Das. Ist. Nicht. Sparta. (6): Sparta in der Schlacht

Aus „300“: Leonidas (Gerard Butler) verabschiedet sich von seiner Frau Gorgo (Lena Headey) und seinem Sohn.

Von Bret Devereaux, übersetzt und mit einem Titelbild und zusätzlichen Links versehen von Lucifex. Das Original This. Isn’t. Sparta. Part VI: Spartan Battle erschien am 20. September 2019 auf dem Blog A Collection of Unmitigated Pedantry des Autors.

Zuvor erschienen: Glossar zu Sparta, Das. Ist. Nicht. Sparta. (1): Spartanische Schule(2): Spartanische Gleichheit, (3): Spartanische Frauen, (4) Spartanischer Reichtum und (5) Die spartanische Regierung.

Diese Woche gibt’s den Teil, auf den ihr alle gewartet habt – wir werden uns ansehen, wie die Spartaner kämpften. Dies ist Teil sechs unserer Serie, die Sparta und seinen Platz im kulturellen Gedächtnis betrachtet. Wie wir zuvor kurz diskutierten, gibt es in der Sparta-Mystik zwei zentrale Mythen, den Mythos von der spartanischen Gleichheit und den Mythos von der spartanischen militärischen Exzellenz. Wir haben die letzten vier Wochen mit der Untersuchung des ersteren verbracht und herausgefunden, daß er schwer zu wünschen übrig läßt.

Natürlich ist der Mythos von der spartanischen Gleichheit nicht das, was Spartas Platz in der Populärkultur garantiert. Sicher, Akademiker und die Autoren von Meinungskolumnen mögen über die spartanische Gesellschaft diskutieren, aber wir machen keine Filme und Videospiele über die spartanische Gesellschaft (vielleicht sollten wir das – sie wären erschütternde Dystopien, aber dafür gibt es heutzutage einen Markt). Wir machen Filme und Videospiele über spartanische Krieger. Und für eine Menge Leute ist das alles, was zählt – die Kindesmißhandlung, Brutalität und Sklaverei, der demographische Kollaps und der ganze Rest wird irgendwie „die Sache wert“, wenn das dazu führt, daß Sparta die „besten“ Krieger hervorbringt.

Nun erhebe ich klarerweise heftig Einspruch gegen diese Position. Welche Ehre wird gewonnen durch die mächtige Verteidigung eines entsetzlichen, unmenschlichen Systems? Aber so viel vom Ruhm der Spartaner – was sie auch immer für Lebensumstände schützten – steckt in ihrem Ruf als Krieger.

Spartaner sollen Krieger sein, vielleicht die ultimativen Krieger. Oder vielleicht totale Krieger, was immer das bedeutet (so gut ich sagen kann, bedeutet es „mittelmäßiges Hauen und Stechen“, was, wie wir sehen werden, seltsam angemessen ist). Wie soll euer Einmannarmee-Supersoldat genannt werden? Es liegt auf der Hand, daß ihr ihn Spartaner nennt. Oder John Spartan.

Und all das, bevor wir hierzu kommen:

Diese Szene – und keine andere Szene in diesem Film – ist tatsächlich eine der besseren Darstellungen von griechischem Hoplitenkrieg, die ich in Filmen gesehen habe. Sie ist nicht perfekt – die Spartaner halten wahrscheinlich ihre Speere falsch, und „alle zusammen STOSSEN und vereint drängen“ wird nirgendwo in unseren Quellen beschrieben (es ist kaum dasselbe wie der othismos, den ich hier nicht debattieren werde). Aber hinsichtlich der Darstellung der dichten Formation mit einander überlappenden Schilden ist sie besser als der Durchschnitt.

Das Bild von Sparta und den Spartanern, das hier präsentiert wird, hat ein paar ineinandergreifende Teile. Wir werden diese Teile auseinandernehmen und separat zerlegen, sodaß wir sie einen nach dem anderen gegen die antiken Belege testen können. Insbesondere wollen wir diese Vorstellungen testen:

  • Daß die spartanische Phalanx qualitativ anders und besser war – hinsichtlich Organisation, Disziplin oder Kampffähigkeiten – als die Phalanxen anderer griechischer poleis oderr sogar anderer antiker Staaten.
  • Daß der einzelne Spartaner – oder einfach Spartiat – individuell eine Art idealer oder ultimativer Krieger war.
  • Daß – als Konsequenz der beiden vorherigen – die Spartaner die beste Armee in Griechenland hatten und eine qualitativ sehr hochwertige Armee nach den Maßstäben der antiken Welt.

Jetzt ist also der Mythos von der spartanischen militärischen Exzellenz an der Reihe, um auf die Probe gestellt zu werden. Ich möchte klarstellen, daß die Analyse dieser Woche eine Kampanalyse Pfund für Pfund ist – wir werden Strategie, Logistik und Umfang nächste Woche betrachten, wenn wir die Serie beschließen. Heute geht es nur um das Gewinnen von Schlachten, was, wie wir nächste Woche sehen werden, noch lange nicht bedeutet, Kriege zu gewinnen oder große strategische Ziele zu erreichen.

Ergreift also eure Schilde, nehmt eure Speere, setzt eure Helme auf, denn es ist Zeit für ein paar Hoplitenschlachten.

Und jetzt alle zusammen

Als die Spartaner in 300 bei den Thermopylen ankommen, hält Leonidas eine Rede vor Ephialtes (der aus irgendeinem Grund von einem örtlichen Schafhirten in einen lakedaimonischen hypomeion verwandelt wurde) über die Stärke der spartanischen Phalanx. Jeder Hoplit in der Formation – wobei Hoplit der Ausdruck für den schweren griechischen Infanteristen ist, der den aspis-Schild trug (der manchmal hoplon genannt wird, daher der Name) – deckte nicht nur sich selbst mit seinem Schild, sondern auch den Mann zu seiner Linken. 300 stellt das als irgendwie einzigartig spartanisch dar – wenn die Arkadier kämpfen, sind sie verglichen mit den Spartanern „mehr Raufbolde als Krieger, sie machen ein erstaunliches Chaos daraus“.

Leonidas erklärt Ephialtes die Phalanx. Die volle Zeile lautet: „Dein Vater hätte dir sagen sollen, wie unsere Phalanx funktioniert. Wir kämpfen als eine einzige undurchdringliche Einheit. Das ist die Quelle unserer Stärke. Jeder Spartaner schützt den Mann zu seiner Linken vom Oberschenkel bis zum Hals mit seinem Schild. Eine einzige schwache Stelle, und die Phalanx zerbricht.“ Das ist ein starkes Stück von einer polis, die immer in Koalitionen mit anderen griechischen Staaten kämpfte, die immer ihre eigenen Nichtspartiaten zum Kampf in der Phalanx zwang, manchmal sogar einschließlich versklavter Heloten (sodaß es fakisch VIELE schwache Stellen gab), und die sich zunehmend auf hypomeiones – wie diese Version von Ephialtes – stützen sollte, die anstelle der ständig weniger werdenden, immer reicheren Spartiaten kämpften.

