Von Buck Daniels, übersetzt von Lucifex. Das Original What’s in a Home? erschien am 31. Oktober 2018 auf Counter-Currents Publishing.
Vor ein paar Jahren begann ich mich für Architektur zu interessieren, nachdem ich Crawfords The World Beyond Your Head gelesen hatte. Das Buch beschrieb die Auswirkungen der Raumgestaltung darauf, wie wir die Welt wahrnehmen und darin agieren. Die Auswirkungen von gestaltetem Raum konnten negativ sein – die Ablenkung durch ins Auge springende Werbung und blitzende Lichter – oder positiv – das maschinenhafte Gefühl, wenn man in einer gut bevorrateten und gut organisierten Küche kocht. Aber diese Beobachtung hat einige tiefgreifende Konsequenzen im Bereich der Moral und Identität, denn in dem Ausmaß, in dem wir über unsere genetischen Beschränkungen hinaus Kontrolle über unseren Charakter haben, sind wir das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Die Organisation des Raumes diktiert sehr viel von der Verteilung unserer Aufmerksamkeit und kuratiert die Optionen, aus denen wir wählen könnten. Wenn es zum Beispiel in meinem Zimmer einen Computer und keine Bücher gibt, dann ist es unwahrscheinlich, daß ich mich für das Lesen von Aristoteles‘ Schriften entscheide, statt Skyrim zu spielen oder etwas anderes zu tun, weil mir die Option, Aristoteles zu lesen, von meiner Umwelt nicht präsentiert wurde. Ich habe mein Zimmer dafür nicht richtig „schabloniert“.
In der akademischen Welt und in der Kirche ist das immer noch ein etwas umstrittenes Thema. Seit Plato und dem Christentum sind viele der Auffassung gewesen, daß die Seele – der „freie Wille“ oder das „wahre Selbst“ – gänzlich von der materiellen Welt getrennt ist. Sie behaupten im Grunde, daß es keine zwangsläufige Verbindung zwischen der physischen, profanen Welt und dem gibt, worauf man seine Aufmerksamkeit verwendet. In der empiriegetriebenen Welt des Marketings jedoch ist dies nicht einmal eine Frage. Nur als Beispiel: Sie können in ein Home Depot [amerikanische Baumarktkette] gehen, und Sie werden sehen, daß die Regale für Elektrowerkzeuge, Holz und andere „Männerabteilungen“ orange gestrichen sind, während die Farben-, Inneneinrichtungs- und andere „Frauenabteilungen“ weiß gestrichen sind. Die Umgebungen sind dafür optimiert, den Kunden sich an den Orten zu Hause fühlen zu lassen, wo er am wahrscheinlichsten Sachen kaufen wird. Der Einzelhandel gibt Millionen Dollars für Forschungen aus, damit sie die Sachen genau so plazieren können, die Musik und die Farben genau richtig hinkriegen und den Raum allgemein so arrangieren, daß die Leute sich so verhalten, wie man es will – daß sie Geld ausgeben. Falls kommerzielle Einnahmen irgendein Indikator für Erfolg sind, dann ist die Realität der Verbindung unbestreitbar.
Dieses Prinzip ist nicht auf die Optimierung von Verkäufen beschränkt. Manchmal kann es in böswilligerer Weise angewandt werden. An der University of Iowa ist der Umkleideraum der Gästemannschaft in einer Schattierung eines Pepto-Bismol- oder „besoffener Panzer“-Rosa gestrichen, basierend auf Forschungen, die eine besänftigende, beruhigende Wirkung auf Gefängnisinsassen zeigen. Ein möglicher Preis, den man zahlt, wenn man von zu Hause weg ist und den Raum nicht kontrolliert.
Aber wie fühlt sich „zu Hause“ an? Ist es rein eine Sache des Aufhängens von Bildern, die einem gefallen, oder hat es etwas Tieferes mit der Architektur und dem Innendesign zu tun? Könnten wir uns in einer großen Jurte oder in einem afrikanischen Haus aus gestampfter Erde zu Hause fühlen, vorausgesetzt, daß wir die richtigen Lampenschirme haben? Witold Rybczynski’s Home: A Short History of an Idea beginnt mit einer Beschreibung kompletter Innenarchitekturpakete, die von Ralph Lauren zusammengestellt wurden und das Gefühl eines rustikalen Jagdhütte, eines klassischen englischen Wohnzimmers, eines französischen Landhauses oder einer Villa auf den Bahamas nachahmen sollen. Vermutlich sind sie einigermaßen zur Erzeugung der nostalgischen Gefühle fähig, auf die sie abzielen, aber es fällt schwer, sich vorzustellen, daß eine beliebige Anzahl von Dekokissen und Gardinen bewirken kann, daß ein Iglu sich wie ein englisches Wohnzimmer anfühlt.
