonen an der Steuerbordseite, gut zu sehen ist auch das mit Segeltuch bespannte Finkennetz.

Das äußere Erscheinungsbild des Schiffes wird maßgeblich von der Takelage bestimmt, obwohl es sich hierbei eigentlich nur um eine Hilfsbesegelung handelt, die der Fregatte mit ihren maximal 3091 m² Segelfläche aber immerhin eine Geschwindigkeit von 14 Knoten ermöglichte. Zum Vergleich: unter Dampf betrug die Reisegeschwindigkeit nur elf Knoten.

Neben den drei Masten bestand die Takelage ursprünglich aus 1,3 km Drahtseilen und 13 km gewöhnlichem Tauwerk. Hiervon hat man nur das stehende Gut rekonstruiert, wie es bei nicht mehr in Fahrt befindlichen Segelschiffen üblich ist.

Eingerüsteter Kreuzmast mit wehendem Dannebrog.

Gleich hinter dem Kreuzmast beginnt das für ein Kriegsschiff dieser Epoche ungewöhnlich große Deckshaus, das dem dänischen König auf mehreren Reisen als standesgemäße Unterkunft diente und heute, mit Möbeln aus anderen dänischen Marineschiffen der damaligen Zeit ausgestattet, wieder einen Eindruck von seinem ursprünglichen Zustand vermittelt.

Oberdeck mit Deckshaus und Steuerrad.

Über einen der Niedergänge (Treppen) gelangt man auf das Batteriedeck, das Hauptdeck der Fregatte, welches nicht nur mit 30 Vorderlader-Kanonen bestückt ist, sondern auf dem sich auch noch der Kommandantensalon, die Kombüse und der Raum mit dem Steuerungsmechanismus der Ruderanlage befinden.

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Suomi KP/-31: Die Mähmaschine von Tikkakoski

Mündungsbremsen oder Kompensatoren sind nutzlose Gimmicks an langläufigen Maschinenpistolen wie der KP/-31. Der Druck der Mündungsgase ist zu gering, um eine ausreichend starke Gegenkraft zum „Mündungssteigen“ zu erzeugen. Ein geübter MPi-Schütze kann leicht den Rückstoß kontrollieren und die Waffe ruhig halten, indem er den Daumen der Abzughand hinter der Gehäuseabschlußkappe hält. Dieser Daumen muß die gesamte Rückstoßkraft aufnehmen. Der Kolben der Waffe darf nicht gegen die Schulter des Schützen stoßen bzw. sie nicht einmal berühren. Eine weitere Methode zur Rückstoßkontrolle ist es, die Waffe mit steifen Händen zu halten, wiederum ohne festen Kontakt zur Schulter.

Von P. T. Kekkonen, übersetzt von Deep Roots (ursprünglich für „As der Schwerter“). Fotos von J. Hartikka, Korrekturlesung des englischen Originals von Eero Juhola (siehe auch Homepage Finnish Weapons). Das Original Mowing Machine of Tikkakoski, Part 1+2 erschien auf der Webseite Gunwriters.

[Vorbemerkung des Übersetzers: Im Unterschied zu meinen bisherigen Waffenbeiträgen ist es bei diesem Artikel nicht sehr wahrscheinlich, daß sein Gegenstand einmal in den Besitz von Morgenwacht-Lesern gelangt oder sich dort gar schon befindet. Deshalb hätte ich ihn bestimmt nicht eigens für „As der Schwerter“ übersetzt, aber nachdem ich ihn sowieso schon vor Jahren aus Interesse an Waffentechnik und –geschichte für mich und zur Weitergabe an gleichgesinnte Freunde übersetzt habe und er überdies interessante Einblicke in die Geschichte des Russisch-Finnischen Winterkrieges und des Zweiten Weltkrieges in dieser Gegend bietet, bringe ich ihn hier doch. Er enthält auch allgemein bezüglich taktischen Schußwaffengebrauchs interessante Informationen, außerdem ist nicht auszuschließen, daß Gegner in einer eventuellen Krisenzeit mit Maschinenpistolen ausgerüstet sind, weshalb es gut ist, über deren Leistungen und Grenzen etwas Bescheid zu wissen. Auch gefällt mir der patriotische Ton des Autors („Männer hinter Waffen und Waffen in den Händen von Männern erfüllten ihre Pflicht…!“). Und wer weiß, vielleicht findet der eine oder andere von euch mal so ein Ding im Nachlaß des verstorbenen Opas, und ehe er dazukommt, es als gesetzestreuer Bundesbürger bei der Behörde abzugeben, bricht Ragnarök los…]

MÄHMASCHINE VON TIKKAKOSKI

Die berühmte Suomi-Maschinenpistole oder Maschinenkarabiner war als „für die Ewigkeit gemachtes“ Ausrüstungsstück konstruiert. Gebrochene oder abgenutzte Teile wie Auszieher, Läufe, Verschlüsse, Schließfedern und Holzschäfte waren einfach zu ersetzen. Gehäuse und Laufmantel waren wahrlich dauerhafte Teile, und – mit Ausnahme einiger Federn und Stifte – nutzten sich die Kleinteile des Abzugsmechanismus nicht leicht ab. Der allererste Prototyp der Suomi-MPi wurde von einem jungen finnischen Waffenmeister, AIMO JOHANNES LAHTI (1896-1970) 1920 oder 1921 gebaut. Das Kaliber war .32 A.C.P. oder 7.65 mm Browning. Die Waffe war 30 cm  (11.8 Zoll) lang. Diese „Maschinenpistole“ war eine sehr zuverlässige Waffe, aber die Patrone .32 Auto war zu schwach für „ernsthaften militärischen Gebrauch“, und die Feuerrate war angeblich zu hoch.

