Von Jonathan Pyle, übersetzt von Deep Roots
Das Original Star Trek and the Multi-Racial Future erschien am 30. Mai 2009 im Occidental Observer
Der neue “Star Trek”-Film, der unter der Regie von J.J. Abrams entstand, wirft interessante Fragen über die Zukunft des Multikulturalismus auf. Der Film übermittelt zwei starke Botschaften:
1) Diversität ist normal:
Wie in der ursprünglichen Fernsehserie sind die Charaktere eine Menagerie unterschiedlicher Rassen und Kulturen: Kirk, ein weißer Mann aus dem ländlichen Iowa; Scotty, ein Schotte mit starkem schottischen Akzent; Chekov, ein Russe mit starkem russischen Akzent; Sulu, ein Asiate; Uhura, eine Afroamerikanerin, und Spock, ein superschlauer grünblütiger Vulkanier. Die Macher von Star Trek nehmen an, daß die Menschen im Jahr 2248 (239 Jahre in der Zukunft) immer noch ausgeprägte rassische, kulturelle und linguistische Merkmale aufweisen werden. Nichtweiße werden als nicht weniger kompetent dargestellt als Weiße und als nicht weniger wahrscheinlich in Autoritätspositionen, und verschiedenartiges Personal auf Raumschiffen als höchst funktionell.
2) Interrassische Beziehungen sind normal:
All die sexuellen / romantischen Beziehungen, die im Film dargestellt warden, sind interrassisch außer einer (Kirks Vater und Mutter). Kirk fühlt sich anscheinend nur zu Nichtweißen und Nichtmenschen sexuell hingezogen. Interrassische Beziehungen werden nicht nur als alltäglich dargestellt, sondern auch als fraglos richtig. Spock, der einen vulkanischen Vater und eine menschliche Mutter hat, reagiert auf nichts emotionell außer auf Kritik an seiner gemischten Abstammung. In einem rührenden Moment des Films lehrt Spocks Vater ihn, daß die Partnerwahl mehr auf “Liebe” beruhen sollte als auf “Logik” – oder genetischer Ähnlichkeit, können wir annehmen. Spock selber hat in dem Film eine schwarze romantische Partnerin.
Die multirassische Welt von Star Trek
Ich frage mich, wie viele Zuschauer die Unvereinbarkeit dieser zwei Botschaften wahrnehmen. Die fiktive Welt von Star Trek spielt zehn Generationen in der Zukunft. Es ist eine Welt, in der die Technologie geographische Barrieren eliminiert hat, in der Menschen in gut funktionierenden, verschiedenartigen Umgebungen leben und arbeiten, in der interrassische Beziehungen normal sind und in der jegliche gesellschaftlichen Kontrollen gegen Exogamie als moralisch falsch betrachtet werden. In solch einer Welt hätten die Rassen und Kulturen reichlich Zeit gehabt, sich zu vermischen.
Die Macher von Star Trek suggerieren im wesentlichen, daß die Rassen und Kulturen der heutigen Welt nicht nur die Diversität feiern sollten, sondern auch in sehr hohem Ausmaß Exogamie praktizieren sollten – zumindest vermutlich in dem Ausmaß, in dem Gruppen von Weißen Exogamie mit anderen weißen Gruppen in den Vereinigten Staaten betrieben haben.
Bei der Betrachtung dieser Suggestion stelle man sich vor, ein kolonialer amerikanischer Stückeschreiber hätte im Jahr 1770 (239 Jahre in der Vergangenheit) vorausgesagt, daß die Nachkommen der verschiedenen Gruppen schwedischer, deutscher und englischer Weißer, die damals in Amerika lebten, im Jahr 2009 immer noch drei separate Gruppen mit erhaltenen genetischen und linguistischen Merkmalen verkörpern würden. Mit dem Vorteil der nachträglichen Einsicht würden wir diesen Stückeschreiber für einen Narren halten.
Was sollten wir also von Alex Kurtzman und Roberto Orci halten, den Autoren des neuen Star-Trek-Films, und von J.J. Abrams, dem Regisseur?
Ist es nicht offensichtlich, daß man langfristig nur Diversität oder ungezügelte Exogamie haben kann, aber nicht beides? Wenn man genetische und kulturelle Verschiedenheit will, wird man gesellschaftliche Kontrollen gegen Exogamie tolerieren müssen, und die Einstellung “gute Zäune machen gute Nachbarn” hinsichtlich kultureller Interaktion. Wenn man alle Barrieren gegenüber der Exogamie entfernen will, sollte man andererseits eine genetisch vermischte Gesellschaft von Menschen erwarten, die ihre historischen Wurzeln ohne ausführliche genealogische Recherchen nicht kennen.
