Verteidigungsschießen: Mischladungen

Von Dipl.-Ing. Manfred Ertl, aus „Internationales Waffen-Magazin“ 1-2 1997.

In manchen Fällen ist es zweckmäßig, ein Magazin oder eine Trommel nicht mit einer einzigen Munitionssorte zu bestücken, sondern mehrere unterschiedliche Patronensorten zu laden. Diese Mischladungen haben gegenüber einer homogenen Bestückung Vorteile und Nachteile. In welchen Fällen Mischladungen sinnvoll sind, hängt stark davon ab, wie weit man sich auf einen bestimmten Konfrontationstyp einstellen kann.

Eine ideale Patrone, die allen Anforderungen des Verteidigungsschießens gerecht wird, gibt es nicht. Dies würde im Übrigen auch der Quadratur des Kreises entsprechen, denn die Forderungen, die eine Laborierung für Verteidigungszwecke erfüllen muß, sind zu unterschiedlich und schließen sich zum Teil gegenseitig aus. Schließlich erwartet man von einer idealen Patrone, daß sie den Gegner schnell außer Gefecht setzt, bei Durch- oder Fehlschüssen das Hinterland wenig gefährdet, eine geringe Neigung zur Bildung von Abprallern hat, aber Deckungen mühelos durchschlägt. Übersetzt man diese taktischen Ansprüche in ballistische Anforderungen, so wird schnell deutlich, daß eine Geschoßkonzeption, die dies alles erfüllt, kaum existieren kann. Eine sichere und schnelle Ausschaltung des Gegners bedeutet, endballistisch gesehen, eine schnelle Energieabgabe nach dem Eindringen in das „weiche Ziel“. Dies steht aber im Widerspruch zur Forderung nach einer hohen Durchschlagsleistung gegenüber verschiedenartigen Deckungsmaterialien. Schnelle Energieabgabe heißt nämlich immer schnelle Abbremsung des Geschosses und damit geringe Durchschlagsleistung. Besonders deutlich wird dies, wenn man extreme Geschoßkonstruktionen betrachtet, die eindeutig auf eine der beiden Forderungen hin – Mannstoppwirkung oder Durchschlagsleistung – optimiert sind.

So erfüllen besonders zerlegefreudige Projektile wie Glaser Safety Slugs oder Explosivgeschosse, bzw. aufpilzende Geschosse wie Hollow Points, zwar die Forderung nach hoher Mannstoppwirkung und geringer Umfeldgefährdung, haben aber gegen Schutzwesten oder Autokarosserien nur ein sehr geringes Durchschlagsvermögen. Vollmantelgeschosse, vor allem, wenn sie mit verstärktem Mantel oder Hartkern versehen sind, besitzen zwar ein hohes Penetrationsvermögen gegen Deckungen und ballistische Schutzmaßnahmen, dafür geben sie beim Durchschlag durch den menschlichen Körper nur Teile ihrer kinetischen Energie ab, was zu einer geringeren Mannstoppwirkung und selbst bei Treffern zu einer Gefährdung des Umfeldes führt. Bei Fehlschüssen tritt diese Umfeldgefährdung durch penetrationsstarke Laborierungen noch stärker in den Vordergrund, da diese Projektile zum Teil selbst Innenmauern von Gebäuden oder Autokarosserien mit erheblicher Restenergie durchschlagen können.

Um diesem Dilemma auszuweichen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Eine besteht darin, Patronen zu verwenden, die einem Kompromiß zwischen den unterschiedlichen Wirkungsforderungen entsprechen. Teilmantelprojektile oder Vollmantelgeschosse mit Flachkopf stellen einen solchen Kompromiß dar. Man vermeidet damit zwar die extremen Nachteile, die sich unter ungünstigen Umständen aus der Verwendung hochspezialisierter Munition ergeben, aber man hat damit auch in keiner Situation die optimale Munitionssorte zur Verfügung. Kompromisse bedeuten eben immer eine Beschränkung auf das Mittelmaß.