Es ist nicht bekannt, ob Lahti diesen Mangel aller „Ratterpistolen“ mit einer Art pneumatischem Feuerratenreduzierer zu beseitigen versuchte. Die Prototypwaffe und ihre Zeichnungen sind unglücklicherweise für immer verloren. Der nächste Prototyp der Suomi im Kaliber 7.65 x 21 mm Parabellum oder Luger wurde von der Maschinen- und Werkzeugfabrik Leskinen & Kari, aus Tampere, Finland, 1922 gebaut. Ein einzelnes Muster der Konepistooli (Maschinenpistole) Modell 1922 überlebt in einem deutschen Museum, der Wehrtechnischen Studiensammlung in Koblenz.

Das erste finnische Patent auf eine Maschinenpistole wurde 1922 beantragt und gewährt. Die Erfinder waren der Oberwaffenmeister A. Lahti, Leutnant Y.Koskinen und L. Boyer-Spoof, auch Leutnant der finnischen Armee und kommandierender Offizier von Aimo J. Lahti. Das Patent wurde am 11. September 1922 gewährt und schützte eine neue Art der Laufbefestigung und den Abzugsmechanismus mit einem einfachen Selektor für halbautomatisches Feuer. Der Verschluß des frühen Modells M/22 war ähnlich dem der deutschen Bergmann, der britischen  STEN und der australischen Owen, aber es gab einige besondere Konstruktionsmerkmale, um die ansonsten exzessiv hohe Feuerrate ab dem Modell M/22 zu reduzieren. Die Verringerung der Feuerrate basierte auf Luftkompression oder Vakuum hinter dem Verschluß, der fast hermetisch dicht im röhrenfömigen Gehäuse saß.

Gemäß den Patentzeichnungen waren die meisten Bauteile zu filigran und schwierig korrekt einzustellen. Die am wenigsten komplizierte Kadenzreduziervorrichtung, ein simples Vakuumventil, wurde in jeder Suomi-MPi seit 1930 bis ca. 1986 verwendet, als die letzten Exemplare dieses großartigen Ausrüstungsstückes zusammengebaut wurden. Die Konstrukteure der „Prä-Suomi“, A. Lahti, Y. Koskinen, L. Boyer-Spoof und ihr kommandierender Offizier Hauptmann V. Korpela gründeten die Firma „Konepistooli Oy“ („Maschinenpistolen-GmbH“) für die Maschinenpistolenproduktion.

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Büchsen-Licht (4): Lee-Enfield-Gewehre

Lee-Enfield-Gewehre: Im Vordergrund ein „Jungle Carbine“ No. 5 Mark 1, darunter eine No. 4 Mark 1, dahinter ein SMLE.

Von Deep Roots (ursprünglich veröffentlicht auf „As der Schwerter“; im Artikel angegebene Preise noch auf dem Stand von 2012)

In diesem vierten Teil meiner Büchsen-Serie stelle ich eines der erfolgreichsten Militärrepetierer-Systeme der Welt vor, das sich gut ein Jahrhundert lang – länger als jedes andere System – im Truppendienst hielt. Dieses geht auf die 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts zurück, als sich die britischen Militärbeschaffungsstellen für das Lee-Enfield-Gewehr entschieden, das in seiner ersten Version im Dezember 1888 von den britischen Streitkräften übernommen wurde. Die Waffe entstand aus dem Lee-Metford-Gewehr, das nach der Umrüstung der Truppe auf Nitropatronen mit dafür ausgelegten Läufen aus Enfield versehen und mit dem Magazinsystem des schottischstämmigen Amerikaners James Paris Lee ausgerüstet wurde, der als Erfinder des abnehmbaren Kastenmagazins gelten kann. Mit dieser damals revolutionären Erfindung wurde die neue Gewehrserie ausgestattet, die wegen der damals noch gängigen Vorstellungen vom präzisen Schuß über weiteste Entfernungen auch noch an der linken Schaftseite ein spezielles Weitschußvisier bis 2800 Yards aufwies. Merkwürdigerweise erkannten die Briten nicht, welche Vorteile das einsteckbare Magazin bietet. Wurde zu Anfang noch zu jedem Gewehr ein Reservemagazin ausgegeben, so wurden diese später wieder eingezogen und die Magazine am Gewehr sogar mit einer kleinen Kette befestigt (obwohl diese Kette später wieder entfiel, gab es die dafür bestimmte Öse an der Systemunterseite sogar noch bis zur No. 4 Mark 2!).