(Eine pedantische Anmerkung: Ich weiß natürlich von der Debatte unter griechischen Historikern über die Natur der Phalanx. Ich vertrete – mit einigen Modifikationen – die „orthodoxe“ Sicht auf die Hoplitenphalanx (mehr Western Way of War und weniger Greek Warfare: Myths and Realities), und daher werdet ihr hier diese bekommen. Macht euch nichts draus, wenn euch das nichts bedeutet – es ist bloß dazu da, um die Handvoll von Leuten zu informieren, die es kümmert. Dieses Argument wird dadurch weder im einen noch im anderen Fall verändert.)

Dieser Eindruck – daß der Hoplit irgendwie zu Sparta gehört – wird durch die Art, wie Objekte wie der korintische Helm, der runde griechische aspis-Schild (jene „spartanischen“ Hindernisrennen verwenden beides!), manchmal sogar die komplette Hoplitenausrüstung, in der Populärkultur als spartanische Bildsprache statt als [allgemeine] griechische Bildsprache assimiliert worden sind. Ich habe mehr schlechte Netzartikel gesehen, als ich zählen kann, wo diese Sachen als „spartanische“ Ausrüstung bezeichnet werden, als ob der Rest der Griechen etwas anderes getragen hätte.

Dies… ist Unsinn. Die Hoplitenphalanx war der gemeinsame Kampfstil von im Wesentlichen allen griechischen poleis. Sie war nicht einzigartig für Sparta.

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Das. Ist. Nicht. Sparta. (2): Spartanische Gleichheit

Von Bret Devereaux, übersetzt und mit zusätzlichen Links versehen von Lucifex. Das Original This. Isn’t. Sparta. Part II: Spartan Equality erschien am 23. August 2019 auf dem Blog A Collection of Unmitigated Pedantry des Autors.

Zuvor erschienen: Glossar zu Sparta und Das. Ist. Nicht. Sparta. (1): Spartanische Schule.

Dies ist Teil II unserer siebenteiligen Betrachtung Spartas (IIIIIVVVIVII). Letzte Woche warfen wir einen Blick auf unsere Quellen für Sparta und untersuchten dann das spartanische Kinderausbildungssystem, die agoge. Wir fanden heraus, daß unsere Quellen nicht annähernd wie die Veteranen aussehen, die Filme wie 300 erzählen, sondern stattdessen zum Großteil wohlhabende (und snobistische!) Griechen von außerhalb Spartas sind. Wir fanden auch heraus, daß die spartanische agoge mehr wie ein Trainingsprogramm für Kindersoldaten war – etwas wie aus der Lord’s Resistance Army in Uganda – als wie irgendeine Art von Bildungssystem, wie wir es verstehen.

Diese Woche werden wir unseren Blick auf die spartanische Gesellschaft ausweiten und die Behauptung der spartanischen Gleichheit untersuchen. Wir werden das tun, indem wir uns zuerst die verschiedenen Klassen von Menschen in Sparta ansehen – Bürger, Nicht-Bürger und Sklaven – und dann das Thema der Wohlstandsgleichheit innerhalb der spartanischen Bürgerschaft betrachten.

Wie immer gibt es hier gibt es hier ein hilfreiches Glossar der Begriffe, falls ihr es brauchen solltet, aber ich werde die Dinge definieren, so wie wir zu ihnen kommen, also solltet ihr keine Probleme haben.

Der Mythos von der spartanischen Gleichheit

Nun sagt 300 – und in der Tat viele Darstellungen Spartas in der Populärkultur – uns nicht immer in Worten, daß die spartanische Gesellschaft gleich war. Vielmehr tendieren sie dazu uns zu zeigen, daß sie es war. Die Bildsprache in Filmen ist, wenn überhaupt, mächtiger als Dialoge, aber es kann schwerer sein, sie wirklich festzunageln. Aber machen wir uns die Mühe – und sei es nur, damit mir nicht vorgeworfen wird, einen Strohmann zu attackieren. Wenn 300 uns die in der Stadt lebenden Spartaner zeigt, dann sehen sie so aus:

Es ist schwierig, das in einem Standbild einzufangen, aber während die Kamera in einem Kreis über die Hauptcharaktere schwenkt, sind da mindestens 10 Spartaner, die genau wie die beiden im Hintergrund gekleidet sind und alle herumlaufen.

[Einschub des Übersetzers: siehe das von mir unten noch einmal eingefügte zweiminütige Video mit der Brunnentrittszene, aus der das obige Bild ist (Lena Headey als Königin Gorgo ist schon mmmmh)]:

Und auf dem Marsch sehen sie so aus:

Es ist seltsam – die antiken Quellen stellen die Spartiaten, wenn überhaupt, als ein bißchen eitel dar, daß sie ihr Haar vor der Schlacht kämmten, ihre Schilde verzierten und so weiter. Dieses Bild von sauber identischen Spartanern ist entschieden ahistorisch.

Identische, austauschbare Spartaner. Interessant ist hier, daß Frank Miller und Zack Snyder sich solche Mühe gegeben haben, die identische Natur jedes dieser Männer zu betonen, was so weit geht, daß sie mit Dingen brechen, die wir über sie wissen. Jeder Spartaner in dem Film hat einen identischen Schild mit einem identischen lambda (Λ) darauf, aber wir wissen in Wirklichkeit (Plut. Mor. 234.41), daß die einzelnen Spartaner ihre Schilde mit einer Vielzahl individueller heraldischer Zeichen bemalten. Ebenso brachten die Spartaner ihre eigene Rüstung „um ihrer selbst willen“ mit (vgl. Plut. Mor. 220.2), und man kann angesichts der Vielfalt von Rüstungen und Helmen im Griechenland dieser Zeit mit Sicherheit annehmen, daß es in der spartanischen Schlachtlinie ebenfalls eine recht breite Vielfalt von Stilen gegeben hat.

Die Spartaner laut Samurai Jack – eine lange Reihe identischer Spartaner, außer dem König und seinem fremden, zeitreisenden Gast.

Zum Glück wird die unausgesprochene visuelle Signalisierung der „spartanischen Gleichheit“ oft in ausdrückliche schriftliche Erklärungen umgewandelt. Um nur ein Beispiel zu nehmen, dieser Artikel von Nick Burns in der New Republic lobt die spartanische „relative wirtschaftliche Gleichheit“ und ihren „kulturellen Egalitarismus“ und sagt weiters:

Lykurg, der Gründer des spartanischen Regimes, soll verfügt haben, daß nur Eisenbarren als Währung akzeptiert werden. Es wurde so schwierig, Geld zu verdienen oder anzusammeln, nachdem es in riesigen Schubkarren herumgekarrt werden mußte, daß die Bürger ihren Wunsch aufgaben, ein Vermögen zu machen, und sich damit abfanden, auf einer weitgehend gleichen materiellen Basis wie ihre Mitbürger zu leben.