Ein anderer Ansatz besteht in der Verwendung von sehr leichten und schnellen Projektilen aus harten Materialien. Ein Beispiel dafür ist das THV-Geschoß. Dabei handelt es sich um ein sehr leichtes Projektil aus einer Messinglegierung, das aufgrund seiner geringen Querschnittsbelastung eine sehr hohe Mündungsgeschwindigkeit und damit auch eine sehr hohe kinetische Energie erzielt. Die geringe Querschnittsbelastung dieses Geschoßtyps führt aber nicht nur dazu, daß es sich leicht auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigen läßt, sondern auch dazu, daß es sowohl in der Luft als auch beim Eindringen in weiche Materialien seine Energie schneller verliert als ein gleich großes, aber schwereres Geschoß. Beim Beschuß von Ton oder Gelatine zeigt sich eine solche schnelle Energieabgabe in großvolumigen Geschoßkanälen und in einer geringen Eindringtiefe. Beim THV-Projektil wird dieser Effekt zwar häufig auch auf die besondere (paraboloide) Geschoßform zurückgeführt, die beim Eindringen das Zielmaterial radial nach außen verdrängen soll, diese These ist aber zumindest als nicht gesichert zu bezeichnen. Andere Projektile zeigen unabhängig von ihrer Geschoßform ein ähnliches Verhalten, wenn sie den THV-Patronen in ihren innenballistischen Eigenschaften ähnlich sind. Aber wie dem auch sei, die Tatsache, daß leichte, schnelle Geschosse eine hohe kinetische Energie besitzen und diese schnell an das Zielmedium abgeben, macht sie als Verteidigungslaborierung interessant.

Hohe Energieabgabe

Der schnelle Geschwindigkeitsverlust beim Geschoßflug verringert ihre Reichweite und damit die potentielle Umfeldgefährdung, und die schnelle Energieabgabe in weichen Zielen läßt auf eine hohe Mannstoppwirkung schließen und verringert die Gefahr von Durchschüssen. Da derartige Projektile meist aus relativ harten Materialien gefertigt und wenig deformationsfreudig sind, haben sie auch gegen harte Ziele eine hohe Durchschlagsleistung.

Schutzwesten oder Karosseriebleche werden von ihnen normalerweise besser durchdrungen als von Vollmantelgeschossen des gleichen Kalibers, und sie geben an einen menschlichen Körper eine ähnlich hohe Energiemenge ab wie Deformationsgeschosse.

Harte Projektile mit geringer Querschnittsbelastung eignen sich also gleichermaßen zur wirkungsvollen Bekämpfung gedeckter bzw. geschützter Gegner wie zur schnellen Erwirkung der Handlungsunfähigkeit eines Gegners. Leichte, schnelle Geschosse aus harten Materialien wurden daher eine Zeitlang als ideale Combatmunition angesehen. Dies mag für den Einsatz in menschenleerer Wildnis auch heute durchaus zutreffend sein. Bei Feuergefechten in der Großstadt sieht das aber anders aus. Hier ist die Umfeldgefährdung durch Fehlschüsse und Abpraller eben eines der Hauptkriterien, die unter realistischen Gesichtspunkten bei der Auswahl von Munition beachtet werden müssen. Dabei ergibt sich in dicht besiedelten Räumen das Maß der Umfeldgefährdung weniger aus dem absoluten Gefahrenbereich, den eine Munitionssorte bei freiem Flug durch die Luft beherrscht, sondern vielmehr daraus, welche Baumaterialien das jeweilige Geschoß stoppen können. Hier sind THV-Projektile und deren Verwandte aber alles andere als sicher. Hohe Durchschlagsleistung gegen Deckungsmaterialien heißt eben auch immer erhöhte Umfeldgefährdung in bewohntem Gebiet. Daher haben sich im urbanen Bereich, dort, wo sie erlaubt sind, Laborierungen mit Deformationsgeschossen als Combatmunition eindeutig durchgesetzt. Allerdings ist die Wirkung dieser Munitionssorten gegen gedeckte oder geschützte Gegner sehr eingeschränkt.

Um diesem Dilemma auszuweichen, bietet sich aber noch ein anderer Weg an: die sogenannten Mischladungen. Darunter versteht man Trommeln von Revolvern oder Magazine von Pistolen, die nicht mit einer einzigen Munitionssorte, sondern mit einer Mischung verschiedener Sorten geladen sind. Dadurch kann man die unterschiedlichen Nachteile der einzelnen Munitionssorten zum Teil ausgleichen. Dies setzt aber voraus, daß man bei der Zusammenstellung einer solchen Mischladung einige Grundsätze beachtet. Dazu muß man sich zunächst einmal darüber im Klaren sein, daß man auch bei der Verwendung von Mischladungen die unterschiedlichen Munitionssorten nicht dann zur Verfügung hat, wenn man eine bestimmte Patronensorte gerade bräuchte, sondern daß man mit der einmal festgelegten Reihenfolge in jeder denkbaren Lage zurechtkommen muß. Beim Stangenmagazin einer Selbstladepistole versteht sich dies von selbst. Hier kann man, wenn das Magazin erst einmal gefüllt und in die Waffe eingeführt ist, einfach nichts mehr ändern.