Frühes Lee-Enfield-Gewehr Mark I*, noch mit Magazinabschaltung (hier aktiviert) und Staubschutzdeckel und ohne Ladestreifenbrücke.

SHORT, MAGAZINE, LEE-ENFIELD: DAS GEWEHR No. 1 (SMLE)

Um die Jahrhundertwende entstand aus den Lee-Enfield-Gewehren das SMLE („Short, Magazine, Lee-Enfield“), das fast fünfzig Jahre lang die britischen Truppen auf die Schlachtfelder begleiten sollte. Beim SMLE mit seiner stutzenartigen Mündung, den hohen Kornschutzbacken und dem langen, bis zur Mündung reichenden Handschutz wurden die unangenehmen Erfahrungen aus dem Burenkrieg berücksichtigt, wo man es zum ersten Mal mit einem zumindest gleichwertig bewaffneten Gegner zu tun hatte. Nach den peinlichen Gefechten, in denen sich die britischen Truppen ziemlich blamierten, wurde die Schuld auf das Lee-Metford geschoben. Zu Recht, was einige Details an der Waffe betraf, wie die ab Werk vorjustierten, aber nicht nachgeschossenen Visierungen mit stark abweichenden Treffpunkten, oder der zu kurze Handschutz und die klappernden Schäfte. Zu Unrecht, wenn das ganze Gewehr als dem Mauser unterlegen geschildert wurde.

Die wahren Gründe lagen nicht nur in den von den Buren meisterhaft geführten Mauser-Gewehren. Zwar waren die Mauser-Repetierer M 1896 im Kaliber 7 x 57 (von denen der Schweden-Mauser im Kaliber 6,5 x 55 ein Ableger ist) den Lee-Gewehren technisch und ballistisch etwas überlegen, aber der wahre Grund lag in den Buren, die die Geländeverhältnisse kannten und zu ihrem Vorteil ausnutzen konnten. Mit der Waffe regelrecht lebend, konnten sie die Perfektion der Mauserbüchsen voll ausnutzen, während die Engländer eine eher mäßige, erst nach dem Debakel verbesserte Schießausbildung erhielten. Der wichtigste Vorteil lag aber bei der Kampfmoral der Buren darin, daß sie in ihrem eigenen Land kämpften.

Die Veränderungen am SMLE gegenüber seinen Vorgängern betrafen außer den großen, optisch auffallenden Maßnahmen, wie dem bis zur Mündung von Vorderschaft und Handschutz umschlossenen Lauf, an dem man sich nun nicht mehr die Finger verbrennen konnte und bei dem es nicht mehr so schnell zu Hitzeflimmern in der Visierlinie kam, auch kleinere Modifikationen, wie zum Beispiel die Materialänderung der Kolbenkappe von Eisen zu Messing. Im Jahre 1907 kam es auf diesem Wege der vielen kleinen Schritte zum SMLE Mk. III (später, nach der Einführung des Gewehrs No. 4 Mk. 1 wurde das SMLE auch als Lee-Enfield No. 1 Mk. III bezeichnet). Natürlich blieb die Entwicklung nicht stehen, so fiel zum Beispiel die überflüssige Weitschußvisierung und die Magazinabschaltung weg, woraus das (No. 1) Mark III* entstand.

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Was wäre wenn…? WikiLeaks, 1941

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Von Srdja Trifkovic, übersetzt von Deep Roots.

Das Original What If… erschien am 7. Dezember 2010 bei „Gates of Vienna“.

Vorwort von Baron Bodissey:

Es gibt zwei Hauptströmungen in den heutigen Nachrichten.

Die erste hat mit den fortdauernden Beben infolge der von WikiLeaks veröffentlichten diplomatischen Telegrammen zu tun, die weiterhin politische Führer überall auf der Welt durchrütteln. Die zweite ist der neunundsechzigste Jahrestag des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor.

Beide Strömungen sind von Srdja Trifkovic in einem denkwürdigen Essay für „Chronicles“ zusammengeführt worden. Nachfolgend einige Auszüge:

WikiLeaks 1941, von Srdja Trifkovic

7. Dezember 2010

Über zweitausendvierhundert amerikanische Seeleute, Soldaten und Flieger wurden heute vor 69 Jahren in Pearl Harbor getötet. Hätten wir damals 1941 ein Äquivalent zu WikiLeaks gehabt, dann hätte der Lauf der Geschichte jedoch sehr unterschiedlich sein können. Es wäre für Franklin Delano Roosevelt viel schwieriger gewesen, das Land dahin zu manövrieren, daß es im Pazifik angegriffen wird, um es ihm zu ermöglichen, den Krieg in Europa zu führen, was die ganze Zeit sein leidenschaftlicher Wunsch gewesen war.