Lykurg ließ auch alle Bürger an gemeinsamen Tischen miteinander essen, um die Entwicklung von Luxusgewohnheiten zu verhindern und sicherzustellen, daß private Beziehungen, sogar familiäre, die Gemeinschaft nicht untergruben.

Wir werden zur Person des Lykurg nächstes Mal kommen (Spoiler: halbgöttliche, mythische Gründergestalten sollten nicht wie historische Gestalten behandelt werden). In einer – wie ich betonen sollte, höflichen – Twitterkonversation mit mir stellte Nick Burns hinterher seine Sicht klar:

Das für mein Auge Beeindruckendste an Sparta war das Maß an Gleichheit und Zusammenhalt *unter Bürgern*. War das nur möglich durch die Tyrannisierung der umgebenden Bevölkerung? Das ist nicht unwahrscheinlich.

Aber es kommt mir der Gedanke, daß sie genauso sehr hätten tyrannisieren und dennoch innerhalb ihrer Reihen ungleich sein können. Ich denke an Schumpeters Diktum: Demokratie ist die Herrschaft einer Untergruppe der Gesellschaft, die innerhalb ihrer eigenen Reihen demokratisch ist.

Diese Vorstellung – das Maß der Gleichheit und des Zusammenhalts – ist das, was ich den Mythos von der spartanischen Gleichheit zu nennen vorziehe, und den werden wir heute aufs Korn nehmen.

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Das. Ist. Nicht. Sparta. (1): Spartanische Schule

Die ikonische Szene in 300, wo Leonidas den persischen Gesandten mit den Worten „Das – Ist – Sparta!“ in den Brunnen tritt. (Bild von Lucifex hinzugefügt)

Von Bret Devereaux, übersetzt von Lucifex. Das Original This. Isn’t. Sparta. Part I: Spartan School erschien am 16. August 2019 auf dem Blog A Collection of Unmitigated Pedantry des Autors.

Dies ist Teil I einer siebenteiligen Serie (IIIIIIIVVVIVII), die das populäre Vermächtnis Spartas (verkörpert in Filmen wie 300) mit dem historischen antiken Staat vergleicht. Heute sehen wir uns zuerst die Quellen unserer Informationen über Sparta an und beginnen dann am Anfang: dem spartanischen Erziehungs- und Trainingssystem, der agoge.

Ich wußte, daß wir uns schließlich hierher begeben würden (insbesondere eine Kritik an 300 ist ein recht häufiger Leserwunsch gewesen), aber ich beschloß, dies im Kalender nach oben zu schieben, nachdem ich die einander duellierenden Artikel in der New Republic über den Wert Spartas gelesen hatte. Ich denke nicht, daß einer der beiden Artikel wirklich so umfassend war, wie er hätte sein können, und ich hatte das Gefühl, daß einer davon zutiefst irrig war – es wird bald sehr offensichtlich sein, welcher.

Spartas Vermächtnis in der amerikanischen Populärkultur ist immer markant gewesen, aber es scheint das besonders jetzt zu sein. Man sieht das spartanische Lambda (das Λ für Lakedaimon, der Name des Territoriums von Sparta) auf T-Shirts. Sparta wird auf Fitnessmotivationspostern beschworen. Berühmte spartanische Bonmots (wie molon labe – „kommt und holt sie euch“ [d. Ü.: in diesem Zusammenhang: die Waffen] werden in moderne politische Slogans verwandelt. Es gibt eine ganze populäre Serie von Hindernisläufen, genannt „Spartan race“ (eine unglückliche Formulierung, wenn ich je eine gehört habe).

Das Logo für die „Spartan Race“-Hindernisläufe. Es scheint relevant zu sein, anzumerken, daß der Helm hier ein korintischer Helm ist. Historisch wird Sparta stärker mit dem Helmtyp pilos assoziiert, einem einfachen konischen Helm aus Bronze, der das Gesicht und die Ohren freiließ, aber wahrscheinlich trugen Spartaner, was immer ihnen für ein Helm gefiel.

Es dehnt sich in den breiteren Gebrauch in der Populärkultur aus. Natürlich mußte der Hauptprotagonist von Assassin’s Creed: Odyssey ein Spartaner sein. Spartaner sind sogar eine militärische Elitetruppe in Total War: Rome II (das ein Jahrhundert nach der Zeit stattfindet, als Sparta aufhörte, eine bedeutende Militärmacht zu sein). Der Name für die Supersoldaten des Halo-Universums, einschließlich des Protagonisten Master Chief, ist Spartaner. Die Schlacht bei den Thermopylen und ihre dreihundert Spartiaten (warum sage ich nicht „Spartaner“? dazu kommen wir nächsten Woche) bekommt eine freundliche namentliche Erwähnung in Star Trek: Deep Space Nine und ein volles, liebevolles Reenactment in Samurai Jack von Cartoon Network.

Heroische Spartaner, wie sie in der Serie Samurai Jack von Cartoon Network, „Jack and the Spartans“, Staffel 2, Episode 25, auftreten. Die Schlacht bei den Thermopylen wird hier nachgespielt, aber mit den robotischen Monstern des bösen Aku als Ersatz für die persische Armee, was eine sehr wörtlich genommene Entmenschlichung ist.

Den gesamten Bogen von Spartas Präsenz in Politik und Populärkultur zu behandeln, wäre eine eigene Artikelserie, und das ist nicht das, was ich hier tun werde. Ich möchte über die wirkliche griechische polis Sparta reden, nicht über den Stadtstaat unserer Vorstellung (um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sehr die populäre Vorstellung daneben liegt, laßt mich anmerken, daß Sparta aus dem einfachen Grund kein Stadtstaat war, daß es keine Stadt hatte – es hatte stattdessen fünf Dörfer). Wir werden also vereinfachen: unser Modell für die popkulturelle Präsenz Spartas wird bloß ein Film sein: 300, entstanden unter der Regie von Zack Snyder.

Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, bedeutet das, daß 300 hier mehr als nur ein bißchen Haue kriegen wird. Ich werde ehrlich sein, 300 ist ein schuldbewußtes Vergnügen von mir gewesen. Ich denke, ich finde mich hier in einer ähnlichen Position wieder wie Dan Olsen: es ist ein zutiefst verantwortungsloser Film, und nicht bloß, weil der Soundtrack plagiiert wurde), aber isoliert gesehen ist er dennoch ein sehr wirksamer Film bei der Vermittlung der Kraft und der Emotionen, auf die er abzielt. (mehr …)

Star Dreck 10: Terminator

Von Dunkler Phönix (ursprünglich veröffentlicht am 6. September 2015 auf „As der Schwerter“; hier nur mit dem ersten Bild nachveröffentlicht, da die anderen in der mir zur Verfügung stehenden Quelle nicht erhältlich waren, plus zwei von mir eingefügten Bildern von Lena Headey als Sarah Connor)

Star Dreck 10: Terminator – eine Abrechnung

Explikation:

Ich bin seit Jahren ein großer Fan des „Terminator“-Stoffes. James Cameron hat diesen Stoff von dem jüdischen Autoren Harlan Ellison übernommen, aber mehr oder weniger „sein eigenes Ding“ daraus gemacht. Nach Klagen von Ellison wird dieser im Abspann des ersten Teiles erwähnt. Auf jeden Fall ist das „Terminator“-Universum es wert, als 10. Teil unserer „Star Dreck“ Reihe sozusagen ein Jubiläum zu zelebrieren.

Es gibt mittlerweile fünf „Terminator“-Filme, das Original T1 (1984) mit Arnie als dem „Bösen“, T2 „Judgement day“ (1991) mit Arnie als umprogrammiertem Roboter, der auf der Seite der Menschen kämpft, T3 (2003) mit Kristanna Loken als „Terminatrix“ und Arnie in der gleichen Rolle wie in T2, T4 „Salvation“ (2007) mit Christian Bale und T5 „Genesys“ (2015) wieder mit Arnie und Daenerys Targeryen, äh, ich meine Emilia Clarke.

Zusätzlich gibt es die Serie „Terminator – the Sarah Connor Chronicles“ (2008-09) mit Cersei, respektive Lena Headey und Summer Glau aka „River“ von Firefly.

Lena Headey als Sarah Connor

Auch dieser Artikel ist düster und voller Spoiler, wer die erwähnten Filme und Serien noch nicht gesehen hat und sie sich nicht verderben lassen möchte, der sei gewarnt (bei dem neuesten Film T5 habe ich allerdings versucht nicht allzuviel zu spoilern).

Die Serie gab den Anlass dazu, diesen Artikel zu schreiben, deshalb beginne ich mit ihr – und mit meiner Hauptthese.

Hauptthese:

Zwar werde ich sowohl auf die allfällige Rassenpropaganda eingehen, die in Filmen wie Serien nicht ausbleibt, als auch über Zeitreiseparadoxa und verschiedene andere Aspekte des Stoffes schreiben, aber hauptsächlich geht es bei Terminator – so wage ich zu behaupten – darum, uns Angst vor der Technik zu machen.

Nun erscheint diese These einerseits trivial, weil es so viele Filme gibt, die dieses Thema aufgenommen haben (allen voran die Matrix-Trilogie) und andererseits auch irgendwie falsch, weil die JWO ja anscheinend nichts lieber möchte, als dass wir Sklaven der Technik werden. Uns dagegen zu wehren wäre, so scheint es, so wie der Kampf von John Connor und seiner Mutter Sarah gegen das KI- Programm „Skynet“, das im „Terminator“ Universum in naher Zukunft die Menschheit per Atomkrieg mehr als halbieren und den Rest versklaven wird.

Die Filme und Serien tun alles dafür, dass wir uns mit den Connors und ihrem Kampf gegen die künstlichen Lebensformen, welche die Menschheit auslöschen wollen, identifizieren, und ihr Kampf ist ein verzweifelter, aussichtsloser, so wie der unsere. Die Allmachtsgelüste von Skynet erinnern an die Allmachtsphantasien unserer „Freunde“ und die Massentötungen in Gulags, die in der düsteren Zukunft Alltag sind, scheinen mir ebenfalls eine fixe Idee genau dieses Personenkreises zu sein.

Für Nichtkenner des Stoffes verspreche ich, dass ich alles sagen werde, was man zum Verständnis braucht und alle unwichtigen Details verschweigen werde. Und zumindest der Abschnitt über Zeitparadoxa ist auch unabhängig von „Terminator“ interessant.

Zwar habe ich schon immer geargwöhnt, dass auch hinter „Terminator“ keine gute Absicht, sondern böswillige Vernichtungspropaganda steckt, aber erst das Anschauen der ersten Folgen der Serie „SCC“ hat mir das wirklich klar und bewusst gemacht – vielleicht, weil die Filme in dieser Hinsicht subtiler sind, vielleicht weil die Intentionen der verschiedenen Produzenten nicht die gleichen waren.

Es gibt drei Aspekte der durch „Terminator“ induzierten Technikphobie:

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Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers

Von Trevor Lynch (Greg Johnson), übersetzt von Lucifex. Das Original Star Wars: The Rise of Skywalker erschien am 22. Dezember 2019 auf Counter-Currents Publishing.

Nicht einmal ich erwartete, daß Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers so schlecht sein würde. Es ist einfach ein schrecklicher Film: nachgeahmt, zusammenhanglos, willkürlich, oberflächlich und zutiefst langweilig und unspannend – trotz, oder vielleicht wegen der frenetischen Actionsequenzen, umwerfenden Duelle und so speziellen Effekten, daß sie Kohlenstoffpunkte auf euren Augäpfeln hinterlassen werden.

Der Aufstieg Skywalkers ist 2 Stunden und 22 Minuten lang, was lang genug ist, aber es fühlt sich noch länger an. Ich sah den Film in einem halbleeren Kino, und als Harrison Ford auf der Leinwand erschien, begann eine ganze Reihe von Leuten zu den Ausgängen zu strömen. Es wäre auch für mich der letzte Tropfen gewesen, aber ich hatte meine Pflicht gegenüber euch, liebe Leser, die mich durchhalten ließ.

Es gibt keine Möglichkeit, einen so schlechten Film zu „spoilen“, daher werde ich eine Zusammenfassung der Handlung abgeben. Falls ihr sie also nicht hören wollt, ist daher jetzt der Zeitpunkt, um eure Deflektorschilde aufzurichten und von hier wegzuwarpen, oder was auch immer.

Der Aufstieg Skywalkers ist der dritte Teil von Disneys Star-Wars-Fortsetzungstrilogie. Die Würfel sind schon im ersten Teil, Das Erwachen der Macht, gefallen, bei dem Jar Jar Abrams Regie führte. Statt sich originelle Geschichten und neue Charaktere auszudenken, beschlossen Abrams und Disney, etwas Kalkuliertes, Zynisches und Leichtes zu tun: die Nostalgie für die ursprüngliche Trilogie zu melken, indem sie die Hauptbesetzung zurückbrachten (Mark Hamill, Carrie Fisher, Harrison Ford, die Droiden, den wandelnden Bettvorleger) und ein derivatives Remake des ursprünglichen Star Wars und von Teilen von Das Imperium schlägt zurück zu drehen (siehe meine Rezension hier), aber diesmal als unbeholfene Farce.