Vielleicht der wichtigere Punkt ist, daß Nostalgie alles ist, was die oberflächlichen Ausstattungselemente von „zu Hause“ bewirken können, und „Nostalgie” ist nicht „zu Hause“. Wörtlich ist sie die „Sehnsucht nach zu Hause“ und kommt von nostos, „Heimkehr“, und álgos, Schmerz. Sie sind Erinnerungen daran, was das Zuhause einmal war, Auslösereize für architektonische Assoziationen, die bewirken, daß wir uns zu Hause fühlen, aber ohne das Echte. Ein echtes „Zuhause“ ist ein Gebäude, in dem der Raum spezifisch und persönlich für diejenigen geordnet ist, die dort wohnen. Während hübsches Innendekor oft ein Ergebnis dessen ist, daß ein Gebäude ein Zuhause ist, macht ein Dekor für sich einen Raum nicht zum „Zuhause.“
Wie Rybczynski demonstriert, ist das Konzept von „Zuhause“, nach dem wir uns heute sehnen, ein europäisches – spezifisch ein niederländisches, französisches und englisches. Das europäische Heim widerspiegelt die Werte der Häuslichkeit, der Privatsphäre und Bequemlichkeit. Aber wird es so bleiben? Wenn die Eigenschaften eines europäischen Heims europäische Werte widerspiegeln, und wenn der Architekturmarkt vielfältiger wird, so wie Menschen von überall auf der Welt mit unterschiedlichen Familienstrukturen und unterschiedlichen architektonischen Vorlieben zuziehen, was wird dann mit unseren Häusern geschehen?
Wir können den Beginn der Antwort bereits jetzt sehen, in den neueren Vororten.
Das moderne Vorstadthaus ist für jedermann entworfen, und für niemand Bestimmten. Der Hauptwert liegt nicht darin, ob es sich nach „Zuhause“ anfühlt, sondern im Wiederverkaufswert auf einem Markt einer beliebigen Zahl möglicher Käufer aus allen möglichen kulturellen Hintergründen. Die meisten Menschen ziehen innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt ein und wieder aus, und daher werden sie als monetäre Investitionen betrachtet statt als spirituelle. Sie sind für die Arrangierung unserer Finanzen da, nicht für unsere Aufmerksamkeit, oder unsere Zeit, oder unsere Familie, in der Art, wie Architektur – in ihrer idealen Anwendung – genutzt werden kann. Kurz gesagt, unsere Häuser sind kein Zuhause mehr, sondern ersetzbare Austauscheinheiten wie Dollars. Und weil sie wie Dollars im Umlauf sind (oder vielmehr, weil von uns erwartet wird, daß wir umherziehen; „wenn es dir nicht gefällt, dann ziehe woanders hin“), sind die Kosten für das Personalisieren von Heimen gestiegen. Viele Menschen streben nicht einmal danach, ihre Häuser zu besitzen; sie sind damit zufrieden, einfach zu mieten. Dort schwinden die Möglichkeiten dafür, sich wahrhaft zu Hause zu fühlen, den Wohnraum zum Heim zu machen.
Und ohne ein Zuhause schwindet unsere Fähigkeit, den Raum um uns zu organisieren, und in Erweiterung davon unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit. Sie wird an andere wie das Home Depot abgetreten. Oder an die University of Iowa.