Ein Infoleck – nur eines! – hätte Roosevelts großen Plan beinahe torpediert. Mitte 1941 bezog er die Kriegspläne des Heeres-, Marine- und Luftwaffenstabes in eine Politik ein, die er „Victory Program“ nannte und mittels der er Amerika auf den Krieg gegen Deutschland und Japan vorbereitete, ungeachtet der Opposition im Kongreß und des Volkswillens. Seine Absicht war es, die öffentliche Meinung zur Unterstützung des Programms zu verleiten, weil die versprochene Steigerung der Waffenproduktion mehr Arbeitsplätze und eine gesündere Wirtschaft bedeutete. Ein Unterstützer des America First Committee, Senator Burton K. Wheeler, erhielt von einer Quelle innerhalb des Air Corps ein Exemplar des als geheim eingestuften Victory Program und leitete es am 4. Dezember 1941 an zwei Zeitungen weiter, die Chicago Tribune (damals eine seriöse Tageszeitung) und den Washington Times-Herald (der schon lange eingestellt ist). Sofort brach lautstarke öffentliche Opposition gegen den Plan los, hörte aber drei Tage später, am 7. Dezember 1941, auf. Der Kongreß beschloß bald das Victory Program mit wenigen Änderungen. Die Japaner waren auf Stichwort aufgetreten.

Stellen Sie sich die Konsequenzen vor, wenn die Chicago Tribune und der Washington Times-Herald während der vorhergehenden paar Monate eine Serie weiterer „Leaks“ veröffentlicht hätten, einschließlich des Folgenden:

Berlin, 27. September 1940. Die US-Botschaft meldet die Unterzeichnung des Dreimächtepakts, des Abkommens auf gegenseitige Unterstützung zwischen Deutschland, Italien und Japan: „Er bietet die Möglichkeit, daß Deutschland Amerika den Krieg erklärt, wenn Amerika in den Krieg gegen Japan eintreten sollte, was bedeutende Auswirkungen auf die US-Politik gegenüber Japan haben könnte.

Washington, 7. Oktober 1940: Nachdem er die Implikationen des Dreimächtepakts überdacht hat, schlägt Lt.Cdr. Arthur McCollum, USN, vom Office of Naval Intelligence (Marinegeheimdienst, ONI) eine Strategie vor, mit der Japan zum Angriff gegen die USA provoziert werden soll, wodurch die Bestimmungen des Dreimächtepakts hinsichtlich gegenseitiger Unterstützung in Kraft treten und Amerika endlich in den Krieg in Europa bringen. Der Vorschlag sah acht spezifische Schritte vor, die darauf abzielten, Japan zu provozieren. Sein Kernstück war, die US-Flotte als Lockmittel für einen japanischen Angriff in Hawaii zu halten und ein Ölembargo gegen Japan einzuführen. „Wenn Japan durch diese Mittel dazu verleitet werden kann, eine offene Kriegshandlung zu begehen, umso besser,“ schloß das Memo.

Washington, 23. Juni 1941: Einen Tag nach Hitlers Angriff auf Sowjetrußland schrieb Harold Ickes, der Innenminister und Berater von FDR ein Memo für den Präsidenten, in dem es hieß, daß „sich aus dem Ölembargo gegen Japan solch eine Situation entwickeln könnte, die es nicht nur möglich, sondern leicht machen würde, in effektiver Weise in diesen Krieg einzutreten. Und wenn wir solcherart indirekt hineingezogen werden, würden wir die Kritik vermeiden, daß wir als Verbündeter des kommunistischen Rußland darin eingetreten sind.“

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(Baron Bodissey):Mr.Trifkovic listet eine Anzahl weiterer Telegramme auf, die zu diesem schändlichen Tag führten. Gehen Sie rüber zu Chronicles, um den Rest zu lesen – der, wie der Autor hervorhebt, Geschichte ist.

Und genau das habe ich (Deep Roots) getan und diesen Rest hier für euch übersetzt (Bilder von mir eingefügt):

Washington, 22. Juli 1941: Admiral Richmond Turners Bericht besagt, daß „die Unterbrechung des amerikanischen Ölnachschubs an Japan prompt zur Invasion Niederländisch-Ostindiens führen wird: Es scheint gewiß, daß Japan auch militärische Aktionen gegen die Philippinen durchführen wird, was uns unmittelbar in einen pazifischen Krieg hineinziehen würde.“

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Tsushima, 27. Mai 1905: Die Katastrophe in der Koreastraße

Tsushima 1905 japanisch-russisch

Von Deep Roots, zusammengestellt im wesentlichen auf Basis folgender Quellen: „Seeschlachten des 20. Jahrhunderts“ von George Bruce (1976, ISBN 3 7979 1872 0), „Jane’s Kriegsschiffe des 20. Jahrhunderts“ von Bernard Ireland (1997, ISBN 3-86047-592-4) und einem Artikel in der Zeitschrift „Militär & Geschichte“ Ausgabe Februar/März 2012. Auf „Morgenwacht“ nachveröffentlicht anlässlich des 111. Jahrestages der denkwürdigen russisch-japanischen Seeschlacht von Tsushima.

*  *  *

Im Morgengrauen des 27. Mai 1905 dampfte die russische Ostseeflotte durch schwere See langsam in den Eingang der Tsushima-Straße zwischen Korea und Japan. Acht Monate zuvor hatte sie Kronstadt zu ihrer 18.000 Seemeilen langen Fahrt um die Welt verlassen, die die Zerstörung der japanischen Seemacht im Fernen Osten zum Ziel hatte. Jetzt aber, wo sie ihrem Ziel in den Heimatgewässern des Feindes nahe war, hoffte nahezu jeder ihrer Offiziere einschließlich des Oberbefehlshabers Admiral Roschdestwenskij, daß die Flotte einer Schlacht ausweichen und von den Japanern unentdeckt durch das Japanische Meer nach Wladiwostok laufen könne.