Ich denke jetzt, daß das offensichtlich ist, aber es war für mich vor nur ein paar Jahren nicht offensichtlich, bevor ich began, Publikationen wie The Occidental Observer zu lesen. Ich erinnere mich, daß ich eine Befragung eines Irakers hörte, der von US-Truppen während des Irakkriegs gefangengenommen worden war. Er sagte (von mir frei formuliert): „Ich habe eine Botschaft an das amerikanische Volk: Die Iraker interagieren gerne mit Amerikanern in diplomatischem Umfeld, im Handel, bei akademischen und wissenschaftlichen Konferenzen und dergleichen. Aber ich möchte eines klarstellen: Ihr könnt niemals unsere Frauen haben!“
Zu der Zeit dachte ich, daß er vielleicht scherzen würde, oder falls nicht, daß er dann wahrscheinlich ein intoleranter religiöser Fundamentalist wäre, der die Vorteile der Diversität nicht kennengelernt hatte und daher Amerika hasste und sich an rückständige Ansichten bezüglich Frauen klammerte. Wenn „seine“ Frauen nach Amerika ziehen und Amerikaner heiraten wollten, dachte ich, sollte man sie nach ihrem Glück streben lassen.
Jetzt jedoch denke ich, daß die Einstellung dieses Mannes (oder die geschlechtsneutrale Essenz davon) vielleicht die einzige Hoffnung sein könnte, die die Erde hat, um die Verschiedenartigkeit ins dreiundzwanzigste Jahrhundert hinein zu bewahren. Es ist eine reservierte Position, gewiß, aber keine “hasserfüllte”. Sie läßt interkulturelle Freundschaften zu, nur eben keine Rassenmischung. Und während diese Einstellung nicht so “positiv” und konfliktfrei erscheinen mag wie die barrierefreie Haltung, wie sie im Star-Trek-Film veranschaulicht wird, ist es nicht besser, kurzfristig verletzte Gefühle zu riskieren im Austausch für den Schutz gegen kulturellen Verlust auf lange Sicht?
Natürlich würde jeder Versuch, soziale Kontrollen gegen Exogamie wieder zu legitimieren, Jahrzehnte der Bemühungen zur Pathologisierung dieser Kontrollen untergraben, besonders jener, die von Weißen praktiziert wurden. Vielleicht ist es interessant, daß die Ethnien der Schöpfer des Films — Abrams und Kurtzman sind Juden, während Orci ein Latino ist — Volksgruppen sind, die vom integrationistischen Zeitgeist relativ isoliert sind. Es gibt zum Beispiel keine breite Kritik an Rahm Emmanuels Entscheidung, sich während des Krieges am Persischen Golf auf einer Basis der israelischen Streitkräfte als Freiwilliger zu melden, oder an Sonia Sotomayors Entscheidung, La Raza beizutreten. Währenddessen wird Louis Farrakhan als gefährlich betrachtet, alle Formen expliziten weißen Kolletivismus’ werden als böse betrachtet, und Barack Obamas gemischte Abstammung wird gefeiert.
Falls die beiden Botschaften des Star-Trek-Films die amerikanische Kultur über die nächsten zehn Generationen dominieren, dann werden wohl die einzigen unterscheidbaren Gruppen, die dann noch übrig sind, jene sein, welche die Kultur kontrollieren können, um sich von der universalen moralischen Norm der Rassenmischung auszunehmen und unter ihren eigenen Gruppenmitgliedern weiterhin soziale Kontrollen gegen Exogamie beizubehalten. Natürlich werden Weiße, da sie als die historisch “dominante” Gruppe betrachtet werden, gegen die andere Gruppen sich definieren, am wenigsten in der Lage sein, solche Ausnahmeregelungen zu erhalten, und daher am wenigsten wahrscheinlich noch da sein, um das Raumschiff Enterprise zu kommandieren.
Jonathan Pyle (email) ist ein Anwalt in Philadelphia.
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Neue Kommentarpolitik auf „Morgenwacht“: Wie bereits hier unter Punkt 1 angekündigt, am Schluß dieses Kommentars wiederholt als Absicht geäußert und in diesem Kommentar endgültig festgelegt, werden neue Kommentatoren nicht mehr zugelassen und sind die Kommentarspalten nur noch für die bereits bekannte Kommentatorenrunde offen.