Alain de Botton’s The Architecture of Happiness bestätigt das und merkt an, wie das Fach der Architektur in den letzten Jahren mit zunehmendem Desinteresse betrachtet worden ist. Die Abneigung gegen die Architektur ist natürlich nicht neu, und Botton zitiert einige alte Beispiele von Stoikern und Christen, die den Wert der Architektur in nahezu absoluten Begriffen ablehnten:
Der stoische Philosoph Epiktet im alten Griechenland soll von einem Freund mit gebrochenem Herzen, dessen Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt war, zu wissen verlangt haben: „Wenn du wirklich verstehst, was das Universum regiert, wie kannst du dich nach Stücken aus schönem Stein sehnen?“ (Es ist unklar, wie viel länger die Freundschaft dauerte.) Die Legende berichtet, daß die christliche Eremitin Alexandra, nachdem sie die Stimme Gottes gehört hatte, ihr Haus verkaufte, sich in einer Gruft einschloß und sich die Welt draußen nie wieder ansah, während ihr Eremitenkollege Paulus von Scete auf einer Decke auf dem Boden einer fensterlosen Lehmhütte schlief und jeden Tag 300 Gebete rezitierte – und nur unglücklich war, als er von einem anderen heiligen Mann hörte, der 700 geschafft hatte und in einem Sarg schlief. (S. 11 – 12)
Die moderne Skepsis gegenüber der Architektur ist natürlich weniger von spiritueller Natur, aber sie kann manchmal ebenfalls moralisch eingefärbt sein. Gerede von Bigotterie oder „Gentrifizierung“ liegt in der Luft und erinnert die Leute daran, nicht allzu lautstrakt ihre Vorliebe für einen Architekturstil zu behaupten, bei dem sie sich mehr zu Hause fühlen als in dem, was die „neuen Amerikaner“ kaufen. Aber die größere Bedrohung ist in Wirklichkeit von wirtschaftlicher Natur, wie man es auf einem globalisierten Markt erwarten würde:
Fragen Sie die Bauträgerfirma, welche Art von Häusern auf dem zum Untergang verurteilten Feld entstehen wird, und man wird Ihnen eine Marketing-Broschüre schicken, die fünf verschiedene Haustypen zeigt, jede nach einem englischen Monarchen benannt. Das Elizabeth II weist verchromte Türgriffe und einen Ofen aus Edelstahl auf; das George V hat ein Eßzimmer mit einer Balkendecke aus Fiberglas und ein Neo-Arts-and-Crafts-Dach; und das Henry VIII ist unvermeidlich ein Neo-Tudorianischer Loyalist.
Falls wir uns nach dem Durchblättern des eleganten Präsentationsmaterials immer noch geneigt fühlen, das Erscheinungsbild dieser Gebäude in Frage zu stellen, wird der Bauträger fast sicher mit einem bekannten und scheinbar unschlagbaren Argument kontern: solche Häuser haben sich immer schnell und in großen Mengen verkauft. Wir würden streng daran erinnert, daß eine Verschmähung ihrer Entwürfe daher eine Ignorierung der kommerziellen Logik wäre und ein Versuch, anderen ein demokratisches Recht auf ihren eigenen Geschmack zu verweigern, was uns mit zwei der größten maßgeblichen Konzepte unserer Zivilisation in Konflikt bringt: Geld und Freiheit. (S. 259 – 260)
Greg Johnson hat argumentiert, daß wir ein Heimatland in gleicher Weise brauchen, wie wir ein eigenes Zimmer brauchen, einen Raum, wo wir uns wahrhaft entspannen können und in dem wir die besten Chancen auf volle Selbstverwirklichung haben. Die Logik, ein Zuhause zu haben, gilt in gleichem Maß dafür, ein Heimatland zu haben. Während immer mehr Menschen sich zu Nationalisten erklären, tun zahllose andere so, als wäre es nicht bloß unnötig, eine eigene Nation zu haben, sondern auch unmoralisch. Allermindestens glauben viele, daß die Nation überholt und irrelevant ist. Diese Leute glauben, daß Nationen sinnlose Quellen der Spaltung seien, bloßer Ballast in einer globalisierten Wirtschaft und sowieso ziemlich willkürlich. Besser frei sein und seine nationale Identität ablegen, wie eine Schlange ihre alte Haut zurückläßt. Besser heimatlos sein. Ein Weltbürger.
Aber seine Nation abzulegen, macht einen nicht freier, weil unsere Entscheidungen nicht von dem Raum um uns getrennt sind. Sich für das Mieten zu entscheiden, statt sein eigenes Zuhause zu besitzen, gibt dem Vermieter die Macht, das Gebäude so zu gestalten, wie es für seine Bedürfnisse paßt, nicht für eure. Mieter haben nicht die Freiheit, eine Wand hinzuzufügen oder zu entfernen, ein Dachfenster für mehr natürliches Licht einzubauen oder Musik zu spielen, wann immer es zu ihrem persönlichen Zeitplan paßt.