Der Russisch-Japanische Krieg hatte seinen Ursprung im Zusammenprall der beiden rivalisierenden Mächte im Jahre 1903 in der Mandschurei, in China und Korea. Im Februar 1904 brach Japan die diplomatischen Beziehungen ab und griff ohne formelle Kriegserklärung die russische Flotte in Port Arthur an. Danach landeten japanische Truppen auf der Halbinsel Liautung, besiegten die dort stehende russische Armee und hatten im Mai Dairen besetzt.

Der daraus resultierende Krieg war für die russische Marine ein Desaster. Der Befehlshaber der russischen Pazifikflotte, Admiral Makarow, starb im April, als er seine Schiffe gegen die Japaner führte und sein Flaggschiff, die Petropawlowsk, auf eine Mine lief. Sein Tod wog vermutlich schwerer als der Verlust des Schlachtschiffes. Das Kommando übernahm Admiral Witthöft (Vitjeft), der vier Monate später einen weiteren Ausfall anführte, nachdem Admiral Togo den Russen in ständigen Flottenzusammenstößen im Gelben Meer und im Japanischen Meer Verlust auf Verlust zugefügt hatte. In der zweitägigen Schlacht im Gelben Meer wurden fünf russische Schlachtschiffe zerstört und das Wladiwostok-Geschwader nach Port Arthur zurückgetrieben. Dabei wurde Admiral Witthöft am 10. August getötet, als eine japanische Schlachtschiffgranate den Turm seines Flaggschiffs Zarewitsch traf. Dieses lief langsam ab und wurde in China interniert. Der Rest der Flotte wich in den Hafen zurück; alle Schiffe wurden später an ihren Liegeplätzen von den Haubitzen des japanischen Heeres versenkt. Nach schweren Kämpfen ergab sich am 2. Januar 1905 die Besatzung von Port Arthur. Nur zwei Monate später fiel die wichtige Stadt Mukden mit einem Verlust von 30.000 toten und 90.000 verwundeten Russen, weitere 40.000 Russen gerieten in Gefangenschaft.

Internationale Verträge hinderten die Russen daran, Schlachtschiffe ihrer Schwarzmeerflotte durch die Dardanellen zu schicken, sodaß nur noch die Ostseeflotte große Schiffseinheiten abstellen konnte, um im Fernen Osten einzugreifen. Vier der fünf Schlachtschiffe der Borodino-Klasse wurden auf die Reise rund um die Welt vorbereitet. Die Ostseeflotte, die in Frankreich gebaute moderne Ossljabja und drei veraltete Schlachtschiffe wurden durch eine bunte Kollektion von Kreuzern und alten Panzerschiffen unterstützt.

Admiral Sinov Roschdestwenskij (links) und Admiral Heihachiro Togo

Admiral Sinov Roschdestwenskij (links) und Admiral Heihachiro Togo

Admiral Roschdestwenskij, ein Günstling des Zaren, wurde als Oberbefehlshaber für diesen Einsatz ausgewählt, obwohl er noch nie eine Flotte im Gefecht befehligt hatte. Die besten Seeleute Rußlands waren bereits mit ihren Schiffen im Kampf gegen Japan untergegangen oder schmachteten in den feindlichen Kriegsgefangenenlagern. Der größte Teil der Bemannung des sogenannten 2. Pazifischen Geschwaders bestand aus gerade eingezogenen Rekruten, die von ihren ersten Erfahrungen des Lebens auf einem Kriegsschiff verwirrt waren, aus Reservisten, die seit Jahren nicht mehr zur See gefahren waren, und aus Revolutionären, die die örtlichen Behörden loswerden wollten. Letztere machten sich alsbald daran, an Bord der Schiffe des Geschwaders einen aufrührerischen Geist zu schaffen.

Schon bald nach der Abreise Ende September 1904 hielten Roschdestwenskij und seine Offiziere, die den Japanern offenbar zugetraut hatten, ihnen um die Welt herum entgegenzufahren, in der Nacht zum 21. Oktober die in der Nordsee fischende englische Trawlerflotte aus Hull für eine Flottille japanischer Zerstörer. Die ganze Flotte eröffnete in einer wilden Schießorgie das Feuer auf die Fischdampfer, von denen sie einen versenkte und drei weitere beschädigte. Zwei Fischer wurden getötet, mehrere andere verletzt. Nachdem sie ihren furchtbaren Irrtum erkannt hatten, unterließen es die Russen, zu stoppen und Hilfe zu leisten.