Irgendwie ist die Republik besiegt worden, und ein neues Imperium ist entstanden, was den Sieg in der ersten Trilogie in eine Niederlage verwandelte und all ihr Streben zunichte machte. Statt eines männlichen Helden haben wir diesmal eine Mary Sue, Daisy Ridleys Rey, die als Hauptfigur paßt wie ein Fisch auf ein Fahrrad. Und statt eines imponierenden männlichen Schurken haben wir ein bemühtes Emo-Mannkind, Adam Drivers Kylo Ren, der im Grunde als eine Parodie von Darth Vader rüberkommt.

Nachdem Star-Wars-Fans nicht gerade die reifsten und anspruchsvollsten Kinoliebhaber sind, quiekten und grunzten sie und steckten ihre Nasen in diesen Schweinefraß, während Disney sich hämisch die Hände rieb und unzählige Millionen Schekel einstreifte.

Der zweite Teil, Die letzten Jedi, entstanden unter der Regie von Rian Johnson, machte in gleicher Art weiter, als Punkt für Punkt, manchmal sogar Aufnahme für Aufnahme gleiche Wiederaufbereitung von Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter. (Siehe meine Rezension hier und einen Podcast hier.) Aber diesmal waren der Zynismus des Regisseurs und seine Verachtung für die Geschichte und die Fans so durchsichtig, daß er eine Rebellion provozierte.

Es gab viele Einwände: Luke wirft sein Lichtschwert weg, Luke stirbt, Leia beherrscht plötzlich die Magie der Macht, der Oberste Anführer Snoke wird getötet, Reys Eltern sind Niemande, etc. Manche dieser Einwände sind vielleicht albern. (Stellt euch vor, euch würde wirklich etwas an Nullen wie Snoke und Rey liegen.) Aber die Fans von Star Wars kamen drauf, daß Disney sie ausnützte und verachtete, während es ihr Geld nahm.

Dies gab den Impuls – und Gamergate lieferte die Vorlage – für den großen Star-Wars-Boykott von 2018, der den Film Solo: A Star Wars Movie abstürzen ließ. (Siehe meine Rezension hier.) Wie wir sehen werden, versucht Der Aufstieg Skywalkers zumindest einige der oberflächlicheren Kritiker von Die letzten Jedi zu besänftigen.

Nachdem Abrams und Johnson es geschafft hatten, die gesamte ursprüngliche Trilogie in nur drei Filmen als Remake zu drehen und zu verspotten, befand Abrams sich in Der Aufstieg Skywalkers in einer unangenehmen Lage: er hätte sich tatsächlich etwas Originelles ausdenken müssen. Natürlich versuchte er den Schock zu minimieren, etwas wirklich Neues zu machen, indem er die ursprüngliche Besetzung ein weiteres Mal zurückbrachte. Luke und Han Solo sind beide tot, aber Luke kommt als Geist zurück und Han als Fantasiegebilde seines Sohnes. Carrie Fisher ist wirklich tot, aber Abrams baut schlauerweise nicht verwendete Aufnahmen aus dem ersten Film ein. Er findet auch Billy Dee Williams in Carbonit, um die Rolle als Lando Calrissian wiederaufzunehmen. Aber die größte Überraschung ist, daß er den Imperator Palpatine wiederauferstehen läßt.

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Kinoeindrücke als schwarzer Junge auf Martinique

Ein Ausschnitt aus dem Artikel „Kindheit in der Karibik“ des schwarzen (kreolischen) Schriftstellers Patrick Chamoiseau (Jahrgang 1953), der in GEO Special Dez. 2000 / Jan. 2001 „Karibik“ ab Seite 66 enthalten ist. Darin erzählt der Autor von seinem Aufwachsen in Fort-de-France, der Hauptstadt von Martinique; in dem von mir hier wiedergegebenen Teil geht es um die Wirkung der Filme, die er damals als Junge im Kino sah, auf sein Identitätsgefühl.

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AM SAMSTAG VERLOREN die Leute vom Land das Geld auf der Straße. Ungeschickte Bewegungen ließen die Münzen in die schmalen, vom Dreck und Müll erblindeten Abwasserkanäle rollen. Nur die ganz Abgebrannten riskierten eine Hand, denn wer sich hinkniete, um vom Kanalufer aus nach Kleingeld zu fischen, bewies damit, wie bitter nötig er es hatte. Wir brauchten nur den Samstagnachmittag abzuwarten, bis Ruhe in der Stadt einkehrte, um das verlorene Geld zu ernten. Ein Magnet, der an einer Schnur hing, förderte siebenhundert Nägel zutage – und auch ein paar Münzen.

MIT DEN SCHÄTZEN AUS DEM KANAL wurden die Vier-Uhr-Vorstellungen bestritten. Am Sonntagnachmittag bildeten die Kinder der Stadt eine Ameisenstraße, die zu den Pax-Lichtspielen vor dem Pfarrhaus führte. Ich hatte mich hergerichtet wie für eine Taufe: graue Wollshorts, schwarze Schuhe, weißes Sonntagshemd, Seitenscheitel. In einer Wolke von Kölnischwasser zog ich mit meinen Brüdern los. Man musste früh da sein, der Kampf um die Karten war hart. Wir bildeten keine ordentliche, respektvolle Schlange, sondern führten einen gewalttätigen Angriff, der gegen die Kabine brandete, in der ein unwirscher Mulatte die Karten verkaufte.

Es waren Filme mit Schwertkämpfen, prachtvollen Schauspielen aus dem alten Rom, Western-Djangos, Detektiven, mit Herkules, Maciste, Robin Hood, Tarzan. Die Verräter erkannte man an ihrem schwarzen Kinnbärtchen, ihrem verschlagenen, in Großaufnahme gezeigten Blick und ihrem südländischen Teint. In den Western schienen die Indianer jedes Massaker verdient zu haben. Die chinesischen Wäscher gaben näselnde Demutsbezeugungen von sich. Und die Schwarzen, die auftauchten, waren halb schwachsinnig, mit großen, rollenden, stets erschreckt aufgerissenen Augen. Sie bevölkerten den Hintergrund als beflissene Dienstboten, grinsende Barmänner, Jazz-Musiker, hoffnungslos grimassierende Wilde, das Maul voller Zähne.