Wenn man das bedenkt, warum sollte irgendjemand annehmen, daß sie etwas so Einzigartiges wie die Redefreiheit in einer Nation behalten könnten, in der sie bloß Mieter sind?
Haruki Murakamis Meisterwerk The Wind-Up Bird Chronicle beschrieb einen Charakter, einen zum Schamanen gewordenen alten Kriegsveteran, der die Zukunft des Protagonisten vorhersagte. In dessen Haus, an der Stelle, die traditionell für einen Shinto-Schrein reserviert ist, plärrte ständig ein Fernsehgerät. Dies ist, fürchte ich, die Zukunft der Architektur, der Heime. Nicht japanisch, nicht europäisch, sondern für alle und für niemanden. Die hohlen Heime. Immerhin ist Shinto einzigartig, typisch für ein Volk, während das Fernsehen universal ist. Wenn die Menschen ortsfest blieben, dann könnte der Marlt vielleicht unterschiedliche Bedürfnisse bedienen. Aber in einer beweglichen, multikulturellen Welt ist die einzige wirtschaftlich rentable Architektur die universale. Und das Universale kann nie ein Zuhause sein. Das Universale ist nicht privat. Das Universale ist nicht heimisch. Das Universale ist nicht gemütlich.
Das Universale ist nicht das Eigene.
Falls dies so klingt, als würde ich zwei nicht miteinander zusammenhängende Themen vermischen – Architektur und Nationalismus -, dann bedenkt das Argument von de Bottons Immobilienmanager und die notwendige moralische Trennung zwischen dem Haus und der Nachbarschaft selbst. Immerhin wäre die Hinderung des Nachbarn daran, mit seinem Haus zu tun, was immer ihm gefällt, ein Eingriff in seine Freiheit und sein Recht auf seinen eigenen Geschmack. Und doch wird die Hauptbestimmungsgröße für den Wert eines Hauses durch „comps“ bestimmt – vergleichende lokale Auflistungen von Häusern in derselben Gegend von ähnlichem Alter und ähnlicher Größe. Dies liegt teilweise daran, daß der Hauptgrund, aus dem Leute in die Häuser einziehen, die sie sich aussuchen, nicht das Haus selbst ist, sondern die Gemeinschaft. In anderen Worten, die Nachbarschaft ist eine Eigenschaft des Gebäudes. Anders ausgedrückt: Frank Lloyd Wrights Philosophie, das Haus in die örtliche, natürliche Umgebung zu integrieren, ist nicht so sehr ein präskriptives Prinzip, sondern ein deskriptives. Die Umgebung ist ein Teil des Hauses, ob wir sie nun so entworfen haben oder nicht.
Genauso wie unsere Umgebung ein Teil von uns ist, ob wir es wissen oder nicht.
Die Architektur ist eine der ältesten Kunstformen – vielleicht hinter Musik, Kochen und Tanz. Sie ist ein immens mächtiges Mittel für die Selbstentfaltung und auch für die Selbstschöpfung. Wolkenkratzer helfen uns dabei, hocheffiziente Organisationen zu betreiben und sogar ein dichtbevölkertes Stadtzentrum organisiert zu halten. Kathedralen inspirieren uns zu Gedanken an das Erhabene und das Transzendente. Und sogar die subtilen Umweltreize des örtlichen Lebensmittelgeschäfts, die hauptsächlich dafür entworfen wurden, ihnen beim Geldverdienen zu helfen, helfen uns auch dabei, das, was wir suchen, schneller zu finden, und das Einkaufserlebnis angenehmer zu machen. Aber die immense Macht der Architektur ist nicht von Natur aus eine Kraft für das Gute. Hässliche, brutalistische Gebäude und gedankenlose, schlampige Architektur können uns in gegenteiliger Weise beeinflussen wie eine malerische Kapelle oder ein intelligent entworfenes Bürogebäude. Schlimmer noch, sie können in böswilliger Weise benutzt werden. Crawford beschrieb die Art, wie Casinos uns dazu verleiten können, uns bis zum Tod zu verausgaben, und die offene, exotische Architektur von Las Vegas ist sicher mit der Verwirklichung dieses Ziels verbunden.
Letztendlich ist es besser, zu Hause zu sein. Ein Zuhause gibt einem die beste Chance, ein gutes Leben zu führen. Ein Heim ermöglicht einem, man selbst zu sein. Aber man kann nie wirklich an einem Ort zu Hause sein, der einem nicht gehört.