England, dessen Sympathien ohnehin bei seinem Verbündeten Japan lagen, sah den Vorfall als empörende Gewalttätigkeit an und drohte, da keine befriedigende politische Entschuldigung einging, mit einem Gegenschlag der Flotte. Die vereinigten Heimat- und Mittelmeerflotten spielten mit den Russen bei deren Weiterfahrt in Richtung Spanien Katz und Maus. Schließlich blieben vier russische Offiziere in Vigo zurück, um vor einem internationalen Gerichtshof in Hull zu erscheinen, und der Vorfall wurde beigelegt. [Wodurch in Großbritannien schon zuvor eine Grundlage für eine antirussische Stimmung geschaffen wurde, wird in Andrew Joyces Artikelserie Neubetrachtung der russischen Pogrome im 19. Jahrhundert, Teil 1: Rußlands Judenfrage, Mythen und die russischen Pogrome, Teil 2: Erfindung von Greueltaten und Mythen und die russischen Pogrome, Teil 3 – Die jüdische Rolle erhellt, und wie es kam, daß die dafür verantwortlichen Leute in Großbritannien so einflußreich werden konnten, erläutert Willam Joyce in Historischer Hintergrund zum Zweiten Weltkrieg.] Er erschwerte indessen die Fahrt der Flotte um die Welt noch mehr, da sich viele neutrale Staaten weigerten, Hafenrechte für die immer wieder notwendige Bekohlung zu gewähren, und daß die Russen sich deshalb genötigt sahen, bei jeder der verbliebenen Gelegenheiten so viel Kohle zu bunkern wie gerade noch möglich, hatte in der Schlacht eine weitere fatale Konsequenz, wie wir noch sehen werden.

Roschdestwenskij verbrachte die langen Tage der Fahrt in seinem Lehnstuhl auf der Brücke seines Flaggschiffs Suvorov. Er achtete darauf, daß die Schiffe in Kiellinie blieben und genaue Abstände hielten. Die Zustände in den Maschinenräumen, den Geschütztürmen und den Zwischendecks kümmerten ihn wenig. Lief jedoch ein Schiff aus der Linie, verlor dieser hochgewachsene, ernste und imponierende Admiral jegliche Beherrschung. Der Seemann Novikov-Priboj, ein ausgebildeter Mannschaftsdienstgrad an Bord des Flaggschiffs, schrieb später:

„Er sprang wütend brüllend aus seinem Lehnstuhl. Manchmal warf er seine Mütze auf die Planken, woraufhin einer seiner Offiziere sie aufhob und ehrerbietig wie eine Reliquie in den Händen hielt. Wachoffiziere, Stab, Ausgucksgasten, Ordonnanzen und Matrosen betrachteten den Admiral voller Furcht. Nach einer gegen den Übeltäter gerichteten Salve von Flüchen pflegte der Befehl zu kommen: ‚Signalisieren Sie dem Idioten einen Verweis!’ oder ‚Signalisieren Sie diesem Irren, daß er nicht weiter so hinter uns herhinkt!’“

Innerhalb einer Minute flatterte dann das Signal, das der gesamten Flotte zeigte, daß ein bestimmtes Schiff einen Schnitzer gemacht hatte, und der Admiral beruhigte sich allmählich. Konteradmiräle und Kapitäne vermieden es sorgfältig, die Suvorov zu besuchen, es sei denn, der Dienst zwang sie dazu. Sie wußten, daß Roschdestwenskijs Benehmen und Laune nicht vorherzusagen waren und daß ein unvermeidbares Zusammentreffen ihnen vor allen Untergebenen eine Schimpfkanonade einbringen konnte. Für seine Offiziere gebrauchte er öffentlich teils lustige, teils beleidigende Spitznamen, die er selbst prägte. So nannte er Konteradmiral Felkersam, einen recht stattlichen Herrn, den „Dünger-Sack“, und Kapitän Ber, Befehlshaber der Ossljabja und ein bekannter Frauenheld, das „lüsterne Aas.“

Neben diesen Verletzungen der Marineetikette hielt Roschdestwenskij seine Unterbefehlshaber über seine Pläne zur Vernichtung des Gegners (wenn er solche überhaupt hatte) völlig im Unklaren. Er versammelte seine Offiziere weder zum Kriegsrat noch sprach er mit ihnen über ihre Sorgen und Schwierigkeiten und begab sich nur an Bord anderer Schiffe, um Verweise zu erteilen.

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Ostwind, Regen: Verrat in Pearl Harbor

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Von Kevin Alfred Strom, übersetzt von Deep Roots.

Das Original East Wind, Rain: Treason at Pearl Harbor erschien am 6. Oktober 2008 bei Kevin Alfred Stroms Essays (sein erster!)

[Anm. v. Lucifex: ich habe heute festgestellt, dass es das Original dieses Artikels auf Kevin Stroms Seite nicht mehr gibt, obwohl er in einer kleinen Meldung in der rechten Randspalte, wo er darauf hinweist, dass der Beitrag von “As der Schwerter” übersetzt worden ist, noch darauf verlinkt.]

WENN SIE VERSTEHEN WOLLEN, warum die amerikanische Regierung Kommunisten in Haiti und Südafrika unterstützt – wenn Sie verstehen wollen, warum weder Demokraten noch Republikaner unsere Grenzen gegen fremde Invasionen schützen werden – und wenn Sie verstehen wollen, warum wir unsere Freiheiten rapide verlieren, für deren Verteidigung unsere Väter und deren Väter kämpften – dann müssen Sie ein Verständnis der Ereignisse gewinnen, die im Zeitraum von ein paar Tagen vor mehr als einem halben Jahrhundert stattfanden.