Ihr Auftritt entfesselte Stürme des Gelächters bei einem immer nervöser werdenden Publikum. Ich selbst sah zwischen mir und diesen Chargen keinerlei Ähnlichkeit. Wir waren Tarzan und nie die Halbaffen, die er besiegte. Das Kalkül der Filme ging auf. Wir identifizierten uns mit den Stärkeren, die immer weiß und gewöhnlich auch blond waren. Ich musste mich später erst als Schwarzer begreifen – und dann beharrlich daran arbeiten, einer zu werden. Noch später musste ich lernen, Kreole zu sein.

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Die Relevanz für unsere heutige Situation, wie in den Star Dreck-Beiträgen dargestellt, ist offensichtlich. Siehe auch Der Krieg gegen die Weißen in der Werbung sowie die Artikel, die unter den Schlagwörtern Fernsehserien, Film und Hollywood zu finden sind.

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Neue Kommentarpolitik auf „Morgenwacht“: Wie bereits hier unter Punkt 1 angekündigt, am Schluß dieses Kommentars wiederholt als Absicht geäußert und in diesem Kommentar endgültig festgelegt, werden neue Kommentatoren nicht mehr zugelassen und sind die Kommentarspalten nur noch für die bereits bekannte Kommentatorenrunde offen.

Rasse in The Wandering Earth

Von Collin Aisling, übersetzt von Lucifex. Das Original A World without America: Race in The Wandering Earth erschien am 15. Mai 2019. Der obige Trailer (mit holprigen deutschen Untertiteln) wurde vom Übersetzer eingefügt.

Die Prämisse von The Wandering Earth, entstanden unter der Regie von Frank Gwo auf Basis des gleichnamigen Romans von Liu Cixin, ist, daß die Erde in ein neues Sonnensystem übersiedeln muß, nachdem die Sonne überaktiv wird. Riesige Triebwerke schieben die Erde von der Sonne weg, was die menschliche Spezies in den Untergrund zwingt.

Statt einer Rezension des Films, den man zusammenfassend als leidlich unterhaltsamen Science-Fiction-Film voller 2012-ähnlicher Nahtoderfahrungen beschreiben kann, ist es viel interessanter, wie der Film Rasse, Sprache und Nationalität behandelt. Die Beziehung des Menschen zur Technologie ist natürlich ein entscheidendes Element, und der beste Teil des Films ist die Gestaltung und Darstellung der Triebwerke und der Konzepte, die das Projekt „Wandernde Erde“ funktionieren lassen würden.

Der Film folgt im Wesentlichen zwei Perspektiven: jener des jungen Liu Qi und seiner adoptierten Halbschwester Han Duoduo, und jener von Liu Qis Vater Liu Peiqiang (gespielt von Wu Jing aus den „Wolf Warrior“-Filmen). Qi und Duoduo beginnen die Geschichte unterhalb von Peking im vierundzwanzigsten Jahrhundert. Duoduo sitzt in etwas, das ein gewöhnliches Klassenzimmer zu sein scheint, und trägt eine gewöhnliche Schuluniform, aber wir sehen bald, daß das Licht, das aus den Fenstern kommt, simuliert ist. Liu wohnt in einem unordentlichen Zimmer und arbeitet als Mechaniker. Jeder im Untergrund-Peking des Fils ist ein Han-Chinese, wie im wirklichen Leben. Es gibt chinesische Dekorationen, und das alltägliche Leben der Menschen erscheint mehr oder weniger genauso normal und unbedeutend wie im einundzwanzigsten Jahrhundert. Sie begeben sich an die Oberfläche und stehlen einen Lastwagen, um sich „C171-11“ auf dessen Mission anzuschließen, die Reaktorkerne eines der Triebwerke zu ersetzen, nachdem nahezu alle von ihnen ausfallen.

Währenddessen ist Liu Peiquiang oben in der Raumstation, die die Erde umkreist. Die wenigen Aufnahmen, die größere Gruppen von Kosmonauten in der Station zeigen, enthüllen, daß die meisten von ihnen Chinesen sind, mit ein paar Weißen darunter. Nachdem sie alle die Flaggen ihres jeweiligen Landes am Arm tragen, sieht man ein paar Europäer, und der Rest sind großteils Chinesen. Peiqiangs Arbeitskollege und Freund ist ein kahlköpfiger, kräftig gebauter Russe namens Makarov. Weil jeder, der im Weltraum oder auf der eisigen Oberfläche der Erde arbeitet, mit einer Uniform ausgerüstet ist, die einen am Arm befestigten Computer hat, sprechen Peiqiang und Makarov miteinander in ihrer jeweiligen Muttersprache und verstehen einander perfekt.

Irgendwann in der Mitte des Films kam es mir, daß, nachdem die Triebwerke die Erde von der Sonne wegschoben und nachdem die Erde nicht mehr rotierte, die gesamte westliche Hemisphäre aufgegeben worden war. Dies wird nicht ausdrücklich erwähnt; wir sehen einen CNN-Clip am Anfang und hören Stimmen mit amerikanischem Akzent, die uns die Katastrophe erläutern, aber nach dem Prolog haben die englischsprachigen Stimmen, die wir hören, britische, australische oder indische Akzente. Nord- und Südamerika sind in dieser Zukunft verschwunden, und es wird nichts zu dieser Tatsache gesagt.

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Sturmabwehr – Die Attacke auf den Damm

Von Dunkler Phönix und Deep Roots (ursprünglich veröffentlicht am 2. Mai 2015 auf „As der Schwerter“; von mir – DR/Lu – für die Nachveröffentlichung hier teils mit ersatzweisen Bildern und Videolinks versehen).

Einleitung: Die Hungerspiele

Die Buch- und Filmserie „The Hunger Games“ (dt. „die Tribute von Panem“) enthält einige Inhalte, die für uns interessant sein können.

Die Geschichte der Serie ist kurz erzählt: In der Zukunft ist von Amerika nur noch eine Hauptstadt, sowie zwölf eher ländlich organisierte „Distrikte“ übrig. Die Distrikte müssen die Hauptstadt mit allen möglichen Waren beliefern. Während die Bewohner der Hauptstadt in dekadentem Luxus leben, sind die der Distrikte mehr oder weniger Sklaven, die mit knappen Essensrationen, Gewalt und den „Hunger Games“ unter Kontrolle gehalten werden. Die Hungerspiele werden von je einem männlichen und weiblichen Jugendlichen aus allen Distrikten jährlich ausgetragen. Die 24 Teilnehmer werden in eine Arena verbracht, wo sie gegeneinander kämpfen, bis nur noch einer übrig ist.

In der Arena liegen Waffen und Vorräte verteilt, es gibt aber auch Fallen, Tiere und Mutanten, die das „Spiel“ erschweren. Die Arena ist riesig, deswegen ist unklar wie die Veranstalter es schaffen, jede Szene zu filmen, die sich dort abspielt – aber natürlich wird alles live als Unterhaltung für die Leute in der Hauptstadt (und gleichzeitig als makabere Erinnerung, wer der Chef ist, an die Leute in den Distrikten) ausgestrahlt.