Zu komplizierte Manipulationen

Anders sieht es beim Revolver aus. Theoretisch besteht bei dieser Waffenart ja die Möglichkeit, die Trommel der geladenen Waffe kurzfristig so zu drehen, daß die Munitionssorte, die man gerade benötigt, vor dem Hammer liegt. Entsprechende Ratschläge kann man nicht nur in der Literatur finden. In der Praxis ist von einem solchen Verfahren und den damit verbundenen falschen Hoffnungen allerdings abzuraten. Den Hammer bis auf die genaue Position zurückzuziehen, in der die Trommel entriegelt wird und sich drehen läßt, die Trommel genau in die richtige Lage zu drehen und dann den Hammer wieder zu entspannen, ist insgesamt ein so umständlicher Vorgang, daß man damit erstens zuviel Zeit verliert und daß zweitens die Wahrscheinlichkeit zu groß ist, daß das Ganze schiefgeht. Daran ändern auch gut sichtbare Markierungen an der Trommel und ähnliche Hilfen nichts. Auch beim Revolver muß man mit der Patronenreihenfolge leben, die man einmal geladen hat.

Die Reihenfolge selbst wird in der Regel durch den wahrscheinlichen Verlauf einer in Frage kommenden Konfrontation vorgegeben. Man muß sich also beim Zusammenstellen von Mischladungen zunächst einmal Gedanken darüber machen, wie im eigenen Fall eine bewaffnete Konfrontation verlaufen könnte und welche Munitionssorte in den verschiedenen Phasen eines Feuergefechtes sinnvoll ist. Häufig wird das Ergebnis solcher Überlegungen so aussehen, daß zu Beginn einer Auseinandersetzung eine Patrone aus der Klasse der nichttödlichen Munitionssorten sinnvoll wäre, um eine Eskalation auf einer möglichst niederen Stufe zu beginnen. Läßt sich die Konfrontation damit nicht beenden, wäre als nächstes eine Patrone zweckmäßig, die eine hohe Mannstoppwirkung und eine geringe Umfeldgefährdung bietet. Begibt sich der Gegner im Laufe des Schußwechsels in Deckung, sollte dann noch eine Munitionssorte mit starker Durchschlagskraft zur Verfügung stehen. Setzt man diese allgemeine Überlegung um, erhält man Munitionsmischungen, die etwa so aussehen: Die erste Patrone ist ein Stunbag, Gummigeschoß oder eine Schrotpatrone. Dann folgen Glaser Safety Slugs oder Hollow Points, und die letzten Patronen sind mit Hartkern- oder Metal-Piercing-Geschossen ausgestattet. Für viele denkbaren bewaffneten Konfrontationen ist ein solcher Munitionsmix ein durchaus brauchbarer Kompromiß. Es kann aber auch sein, daß man es in einem Feuergefecht von Anfang an mit einem Gegner zu tun hat, der sich in Deckung oder in einem Fahrzeug befindet oder der eine Schutzweste trägt. Dann können die ersten Patronensorten ganz oder teilweise wirkungslos sein, und der eigene Munitionsvorrat reduziert sich auf die letzte Patronensorte. Dies zeigt die ganze Problematik von Mischladungen deutlich. Eine Mischung kann noch so durchdacht und auf die wahrscheinlich zu erwartenden Fälle abgestimmt sein, im Einzelfall kann man damit dennoch völlig falsch liegen. Eine Mischladung ist eben immer ein Kompromiß, welcher der Masse der denkbaren Situationen gerecht werden soll und in Extremlagen durchaus falsch sein kann. Dies gilt im Übrigen aber für alle taktischen Entscheidungen und ist eine Unzulänglichkeit der Realität, mit der man halt leben muß. Letztlich ist es auch eine Frage der Einstellung, ob man lieber in seltenen Fällen ganz falsch liegt oder in jedem Fall mehr oder weniger falsch. Betrachtet man reale Fälle der Schußwaffengebrauchs, wäre die oben beschriebene Mischladung vielleicht nicht in jedem Fall die beste, aber doch eine der am besten vertretbaren Möglichkeiten.