Die Wahrheit über diesen Fall von Verrat am amerikanischen Volk und von Verrat an unseren kämpfenden Männern ist so schockierend – und so aufschlußreich – daß sie, wenn man sie einmal gehört hat, Ihre Sicht auf unsere Welt und auf die Kräfte, die sie gestalten, für immer verändern wird. Nachdem Sie diese Sendung gehört haben, werden Sie den kontrollierten Medien nie mehr vertrauen können, und Sie werden mit kristallener Klarheit die Hand von Amerikas Feinden sehen, wie sie unsere Regierung von einem Desaster zum anderen führen.

Am frühen Morgen des 4. Dezember 1941 kam Oberfunker Ralph Briggs gerade zum Dienst in einer Kurzwellenfunküberwachungsstation der US Navy in Cheltenham, Maryland, eine halbe Autostunde südöstlich von Washington DC. Briggs war 27 Jahre alt, war seit dem Alter von 20 Jahren bei der Navy gewesen und hatte seit vier Jahren für den Marinegeheimdienst ausländische Kurzwellensendungen überwacht. Er war ein Amateurfunker gewesen (Rufzeichen W9NCM), seit er ein Teenager gewesen war.

Es schien ein gewöhnlicher Morgen zu sein, als er seinen Empfänger auf die Station abstimmte und zu transkribieren begann, was er hörte. Um 8 Uhr morgens empfing er die Nachricht, auf die er gewartet hatte. Es schien nichts weiter als eine regionale Wettervorhersage zu sein, wie die Stationen, die er überwachte, sie jeden Tag während ihrer Nachrichtensendungen brachten. Aber Briggs wusste als einziger unter den Funkern in Cheltenham, was die vier Worte bedeuteten. Sie bedeuteten, daß die Welt sich in unvorhersehbarer, aber kataklysmischer Weise verändern würde. Sie bedeuteten, daß viele seiner Freunde und Landsleute bald tot sein würden. Sie bedeuteten, daß Amerika nie wieder dasselbe sein würde. Die vier Worte wurden beiläufig im Rahmen der regulären Nachrichten- und Wettersendung von Radio Tokio in Japan ausgesprochen. Die Worte waren: „Higashi no kaze ame“ – „Ostwind, Regen.“ Briggs übermittelte die Nachricht sofort per Fernschreiber nach Washington.

„Ostwind, Regen“ war eine von drei möglichen „Ausführungs“-Botschaften, nach denen zu horchen japanische Diplomaten überall auf der Welt am 19. November angewiesen worden waren. Man hatte ihnen gesagt, sie sollten die regelmäßigen Nachrichten- und Wettersendungen aus Tokio abhören, wie sie es immer taten, aber dabei besonders auf die Ausdrucksweise zu achten, mit der das Wetter beschrieben wurde.

Falls sie die Worte „Nordwind, bewölkt“ hörten, so bedeutete das Krieg gegen die Sowjetunion.

Falls sie die Worte „Westwind, klar“ hörten, so bedeutete dies Krieg gegen das britische Empire.

Und falls sie die Worte „Ostwind, Regen“ hörten, so bedeutete dies Krieg gegen die Vereinigten Staaten.

Nur ein paar Meilen von Cheltenham entfernt, in der japanischen Botschaft in Washington DC, hörte Stabsbootsmann Kenichi Ogemoto ebenfalls den Wetterbericht. Als er diese schicksalhaften Worte hörte, eilte er sofort ins Büro des Marineattachés Kapitän Yuzuru Sanematsu und rief: „Die Winde wehen!“ Sanematsu rannte mit Ogemoto zurück in den Funkraum und kam gerade rechtzeitig, um den Sprecher von Radio Tokio die Wettervorhersage wiederholen zu hören: „Higashi no kaze ame“ – „Ostwind, Regen.“ Sofort begannen Arbeiter der Botschaft, ihre kryptographische Ausrüstung und ihre Codebücher zu vernichten, während andere die geheimen Dokumente aus ihren Aktenordnern nahmen, sie in riesigen Häufen im Garten aufstapelten und verbrannten. Die japanischen Diplomaten wussten, daß ihre Botschaften und Konsulate in den Vereinigten Staaten und deren Territorien bald besetzt werden würden, und daß sie selbst bald als feindliche Ausländer interniert werden würden, bis sie gegen amerikanische Diplomaten in Japan ausgetauscht werden würden. All ihre Hardware und Software zur Erstellung und Entschlüsselung von Codes und all ihre Geheimpapiere mussten sofort vernichtet werden.

Das Regime, das die Vereinigten Staaten zu der Zeit regierte, war das von Franklin Roosevelt. Es war die erste Präsidentenadministration in den Vereinigten Staaten, von der man definitiv sagen kann, daß sie voll unter fremder Kontrolle stand. Nie zuvor waren so viele subversive Fremde und Verräter, viele davon eingefleischte Kommunisten, in mächtigen Positionen versteckt; nie zuvor hatte die Bundesregierung ihre Macht über die Bundesstaaten und das Volk in solch einem Ausmaß erweitert; nie zuvor, aber oft seither.