Die Heldin Katniss Everdeen aus Distrikt 12 hat von ihrem verstorbenen Vater einige Survival- Fertigkeiten erlernt und geht illegalerweise im Wald jagen. Als ihre kleine Schwester an den Hungerspielen teilnehmen soll, meldet sie sich freiwillig, um an ihrer Stelle in die Arena zu gehen.

Im dritten Teil „Mockingjay“ kämpft Katniss als „Maskottchen“ des zerstört geglaubten Distriktes Nr. 13 und produziert Propagandafilme, um die Bewohner in den Distrikten dazu zu bringen, gegen die Hauptstadt in den Krieg zu ziehen.

Genauer wollen und können wir den Inhalt der Bücher und Filme hier nicht wiedergeben, es wird klar, dass insbesondere die Themengebiete Survival, Unterdrückung und Propaganda für uns von Interesse sein können. Wir empfehlen das vorherige Lesen der Bücher (wenn man wenig Schlaf braucht, schafft man ein Buch pro Tag) und das folgende Schauen der Filme (den ersten Teil fanden wir nicht so gut umgesetzt, der zweite ist besser und der dritte, welcher die erste Hälfte des dritten Buches erzählt, ist ziemlich gut – ein vierter Film wird Ende 2015 folgen).

Der Damm

In diesem Artikel geht es uns um die „Damm-Szene“ aus dem dritten Film der Reihe mit dem Titel: „Mockingjay Part I.“

Man kann sie hier ansehen:

(Es könnte für BRD-User Probleme geben, das Video anzusehen, Urheberrecht und so – den Tor-Browser oder ein ähnliches Programm nutzen oder die untenstehende Zusammenfassung lesen! [Aus Österreich geht es anzusehen – Lu.]).

Die eigentliche „Damm-Szene“ beginnt bei 2:00 min, wir empfehlen aber die ganzen viereinhalb Minuten anzusehen, weil die Szene filmisch sehr interessant ist:

• Katniss singt ein trauriges Lied, das ihr verstorbener Vater ihr beigebracht hat. Ihr Filmteam nimmt sie dabei ohne ihr Wissen auf, und das Militär von Distrikt 13 macht einen Propagandafilm daraus.
• Der (natürlich schwarze) Wissenschaftler „Beetie“ erklärt, dass er den Film in den Distrikten senden konnte, aber nicht in der Hauptstadt, weil deren Abwehrschirm zu stark ist (Erklärung, warum der Damm gestürmt wird).
• Nach einigen Streichersequenzen, die zu dem Lied passen, wird die Stimme von Katniss langsam ausgeblendet und man hört stattdessen einen Chor, der das Lied weitersingt. Dabei sieht man eine Menschenmenge in abgerissenen Klamotten langsam einen Hügel hinaufgehen, sie scheinen so etwas wie Särge zu tragen und das Lied von Katniss zu singen.
• Die Musik wird episch, man sieht die Großaufnahme des Damms. Plötzlich nehmen vier „Peacekeeper“ (Soldaten der Hauptstadt in weiß, gesichtslos, weil behelmt) auf der Hauptstraße des Damms Aufstellung und legen Maschinenpistolen an.
• Nun rennt die Menschenmenge (schätzungsweise fünfzig bis hundert Leute) über die Straße auf die Peacekeeper zu. Diese fangen sofort an, gezielte Salven auf die Rennenden zu feuern.
• Die Perspektive wechselt sehr schnell: Erst „steht“ der Zuschauer hinter den feuernden Soldaten, dann „rennt“ er mit dem Mob mit und sieht, wie links und rechts die „Kameraden“ fallen.
• Dann eine Großaufnahme, durch die man sieht, dass auf der anderen Seite des Damms simultan ein ähnlicher Angriff stattfindet.
• Angreifer, welche eine der Kisten tragen, werden niedergeschossen, andere nehmen die Kiste wieder auf und tragen sie weiter.
• Die Menschenmenge kommt bei den Soldaten an und rennt sie einfach um, die Kisten werden im Innern des Damms deponiert, die Bomben darin scharf gemacht, dann explodiert der Damm.
• Man sieht erst in Großaufnahme, wie in der Hauptstadt die Lichter ausgehen, dann befindet man sich in der sich ebenfalls verdunkelnden Villa des Präsidenten und kann seine Reaktion darauf beobachten.

Im Kontext des Films muss man natürlich auf der Seite der Stürmenden sein, die sich gegen die brutale Unterdrückung durch die Hauptstadt wehren (was auch der – kontextuell nachvollziehbare – Grund ist, dass sich die Angreifer nicht durch die Gewehrsalven und die sterbenden Kameraden von ihrem Vorhaben abbringen lassen).

Beim mehrmaligen Schauen der Szene fiel uns aber auf, dass wir mehr und mehr die Perspektive der „Peacekeeper“ einnahmen und uns fragten, wie denn in einer solchen (hypothetischen) Situation, wenn fünfzig bis hundert „Zombies“ (wie wir die Aufständischen in den anschließenden Diskussionen nannten) auf einen zulaufen, die eigenen Chancen stehen.

Also sind wir nach heißen theoretischen Diskussionen über die Szene die Sache wissenschaftlich angegangen und haben ein Experiment gestartet.

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Von der Virtualität zur Realität: Memoiren eines geläuterten Fernsehsüchtigen

Von Alex Kurtagic, übersetzt von Deep Roots (ursprünglich für „As der Schwerter“). Das Original From Virtuality to Reality: Memoirs from a Reformed TV Addict erschien am 26. August 2009 im Occidental Observer.

Vor zehn Jahren lebte und arbeitete ich in einer Ein-Zimmer-Wohnung in East Finchley, London. Ich hatte einen großen, rechteckigen Wohn-Eßbereich, von dem ein Teil mein Büro war. Mein Tag begann mit der Ankunft des Briefträgers vor 9 Uhr morgens, der Pakete mit CDs und Kundenbestellungen brachte, ging weiter mit der täglichen Bearbeitung der Bestellungen, Beantwortung von E-Mails und Vorbereitung und Verschickung von Paketen, und er endete mit Recherche- und Entwicklungsarbeit.

Um 7 Uhr abends jedoch hörte ich auf und schaltete das Fernsehgerät ein – ständig, um die Nachrichten zu sehen. Und von da an bis ich zu Bett ging, unterbrochen nur durch gelegentliche Einlagen von Gitarrespiel, blieb ich vor dem Fernsehgerät auf dem Sofa sitzen oder liegen und sah Sendung um Sendung – alles von milder Unterhaltung bis zum am wenigsten Anstrengenden, das im Angebot war. An Freitagen blieb ich länger als üblich auf (und sah fern), und an Wochenenden schaltete ich das Gerät noch früher ein und blieb bis in die frühen Morgenstunden hypnotisiert vor dem Bildschirm. Ich rechne, daß ich zwischen 1994 und 2001 im Durchschnitt auf über 7 Stunden pro Tag kam, 50 Stunden pro Woche, 2.548 Stunden pro Jahr, und 17.836 Stunden insgesamt – die eine Doktorarbeit benötigt annähernd 7.300 Stunden bis zur Fertigstellung.