Deep Roots
/ Oktober 13, 2016Um die Zeit, wo ich den obigen Artikel für „As der Schwerter“ übersetzt hatte, habe ich nach langer Zeit wieder einmal den SF-Roman „Nach all den Jahrmilliarden“ (Across a Billion Years, 1969, deutsch 1982) des jüdischen Autors Robert Silverberg gelesen, der mir seinerzeit recht gut gefallen hat. Rein als SF-Geschichte gefällt er mir immer noch, aber aus meiner heutigen Sicht fallen mir doch etliche Dinge negativ auf, und da sie zu dem passen, was Jonathan Pyle im obigen Artikel schreibt, ist hier der passende Ort, um darüber zu berichten (Warnung: Dies wird ein sehr l a n g e r Kommentar [alte AdS-Hasen werden wissen, daß es eine angepaßte Neuauflage meines damaligen Einleitungskommentars im AdS-Originalstrang ist]).
Der Roman spielt im Jahr 2375, und der Ich-Erzähler ist ein junger Archäologe namens Tom Rice, der an einer Raumexpedition zum Planeten Higby V teilnimmt, wo die Überbleibsel einer Superzivilisation (der sogenannten „Erhabenen”) erforscht werden sollen, die vor etwa einer Milliarde Jahre die Galaxis beherrschte.
Tom Rice erzählt die Geschichte in Form von „Hörbriefen” die er für seine Schwester aufnimmt, und gleich am Anfang äußert er sich über das archäologische Team, mit dem er unterwegs ist:
Hier holt Silverberg seine Leser „dort ab, wo sie stehen”, in dem er seinen Protagonisten dieselben Vorbehalte gegen „Affirmative Action” äußern läßt, die diese wohl auch hegen (wohlgemerkt, der Roman wurde 1969 verfaßt!). Tom Rice motzt zunächst über die Androidin Kelly Wachmann, einen im Bottich gezüchteten Kunstmenschen, von der er unter anderem sagt:
Die nichtmenschlichen Teammitglieder kommen bei ihm teilweise besser weg; zwei davon seien hier beispielhaft genannt:
– Mirrik von Dinamon IX, der in Gestalt und Größe einem Nashorn ähnelt, nur daß er außer den vier Beinen auch zwei Arme hat sowie Stoßzähne im Unterkiefer und eine blaue Haut;
– Dr. Horkkk vom Planeten Thhh, einer der drei Chefs, der einem Menschen nur bis zur Hüfte reicht, vier Arme, vier Beine, drei Augen und zwei Münder hat (einen zum Essen, einen zum Sprechen).
Über eine menschliche Frau im Team sagt unser Held zunächst:
Zu Professor Leroy Chang merkt er an:
Antidiskriminierungs- und Diversitykram samt Kritik an den menschlichen (lies: westlichen) Gesellschaftsnormen kommt über den ganzen Roman hinweg verteilt vor; als Beispiel dafür zitiere ich hier ein „kompliziertes moralisches Problem“ das sich ergibt, nachdem die Expedition auf Higby V gelandet ist und ihre Unterkünfte aufgestellt hat:
Erst nachdem die menschlichen Teammitglieder das Problem Dr. Horkkk vortragen, worauf dieser vor Erheiterung seine Arme verknotet und erklärt, daß sich keiner der Nichtmenschen beleidigt fühlen werde, wenn die jungen Damen ihnen gegenüber nicht die angemessene Zurückhaltung zukommen ließen, sehen sie sich von ihren Gewissensnöten entbunden. Tom Rice:
Muß ich noch dazusagen, daß auch das Behindertenthema eine wiederkehrende Rolle hat in Gestalt von Toms Schwester, die zwar Telepathin ist, aber aufgrund eines auch im vierundzwanzigsten Jahrhundert nicht heilbaren Rückenmarkleidens nicht gehen kann und daher ihr ganzes Leben im Bett verbringen muß, ohne Aussicht auf ein normales Leben, Romanzen und dergleichen, was unseren Helden in ständige Gewissensnöte und Mitleidsanwandlungen und Scham wegen des Mitleids stürzt?