Kontrollierbare Munitionsauswahl

Allerdings sind drei unterschiedliche Munitionssorten in einer Waffe wirklich die absolute Obergrenze dessen, was in der Realität noch zweckmäßig und handhabbar ist. Noch so ausgeklügelte Mischungen, bei denen sich z. B. zwischen dem Stunbag und den Hollow Points noch zwei Multiball-Patronen befinden, sind einfach nicht mehr beherrschbar. Kein Mensch kann unter dem Streßeinfluß eines realen Feuergefechtes bei solchen Mischungen den Überblick darüber behalten, welche Patrone jetzt als nächstes kommt oder welche sich gerade im Lauf befindet. Und auch die Übersicht über drei Patronensorten zu behalten, ist schon relativ schwer und nur in einfachen Kombinationen realistisch. Als erste Patrone eine einzige Schrotpatrone und dann zwei andere Munitionssorten zu verwenden, ist gerade noch vertretbar. Ein fünfzehnschüssiges Magazin mit fünf Patronen von der einen, fünf von der anderen und fünf von der dritten Sorte zu bestücken, ist wenig sinnvoll. Besser wird es in der Regel sein, nur zwei Patronensorten zu verwenden.

Welche Kombinationen von unterschiedlichen Patronensorten und Mischungsverhältnisse sinnvoll sind, hängt davon ab, was man individuell als möglichen Verlauf einer Konfrontation für wahrscheinlich hält. Es hängt aber auch davon ab, welche Magazinkapazität die eigene Waffe hat. Bei einem fünfschüssigen Revolver hat man für Mischladungen mit drei Patronensorten einfach nicht mehr viel Spielraum.

Wie Mischladungen in konkreten Fällen aussehen, läßt sich am besten an Beispielen darstellen. So kann bei der Verwendung eines fünfschüssigen Revolvers eine sinnvolle Variante darin bestehen, daß die Patrone in der ersten Trommelkammer aus der Gruppe der nichttödlichen Munitionssorten stammt und die anderen vier Kammern mit Teilmantel-Projektilen geladen sind. Auch eine Mischung aus drei Soft-Point- oder Hollow-Point-Geschossen und zwei Metal-Piercing-Patronen ist durchaus sinnvoll.

Eine Mischladung kann aber auch so aussehen, daß man z. B. die ersten drei Kammern eines sechsschüssigen Revolvers mit Multiball-Patronen lädt und die anderen drei mit durchschlagsstärkeren Laborierungen. Ebenso kann eine Bestückung der ersten Kammern mit drei oder vier Wadcutter-Patronen zweckmäßig sein. Dies bietet sich z. B. bei weniger geübten Schützen und bei der Verwendung kurzläufiger Magnumrevolver an, da man zu Beginn des Feuergefechtes erst einmal relativ rückstoßarme Patronen verschießt, die aber dennoch eine gute Mannstoppwirkung haben. Wadcutter sind im Übrigen auch unter dem Gesichtspunkt einer Eindämmung der Umfeldgefährdung eine sinnvolle erste Munitionssorte. Die restlichen Kammern können dann mit stärkeren Laborierungen bestückt werden, um die nötige Wirkungs- und Durchschlagsreserve zu haben. Wer damit rechnet, daß er mit großer Wahrscheinlichkeit aus einem Fahrzeug heraus angegriffen wird, ist gut beraten, wenn der Großteil seiner Munition über ein gutes Durchschlagsvermögen verfügt. Das Magazin mit zwei bis vier Mannstoppern als erste Munitionssorte und den Rest mit Vollmantelmunition zu füllen, wäre in so einem Fall für eine Selbstladepistole eine zweckmäßige Lösung. Damit hat man zunächst einmal Patronen im Lauf, die eine geringere Umfeldgefährdung und höhere Mannstoppwirkung besitzen als die Vollmantelprojektile. Man hat aber in einem doppelreihigen Magazin auch noch genug Reserve, um mit der durchschlagsstärkeren Munitionssorte den Feuerkampf gegen ein Fahrzeug erfolgversprechend führen zu können. Solche Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Letztlich ist das Zusammenstellen von Mischladungen immer eine individuelle Entscheidung, die vor dem Hintergrund einer konkreten Bedrohungssituation gesehen werden muß. Es sollten einige Grundregeln eingehalten werden:

  • Mischladungen dürfen maximal drei Patronensorten, besser nur zwei umfassen.
  • Die Anzahl von Patronen einer bestimmten Sorte sollte in Pistolen nicht unter drei, in Revolvern nicht unter zwei liegen. Ausnahme: erste Patrone als nichttödliche Laborierung.
  • Es dürfen keine Patronensorten enthalten sein, die zu Funktionsstörungen in der Waffe oder zu einem anderen Ablauf in der Waffenbedienung führen (rückstoßarme Munition, die per Hand repetiert werden muß).
  • Die Reihenfolge der Patronensorten muß dem Verlauf einer für den Waffenträger voraussehbaren Konfrontationsform entsprechen.
  • Auch wenn die Reihenfolge und Mischung auf den wahrscheinlichsten Verlauf einer Konfrontation optimiert ist, muß diese Mischung für die unwahrscheinlichen Fälle zumindest hinlängliche Möglichkeiten bieten, den Feuerkampf zu führen.
  • Wer sich für Mischladungen entscheidet, muß sich auf eine Mischung festlegen. Verschiedene Mischungen in unterschiedlichen Situationen zu verwenden, ist fehlerträchtig und nicht zweckmäßig.