Zum Glück für mich war ich während dieser Zeit nicht gänzlich unproduktiv: zwischen 1995 und 1998 stellte ich drei Alben zusammen, zeichnete viele Albencover und brachte mir Spitzen-Computerprogramme bei; ich trainierte auch dreimal pro Woche mit Gewichten, hatte Freundinnen und fand Zeit, eine ziemliche Anzahl kognitiv anregender Bücher zu lesen. (Zu letzteren gehörten Tipler & Barrows The Anthropic Cosmological Principle, Roger Penroses The Emperor’s New Mind, Prestons Franco, Coveney & Highfields The Arrow of Time, plus einige klassische Romane.)

Jedoch habe ich mich seit dem Sommer 2002, als ich meiner Fernsehsucht ein Ende setzte, oft gefragt: Wie viel mehr hätte ich in meinen 20ern erreichen können, wenn ich nicht so viel Zeit für eine letztendlich unergiebige und unproduktive Aktivität verschwendet hätte? Und: Wie viel besser wäre ich darauf vorbereitet, den Herausforderungen der dystopischen Zukunft zu begegnen, die ich in meinem Roman Mister vorwegnehme (eine Zukunft, die kommt), wenn ich diese Zeit damit verbracht hätte, etwas darüber zu lernen, wer und was hinter der Welt steckt, in der ich lebe, statt in die Wohlfühlfiktionen eingetaucht (und durch sie abgelenkt) zu bleiben, die dazu geschaffen wurden, das zu verbergen?

Es gab natürlich gute Gründe für diese Sucht: Wegen der häufigen Umzüge und Schulwechsel (besonders während meiner Teenagerjahre) gewann ich typischerweise in einem Jahr Freunde und mußte im folgenden Jahr von vorn anfangen. Es bedeutete auch, daß all meine Freundinnen in diesem Zeitraum mitten in einer Beziehung wegzogen. Die häufigen Brüche wurden durch die Tatsache erschwert, daß Leute wie ich, die in Ländern mit unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind, eine schlechte Erfolgsbilanz darin haben, enge Freundschaften zu schließen und in Kontakt mit denen zu bleiben, mit denen man Freundschaften schließt (siehe Dr. R. A. Bergemanns „Global Leaders: A Review of the Globalite Culture“).

Das Ergebnis war, daß während der Neunziger mein gedeihendes Unternehmen, das um mich herum konstruiert war und von zu Hause aus betrieben wurde, fern von Familie und Freunden, bald zu einem Eremitendasein führte. Das Fernsehen wurde so zu einem Ersatz für reale menschliche Interaktion – und eine, die mir sehr zupaß kam, da ich, nachdem ich mich nicht mit vorbeischauenden Menschen befassen mußte, mit Besuchern und Wohnungsnachbarn, oder mit regelmäßigen sozialen oder familiären Verpflichtungen, zu jeder Zeit an meinem Unternehmen und meinen Projekten arbeiten konnte – worauf ich mich konzentrieren wollte.

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Solo: A Star Wars Story

Von Trevor Lynch (Greg Johnson), übersetzt von Lucifex. Das Original Solo: A Star Wars Story erschien am 25. Mai 2018 auf Counter-Currents Publishing.

Ich hatte ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache.

Es war nicht bloß die verfluchte Produktionsgeschichte von Solo; die ursprünglichen Regisseure wurden nahe dem Ende des Drehs gefeuert, und Ron Howard wurde hinzugeholt, um den Film fertigzustellen, wofür er 70 Prozent davon neu drehte. Es waren nicht bloß die Gerüchte, daß Alden Ehrenreich der Rolle des Han Solo nicht gewachsen war. Es waren nicht bloß die lauwarmen Rezensionen.

Das wahre Problem besteht darin, überhaupt einen Film über den jungen Han Solo zu machen. Denn das, was Star Wars fesselnd macht, sind nicht Raumschlachten und Kantinen voller exotischer Außerirdischer. Es ist die Präsenz von großer Politik – das Imperium und die Rebellion – und des Numinosen: die Macht und die in sie Eingeweihten, die guten und bösen. Han Solo vor seiner Verwicklung in das eine und das andere ist bloß der zynische Schmuggler, dem wir auf Tatooine begegneten.

Nun gab es nichts, das Disney davon abhielt, einen großartigen Film über einen zynischen Schmuggler mit einem guten Herzen zu machen, der seinen Lebensunterhalt in einem brutalen Universum zu bestreiten versucht. Aber solch ein Film wäre anders als jeder andere Star-Wars-Film, und das würde ein Problem für den Autor und den Regisseur darstellen. Sie konnten sich nicht bei der großen Politik und beim Numinosen bedienen. Bestenfalls konnten diese nur am Rande und in einer Weise erscheinen, in der Han ihre volle Bedeutung nicht begreifen konnte. Stattdessen würden sie einen schlichten Abenteuerfilm machen müssen, der im Star-Wars-Universum spielt, aber ohne sich auf die Faktoren zu stützen, die das Franchise einzigartig und fesselnd machen. (Ganz zu schweigen von sicheren Hits, selbst wenn sie schlecht sind.)

Aber es gibt zwei Arten von Abenteuerfilmen: Schundfilme mit Pappkartoncharakteren, die beliebigen Explosionen ausweichen – und gute Filme, die drei Dinge haben müssen: Charakterentwicklung, dramatische Konflikte in Verbindung mit tiefen moralischen und metaphysischen Themen, und eine Geschichte, die nicht bloß ein Zufall nach dem anderen ist. Eine gute Handlung braucht ein Element der Notwendigkeit. Die Geschichte muß in irgendeiner Weise von den Charakteren und den moralischen und metaphysischen Themen erzeugt werden. Großartige Geschichten, die einen in ihren Bann ziehen, sind Begegnungen zwischen dem, was tief in uns ist, und dem, was tief im Universum ist.

Solo hätte ein guter Film sein können, sogar ein großartiger. Aber die Autoren und Regisseure mußten sich bei jedem Schritt fragen: Wäre dies immer noch ein guter Film, wenn wir all den Star-Wars-Scheiß fallenließen und ihn in irgendeinem anderen Universum oder in einer anderen Zeit spielen ließen? Die Antwort ist leider nein. Ich fand Solo als von Anfang bis Ende leblosen Film, an dem man keinen Anteil nimmt.

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