Caribbean Project 11: Erforschung der niederländischen Karibik

St. Eustatius: Blick auf die Sklavenstraße vom Hafen hinauf zum Dorf über dem Hafen und der Bar.

St. Eustatius: Blick auf die Sklavenstraße vom Hafen hinauf zum Dorf über dem Hafen und der Bar.

Von Hunter Wallace, übersetzt von Deep Roots. Das Original Caribbean Project: Exploring The Dutch Caribbean erschien am 29. August 2012 im Rahmen von Hunter Wallaces Artikelserie „Caribbean Project“ auf Occidental Dissent.

Zuletzt hier aus dieser Reihe erschienen: Caribbean Project 10: Juden, Sklaverei und die niederländische Karibik

St. Eustatius:

Ich habe die Recherchen über die niederländische Karibik fortgesetzt und ein paar weitere interessante Dinge gelernt:

1) Es waren die Niederländer, die 1619 die ersten schwarzen Sklaven nach Jamestown brachten. Ich wusste das bereits, aber ich frage mich dabei, wer denn diese „niederländischen“ Sklavenhändler waren, die die Sklaverei in Virginia einführten.

2) Im Jahr 1667 traten die Niederländer Neu-Amsterdam (nun als New York bekannt) im Vertrag von Breda an die Briten ab, um Surinam im nördlichen Südamerika zu behalten. Ich wußte das nicht, aber es ergibt Sinn im Lichte dessen, daß die karibischen Kolonien, nicht die nordamerikanischen Kolonien, früher das Epizentrum des europäischen Kolonialismus in der Neuen Welt waren.

Am Ende des Siebenjährigen Krieges traten die Franzosen Kanada an die Briten ab, um Guadeloupe und Martinique zu behalten. Während der Amerikanischen Revolution überließen die Briten Philadelphia den Patrioten, um in das von den Franzosen gehaltene St. Lucia einzumarschieren.

3) Curaçao, Aruba und Bonaire – die drei niederländischen Inseln in der Südkaribik vor der Küste Venezuelas – haben ein arides Klima und waren nie auf Rasse beruhende Plantagengesellschaften nach dem Schema von Barbados oder Saint-Domingue.

Von diesen war das jüdisch dominierte Curaçao der größte Umschlaghafen für den Sklavenhandel des 17. Jahrhunderts in der Karibik, und die Sklaven, die auf der Insel arbeiteten, bauten großteils Nahrung für den Strom afrikanischer Sklaven an, der sich auf dem Weg zu Auslandsmärkten in Spanisch-Amerika und in Französisch- und Britisch-Westindien durch Curaçao ergoß.

Aruba und Bonaire waren abhängige Gebiete von Curaçao – auf dem ersteren ernteten ein paar Sklaven Färberholz und arbeiteten auf einer gescheiterten Maisplantage, und auf dem letzteren bauten Sklaven Salz für den Export auf andere karibische Inseln ab, aber es waren beides marginale Inseln in der weiteren karibischen Plantagenwelt.

4) Das jüdisch dominierte Surinam im nördlichen Südamerika war eine vollentwickelte, auf Rasse beruhende Plantagengesellschaft nach dem Schema von Saint Domingue. Es hatte auch den Ruf, eine der brutalsten Sklavengesellschaften in der Neuen Welt zu sein.

5) Auf den nördlichen Inseln über dem Winde [Leeward Islands] besetzten die Niederländer gemeinsam mit den Franzosen St. Martin, und sie kontrollierten auch St. Eustatius und die kleine Insel Saba.

Es scheint ein paar Zuckerplantagen auf Saba gegeben zu haben, die Sklaven einsetzten. Auf St. Martin gab es ebenfalls Zuckerplantagen. Keine dieser Inseln war aber groß genug, um in der regionalen Zuckerindustrie eine größere Rolle zu spielen.

6) St. Eustatius war das Curaçao der Inseln über dem Winde: ein großer regionaler Sklavenumschlagplatz, der illegal die Bedürfnisse der Zuckerplantagen in Britisch- und Französisch-Westindien bediente.

Laut Andrew Jackson O’Shaughnessys An Empire Divided: The American Revolution and the British Caribbean scheinen hier auch eine Menge sephardischer Juden aktiv gewesen zu sein, die als Händler arbeiteten und St. Eustatius als Stützpunkt für die Teilnahme am Sklavenhandel benutzten.

Während der Amerikanischen Revolution verkauften die Juden auf St. Eustatius eine Menge Waffen an die Yankees, und die Insel wurde 1781 von den Briten unter Admiral Sir George Brydges Rodney besetzt, der zu einem Helden wurde, nachdem er die französische Flotte 1782 in der Schlacht bei den Iles Saintes besiegte, die Jamaika rettete.

Rodney ist wegen seiner Handlungen auf St. Eustatius des „Antisemitismus“ beschuldigt worden und wurde bis zum Ende seines Lebens von jüdischen Gerichtsverfahren verfolgt:

Die britische Regierung war erzürnt über dieses „Nest von Spionen und Schurken, die den Handel mit den Franzosen und Amerikanern fortsetzten – nicht eigentlich eine Kolonie [sondern ein] … Nest von Gesetzlosen, oder bestenfalls Abenteurern aus jedem Staat … [die] Proviant, Kleidung und alle nautischen und Kriegsgüter … an die Rebellen und Feinde Großbritanniens [verkauften].“ Die Briten glaubten, daß die Franzosen und Amerikaner „den Krieg in diesem Viertel der Welt“ nur fortsetzen konnten wegen „des Nachschubs, den sie von St. Eustatius erhalten hatten.“ …

Die Eroberung von St. Eustatius war „ein Tag der Trostlosigkeit für die Gemeinde als Ganzes & insbesondere für die Juden.“ Die Juden teilten mit den anderen den „Verlust ihrer Handelsware, ihrer Wechsel, ihrer Häuser, Kleidung [und] Proviant“, aber sie allein erlitten die Trennung von Familien und die Verbannung ihrer Männer, denen man nicht einmal das Ziel ihres Exils mitteilte. Sie „baten, flehten [und] protestierten gegen ein so hartes Urteil, aber vergeblich.“ Sie durften im Gegensatz zu den Amerikanern, Niederländern und Franzosen ihre persönliche Habe nicht behalten. Diejenigen, bei denen man herausfand, daß sie kleine Geldbeträge zurückbehielten, wurden zur Bestrafung abgesondert. Die 101 erwachsenen männlichen Juden wurden unter Bewachung versammelt, und es wurde ihnen das Futter ihrer Taschen aufgerissen und ihre „Kleidung auf der Suche nach verborgenem Geld in Stücke gerissen“, bevor dreißig von ihnen „eilig von der Insel geschafft wurden, ohne alles, um die kalte Wohltätigkeit von Antigua und St. Kitts zu erbitten.“ Der Rest wurde drei Tage lang im Haus der Stadtwaage eingesperrt; sie wurden gerade rechtzeitig freigelassen, um die Versteigerung ihres Besitzes mitzuerleben.

Die Juden auf St. Eustatius wurden von Admiral Rodney im Jahr 1781 dezimiert, gerade als der Sklavenhandel in Britisch- und Französisch-Westindien davor stand, seinen historischen Höhepunkt zu erreichen.

7) 1783 schafften die Niederländer die Sklaverei in ihren karibischen und südamerikanischen Kolonien endlich ab.

Nächster Teil:

Caribbean Project 12: Der jüdische Exodus nach Barbados

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