Um Ihnen eine Vorstellung von der wahren Atmosphäre jener Zeit zu vermitteln, die von Historikern des Establishments beflissen vor Ihnen verborgen wird und die von den kontrollierten Medien jener Zeit verschleiert wurde, lassen Sie mich einen kleinen Vorfall erzählen, der in John T. Flynns Buch „The Roosevelt Myth“ berichtet wird.

Eleanor Roosevelt

Eleanor Roosevelt

1939 wurde vom Komitee gegen unamerikanische Aktivitäten (House Un-American Activities Committee) unter der Leitung des Kongreßabgeordneten Martin Dies gegen eine kommunistische Jugendgruppe ermittelt, die sich „American Youth Congress“ nannte. Eine Gruppe von Kommunisten aus dem „Congress“, einschließlich dessen Führers Joseph P. Lash, Joe Cadden und Abbot Simon, inszenierte eine Reihe von Protesten gegen die Ermittlung, wobei sie einmal in den Raum des Komitees marschierten und die Verfahren zu stören versuchten. Sie sprangen über Tische, schrien die Kongreßabgeordneten an, warfen mit kommunistischen Pamphleten um sich, und einmal begann Joseph Lash sogar ein übles und beleidigendes Lied gegen Dies zu singen. Wer dort zugegen war und die versammelten Kommunisten in ihrem Protest anführte, war niemand anders als die Ehefrau des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Eleanor Roosevelt. Nicht nur das, sondern die Kommunisten waren in offiziellen Autos des Weißen Hauses zu ihrer Demonstration chauffiert worden, und einer von ihnen, Lash, wohnte ständig im Weißen Haus, während Cadden und Simon oft als Untermieter dort waren.

Ein Kongreßabgeordneter, der ein leidenschaftlicher Unterstützer von Roosevelt war, besuchte eines Morgens das Weiße Haus. Während er dort war, sah er erstaunt, wie Abbot Simon, ein Vorstandsmitglied einer bekannten kommunistischen Tarnorganisation, aus einem der Schlafzimmer kam. Er fragte den Zeremonienmeister des Weißen Hauses, ob er wirklich gesehen hatte, was er zu sehen glaubte. Der Zeremonienmeister versicherte ihm, daß er das tatsächlich hätte, und daß Simon das Schlafzimmer seit zwei Wochen bewohnt hatte, wobei er jede Nacht in einem Bett geschlafen hatte, das einst von Abraham Lincoln benutzt worden war.

In solch einer Atmosphäre überrascht es nicht, daß die Regierung Roosevelt bestrebt war, an der Seite der Sowjetunion in den Krieg einzutreten. Genausowenig überrascht es, daß jüdische Interessen, die im Roosevelt-Regime ebenfalls einen großen Stellenwert hatten (und in allen Administrationen seither), ebenfalls eifrig in ihren Anstrengungen waren, die Vereinigten Staaten in den Krieg gegen Deutschland zu verwickeln, das zu der Zeit organisierte jüdische Interessen aus ihren ehemaligen Machtpositionen in dem Land entfernt hatte. Es sollte auch angemerkt werden, daß in den 1930ern und 1940ern die jüdischen und kommunistischen Machtstrukturen weitgehend deckungsgleich waren, wobei eine große Zahl von Individuen beiden Gruppen gleichzeitig angehörten. Zwei sich überlappende Interessengruppen, beide sehr einflußreich im Weißen Haus, drängten zum Krieg.

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Joyeux Noёl: Die Anfänge des Ersten Weltkrieges und der Weihnachts-Waffenstillstand von 1914

Filmposter Joyeux Noel

Von F. Roger Devlin, übersetzt von Deep Roots. Original: Joyeux Noёl: The Beginnings of WWI and the Christmas Truce of 1914, erschienen am 14. Dezember 2013 im Occidental Observer.

Mit der durch neunundneunzig Jahre ermöglichten nachträglichen Einsicht ist es offenkundig, daß der Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht bloß den Beginn des bis zu dieser Zeit zerstörerischsten Krieges der Geschichte kennzeichnete, sondern auch eine grundsätzliche zivilisatorische Wasserscheide. Während das Kämpfen im Gange war, nahmen nahezu alle Teilnehmer an, daß sie durch nackte Aggression der anderen Seite in den Kampf gezwungen worden seien. Die Historiker brauchten Jahre, um zu entwirren, was tatsächlich geschehen war.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war die deutsche Armee die beste in Europa und in der Lage, jeden einzelnen Rivalen zu besiegen. Aber Deutschland hatte keine natürlichen Grenzen und war verwundbar gegenüber einem gemeinsamen Angriff an zwei Fronten: durch Frankreich und Britannien im Westen und das Russische Reich im Osten. Eine deutsche Niederlage in solch einem Szenario wurde als buchstäblich unvermeidlich betrachtet.

Die französisch-russische Allianz von 1894, aus der die Triple Entente wurde, als Britannien 1907 beitrat, machte Deutschlands schlimmste Befürchtungen wahr.

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