Das Beste, das man erreichen kann, ist Nostalgie.
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Siehe auch Was ist falsch an der Vielfalt? von Greg Johnson, No Place Like Home von Michael Polignano sowie Der Triumph der Schönheit von Kevin Alfred Strom und das Video „Nordische Seele und meine DNA!“ von „Orwellzeit“ Philip Schröder:
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Neue Kommentarpolitik auf „Morgenwacht“: Wie bereits hier unter Punkt 1 angekündigt, am Schluß dieses Kommentars wiederholt als Absicht geäußert und in diesem Kommentar endgültig festgelegt, werden neue Kommentatoren nicht mehr zugelassen und sind die Kommentarspalten nur noch für die bereits bekannte Kommentatorenrunde offen
Lucifex
/ November 8, 2018Interessante Ergänzungen zu den obigen Ausführungen von Buck Daniels findet man in den beiden Bild/Text-Bänden „Views“ und „Magnetic Storm“ des vor allem für seine Plattencover bekannten britischen Künstlers Roger Dean. In „Views“ steht ab Seite 133 dies (Übersetzung von mir):
Die sphärischen Räume, die Dean auf Basis dieser Überlegungen entwarf, und seine Vorschläge wie z. B. Eingangstüren unterhalb des Bodenniveaus von Schlafräume (wegen des psychologischen Überlegenheitsgefühls gegenüber Eintretenden) werfen natürlich eigene praktische Probleme auf, aber seine Erkenntnisse hinsichtlich der psychologischen Anforderungen an eine für die Bewohner gute Wohnarchitektur halte ich für bedenkenswert.
Im Nachfolgeband „Magnetic Storm“, der auch Werke seines Bruders Martyn Dean enthält sowie Gemeinschaftsprojekte der beiden Brüder vorstellt, ist ab Seite 129 auch wieder ein Abschnitt über Wohnarchitektur enthalten, den ich nachfolgend in meiner Übersetzung wiedergebe:
Wie gesagt, haben derartige sphärischen Räume (wie auch die Hobbit-Behausungen in „Der Herr der Ringe“) bei aller behaglichen Höhlenatmosphäre ihre eigenen praktischen Probleme und erfordern zum Beispiel entweder eine darauf abgestimmt gefertigte (oder zumindest für bestimmte Wandkrümmungen geformte) Möblierung, die man nicht so einfach wie in Räumen mit geraden Wänden woanders hinstellen kann, oder bei der Herstellung des Gebäudes mit angelegte Staubereichsnischen oder Absätze in den Wänden, die dann bei einer Änderung der Raumnutzung nicht mehr passen. Blasenhäuser nach diesem Konzept wären ohne ergänzende praktische Ideen zur Umgehung der Nachteile entweder Luxusprodukte oder etwas für sehr einfache Lebensverhältnisse, wo man gar nicht so viel Möblierung hat oder braucht.
Diese beiden Buchauszüge wollte ich schon länger einmal an geeigneter Stelle bringen, und Buck Daniels‘ Essay war jetzt der passende Platz dafür.
zippelmütz
/ November 20, 2018Ah, schade, daß Roger Dean da kein Buch draus gemacht hat bzw. das nicht weiterverfolgt hat. „Eine freie Sicht vom Bett aus zur Eingangstür“ ist aber schonmal ein Kriterium, das auch mir als Kind wichtig war und das ich an den Betten der mir bekannten Kinder auch nachvollziehen kann. Sphärische Räume sind mir eher so „na ja“, weil sie halt schon extrem unpraktisch sind, um all den Kram unterzubringen, den man so hat. Kleider zusammenlegen und nicht aufhängen im Schlafzimmer wäre vielleicht noch ein Nebenaspekt, den man mit wenig Aufwand beachten könnte.
Lucifex
/ November 20, 2018Hier ist ein Prototyp-Haus der Gebrüder Dean, das 1981 bei der International Ideal Home Exhibition in Birmingham ausgestellt wurde:
Und so sollte es im Inneren aussehen:
zippelmütz
/ November 20, 2018Schon irgendwie mutig. Aber fürs praktische Leben doch zu sehr gebärmutterartig. Als erwachsener Mensch lernt man rechte Winkel doch oft zu schätzen, auch wenn man sie nicht überall haben will.