Nun überrascht es uns auch nicht mehr, daß unser Tom nach und nach zu der Ansicht kommt, daß seine außerirdischen Teamkameraden entgegen seiner ursprünglichen Vorbehalte doch ganz in Ordnung sind, und als er der blonden Jan Mortenson näherkommt, entdeckt er an ihr Dinge, die er seiner Schwester wie folgt schildert:
Jan hat dunkle Augen, statt der blauen, die dem blonden Haar entsprächen, weiters sechs Zehen an jedem Fuß sowie vierzig Zähne. Ihre inneren Organe sind auch ein wenig verschieden; so hat sie zum Beispiel keinen Dickdarm. Dafür besitzt sie das brolagonianische Muttermal, das genetisch dominant ist und bei allen Brolagonianern auftritt, auch bei Mischlingen; eine Art geometrisches Muster, das auf den Welten der Brolagonianer so gut wie ein brolagonianischer Paß ist. Tom zeigt sie es aber nicht, weil es sich „an einer peinlichen Stelle“ befindet.
Dieser schließt seinen Bericht mit den Worten:
Als sich die Notwendigkeit ergibt, Daten über eine wichtige Entdeckung zu einem Forschungszentrum auf dem Erdmond zu übertragen (per Telepathie, welche die einzige Art interstellarer Kommunikation darstellt), macht Tom Bekanntschaft mit einem der auf Higby V stationierten Telepathen, einem Israeli namens Nachman Ben-Dov, den er wir folgt beschreibt:
Tom Rice fragt ihn, ob er die telepathischen Übertragungen so einrichten könnte, daß sie über seine Schwester als Relais laufen, und ihr dabei eine Privatbotschaft von ihm ausrichten möchte (was natürlich höchst illegal wäre) – ein Ansinnen, das Ben-Dov entrüstet zurückweist („So wie Nachman Ben-Dov mich ansah, hätte man glauben können, ich hätte gerade vorgeschlagen, Israel solle Ägypten, Syrien und den Irak an die Araber zurückgeben.“)
Da haben wir also eine galaktische Zivilisation, die von einer Stelle namens „Zentralgalaxis“ (wo immer das ist) aus regiert wird und der auch eine ganze Reihe nichtmenschlicher Spezies angehören. Die Menschen haben sich genetisch so vermischt, daß man vom Aussehen her nicht mehr sagen kann, von welchen Vorfahren jemand abstammt. Aber es gibt noch als solche erkennbare Israelis (auch wenn nicht mehr alle davon auch religiös Juden sind) und Araber, und eine jüdische Nation Israel, eigentlich ein Groß-Großisrael, das vom Niltal bis Mesopotamien reicht und Kolonien auf dem Mars hat…
Auf dem Weiterflug zum nächsten Forschungsziel lernt Tom die Androidin Kelly Wachmann näher kennen, die sich in der Bordbibliothek zu ihm setzt, um den Nachstellungen des notgeilen Leroy Chang zu entkommen. Natürlich wird bei dem sich daraus ergebenden Gespräch das Verhältnis zwischen Menschen und Androiden ausführlich durchgekaut, was Silverberg wieder jede Menge Gelegenheit gibt, Bezüge zu Minderheitenfragen der Vergangenheit einzubauen:
Hier fällt auf, daß zwar eine Reihe von Ethnien aufgezählt werden, die in der einen oder anderen Eigenschaft besser sind als die „normalen Leute“ (womit natürlich wir Weißen gemeint sind), aber nirgends eine Eigenschaft erwähnt wird, in der diese „normalen Leute“ besser sind als die anderen. Und natürlich sind es nur die „Normalen“, die Vorurteile haben und andere diskriminieren. Genauso steht bei Silverberg der Homo sapiens (die „Natürlichen“) stellvertretend für den europäischen Jetztzeitmenschen, also uns, denen er unsere angebliche Schlechtigkeit und Dummheit unter die Nase reiben will, wie man am weiteren Gesprächsverlauf sieht:
Schämt euch, bereut, tut Buße und übt euch in Demut gegenüber den von euch Diskriminierten – und wisset, daß ihr eurer Torheit und Schlechtigkeit dennoch niemals ganz entkommen werdet, ebenso wie den Vorwürfen wegen früherer Geschichten (Erbsünde, irgendwer?). Und paart euch bloß nicht mit euresgleichen – Diversity ist cool! Das ist Silverbergs zentrale Botschaft, die er dem überwiegend weißen Leser permanent um die Ohren haut, genauso wie es Hollywood in zunehmend deutlicher Weise schon seit etlichen Jahrzehnten tut. J. J. Abrams’ „Star Trek“ ist nur eines der neueren Elemente dieses Gehirnwäscheprogramms.