Munitionsmischungen müssen sich aber nicht nur auf den Inhalt eines Magazins oder einer Trommel beschränken. Auch bezüglich der mitgeführten Reservemunition läßt sich eine Mischung von Munitionssorten bereitstellen. Dabei sollten die Reservemagazine oder Speedloader selbst aber nur jeweils mit einer einzigen Patronensorte bestückt sein. Beim Revolver ist dies offensichtlich. Es wäre einfach zu kompliziert, den Speedloader beim Nachladen in einer genau definierten Position ansetzen zu müssen und die Trommel in der richtigen Lage einzuklappen. So etwas geht meist schief. Aber auch bei Pistolen ist es wenig zweckmäßig, in einem Reservemagazin verschiedene Munitionssorten zu haben. Die Verwendung von Mischladungen setzt nämlich voraus, daß man eine ungefähre Vorstellung davon hat, wie eine bewaffnete Konfrontation verläuft. Besser ist hier, die Reservemagazine oder Speedloader jeweils so zu bestücken, daß man sich beim Nachladen entscheiden kann, mit welchem Reservemagazin bzw. welchem Speedloader (mit der Munitionssorte, welche in der konkreten Situation am zweckmäßigsten ist) man die Waffe nachlädt. Bei Revolvern mit geringer Trommelkapazität kann man dabei auch so weit gehen, daß man die geladene Trommel mit einer einzigen Munitionssorte bestückt und sich die Möglichkeit der Verwendung einer anderen Munitionssorte ausschließlich für das Nachladen vorbehält. Reservemagazine oder Speedloader mit verschiedenen Munitionssorten setzen aber voraus, daß man diese Magazine oder Ladehilfen markiert und immer an der selben räumlichen Position mitführt, z. B. das Magazin mit den Hollow Points rechts und das mit den Vollmantelgeschossen links. Dies muß in der Ausbildung auch so geübt werden.

Überhaupt muß die Verwendung jeglicher Art von Mischladungen in der Ausbildung Berücksichtigung finden. Zu glauben, man könnte im Training immer mit Standardmunition schießen, im Ernstfall aber die Vorteile von Mischladungen nutzen, ist eine Illusion. Eine gewisse Vertrautheit mit der individuellen Bestückung des Magazins oder der Trommel muß man in der Ausbildung schon erlangen. Andernfalls kann die Verwendung von Mischladungen leicht mehr Verwirrung als Nutzen stiften. Trotzdem kann man natürlich Standardübungen mit einer einzigen und auch billigeren Einheitsmunition schießen. Lagebezogene Übungen sollte man aber, wenn man Mischladungen führt und im Ernstfall einsetzen will, auch mit diesen absolvieren.

Mischladungen auch im Training

Es ist in diesem Zusammenhang durchaus sinnvoll, wenn man lagebezogene Schießübungen auch ganz speziell auf die Problematik von Mischladungen abstimmt. Ein typisches Beispiel dafür ist die Reaktion auf einen gedeckten Gegner, wenn die erste Patrone im Lauf eine Schrotpatrone ist und die folgenden zwei oder drei Patronen mit zerlegefreudigen Geschossen versehen sind.

Wenn man all dies bei der Zusammenstellung von Munitionsmixes und bei der Ausbildung beachtet, können Mischladungen eine durchaus sinnvolle Variante des Munitionseinsatzes sein.

Es darf aber nicht vergessen werden, daß die Verwendung von Mischladungen immer voraussetzt, daß es Anhaltspunkte gibt, wie eine mögliche Konfrontation mit einiger Wahrscheinlichkeit ablaufen wird. Ist dies nicht gegeben, kann die Verwendung einer einzigen Kompromißmunition oder die Bereithaltung spezieller Reservemagazine mit bestimmten Patronensorten durchaus die sinnvollere Alternative sein.

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Neue Kommentarpolitik auf „Morgenwacht“: Wie bereits hier unter Punkt 1 angekündigt, am Schluß dieses Kommentars wiederholt als Absicht geäußert und in diesem Kommentar endgültig festgelegt, werden neue Kommentatoren nicht mehr zugelassen und sind die Kommentarspalten nur noch für die bereits bekannte Kommentatorenrunde offen.

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